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Interview: DIE APOKALYPTISCHEN REITER
Titel: Metal wird niemals sterben!

Die Reiter sind ohne Zweifel eine der ungewöhnlichsten Metal-Bands dieses Planeten. Seit ihr damaliges ´97er Debüt „Soft & Stronger“ bei Erscheinen scheinbar die Erdrotation für einen Augenblick unterbrach, kennt und schätzt die Szene eine der gleichfalls bizarrsten wie qualitativsten Verfechter ihrer Richtung, die man als majestätischen Blackened Deadly Metal klassifizieren kann.

Wie ein Meteor schlug dieser Release auf die sich stellenweise nur noch selbst kopierenden vergleichbaren Acts hernieder und konnte dementsprechend einen gewaltigen Flächenbrand entfachen, der weite Teile der metallischen Landkarte versengte. Als zwei Jahre später der mächtige Nachfolger „Allegro Barbaro“ den anfangs gewonnenen positiven Eindruck noch einmal enorm festigen konnte, war sich dann wirklich jedermann einig, das man es mit einer beständigen und vor allem überaus aufrechten Formation zu tun hatte.

Die Apokalyptischen Reiter stellen mittlerweile eine feste Bastion in ihrem Betätigungsfeld dar und sind eine wirklich willkommene Bereicherung desselben.

Dieser Tage holen die vier Burschen aus dem ostdeutschen Weimar bereits zu ihrem dritten musikalischen Keulenschlag aus.

Die neue Scheibe „All You Need Is Love“ gibt erneut alle nur erdenklichen Facetten des Machbaren dieser Stilistik wieder und enthält die Trademarks der Reiter wie hitverdächtig-geniale Melodien in Koalition mit bestialisch besessener Instrumentierung und berserker-ähnlichem Gesang wieder in sprachlos machender Anhäufung.

Die Jungs sind also etwas ganz Besonderes im trüben Einerlei des Bekannten und können auch mit ihrem neuen Erguß prägende Akzente setzen, die als Leitfaden für weitere in den Startlöchern steckende Death Metal-Horden aufgegriffen werden sollten.

Höchst erfreut kontaktierte ich Gitarrenquäler und Kehlkopf-Werwolf Eumel, um aktuelle News der tollwütig galoppierenden Rittmeister zu erfahren.

„Unsere Melodien komponiere ich überwiegend im Alleingang. Meistens sitze ich nur so da und dann schießt mir schon wieder was brauchbares in den Kopf“, entgegnet er mir zackig auf meine Frage, wie man denn dermaßen schöne Tonfolgen zustande bringt.

„Ich hatte nie Unterricht oder besuchte eine Musikschule. Von daher bin ich wahrscheinlich ein Instinktkönner, der auf sein Inneres horcht. Immer wenn mir wieder eine neue Melodie in den Sinn kommt, greife ich nach Möglichkeit schnellstens zu meiner Gitarre. Leider habe ich bis dahin meistens schon wieder die Hälfte vergessen, da ich keine Noten lesen kann und demzufolge auch nichts auf dem Papier dokumentieren kann.“, erzählt das Naturtalent, das auch für den Großteil der Lyrics verantwortlich zeichnet, schmunzelnd.

Wenn man bedenkt, was dann trotzdem noch übrig bleibt, kann man sich die schier unerschöpfliche kreative Fülle Eumels annähernd vorstellen.

Wirklich beeindruckend. Die Musik der Band deckt sämtliche Gefühlsebenen mühelos ab.

Dazu Eumel: „Ja, das ist auch unser erklärtes Ziel. Die Bandbreite der menschlichen Gefühle ist riesig und wir finden, diese sollte eigentlich bei jeder Art von Musik erschöpfend wiedergegeben werden. Nur so kann Musik im eigentlichen Sinne auch auf die Hörer wirken und entsprechend stimulieren.“ Das hat er schön gesagt.

Da würde ich auch meine Unterschrift drunter setzen. Ich freue mich sehr, als er mir die seit Jahren andauernde innerbetriebliche Harmonie seiner Band mitteilt.

„Unsere Besetzung ist seit der Gründung von mir und Skeletton im Jahre 1995 bis auf den Weggang Skelettons immer noch dieselbe. Unser Nachfolger, der Mitte 1999 eingestiegene Drummer Sir G. hat sich jedoch hervorragend eingelebt und wir haben nach wie vor alle zusammen den größten Spaß an der Sache. Sir G. hat das Trommelhandwerk von der Pike auf gelernt. Er ist ein sehr, sehr guter Drummer und hat auch auf der neuen Scheibe eine reife Leistung abgelegt. Wir sind sehr froh, ihn in unseren Reihen zu wissen und wir sind auch stolz auf ihn.“

Ich bringe anschließend meine persönliche Einschätzung bezüglich der aktuell von den Reitern gespielten Stilistik an. Und ich erfahre: „Uns ist die Definition eigentlich total egal. Hauptsache, die von uns gespielte Musik klingt nach unseren Vorstellungen und hört sich einfach geil an. Wir sind die größten Metal-Fans und haben dieser Leidenschaft auch wieder mit einer Hymne auf dem aktuellen Album Tribut gezollt. Hört euch einfach den Song `Reitermania` an.“

Akzeptiert. Da wie in den bisherigen Innersleeves der CD-Booklets auch diesmal wieder der ähnelnd bekennende Hinweis „This tunes are dedicated to the glorious METAL movement all over the world“ vermerkt wurde, gibt es hierzu keinerlei Fragen mehr.

Ich möchte aber noch etwas zu den klassischen Einflüssen in den Songs wissen. Eumel diesbezüglich:

„Die stammen von Pest, unserem Keyboarder. Der hatte witzigerweise damals noch Unterricht bei der Mutter von Skeletton, unserem ehemaligen Kesselwart. Und die hat ganze Arbeit bei Pest geleistet.“

Live stellen die Reiter bestimmt auch so manches in den Schatten, oder?

„Wir bemühen uns doch sehr! Am 30.10. dieses Jahres war die Release-Party für die `Neue` in Weimar und die anwesenden Fans drehten völlig ab! Es war wirklich gigantisch. Wir spielten in der hiesigen Turnhalle und hatten perfekte Akustik. Über 600 Leute kamen zusammen, um uns zu sehen und zu feiern. Beim Song `Metal Never Dies` war dann alles zu spät und alle Maniacs sangen mit, so laut sie konnten. Es war ein überwältigendes Gefühl, als Musiker so etwas erleben zu dürfen. So was vergißt man nie.“

© Markus Eck, 26.10.2000

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