Interview: | HARDCORE SUPERSTAR |
Titel: | Lohnende Hartnäckigkeit |
Da gibt es beileibe nichts zu diskutieren: Der riesengroße Mut, als Band 80s Sleaze Rock mit typischer Bay Area Thrash Metal-Stilistik zu kreuzen, ist eindeutig derselbe, den man braucht, um es unbewaffnet mit einem ausgewachsenen wütenden Grizzlybär in der kanadischen Wildnis aufzunehmen.
Und auch auf ihrem neuen Studioalbum „Beg For It“ zelebrieren diese vier tapferen Göteborger Individualisten ihren ureigenen Mix mit ungebremster munterer Spielfreude.
Und tatsächlich, das Ganze funktioniert – Vokalist Jocke Berg, Gitarrist Vic Zino, Bassist Martin Sandvik und Trommeltier Magnus „Adde“ Andreasson jedenfalls zocken ihr neues Zeug mit einer aalglatten Manier runter. Resultat sind unverbraucht und belebend erfrischende Kompositionen, direkt aus dem Lehrbuch für absolute Eigenständigkeit.
Das 1997 gegründete und noch immer dauerquirlige Quartett aus dem schwedischen Südwesten hatte es sowieso bislang niemals leicht, weder stilistisch noch musikgeschäftlich. So ist ihnen aktuell der neue Deal mit einem Majorlabel auch mehr als zu gönnen.
Gründungsmitglied Jocke bestätigt den durch die Musik vorab gewonnenen Eindruck von Hardcore Superstar vollauf.
Der stets kehlenfreudige Sänger zeigt sich auch beim Interviewtermin nämlich äußerst redselig.
„Wir alle in der Band wuchsen mit Sleaze Rock auf, wie beispielsweise Faster Pussycat und Mötley Crüe, doch simultan dazu hörten wir auch schon immer sehr gerne härtere Acts wie Slayer, Testament, Suicidal Tendencies und Anthrax. Und diese beiden Stile wollten wir in unserer Musik von Anfang an miteinander verbinden“, lässt er erstmal zum einzigartigen Gute-Laune-Sound seiner Combo verlauten.
Die bislang durchgemachte Durststrecke in Sachen Erfolg und davon abhängender Ambitioniertheit scheint aber nun erstmal überwunden, so der Schreihals voller Freude im Stimmfall.
„2003 veröffentlichten wir bekanntlich das vierte Studioalbum `No Regrets`, welches aber leider nur sehr schlecht von den Hörern da draußen angenommen wurde. Da hatten wir erstmal schlicht gesagt die Schnauze voll, es reichte uns. In der Band machte sich deswegen enorm schlechte Stimmung breit. Ein knappes Jahr totale Schaffenspause war die leidige Folge. Dann hatten wir irgendwann ein Meeting, was mich noch heute an eine schwere Krisensitzung erinnert. Wir hatten zwar alle den totalen Blues tief in uns – entschieden uns glücklicherweise, es doch noch einmal mit einem neuen Album zu versuchen.“
Ihren eigens kreierten Stil wollte die Band laut Statement von Jocke aber auf jeden Fall beibehalten, komme was da wolle.
„2005 brachten wir dann das Album `Hardcore Superstar` auf den Markt – und zum allerersten Mal überhaupt wurden die Songs dafür von uns in absoluter Unbekümmertheit geschrieben; soll heißen, wir haben uns während des Kompositionsprozesses gar keinen Kopf darüber gemacht, wie sich die Lieder nun eigentlich genau anhören und wie den Leuten gefallen könnten beziehungsweise würden. Zuvor fanden solcherlei Erwägungen nämlich immer ausgiebig statt.“
Und die neue kreative Route der skandinavischen Zähnezusammenbeißer erwies sich nicht nur als sehr ergiebig, sondern auch noch als überaus erfolgreich, was das Feedback von Presse und Musikmedien sowie die Verkaufszahlen der Scheibe anbelangte.
„Es war fantastisch: Endlich hatten wir unsere eigene Formel gefunden! Genauso machten wir also dann für unser 2007er Album `Dreamin’ In A Casket` weiter, was dann ebenfalls prächtig lief. Und auch für die aktuelle Scheibe gingen wir so vor, musikalisch unser bislang homogenstes Werk überhaupt. Alles ist drin, was reingehört. Nichts wirkt deplatziert! Man könnte es bei uns ja schon fast Routine nennen“, scherzt er.
Dabei legen die Hardcore Superstars auch großen Wert auf nicht allzu schwer nachzuvollziehende Songtexte.
Jocke hierzu mit angenehm erperlendem Redefluss:
„Wir brauchen bei unserer Art von Musik natürlich keine überkandidelten Wortkonstrukte mit Pseudoanspruch. Sondern wir schreiben unsere Texte doch viel lieber über das tägliche Leben beziehungsweise über Menschen, denen wir begegnet sind und die ins uns Spuren hinterlassen haben. Da gab es beziehungsweise gibt es noch immer soviel, was wir erlebt und durchgemacht haben, was in unseren Stücken verarbeitet werden muss. Besonders auf unseren Konzerttouren trugen sich mannigfaltige Erlebnisse zu, die wir allesamt niemals wieder vergessen werden.“
Fest steht: Das wird sich nun mit der neuen Labelvertragssituation geradezu ins Extrem steigern, das Material für neue Lyrics wird den Schweden also so schnell nicht ausgehen. Als Spartenband einen so hoch dotierten Plattenvertrag wie den aktuellen zu ergattern, das passiert auch einem Lebenskünstler und Vollblutmusiker wie unserem guten Jocke nicht alle Tage. Er erinnert sich noch genau:
„Als ich die Nachricht davon auf meinem Handy vernahm, fiel ich aus allen Wolken. Ich war ja zu der Zeit gerade beim Skifahren. Also steuerte ich schnurstracks unsere Berghütte an und begoss die freudige Überraschung erstmal ausgiebig mit einer guten Flasche Whiskey.“
© Markus Eck, 28.04.2009
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