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Interview: DIABOLICAL BREED
Titel: Dunkle Mystiken

Eine der allergrößten Neuentdeckungen in Sachen symphonischem Black Metal kommt – einmal mehr – aus den tiefen und ursprünglichen Waldregionen Norwegens.

Denn Diabolical Breed, ein aus Blutkehle Commander Kael, Sechssaiten-Biest Berserker, Tieftöner Nochmar, Tasten-Triumphator Count Darcon sowie Höllenschlagwerker Marquis de Enfer bestehendes Nachtquintett, offenbaren sich wahrlich als würdige musikalische Vertreter sämtlicher tiefteuflischer Klangpassionen auf Erden.

Sind sie erstmalig im Jahre 1999 aus dampfenden Untiefen empor gekrochen, zeugt nun ihr aktuelles Debütalbum „Compendium Infernus“ nach zwei zuvor veröffentlichten Demonstrationstonträgern von überragendem Können; verbunden mit weitreichendem Gespür für wahrlich stockfinstere Atmosphären.

Die ausladend opulent inszenierte Theatralik ihrer ebenso bitterböse wie dunkelromantischen Hasshymnen ist einzigartig, ja, von geradezu verzehrender tragischer Note. Beschwörende monumentale Chöre apokalyptischer Anmut tun dabei ihr Übriges, um das Blut regelrecht in den Adern gefrieren zu lassen.

Die dämonisch geschminkte Grufthorde erscheint Außenstehenden auffallend selbstbewusst und von immensem Schöpferstolz geprägt. Und dazu ist laut Bekunden von Bassist Nochmar auch aller Grund vorhanden. 

„Wir kommen aus einem ziemlich kleinen, stillen und landschaftlich schönen Städtchen im Norden Norwegens, wo die meisten Leute ihren Lebensunterhalt als einfache Bauern finanzieren, dabei aber das ursprüngliche Leben überwiegend bewusst genießen. Die Natur um uns herum ist wirklich großartig, es lebt sich hier daher insgesamt sehr entspannend. Also ein perfekter Platz, um ungestört Musik wie die unsere schreiben zu können, ohne andauernd davon abgelenkt zu werden“, berichtet der abartig finster dreinblickende Skandinavier zu Beginn.

Nochmar startete die diabolische Brut, nachdem er mit einem damaligen Death Metal-Projekt abgeschlossen hatte.

„Ich und einige andere Typen wollten dann eine kältere und intensivere Sorte Musik machen, mit einer Vielzahl an enthaltenen dunklen Emotionen. Irgendwie war es schon immer tief in mir drin, seit meiner Geburt, dieses Gefühl der Grausamkeit, des Hasses. Bei den anderen ist es ebenso. So stellte es keine Überraschung für uns dar, in welche Richtung sich unser Sound dann entwickelte.“  

Hier in die Tiefe zu gehen und eine Selbstdarstellung seines Persönlichkeitsprofils darzulegen, darauf hat er jedoch keinerlei Lust. „Das geht niemanden etwas an, solche Dinge wollen wir lieber für uns behalten. Wir sind jedenfalls allesamt sehr dunkler Gesinnung und mit einer riesigen Leidenschaft für symphonischen Black Metal in uns. Wir machen die Musik, für die wir uns entflammen können, und das machen wir großartig!“, sprudelt es nun aus ihm hervor.  

„Was daran liegt, dass wir verdammt gut zusammen arbeiten können. Die Hörer sollen sich die Stücke auf dem Album anhören, dann dämmert es ihnen mit Sicherheit, was wir für welche sind“, krächzt er mit bedrohlichen Tonfall.  

Wie er weiter ausplaudert, hasst Nochmar in der modernen Black Metal-Szene sehr viele für ihn widrige Umstände. Hier macht sich jemand mächtig Luft:  

„Ich verabscheue es, wie die Musik und die ganzen Images sich mittlerweile verändert haben, wie offen und einsehbar das alles geworden ist. Black Metal dreht sich um Mystik und Dunkelheit. Mir persönlich ist es total egal, wie oft Bands im Radio oder im Fernsehen vertreten sind, aber in diese Richtung geht es mehr und mehr. Oftmals hat es sogar den Anschein, als würden alte Helden versuchen, Modetrends in die Szene zu bringen – alle anderen müssen dem dann folgen, um Gehör zu erlangen. Und oft sieht es gar so aus, als würden sich sogar die Labels darauf einstellen, solchen neuen Trends zu folgen.“  

Im Gegensatz dazu weiß mein Dialogpartner es aber sehr zu schätzen, dass auch eine ganze Menge an seinen Kollegen auf den ursprünglichen Stil dieser Richtung greifen, wenn sie beginnen.  

„Ja, es muss so grimmig und kalt als nur möglich sein, dann ist es gut. Mir gefällt es zudem, dass viele jüngere Hörer Gefallen an solchen Sounds finden. Auch ist es heutzutage immer leichter, mit einer Black Metal-Truppe einen Gig zu spielen.“ Und trotzdem macht es ihn traurig, wie er noch wissen lässt, die ganzen negativen Veränderungen mit ansehen zu müssen.     

Und nicht nur dadurch: Dem Bassgitarrenhengst verhagelt sogar noch manches mehr die Laune, wie er bekennt.  

Es folgen intellektuelle Ansichten, die wohl nur allzu typisch sind für einschlägige Bands aus diesem eigenwilligen Genre.  

„Es gibt immer mehr Leute, deren soziales Geistesleben einzig von blinder Ignoranz durchzogen scheint. Sie wollen gar nicht sehen, wie abgrundtief schlecht diese ganze Welt geworden ist.“  

Jetzt lässt er es heraus: „Und ich hasse alle, die so sind. Deswegen verabscheue ich auch die allermeisten menschlichen Existenzen. Nur sehr wenige haben noch den Durchblick, um die Wahrheiten der gegenwärtigen Geschehnisse zu erkennen. Obwohl es den Anschein hat, als ob immer mehr Leute aus ihrer Lethargie aufzuwachen scheinen.“  

Wir gehen zu seinen privaten Hörgewohnheiten über. „Ich liebe alte Gorgoroth und Mayhem, Burzum und Emperor. Es existiert meiner Meinung nach eine ganze Menge an großartigen Acts; jedoch sehr selten, dass wirklich guter Black Metal auch außerhalb von Norwegen kommt.“  

Und er grinst bei seinem Nachtrag hämisch. „Keiner kann eben solcherlei Musik kreieren wie die aus dem kalten Norden.“  

Das skurrile Bandlogo von Diabolical Breed tanzt aus der Reihe heraus, in welcher überwiegend symmetrisch korrekte Schriftzüge des bekannten Logo-Designers Christophe Szpajdel stehen. Nochmar findet es großartig.  

„Es passt perfekt zu uns und unserer Musik. Wir mögen solche Logos, die herausstechen. Wer es sieht, ahnt schon, welcher Stilistik wir huldigen.“

Wie zum Schluss noch offenkundig wird, steht der lateinische Albumtitel „Compendium Infernus“ für das Buch der Hölle sowie den Untergang der Welt. „Das passt hervorragend zu unserer Musik und dem Konzept des Albums.”

© Markus Eck, 19.01.2004

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