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Interview: CREMATORY
Titel: Mit großer Geschlossenheit

Wenn Sänger Felix, Gitarrist Matthias, Tieftöner Harald, Keyboarderin Katrin und Schlagzeuger Markus zu einem neuen Album ansetzen, können sich die Hörer bekanntlich auf etwas verdammt Großes gefasst machen.

Denn die fünf leidenschaftlich brennenden Musikerseelen, seit nun fast 20 (!) harten Jahren besser bekannt als Deutschlands dienstälteste Gothic Metal-Formation, erwecken mit ihren hocheindringlichen Intensitätsliedern stets monumentale Emotionsszenarien zu heftig pulsierendem Klangleben. Bald steht die Veröffentlichung der neuen Kompositionssammlung „Infinity“ an, für welche die gleichfalls beständige wie auch unbeirrbare und künstlerisch eigenwillige Erfolgsband diesmal sämtliche tiefdunkel getränkte Härteregister gezogen hat.

Ziemlich überraschend dürfte für nicht wenige Fans die neue barsche Schnelligkeit sein, mit der Crematory ihre neuen Songs nun mächtig rhythmisieren; ja, sogar explosiv ins markantbrachial erdonnernde musikalische Geschehen eingehämmerte Thrash Metal-Dynamiken sind zu vernehmen!

„Alles läuft super und alle sind gesund, was das Wichtigste ist. Und auch bei uns beiden ist privat soweit alles in Ordnung! Unser erstes Kind Janina ist mittlerweile sechs Jahre alt und geht seit August zur Schule und unsere kleinste, Melina, ist mittlerweile auch schon wieder zwei Jahre alt. Irre, wie die Zeit vergeht, Crematory gibt es mittlerweile auch schon 19 Jahre“, verkündet Drummer und Vollblutvater Markus Jüllich zuallererst.

Familienpflichten und Jobstress verlangen dem Schlagwerker immer mehr Zeit ab, wie er seiner Aussage nachfolgend noch mit einigem Stirnrunzeln anfügt:

„`Zeitmanagement` ist das Losungswort! Ohne meinen Terminplaner funktioniert überhaupt nichts mehr und ich muss immer lange im Voraus planen, um alles unter einen Hut zu bekommen. Aber dies stellt meistens kein Problem für mich da, da ich alles sehr gerne mache und deshalb noch immer großen Spaß an der ganzen Sache habe, was meiner Meinung nach das Wichtigste ist.“

Unverändert große Musikfreude also bei Familie Markus und Katrin Jüllich. Und gleich geblieben ist auch das anfallende Aufgabenpensum für den Drummer: Denn wie auch in der Vergangenheit bleibt auch aktuell noch immer beinahe alles in Sachen Bandpromotion etc. an ihm hängen, so Markus.

„Wobei mich Katrin bei der organisatorischen und Matze bei der musikalischen Arbeit ganz toll unterstützen und ich nicht alles alleine machen muss beziehungsweise noch Input zu Verbesserungen von den beiden bekomme. Felix ist für die Texte und Harald für sonstige Aufgaben hilfreich zur Stelle, so dass dann alles immer gut funktioniert“, freut er sich.

Wir sprechen dann über die Konzerte, welche Crematory flankierend zum vorhergehenden 2008er Album „Pray“ gegeben haben.

„Die liefen hervorragend! Wir haben wegen großer Nachfrage sogar mehr Gigs gespielt als ursprünglich angedacht war. Besonders erwähnenswert sind mir in diesem Zusammenhang zwei Festivals in der Ukraine und Bulgarien, doch auch die Auftritte in der Tschechei und in Polen waren einfach sensationell toll. In diesen Ländern hatten wir zuvor noch nicht gespielt und dementsprechend überdimensional waren die Fanreaktionen. Einfach nur geil!“

Meiner anschließend geäußerten Erkundigung über kommende Bühnenauftritte beziehungsweise, was die Pfälzer Genre-Veteranen ihren Anhängern dabei Besonderes bieten werden, entgegnet der bullige Kesselwart sprung- und scherzhaft:

„Ich werde nackt spielen und wir werden 20 Stripperrinnen auf der Bühne haben! Nein, Spaß beiseite: Ab April 2010 werden wir das neue Album unseren Fans live präsentieren und uns dementsprechend wieder eine geile Liveshow einfallen lassen. Wir starten mit den Proben ab Januar und haben bereits zahlreiche Ideen, die wir umsetzen wollen.“

So ist der auskunftsfreudige Fellverdrescher laut eigener Aussage heilfroh, dass seiner Band auch nach all den Jahren noch immer mehr als genug Offerten für Konzertshows entgegengebracht werden.

„Wir könnten sogar noch viel mehr spielen, wollen uns aber nur geile Shows aussuchen, um weiterhin so viel Spaß wir möglich an der Musik zu behalten. Wie gesagt, wir haben meistens mehr Live-Angebote als freie Zeit dafür, und dies zeigt uns, dass Crematory immer noch sehr weit oben in der Szene ist und dass wir auch noch nach ganzen 19 Jahren Bandgeschichte immer noch eine wichtige Rolle in der Musikszene spielen.“

Apropos, worin beziehungsweise in welcher Position sieht mein Gegenüber Crematory inmitten des Ganzen? Meister Jüllich wird nun vollmundig: „Die Presse hat Crematory seit 1995 bis dato als Deutschlands führende Gothic Metal Band bezeichnet. Diesen Titel haben wir uns sehr hart erarbeiten müssen und sind darauf natürlich sehr stolz. Crematory waren die Vorreiter im deutschen Gothic Metal und gehören immer noch zur Speerspitze des europäischen Gothic Metal, was sich über die Jahre bewiesen hat. Crematory waren und sind für diese Musikszenen meiner Meinung nach unersetzlich – und wir werden immer wieder neue Maßstäbe setzen, was das neue Album `Infinity` abermalig eindrucksvoll beweisen wird.“

Überhaupt, ob Dark Metal oder Gothic Metal, Crematory sind einzigartig und haben sich von Album zu Album stets weiterentwickelt und neue Fans dazu gewinnen können, so der Stockschwinger, nicht ohne Stolz in der Stimme konstatierend. „Was uns sehr stolz macht. Und wofür wir auch sehr dankbar sind – denn ohne Fans, Konzertbesucher und CD-Verkäufe kann keine Band existieren.“

Elf Hits sind auf „Infinity“ zu finden, wie von dem Drummer nachfolgend zu erfahren war. Er wirft mit entschlossener Stimme ein:

„Hier ist für jedermann etwas dabei! Gothic- und Thrash Metal waren die Grundsatzvorgabe für das neue Album. Auch die beiden Gassenhauer-Einschätzungen `härter, schneller, lauter` und `düsterer as ever before` greifen gut für diese Scheibe, denn beide waren so eine Art Richtungsvorgabe, die meiner Meinung nach super umgesetzt wurde. Wir haben zwei schnellere und härtere Stücke auf dem Album, genau so wie die gewünschten Ohrwurmhits für die Fans der Tanzflächen. Auch zwei deutschsprachige Songs und zwei Balladen haben es auf `Infinity` geschafft, sowie eine Coverversion von Depeche Mode’s Meisterwerk `Black Celebration`.“

Wir gehen zum eigentlichen Kompositionsprozess über, der für „Infinity“ absolviert wurde. „Ich habe wieder sehr erfolgreich im Dreierteam mit unserem Produzenten Kristian `Kohle` Kohlmannslehner, der auch bereits die beiden Vorgängeralben `Pray` und `Klagebilder` produzierte und unserem Gitarristen und Klargesangsvokalisten Matze gearbeitet“, so Markus. „Dies hat sich in der Vergangenheit bewährt und deshalb haben wir dies auch diesmal so beibehalten, was erneut zu einem hervorragenden Ergebnis geführt hat.“

Geändert hat sich bei Crematory laut Aussage des Schlagzeugers eigentlich nicht viel über all die Jahre in Sachen Herangehensweise an neue Kompositionen. Sind die standhaften Pfälzer Gothic Metal-Galionsfiguren also auch noch immer genauso ambitioniert wie damals beim ersten Album? Die Antwort kommt prompt:

„Wir arbeiten mittlerweile lediglich viel professioneller als beim ersten Album. Jedes neue Album ist für mich wie die Geburt eines Babys. Wir feilen sehr bedacht an jeder einzelnen Note, denn unsere neue Musik soll, wie der aktuelle Titel schon sagt, für die Unendlichkeit sein. Wir hauen uns auch manchmal die Köpfe gegenseitig ein um kreative Ideen umzusetzen, denn jeder Einzelne von uns steckt sein komplettes Herzblut in die Lieder und will immer nur das beste Resultat herausholen, was auch diesmal wieder zu zahlreichen Diskussionen und schlaflosen Nächten geführt hat.“

Doch die Songs der Band müssen noch immer einfach, kompakt und eingängig sein, so der Mann. „Künstlerische Ziele, mit denen sich jemand bei uns in der Band beweisen muss, hatten wir noch nie. Wir wollen als eine Einheit auftreten und jeder spielt banddienlich, ohne sich profilieren zu müssen. Crematory sind ein Garant für Ohrwürmer und wir erfüllen das mit Freude, was die Fans von uns hören wollen – und das tun wir wie gesagt noch immer sehr gerne und mit viel Spaß bei der Arbeit! Ich liebe `Infinity` und die Fans werden dies genauso tun!“

Mit nennenswerten Einflüssen und Inspirationen, welche für „Infinity“ umgesetzt wurden, kann mein Gesprächspartner nicht aufwarten. Mit gewohntem Selbstwertgefühl trumpft der Trommler hierzu auf: „Denn wir haben uns auf unsere besten Eigenschaften konzentriert und diese in den neuen Lieder umgesetzt. Nach 19 Jahren Bandgeschichte braucht man keinerlei Einflüsse von außen, denn wo Crematory draufsteht ist auch Crematory drin, und es hat für die Fans bis dato noch nie böse Überraschungen gegeben. So soll und wird es auch bleiben. Die Anhänger der vergangenen Alben können `Infinity` blind kaufen und genau dann das genießen was sie erwarten.“

Markus ist nun schon seit so vielen Jahren Schlagzeuger und mittlerweile Profi, der höchstwahrscheinlich mit großer Selbstsicherheit in sich selbst ruht. Gibt es trotzdem noch andere Drummer, denen er gerne auf Alben zuhört beziehungsweise welche ihn zu inspirieren vermögen? Es folgt Interessantes und ein guter Vergleich:

„Zahlreiche! Es gibt eine Menge geile Schlagzeuger, die Sachen spielen, die ich nie hinbekommen würde. Darum geht es aber nicht, denn es ist viel sinnvoller als Einzelmusiker zurückzustecken und banddienlich zu spielen, so dass die Lieder in der Gesamtheit funktionieren. Das ist genau so wie im Fußball: Es bringt nichts nur Stars in der Mannschaft zu haben, die es aber nicht hinbekommen zusammen zu spielen und zu gewinnen, da nur jeder einzelne Spieler herausstechen will, man aber so kein Spiel gewinnen kann – da zu viel gezaubert wird, aber keine Tore geschossen werden.“

Natürlich ist das Schlagzeugspielen für ihn eine sehr gute Abwechslung zum Alltagsstress, wie er beispielsweise durch Job oder Kinder anfällt, so berichtet der Stockkönner:

„Ich finde im Spielen meinen inneren Ausgleich, der mich körperlich fordert und total auspowert. Das ist so, wie wenn man drei Stunden im Fitnessstudio voll durchzieht, danach total fertig ist, aber man sich hervorragend und geil fühlt.“

Apropos, kennt ein Mensch wie Markus Jüllich überhaupt so was wie Frust?

„Selbstverständlich verspüre auch ich ab und zu mal Frust aus verschiedenen Gründen, auf die ich hier aber nicht im Einzelnen eingehen möchte, denn auch ich bin ein normaler Mensch, der regelmäßig scheißen gehen muss und daher auch ab und zu mal Frust hat, wenn Sachen nicht so laufen, wie ich das gerne hätte.“

Auf der anderen Seite erfreuen den immens leidenschaftlichen Musikus laut eigenem Bekunden immer wieder all die Erfolge, die er seit 19 Jahren mit seiner Band verzeichnen kann. „Und Konzerte, die zahlreich von unseren Fans besucht werden, sowie natürlich die kommende Albumchartplatzierung, wenn unser neues Album erscheint. Daher bitte ich alle unsere echten Fans die neue `Infinity`-CD im Februar 2010 zu kaufen und uns nicht zu bescheißen, indem das Album illegal herunter geladen wird. Auf die Leute, die so was tun, können wir gerne verzichten, denn dies sind sowieso keine echten Fans!“

Und was erhofft sich mein Namensvetter für Crematory von 2010? „Gesundheit, Glück, viele treue Fans, die zu uns halten und mit Albumkäufen sowie Konzertbesuchen beglücken. Believe in Crematory!“

© Markus Eck, 14.12.2009

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