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Interview: DIE VERBANNTEN KINDER EVAS
Titel: Der Dunkelheit verbunden

Ein stilvolles Dark Wave-Ereignis der ganz besonderen Art bescheren uns Die Verbannten Kinder Evas mit ihrem neuen Album, das den schicksalhaften und eternal anmutenden Titel „In Darkness Let Me Dwell“ trägt.

Die Faszination der Dunkelheit und die mit ihr verbundenen menschlichen Emotionen wie Angst, Sehnsucht, Niedergeschlagenheit, Einsamkeit und die schützende Geborgenheit der Nacht sind auch auf der aktuellen Sammlung poetischer Ergüsse das zentrale Thema der Formation.

Die österreichischen Nachtschattengewächse, deren aktueller Release das erste Werk darstellt, welches auf Draenor Productions, einem Sublabel von Napalm Records veröffentlicht wird und gleichzeitig das dritte in der Schaffensperiode der unheilbaren Melancholiker ist, kreierten mit ihrem Liedgut ein weiteres Zeugnis der abgrundtief depressiven Weltflucht.

Die betörend anmutigen Lieder lösen die unterschiedlichsten Gefühlsregungen aus, denen man immer wieder zu erliegen droht.

Der stärkste Trumpf der eigentlich rabenschwarzen Connection ist sicherlich eine subtile, schleichende Todessehnsucht, welche aus den Klageliedern regelrechte kleine Trauergesänge macht, die sich auf diesem Soundteppich der Verbannten ausrollen.

Die angesprochene Klientel hat bisher verzückt auf das Gebotene reagiert; kein Wunder, die Dunkelkinder haben sich bislang keinerlei Blöße gegeben.

Und Die Verbannten Kinder Evas haben auch literweise dunkelrotes Herzblut in ihren Output einfließen lassen.

So sind Kreationen entstanden, welche durch das Mitwirken von Bandchef Richard Lederer bei den Klangzauberern Summoning nicht selten an diese Großmeister der atmosphärisch schwarzen Klangkunst erinnern.

Ist jemand, der solcherlei manisch traurige Musik erschafft, eigentlich auch selbst ein von diesen starken Gefühlen heimgesuchter Mensch, fragt man sich.

Die in vielen Punkten sehr gut nachzuvollziehenden Antworten von Richard auf die folgenden Fragen sollten ausreichend Aufschluß geben.

Hat der Österreicher denn auch Tage, an denen er richtig glücklich ist? Oder findet er das ganze Dasein auf dieser schnöden Welt schwer erträglich?

„Weißt du, ich sehe es nicht als Widerspruch, düstere Musik zu machen und auch glücklich sein zu können. Im Gegenteil, für uns bedeutet die Musik eine Befreiung von depressiven Stimmungen. Genauso wenig bin ich der Meinung, daß beispielsweise aggressive Musik aggressiv macht. Fröhliche Musik hingegen, wie beispielsweise Jodel-Klänge, macht mich depressiv. Nachdem einem eine heile Welt vorgegaukelt wird, fühlt man sich nachher besonders depressiv.“

Dem ist rein gar nichts hinzuzufügen. Wie kam es denn eigentlich zu dem mysteriösen Gruppennamen? Kann mir der Mann dessen Bedeutung erklären? Richard erläutert: „Der Bandnahme hat keine tiefere Bedeutung, er soll nur die melancholische und einsame Stimmung der Musik widerspiegeln. Auf den Namen sind wir gekommen, als wir in einem Renaissance Choral-Booklet nach textlicher Inspiration gesucht haben. Wir waren sofort der Meinung, dass der Name sehr gut zur Musik paßt.“

Und wie geht Meister Lederer mit Schwierigkeiten und Problemen um? Musik als therapierende Maßnahme und Hilfe?

„Wie schon zuvor gesagt, ist die Musik für mich ein wesentlicher, wenngleich unbewußter Faktor für die Verarbeitung von Problemen.“

Es sind auf der aktuellen Scheibe unüberhörbare Klassik-Einflüsse zu vernehmen.

Was sind in dieser Richtung seine inspirativen Paten und hört er als Dark Waver hin und wieder auch mal eine Black Metal-CD? Wir erfahren:

„Ich habe in der Vergangenheit viel klassische Musik gehört. Besondere Bedeutung hatte dabei die Musik von Gustav Mahler, speziell die fünfte Symphonie. Dennoch würde ich Die Verbannten Kinder Evas auf keinen Fall mit klassischer Musik vergleichen; sie ähnelt ihr nur oberflächlich, aufgrund der Instumente. In der Art des Aufbaus der Nummern unterscheidet sie sich doch sehr wesentlich von unserer Musik, da diese um einiges eingängiger als klassische Musik ist. In letzter Zeit allerdings höre ich nur noch selten Musik, da ich nur sehr wenig Zeit habe. Natürlich höre ich auch hin und wieder Black Metal und erzeuge ihn auch mit meiner Band Summoning; wenngleich ich in letzter Zeit immer weniger Black Metal höre. Meine Interessen haben sich zunehmend in Richtung Dark Wave und düsterer, elektronischer Musik hin verschoben.“

Wie sieht ein typischer Tag im Leben dieses Kreativen aus? Welchen Neigungen geht er so nach; insbesondere, welche kulturellen Events reizen einen Charakter wie Richard? Er erklärt hierzu:

„Mein typischer Tagesablauf ist es, zur Uni zu gehen, Musik zu machen und Freunde zu treffen. Neben der Musik ist mir noch die Gestaltung der Cover-Motive unserer Alben eine sehr wichtige Beschäftigung. Tania hingegen liest sehr viel und studiert Gesang.“

Wie steht es mit dem Fan-Kontakt? Beantwortet Richard Post seiner Jünger? Was wollen die Fans am meisten von ihm wissen? Die Antwort folgt prompt. „An und für sich beantworte ich jeden Brief, wenn ich auch zugeben muß, dass ich aufgrund des in meinem Zimmer vorherrschenden Chaos´ manchmal den einen oder anderen Brief nicht mehr finden kann.“

Was haßt der Sänger und Tastenmann von Die Verbannten Kinder Evas am meisten auf dieser Welt? „Labilität an sich und keinen eigenen Willen im Geist verankert zu haben. Diese beiden Eigenschaften sind der Grund, warum schlechte Musik so erfolgreich sein kann. Für Tania sind Humorlosigkeit und Falschheit die größten Übel.“

© Markus Eck, 30.11.1999

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