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Interview: DUST BOLT
Titel: Musik + Freunde = Leben!

Bereits das bullige 2012er Debütalbum „Violent Demolition“ ließ massenweise Thrash Metal-Maniacs durch dickste Wände und Decken gehen.

Steil nach oben halten die giga-quirligen Landsberger Raketenreiter auch weiterhin strikt ihren Kurs, angetrieben mit heftigem Old School-Renntreibstoff. Und dabei ist das bayerische Energiebündel namens Dust Bolt schon längst nicht mehr aufzuhalten!

Kürzlich ließen die furiosen Mattenschwinger den zweiten Langdreher „Awake The Riot“ auf die Allgemeinheit los. Auf der Bühne mutiert die vierköpfige Sprengmeistergruppe stets zum kollektiven Dynamiker-Kraftwerk, wobei die Fans insbesondere von Six-String-Feuerwerker und Dynamitkehle Lenny mit explosivem Stageacting mitgerissen werden.

Mehr oder wenige gleiche Interviewfragen, wodurch die neuen Songs beeinflusst wurden oder wie‘s diesmal im Studio so lief etc., haben die Bengel mittlerweile hinreichend beantwortet.

Idealist und Herzmensch Lenny freut sich daher riesig, es diesmal sehr viel persönlicher angehen lassen zu können.

Lennys wunderbar krasses Propeller-Headbanging hat den Autoren ziemlich beeindruckt.

Wir sprechen darüber, wie unterhaltsam seine allerersten Versuche damals verliefen.

Er kommt sofort ins Lachen:

„Oh, das liegt schon lange Zeit zurück. Ich kann mich erinnern als ich circa zwölf war oder sowas um den Dreh herum habe ich angefangen mir die Haare wieder lang wachsen zu lassen - ich hatte sie davor als Kind schon für einige Zeit lang. Ich hab‘ damals gerade Metalmusik für mich entdeckt und in meinem Zimmer und unter Dusche immer headbangen geübt und immer analysiert, ob die Haare schon wieder länger geworden sind und das headbangen besser klappt, haha. Währenddessen habe ich glaube ich auch immer die ganzen Texte mitgeschrien und so weiter, das muss bestimmt furchtbar komisch für Außenstehende oder meine Eltern gewesen sein, haha!“

Ist der Dust Bolt-Frontmann denn vor lauter dermaßen wilder Action anfangs schon mal von der Bühne gefallen?

„Oh ja! Aber ich glaub erst ein oder zwei mal! Einmal war das in München im Feierwerk, das liegt aber schon circa drei Jahre zurück. Zwischen den Bühnenteilen und den Teilen auf denen die Monitore standen war eine kleine Lücke, die ich übersehen hatte. Dann bin ich frontal von der Bühne runter in die Menge gefallen. Im Publikum waren vorne lauter Kumpels von uns, die das natürlich mega abgefeiert haben und vor Lachen gestorben sind, haha. Allerdings haben sie mich zum Glück gut aufgefangen! Als ich auf der Bühne zurück war bin ich keine Minute später noch über ein Kabel gestolpert und nochmals hingeflogen... Seitdem ist mir das aber zum Glück nicht mehr so in dem Ausmaß passiert!“

Lenny hat eine stattliche Peitschenlänge mittlerweile, wie man sieht, was garantiert mit einer Unmenge an Pflege verbunden ist.

Eigentlich schon mal 'nen Alptraum gehabt, in dem dir die Haare abgeschnitten wurden?

„Ja, schon oft sogar! Sogar schonmal so, dass ich im Traum geträumt habe aufzuwachen und zu merken, dass es eben kein Traum war und die Haare wirklich weg sind. Das waren glaub‘ ich mit die schlimmsten Träume, die ich je hatte. Das wirkliche Aufwachen ist dann allerdings genial! Da ist die Laune so gut, dass die Matte noch dran ist, dass ich am liebsten gleich am morgen ‘ne Party geschmissen hätte! Viele Leute um mich herum haben da auch viel Zeugs reininterpretiert etc, aber es trifft schon zu, dass ich jemand bin der so drastische Veränderungen nicht so gern mag beziehungsweise ich mich davor zunächst immer etwas fürchte glaube ich.“

Die Antwort auf die Frage, was für ihn das Allerwichtigste auf der Welt überhaupt ist, kommt gar wie aus der neuesten Schnellfeuerwaffe geschossen:

„Musik und Freunde, dabei ein gewisser Teil meiner Familie mit inbegriffen! Ohne diese beiden Faktoren wäre ich womöglich nicht mehr hier. Und ich denke außerdem, mein Idealismus, für den ich lebe und kämpfe.“

Zu sagen, welcher der allerschönste Tag seines bisherigen Lebens war, ist ziemlich schwer für den musikalisch so hoch ambitionierten Dust Bolter, wie er offenbart.

„Wow, das ist nicht leicht... Ich glaube es ist nicht möglich, zumindest für mich ist es das jedenfalls nicht, einen bestimmten Tag herauszugreifen oder zu nennen. Denn das würde bedeuten, dass man Glück beziehungsweise den allerschönsten Tag in dem Fall an bestimmten Faktoren aufhängen oder messen beziehungsweise ihn davon abhängig machen kann. Das würde ja bedeuten, dass Glück von gewissen objektiven Kriterien abhängig ist. Ich bin in der Hinsicht eher minimalistisch veranlagt und brauche nicht viel um den Moment genießen zu können. Ich bin ziemlich ehrgeizig und daher ist es wichtig für mich die Dinge zu erreichen, die ich mir in den Kopf gesetzt habe. Es gab da natürlich sehr sehr viele Ereignisse und Momente, die ich nie vergessen werde und ich gewichte da nicht welche schöner waren als andere. Alle waren eine wichtige und schöne Erfahrung und für mich selbst ist am wichtigsten, dass ich diese Momente zusammen mit meinen Freunden teilen kann. Das ist zum Beispiel etwas, was das Leben mit der Band so spannend macht, da wir alle zusammen von klein auf angefangen haben und auch viel Dreck fressen mussten, zusammen durch alle möglichen Situationen gegangen sind und aber eben auch die Highlights miteinander erleben und teilen durften. Und auch außerhalb der Band ist es für mich schon ein absolut schöner Tag, wenn ich was geschafft habe, das ich mir vorgenommen habe und anschließend mit Bier, Freunden und Gitarre draußen irgendwo am Wasser abhängen kann. Ein Bekannter aus Griechenland, der schon deutlich älter ist als ich, hat mir an seinem Geburtstag mal gesagt: ,You know what´s the meaning of life? Good friends, good alcohol and good music‘. In gewisser Hinsicht hatte er damit gar nicht unrecht!“

Dazu, was musikalisch und privat sein jeweils größter Traum ist, runzelt Lenny zunächst auch erstmal die Stirn.

Dann fängt er ausgelassen an zu lachen, fasst sich wieder und lässt schließlich wissen:

„Puuhh, auch da kann ich keine pauschale Antwort geben denke ich. Ich bin eher jemand der Schritt für Schritt denkt und arbeitet und ich versuche nicht allzu weit in die Zukunft zu schauen oder zu planen, denn das hilft eh nichts, es kommt letztendlich doch immer anders als man es plant. Außerdem verschmilzt das musikalische mit dem privaten da auch bisschen, da viele Leute um die Band rum und die anderen Jungs in der Band zu meinen besten Freunden zählen. Musikalisch ist denke ich mein Traum, die Möglichkeit zu haben, so oft wie es nur geht umgeben von Musik zu sein und kreativ sein zu können, was letztendlich auch hieße, davon leben zu können. Außerdem kommt hinzu, dass es für mich das schönste wäre, mit meiner Musik das bei Leuten auszulösen und zu bewirken, wie sie auch bei mir gemacht hat und immer noch tut. Privat ist es eine Wunschvorstellung, neben ausgiebigem touren und Rock´n´Roll-Leben, zusammen mit den mir am wichtigsten Leuten vielleicht an einem Bauernhof abzuhängen und die größte Grillparty überhaupt zu schmeißen! Ich will abgesehen davon unbedingt auch mal in einer Schlagersendung wie dem ZDF Fernsehgarten Gitarre in einer Schlagerband spielen beziehungsweise so tun als würde ich spielen, ohne einmal den Song gehört zu haben und dann alle klassischen Schlagermoves auspacken. Ich glaube das wäre verdammt witzig. Ein anderer, weitaus eher mehr Hippie-Aspekt, wäre eine Welt in der nicht zählt was du hast, sondern wer du bist und es jedem egal ist wie du aussiehst, an was du glaubst, wen du liebst oder was auch immer, sondern nur die Persönlichkeit und deine Taten zählen. Ich weiß, das klingt jetzt für manche bestimmt bisschen schmalzig aber ich glaub an so ‘nen Quatsch! Ein Kumpel von uns von Total Violence meinte mal, ,eigentlich sind wir doch alle nur Hippies mit den falschen Verstärkern‘, haha!“

Unheilbar süchtig ist der Live-Vollbedienungs-Garant nach Musik und Nachdenken, wie er Einsicht gewährt.

„Und nach Weinblättern, gefüllt mit Reis sowie nach Latella Mango!“

Und was müsste passieren, damit sich der Landsberger Thrash-Freak das Bandlogo breit auf die Brust tätowieren lässt?

„Jemand müsste das Logo noch verfeinern und bisschen cooler machen und ich betrunken sein vermutlich. Allerdings plane ich, mir demnächst ein Dust Bolt-Tattoo machen zu lassen, wenn auch nur ein kleines. Aber nicht diskret den Bandnamen, sondern etwas, das ich persönlich damit verbinde.“

Höchste Thrash-Zeit, um auch mal auf das Thema Gerstensaft zu kommen!

Was war das übelste Bier, das er je gesoffen hat?

„Naja, ich bin zwar nicht gebürtig von hier, aber schließlich wohne ich in Bayern, was die Thematik mit dem Bier immer bisschen schwer macht sobald man in andere Regionen oder Länder fährt. Da ist man hier schon echt verwöhnt was gutes Bier angeht! Ich glaube ich kann mich erinnern, dass Belgien diesbezüglich mal ziemlich übel war. Ich weiß nicht mehr genau wo wir da gespielt haben und wie das Bier hieß, aber es waren 0,3er-Dosen, die nach Wasser mit viel zu wenig Biersirup schmeckten und selbst nach zehn Stück nicht ansatzweise wirkten.“

Der betont humorige Dialog möchte beim Schlucksport bleiben.

An seinen ganz persönlichen Pullen-Rekord im 0,5 Liter-Biertrinken kann sich der Axeman und Shouter zwar nicht mehr erinnern, wie er lachend zugibt, aber die gezielte Frage nach seiner bislang irrwitzigsten Tat im Suff zaubert ihm schlagartig ein verdammt breites Grinsen aufs Gesicht.

„Da gibt’s bestimmt ohnehin viele, haha! Schlimm wird’s vor allem wenn ich viel Schnaps trinke, da werd‘ ich öfters zum Kleinkind. Mir fällt grad nur spontan ein konkretes Beispiel dazu ein, als wir nach einer Show zusammen mit Freunden (u.a. Toxic Waltz, Exxperior, Slaughtered Existence) in Leipzig spielten und noch Aftershowparty machten. Wir sind dann wohl noch irgendwohin mit der Straßenbahn oder dem Nachtbus gefahren, wo ich lautstark nach Bier gerufen habe und anschließend einen Purzelbaumwettbewerb während der Fahrt veranstalten wollte. Ich hab‘ dann wohl angefangen jeden der eingestiegen ist, aber nicht teilnehmen wollte, aufs Übelste zu beleidigen, weil ich es einfach nicht verstanden habe wie man so eiskalt und ignorant sein kann, nicht an meinem Wettbewerb mitzumachen. (An dem glaub ich niemand außer mir so wirklich mitgemacht hat.)“

Dass der Schädel nach einer durchzechten Nacht mal brummt, kommt natürlich auch bei Lenny hin und wieder vor.

„Mein allerbestes Hausmittel gegen einen amtlichen Kater ist schlicht und einfach Weed“, kommt es ihm schelmisch grinsend über die Lippen.

Lenny, wenn du nicht du selbst wärest, würdest du dich dann kennenlernen wollen?

„Interessante Vorstellung... Würde ich jetzt ,Nein‘ sagen, wäre es etwas komisch, würde ich sagen ,Ja, unbedingt‘, so klänge es vermutlich etwas eingebildet. [lacht] Daher weiß ich nicht so recht was ich da jetzt sagen soll – also so wie in Leipzig in der Tram, definitiv eher nicht, haha! Aber ich denke, dass ich insgesamt deutlich vielschichtiger bin, als man zunächst vielleicht vermutet.“

Hast du irgendwelche lustigen Talente, von den keiner was weiß?

„Naja, ich kann recht gut manche Stimmen imitieren und hab‘ da, ohne mich jetzt selbst loben zu wollen, einen Freund von mir, der einen recht prägnanten Redestil hat, ziemlich gut drauf und imitiere ihn daher ständig. Allerdings wissen das die meisten meiner Kumpels! Nur er selbst eigentlich als Einziger nicht.“

Gibt es irgendwelche lustigen Hobbys bei dir, von den keiner etwas weiß? „Ich spiele auch bei Punk9 From Outta Space.“

Was und wen würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?

„Alles was man zum Musik machen braucht, unsere Hunde und meine Freunde. Dust Bolt und Wayne.“

Was sagt dein größter Feind über dich?

„Vermutlich, dass ich arrogant und eingebildet bin oder sowas. Wenn man auf der Bühne steht gibt es immer Leute die Neider sind und oft nur drauf warten bis man einen Fehler macht oder unabsichtlich mal vorbeiläuft oder sowas... Ich bin oft im Gedanken woanders als physisch und da passiert‘s mir öfter mal, dass ich halbblind oder verplant durch die Gegend laufe. Jedoch wird einem dann oft schnell was angekreidet und falsche Schlüsse gezogen, obwohl die Personen einen manchmal gar nicht richtig kennen oder man selber nicht absichtlich irgendwas falsches tun wollte. Aber das gehört dazu und jeder der mich richtig kennt glaube ich weiß, dass das gar nicht zutrifft und deshalb blende ich das eher aus, auch wenn es natürlich manchmal unangenehm oder sogar etwas verletzend ist. Ich selbst hasse so typische Rockstar-Diven mit Rockstar-Allüren, das ist zum kotzen und so würde ich mich nie verhalten.“

Wenn schon, denn schon … also, Lenny, was bedeutet wahre Liebe für dich persönlich?

Er bläst die Backen auf, blickt ins Leere, um dann überlegt zu Protokoll zu geben:

„Ouuhh.. das ist schwer, das jetzt so kurz zu fassen... Oft denke ich, dass das so gar nicht existiert, zumindest zwischen Menschen. Aber ich weiß es nicht, ich bin ja noch jung und vielleicht muss ich da noch lernen, haha! Aber wahre Liebe wäre für mich etwas fast schon rein altruistisches. Viele Beziehungen bauen darauf auf, dass sich der Einzelne unbewusst nur selber bereichern und seine eigenen Bedürfnisse befriedigen will, wodurch der Gegenüber fast nur Mittel zum Zweck wird, obwohl die zwischenmenschliche Beziehung beziehungsweise Liebe (egal ob Partnerschaft, oder rein platonisch oder freundschaftlich) doch eigentlich darauf basieren sollte, dass das Wohl und Glück des Anderen primär das einzig zählende ist, oder? Aber warum dann gibt es immer so viele Phänomene wie Machtspielchen oder sogar bis hin zu Gewalt in Beziehungen? Weil es nur um das Stillen der eigenen Bedürfnisse oder Kompensieren eigener Komplexe geht vermutlich. (Darüber haben wir so ähnlich ja sogar einen Song, haha!) Jedoch sollte Liebe eine der wenigen Dinge sein, die nicht rational sondern emotional sind. Tiere hingegen sind einem ehrlich gegenüber, entweder sie mögen dich, oder eben nicht und zeigen dir das auch. Außerdem merken sie ohne Worte wenn es einem schlecht geht und kümmern sich dann um einen. Insgesamt ein schweres Thema und schwer zu beantworten und schwer zu sagen ob ich da der Richtige bin, da ich bislang nicht die besten Erfahrungen in der Hinsicht gemacht habe und noch ein 21-jähriger Stöpsel bin, haha! Allerdings habe ich in vielen Situationen in den letzten Jahren gemerkt und gelernt, was es heißt, richtige Freunde zu haben, die jederzeit für einen da sind und einen auffangen wenn nötig, das ist unbezahlbar! Und auch irgendwie eine Form von Liebe womöglich.“

By the way, lebt dein allererstes Plüschtier noch? „Gute Frage... Ich sollte mal auf die Suche gehen!“


© Markus Eck, 07.07.2014

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