Interview: | ETERNAL TEARS OF SORROW |
Titel: | Einzigartiger Individualismus |
Mit „A Virgin And A Whore”, ihrem vierten Albumstreich, werden sich diese 1994 gegründeten finnischen Könner erneut eine überwältigende Vielzahl an neuen Freunden machen. Der überaus gothic-lastige und immens ästhetische Symphonic Melodic Death Metal der fünfköpfigen Nobelmetaller entbehrt abermals weder wuchtiger Energieschübe, ausgeprägter Musikalität noch vieler fein ziselierter klassik-inspirierter Arrangements.
Stellenweise überkommt massiver symphonischer Bombast die kreativen Geschicke der Band, was als vollendendes Beiwerk bei Eternal Tears Of Sorrow immer wieder gerne registriert wird.
Auf dem neuen Werk haben die fünf Finnen um den singenden Bandleader und Tieftöner Allti Veteläinen die zuvor schon nicht gerade niedrig-rangige orchestrale Komponente ihrer Lieder sogar noch einmal um ein vielfaches forciert, was „A Virgin And A Whore” zum vorläufigen musikalischen Höhepunkt in der Bandkarriere macht.
Kein Wunder, schon das 1996er Debütalbum „Sinner's Serenade“, dem zwei Jahre später der Nachfolger „Vilda Mannu“ angehängt wurde, offenbarte großes Talent und endlose Hingabe an diese Musikrichtung.
Das dritte Opus „Chaotic Beauty“ ermöglichte der Band dann erstmals breitenwirksame Popularität über die Landesgrenzen Finnlands hinaus, die nun als adäquates Sprungbrett für den neuen Output dienen wird.
Erneut trete ich mit Altti in den informativen Dialog, um hinter das Geheimnis solcherlei beeindruckenden und zeitlos guten Songwritings zu kommen.
„A Virgin And A Whore“, ein recht provokanter Albumtitel voll reizvoller Ambivalenz. Der Meinung ist auch ein wie immer gut gelaunter Altti:
„Der Titel unseres neuen Albums gefällt uns allen in der Band wirklich sehr gut. Er ist sehr eingängig und er reflektiert auch mit wenigen Worten sehr effektiv unser Bandcredo, welches wir schon seit Jahren verfolgen. In jeder Jungfrau steckt auch schon eine kleine Hure. Es liegt aber natürlich letztendlich dann am Menschen selbst, wie er sich entwickelt.“ Eine interessante These.
„Doch unserer Meinung nach steckt überhaupt in jedem menschlichen Wesen eine dunkle und schlechte Seite seines Charakters. Stark ist der, der sie besiegt.“ Die neuen Stücke haben Eternal Tears Of Sorrow schneller fertig gestellt, als man aufgrund ihrer ausgeprägten Durchdachtheit und hohen kompositorischen Qualität annehmen möchte.
„Ja, diesmal waren wir wirklich schnell. Das gesamte Songwriting für `A Virgin And A Whore` war in gerade mal drei Monaten abgeschlossen. Wir starteten Anfang Januar 2001 und stellten dann doch recht überrascht fest, daß wir Ende März schon wieder fertig waren. Und die Songs sind uns dieses Mal auch gleich so flüssig von der Hand gegangen, daß wir nicht noch nachträglich daran herum feilen mußten.“
Klingt nach einer sehr harmonischen Zusammenarbeit innerhalb der finnischen Symphonic Melodic Death Metal-Gemeinschaft.
„Wir hatten wirklich großartiges Teamwork diesmal. Sämtliche Bandmembers waren hoch motiviert und konnten ihren Ideendrang stellenweise gar nicht bremsen. Und doch überwarfen wir uns zu keiner Zeit mit unseren verschiedenen Inputs beim Ausarbeiten der Stücke.“
So etwas in der Richtung war auch anzunehmen. Man hört den neuen Tracks – die wirklich flüssig ins Ohr gehen – auch genauestens an, mit wie viel übereinstimmender Leidenschaft sie gemacht wurden.
In Finnland wird diesmal deswegen auch gleich noch eine Six-Track CD-Single parallel zum derzeitigen Albumrelease veröffentlicht.
„Unser Song `The Last One For Life` vom aktuellen Album gefiel den Leuten unseres Labels dermaßen gut, daß sie sich spontan entschlossen, die Single mit ihm als Titelstück zu veröffentlichen. So wurde das Lied dafür ausgekoppelt.“
Auf der Single findet der geneigte Eternal Tears Of Sorrow-Fan auch ein ganz besonderes Schmankerl.
„Mit `As I Die` haben wir darauf auch eine Paradise Lost-Coverversion plaziert.“
Altti hält dieses Lied für den besten Song der britischen Gothic Metal Originatoren, die mit ihrer nach wie vor doch sehr guten Musik mittlerweile aber doch recht weit von den ursprünglich gepriesenen „tödlichen“ Idealen abgedriftet sind. Mr. Veteläinen hierzu:
„Ich bin nun 26 Jahre alt, Paradise Lost haben mich mit ihrem Album-Meilenstein `Gothic` damals zum Death Metal gebracht. Ich bin ihnen nach wie vor sehr dankbar dafür. Sie waren die ersten, welche diesen charakteristischen Frauengesang in eine ansonsten jederzeit enorm brutale Stilistik gebracht haben. Dies fand weltweit unzählige Plagiatoren. Ich verehre die Band auch heute noch sehr.“
Im Moment existieren leider noch keine konkreten Pläne für eine Tour, welche den aktuellen Albumrelease von „A Virgin And A Whore” flankiert.
„Nein, wir warten derzeit noch auf die Reaktionen der Fans und der Presse, welche hoffentlich wie beim Vorgänger `Chaotic Beauty` wieder recht überschwenglich ausfallen. Wir würden aber sehr gerne wieder auf Reisen gehen, denn die letzte Europa-Tour war nicht nur ein voller Erfolg, sie hat uns auch einen Riesenspaß gemacht. Wir waren im Dreierpack mit Nightwish und Sinergy auf der Straße und betourten von Oktober bis November 2000 neun verschiedene Länder.“
Gibt es eigentlich ein Land, welches sich dem reizvollen Charme der Band entziehen konnte?
„In allen besuchten Ländern schlug uns fanatische Begeisterung entgegen. Jedoch rasteten die Fans bei euch, in Tschechien sowie in Frankreich am meisten aus und die Leute waren dort allabendlich wirklich total aus dem Häuschen. Die Tour war im Nachhinein betrachtet wirklich großartig.“
Und dass Eternal Tears Of Sorrow große Freude und Befriedigung aus der kreierten Musik erlangen, ist immer wieder deutlich zu spüren. „Wir könnten uns nichts anderes vorstellen, in das wir unser Herzblut so pumpen wie in die Band. Sie ist unser aller Leben.“
© Markus Eck, 13.10.2001
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