Interview: | BRAN BARR |
Titel: | Aus voller Liebe |
Die mitreißend urwüchsigen Riff-Attacken ihrer feierlich zelebrierten Celtic Pagan Folk Metal-Hymnen besitzen die Trampelstärke von fuchsteufelswild gewordenen Ackergäulen.
Und auch sonst zeigen sich die Pariser Bran Barr auf dem in Kürze erscheinenden zweiten Albumschlag „Sidh“ musikalisch von ihrer kraftvollsten Seite. Und solcherlei rhythmischen Übermächtigkeiten stehen darauf zudem höchst raffinierte Spieltechniken gegenüber, welche oftmals erquicklich filigran zueinander ins durchgehend homogene Schaffenskombinat gebracht werden.
Erzheidnisch bis ins tiefste Innerste ihrer lodernden Idealistenseelen, wissen die unbeirrbaren Franzosen um die immens hohe Relevanz der Authentizität in solcherlei Kunst. Demnach ertönen auch die fantastischen Folkloreklänge der Band ebenso altertümlich wie verspielt und damit animierend. Und hoch erhebende Chorbeigaben tun neben stimulierenden Klargesängen und furios-feuriger Vokalinbrunst wütender Natur ein Übriges, um die mystifizierende Bran Barr-Mischung zu einem höchst abenteuerlichen Hörerlebnis werden zu lassen.
Vom stolzen Treiben dieser Truppe als auch von „Sidh“ somit nachhaltig beeindruckt, zog ich mich mit Gitarrist Nesh Keltorn für ein angenehm erbauliches Zwiegespräch zurück.
„Wir machen das, weil wir es einfach lieben! Wir sind schließlich seit unserer Jugendzeit bis heute Metal-Fans. Metal ist unser Leben“, bringt der Saitenmann das Credo von Bran Barr auf den Punkt.
Die leidenschaftlichen französischen Historienverehrer stellen ihre aufwühlende Heidenkunst zudem unter das thematische Motto „Join the clan of Ultraigh” – was, so Nesh, ein Teil der von seiner Band erzählten Konzeptstory ist. Er berichtet:
„Das Ganze basiert auf der Novelle von Aed Morban. Vereinfacht gesagt: ’Ultraigh’ ist ein Land, in dem die ’Keltains’ leben. Sie kämpfen gegen die ’Formors’, von denen sie verraten worden sind. Unser Debütalbum „Les Chroniques De Naerg“ dehnt die Geschichte auf diverse Charaktere in diesem Krieg aus. Am allerbesten sollten unsere Hörer die Story jedoch einfach selbst in den jeweiligen Booklets nachlesen.“
Nochmals zu „Join the clan“: Sieht mein Gesprächspartner denn seine Horde gar als einen miteinander felsenfest verschworenen Klan? Der Griffbrettschrubber resümiert:
„Ja, in den Anfängen der Band waren wir das in gewisser Art und Weise. Aber mit der Zeit gingen Besetzungswechsel und der graue Alltag des Großstadtlebens in Paris leider auch bei uns einher, was uns mehr eine Gruppe von Freunden werden ließ. Freunde, welche die gemeinsame Zeit auf Partys, Hochzeiten und in diversen Kneipennächten miteinander verbrachten – neben all den Bandproben und Konzerten.“
In ihrer Heimat können Bran Barr laut Aussage von Nesh auf eine feste und treue Fan-Gemeinde blicken: „Wir existieren ja auch bereits seit mehr als zehn Jahren – die erste Bran Barr-Show spielten wir hier in Paris im April des Jahres 2000, und seither versammelten wir immer mehr Anhänger durch unsere weiteren Konzerte und mittels unserer Aktivitäten im Internet.“
Ihre große Naturverbundenheit und innigliche Liebe zum heidnischen Altertum leben die Beteiligten von Bran Barr auch neben der Musik an sich entsprechend aus, so der Gitarrist. „Weil einige aus der Band Mitglieder bei Re-enactment-Gruppen der Wikingerära sind, verbringen wir hin und wieder einige Wochenenden im Jahr damit, wie unsere Vorfahren im Wald in Zelten zu hausen. Sogar historischen Blockhütten werden im Zuge dessen erbaut. Wir lieben es nämlich mit ganzem Herzen, dem üblen Stress der stinkenden Großstadt zu entfliehen und eine entspannende Zeit auf dem Land zu verbringen.“
Unser diesbezüglicher weiterer Gesprächsverlauf brachte auch Erwägungen mit sich, was ein Großstadtbewohner wie Nesh auf geistigem Sektor noch so tut, um nicht zum dekadenten Urban-Mutanten zu werden. Der bekennende Liebhaber von belgischen Bieren und dem berühmten Guinness rät hierzu:
„Bleibt euch stets selbst treu – und vergesst niemals, dass wir alle Teil der Natur sind die uns umgibt!“
Wir unterhielten uns anschließend explizit über „Sidh“ beziehungsweise auch die speziellen Erwartungen, mit welchen die französische Vollblutband der Veröffentlichung der Scheibe entgegensieht. Und Nesh, merklich erfüllt von gigantischem Enthusiasmus, redet Klartext: „Wir hoffen, die Platte durchbohrt die Herzen der Hörer wie ein Speer und dass sie nicht ohne sie in die Schlacht ziehen werden.“
Das 2000 erschienene Debütalbum „Les Chroniques De Naerg“ beziehungsweise die CD war von der Band bekanntlich komplett in Eigenregie unters Volk gebracht worden – was erwartet den neugierigen Hörer nun also so viele Jahre später auf „Sidh“, Nesh?
„Sie werden primär einen gehörigen, einen großartigen Unterschied in der Soundqualität feststellen. Mehr noch, der hammergute Klang dieser Scheibe wird sie glatt wie ein Kampfpfeil in der Schlacht treffen! Davon abgesehen offenbart ’Sidh’ den natürlichen Werdegang unserer Entwicklung als Musikgruppe seit ’Les Chroniques De Naerg’. Man hört darauf den größten Teil unserer Einflüsse heraus, welche sich von traditionellem Schwermetall bis hin zu sehr hartem Stahl erstrecken.“
Er selbst hört sich privat noch immer sehr gerne „Hävitetty” von Moonsorrow an: „Diese Veröffentlichung bewegt mich noch immer sehr. Doch auch ’Storm’ von Fejd leihe ich äußerst gerne mein Ohr, auch wenn das kein purer Metal ist. Und auch ’Once Sent From The Golden Hall’ von Amon Amarth ist noch heute ein Album, welches ich liebe zu hören.”
Was Live-Pläne für 2010 anbelangt, so freuen sich Bran Barr laut Nesh schon jetzt riesig auf zwei feine deutsche Festivals: „Wir werden im kommenden Sommer auf dem Black Troll Festival auftreten und auf dem Hörnerfest zu sehen beziehungsweise zu hören sein. Definitive Pläne für eine richtige Tour stehen leider noch nicht fest.“ Was in diesem Falle aber noch nicht ist, kann ja gerne noch werden.
© Markus Eck, 15.11.2009
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