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Interview: CIRCLE II CIRCLE
Titel: Ertragreiche Basisnähe

Als der 1966 geborene Zachary ‚Zak’ Stevens im Jahr 2000 bei den Erfolgsgiganten Savatage ausstieg, wollte sich der US-Amerikaner bekanntlich fortan nur noch seiner Familie widmen.

Doch diesem Vorsatz stellte sich die innigliche Passion des Vokalisten für den Heavy Metal an sich im Weiteren massiv in den Weg: Kreativ alsbald verwirklicht mit Circle II Circle.

Die anfängliche Mithilfe seiner ehemaligen Savatage-Mitstreiter Jon Oliva und Chris Caffery kam Stevens zwar überaus gelegen, doch im Laufe der Zeit standen Circle II Circle mehr und mehr auf eigenen künstlerischen Füßen. Wie sehr, das beweisen Vokalist samt Band auch auf dem neuen und schon vierten Studioalbum „Delusions Of Grandeur”.

„Was den Kompositionsprozess zur aktuellen Scheiben anbelangt, der gestaltete sich wie immer bei uns. Also ganz so, wie es auch eben schon bei den Arbeiten für das vorige Album `Burden Of Truth` der Fall war. Für gewöhnlich kommt zuerst die Musik an sich dran, dann feilen wir an den Arrangements und ich addiere entsprechende Gesänge und Lyriken dazu. Das ist unsere musikalische Basis, mit der wir unsere Ansprüche bislang stets am besten verwirklichen konnten“, bringt es Zak eingangs auf den Punkt.

Wie der Kehlenmeister nachfolgend dazu erläutert, birgt das neue Langspielwerk jedoch diesmal einige bislang vernachlässigte Facetten in sich.

„Für `Delusions Of Grandeur` brachten wir für uns ungewohnte Elemente ein: Hohe Spielgeschwindigkeiten und eine gehörige Portion an Aggression nämlich. Diesen beiden Faktoren gingen wir als Band in der Vergangenheit von Circle II Circle in dem Maße noch nicht nach. Ebenfalls befinden auf der neuen Scheibe wieder einige signifikante pianoartige Bestandteile betont balladesker Natur, wir lieben das einfach. Kontrastiert werden diese von diversen dezenten Southern Rock-Anleihen, welche es derart auch noch nicht von uns zu hören gab.“

Und Letzteres könnte lauf Aussage von Stevens leicht daran liegen, dass die beteiligten Musiker von Circle II Circle allesamt aus den südlichen Regionen der USA kommen oder gegenwärtig ohnehin darin leben. Er lobt seine Mannschaft:

„Mit den Jungs lässt es sich wirklich fantastisch gut zusammenarbeiten. Die neue Platte kann als bisher beste Teamarbeit der Band angesehen werden, und das möchte ich sowohl in Bezug auf den gesamten Kompositionsprozess als auch die dazugehörige Studio-Kooperation beziehungsweise den abschließenden Mix verstanden wissen.“

Daher bevorzugt auch Zak primär ein solides Line-Up für seine Truppe, wie er eindeutig klarstellt.

„Das kriegt man nicht geschenkt, so eine Künstler-Gemeinschaft muss ständig gepflegt werden. Daher müssen seltsame Persönlichkeiten ihre eigenen Belange im Dienste des Band-Kollektives eben zurückstecken, auch wenn es dem Einzelnen noch so schwer fallen sollte. Kameradschaft eben, ohne Ego-Trips. So ist es meiner Auffassung nach noch immer das Allerschwierigste, für eine gut funktionierende Musikgruppe erstmal die harmonisch zueinander passenden Menschen zusammenzukriegen; da muss man schon wirklich perfekt miteinander auskommen, weswegen ja die meisten der zahllosen Bands letztlich irgendwann früher oder später an sich selbst scheitern.“

Er selbst liebt das was er tut noch immer von ganzem Herzen, so Zak. „Ich mag ganz einfach die hohe Lautstärke und die große Energie, welche von dieser Art von Musik ausgehen. Ich denke, richtiger Metal hat gut und laut gespielt zu sein, und er hat eine fette Portion an rauer Kraft in sich zu haben. Ich bevorzuge Songmaterial, welches die stimmliche Bandbreite eines Gesangskünstlers vollauf fordert, und dabei höre ich auch gerne machtvolle Chorus-Linien. In den Arsch tretende Gitarrensoli finden ebenfalls meine wohlwollende Aufmerksamkeit. Live sollte guter Metal die aufgebrachte Meute vor der Bühne eben regelrecht zum Ausflippen bringen. Ich persönlich möchte auch die nächsten Jahre genau solcherlei Musik machen können. Außerdem denke ich daran, irgendwann auch als helfender Produzent zu agieren, welcher jungen Gruppen aus dem Metier kraftvolle Alben auf den Leib schneidert.“

Was nun die Musikindustrie betrifft, diese bringt den Sänger immer wieder zum Wundern. Wir erfahren dazu:

„Derzeit erlebe ich auf diesem Sektor eine besonders konfuse Situation, immer mehr Subkategorien etc. Dennoch, mehr und mehr traditionelle Metal-Bands werden in Zeiten wie diesen neu gegründet oder veröffentlichen wieder Alben beziehungsweise kommen erneut auf Tour – und betätigen sich dabei als leuchtende Fackelhalter für Bands wie die meine. Diese Zeit jetzt ist unsere und wir fühlen das Ganze sogar noch rapide ansteigend, denn die jüngeren Fans wollen ganz einfach hören, was `richtige` Musik eigentlich ist. Endlich mal wieder ein Wechsel in die richtige Richtung“, freut sich der Mann berechtigt aus tiefstem Inneren heraus.

Dennoch sind auch Circle II Circle konstruktiven musikalischen Experimenten nicht gänzlich abgeneigt, wie Zak mitzuteilen weiß. „Das haben wir ja auch schon immer so gemacht. Schließlich wollen wir uns ja nicht freiwillig selbst der wichtigen Fähigkeit berauben, auch mal hier und da wenn nötig über den Tellerrand blicken zu können. Unser Motto: Wir wollen zeitgemäße Lieder und Arrangements kreieren, während wir die Musik an sich linientreu halten und uns stets an unseren Metal-Wurzeln orientieren.“

Abschließend locke ich den Guten noch ein wenig aus der Reserve: Und zwar mit der Gretchenfrage, was Circle II Circle gegenwärtig haben, was andere nicht haben. Die Antwort überzeugt, denn sie kommt ebenso besonnen wie auch zielsicher:

„Wir haben zusammen einiges an Talenten zu offerieren. Die Vokallinien der neuen Scheibe haben markante Besonderheiten und umfassende Identität inne. Die Jungs haben jeder für sich mit ihren Instrumenten wirklich großartige Arbeit für `Delusions Of Grandeur` gemacht. Ich bin wirklich verdammt stolz auf sie!“

© Markus Eck, 29.04.2008

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