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Interview: DISBELIEF
Titel: Kraft aus Verzweiflung

Lange Zeit war es still um die Frankfurter Todesknechte Disbelief. Nach einem selbstbetitelten 1997er Debüt veröffentlichte die Band eineinhalb Jahre später den Knochenbrecher „Infected“, welcher wie der Erstling betont technischen und sehr komplexen Death Metal bot. Nun ist mit „Worst Enemy“ das meist schicksalhafte dritte Album erhältlich, auf welchem Disbelief erneut alles andere als dem Bandnamen entsprechend unglaubwürdig klingen.

Dem neuzeitlich in manisch depressiven Gemütszuständen wandelnden Fünfer hat die Vergangenheit weitreichende Veränderungen des musikalischen Erscheinungsbildes auferlegt. So dominiert auf „Worst Enemy“ eine scheinbar aussichtslose Verzweiflung die Grundstimmung, aus der das Quintett aber eine immense Kraft zu schöpfen scheint.

Sänger Karsten Jäger alias Jagger und Schlagzeuger Kai Bergerin können sich wie der Rest der Band nicht so recht mit den bisherigen Einschätzungen der einschlägigen Medien identifizieren.

„In fast allen Kritiken zu „Worst Enemy“ wurde eine negative und nihilistische Grundstimmung betont. Selbstmordmusik, Verzweiflungssymphonie und was wir nicht noch alles zu hören bekamen. Wir freuen uns zwar sehr, denn die Beurteilungen sind durch die Bank weg mehr als gut, aber als Künstler fühlen wir uns vollkommen missverstanden. Mit bösen Thematiken haben wir weder textlich noch musikalisch etwas am Hut“, spricht sich Kai von der Seele.

Im Gegenteil: „Die Kraft, welche unsere Musik ausstrahlt, soll auch dem Zuhörer Kraft geben. Die musikalische Sprache, in der wir dies ausdrücken, ist zugegeben nicht leicht zu verstehen. Aber wenn du sie einmal verstanden hast und mir dann sagst, dass du nach „Worst Enemy“ Bäume ausreißen kannst, dann haben wir uns verstanden. Das sind positive Dinge! Todes-Brimborium und grimmige Fratzen sind bei uns Fehlanzeige und wir wehren uns dagegen in diesen Topf geworfen zu werden“, ergänzt der Drummer.

Jagger ist wie Kai schon von Anfang an dabei:

„Disbelief entstand 1990 und wird in diesem Sommer 2001 schon elf Jahre alt. In solch einer Zeitspanne ist es ganz klar, dass sich stets die Musik als auch ihre Erzeuger weiterentwickeln. So auch bei uns. Es gab verschiedene Besetzungswechsel, 1999 eine kleine Auszeit, aber jetzt stehen wir besser da als je zuvor. Unsere neue CD klingt auch deshalb so ausgereift, weil der Abstand, zu „Infected“ mittlerweile drei Jahre beträgt und in dieser Zeit eben viel passiert ist. So bestritten wir auch einige Auftritte und Tourneen. All diese Dinge flossen diesmal in den Entstehungsprozess für die neue Scheibe mit ein und anscheinend entwickelt sich alles zum Positiven für uns.“

Zum Hauptthema auf „Worst Enemy“ führt er weiter aus: „Im Grunde genommen gibt es kein Hauptthema auf der neuen Scheibe, doch der Albumtitel zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamten Songs. Dieser Faden besteht darin, dass es für den Menschen an sich immer einen schlimmsten Feind gibt, in welcher Form auch immer. Diesen Feind gilt es zu bekämpfen und zu besiegen. Das dürfte das Hauptaugenmerk der Texte auf der neuen Veröffentlichung sein.“

© Markus Eck, 08.04.2001

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