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Interview: AES DANA
Titel: Für Respekt und Ehre

1994 begannen in Paris zwei besessene Historien-Nostalgiker damit, an der musikalischen Relevanz dieser Horde zu werkeln.

Nach und nach gesellten sich weitere seelenverwandte Mistreiter dazu, was im Laufe der nachfolgenden Zeit zu einem raubauzigen Gemisch aus erdig rhythmisiertem Celtic Black Metal und stimmungsvollem Folklore-Beiwerk führte.

Zeitweise vergleichbar mit den musikalischen Ergüssen der irischen Folk Metal-Spielleute Cruachan oder Waylander, brauen auch Aes Dana ihr spritzig-wild melodisiertes Klang-Gebräu mit großer Leidenschaft für rauschhaft schöne Atmosphären.

Diverse Tonträger erblickten im Zuge dessen bisher das helle Licht der heidnischen Welt – wovon das hörenswerte 2005er Studioalbum „Formors“ eindeutig den bisherigen Höhepunkt im Schaffen der beherzten Franzosen markiert. Auf lyrischem Terrain huldigen diese Pariser Puristen den uralten barbarischen Zeiten, welche von strahlend ehrenvollem Kriegerstolz, aber oftmals auch dem täglichen Kampf ums nackte Überleben dominiert waren.

Der bemerkenswert armstarke Kampftrommler Juan, sonst auch bei seinen genial aufmusizierenden Landsmännern Nydvind an den Takt-Schlagstöcken, geht gerne für mich zum Thema Aes Dana in die Tiefe.

„Im vergangenen Oktober 2007 spielten wir auf einem tollen spanischen Festival, was so Einiges an entsprechenden Vorbereitungen und vor allem immens viel Zeit im Übungsraum für die ganze Band bedeutete. Lange konnten wir uns danach auch nicht ausruhen, denn wir wollten weiter emsig am aktuellen Kompositionsprozess für unsere nächste Scheibe feilen. Auch gegenwärtig sind wir daher ziemlich damit beschäftigt, und die Arbeiten an unserem kommenden dritten Album halten uns wirklich total auf Trab. Die Veröffentlichung wird in absehbarer Zeit auf einem deutschen Label erscheinen – bei welchem allerdings, das wird hier noch nicht verraten“, gibt der Kesselklopfer mir eingangs mit verschwörerischem Stimmfall preis.

Und wie der versiert taktende Trommelmann in diesem Kontext weiter erläutert, geht der vormalige französische Tonträgerverlag der Band, Adipocere Records beziehungsweise dessen kleineres Sub-Label Oaken Shield, gerade durch schwere geschäftliche Zeiten. Wir erfahren:

„Es wurden bis auf weiteres sämtliche ihrer geschäftlichen Aktivitäten gestoppt. Besonders für Adipocere ist es gerade verdammt hart, auch nur ansatzweise irgendwie effizient zu arbeiten. Meiner persönlichen Meinung nach bringen all die Download-Musikdateien aus dem Internet eben viel zu viele Labels an den Rand des Ruins.“

Auch für Aes Dana sieht die finanzielle Situation leider noch eher mau aus, so Juan anschließend:

„Leider können wir – wie so viele Gruppen aus diesem Bereich – noch lange nicht von unserer Musik leben und müssen uns daher allesamt mit regulären Arbeitsstellen so gut es geht über Wasser halten – ich beispielsweise bin als Juwelier tätig.“ Dafür gestalten sich die schöpferischen Arbeiten am erwähnten kommenden Vollwerk wirklich hervorragend. „Die neuen Stücke sind viel abwechslungsreicher an spieltechnischen Details und auch an Arrangements geworden. Die Kompositionen bewegen sich zwar in unserer gewohnten stilistischen Ausrichtung, doch wir haben ungleich mehr Emotion und Kraft darin zum Tragen kommen lassen. Mehr möchte ich hier aber nun wirklich darüber nicht sagen, denn die Leute sollen sich überraschen lassen“, entfährt es dem französischen Geheimniskrämer dazu.

Apropos, die hauptsächlich antreibende Kraft im kreativen Herzen von Aes Dana ist noch immer die lodernde Leidenschaft für alte Kulturen, so Juan.

„Ja, wir lieben die alte keltische Kultur über alles, sie hat auch heute noch viel anmutige Schönheit und unermessliche Weisheit zu bieten. Aber wir favorisieren eben auch extreme Musik – das sind unsere Passionen, und danach klingt beziehungsweise lebt auch unsere Musik.”

Letztere bezieht ihren hohen Wirkungsgrad an mitreißend zupackender Authentizität nicht zuletzt aus der brüderlichen Verbundenheit der Beteiligten, wie dem Schlagzeuger noch zu entlocken ist. Er gibt Einblick:

„Bei uns herrscht schon seit jeher eine sehr harmonische und förderlich stimmige Bandchemie. Das war eigentlich auch noch nie anders, wenn ich so zurückdenke. Leider konnten nicht alle ehemaligen Mitmusiker dauerhaft bei uns mitmachen, aufgrund diverser widriger Umstände, doch mit niemandem sind wir im Streit auseinander gegangen. Die meisten Besetzungswechsel mussten ohnehin in der traditionell-musikalischen Sektion vollzogen werden. Seit einem Jahr haben wir jedoch glücklicher Weise ein sehr stabil anmutendes Line-Up – und ich kann nur hoffen, dass das auch künftig so bestehen bleibt.“

Nun, dafür stehen die Chancen doch recht gut. Denn, wie der fitte Fellschläger weiter berichtet, fielen die musikmedialen Kritiken für die bisherigen Platten von Aes Dana rundum gut aus.

Er frohlockt merklich verzückt:

„Brillante Bewertungen waren zu unserem Glück in der absoluten Überzahl – und das auch noch aus allen erdenklichen Ecken dieser Erde. Von Alaska bis Australien und aus ganz Lateinamerika bekamen wir dahingehend überaus frohe Kunde, aber hauptsächlich aus Europa. Da existieren nach wie vor die meisten Pagan-, Viking und auch Folk Metal-Anhänger. Genau also diese erfreulich guten Rezensionen und positiven Fan-Reaktionen motivieren uns letztlich immer wieder sehr. Und wir konnten all das doch immens bestärkende Lob der Leute in unseren dunkelsten Momenten auch stets bestens gebrauchen. Auch bei Aes Dana läuft nämlich selbstverständlich nicht immer alles so glatt, wie wir es gerne hätten – aber es kommt eben doch letztlich nur darauf an, was man daraus macht.“

Gut gebrauchen konnten diese Celtic Black Metal-Spezialisten bisher aber auch ihre jederzeit mit scharfen Sinnen beobachteten Impressionen, welche laut Juan von Anbeginn der Band nach denselben Interessen ausgerichtet waren.

Im Folgenden expliziert der Drummer diesen Kontext:

„Es mag sich nicht sensationell oder gar weltbewegend anhören: Aber die Quelle unserer Inspirationen ist und bleibt die großartige Natur, vor allem aber die französische: Wald, Regen, Kälte, Berge, ach, eigentlich der gesamte Flora- und Fauna-Bereich an sich! Großartige Jahreszeiten-Stimmungen wie beispielsweise Herbst oder Winter üben ganz einfach eine magische Wirkung auf unsere Gemüter aus. Auch in dicken Archäologiebüchern schmökern wir allesamt gerne, da steht sehr viel Wissenswertes über die alten Zeiten drin. Und daher benötigen wir auch keine beschissenen pseudo-epischen Kommerz-Kinofilme als Anregung für unsere Lieder. Ich hasse diese verdammten erbärmlichen Filmchen aus ganzem Herzen, in denen Frauenherzen gezielt animierende Möchtegern-Helden idiotisch herumstelzen und mit lachhaften Plastikschwertern unauthentisch herumkaspern!“

Das sehen zwar Abermillionen von konsum- und spaßsüchtigen Trendmenschen anders, aber wer aus unserer Gilde will mit denen denn schon in einer Reihe stehen?

© Markus Eck, 06.01.2008

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