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Interview: HEIDEVOLK
Titel: Läuternde Selbstreflexion

Für ihr sechstes Album „Vuur Van Verzet“ weiteten die niederländischen Pagan Metal-Idealisten ihr Repertoire noch weiter aus, was sich vor allem auch in den bislang am meisten ausgefeilten Arrangements der mehrstimmigen bis chorartigen Männergesänge manifestiert.

Letztere hat das melodisch fein orientierte Kraftsextett aus Arnheim bereits schon vor längerer Zeit zu seinem echten Trademark gemacht.

Auch mittels passend verzierenden, überlegt tradierten Folkloreelementen lässt die Formation ihre Anhänger auf eine glaubwürdige Art in längst vergangene Zeiten eintauchen.

Als einer der wenigen vitalen Überlebenden des weltweiten Booms, den dieses Genre Mitte der 1990er erlebte, stehen Heidevolk auch heuer wieder voll und ganz für ihre hochgradig heroisch akzentuierten Kämpferklänge ein, wie Rowan Roodbaert mit kerniger Stimme konstatiert.

Der Bassist, der sich 2006 bei der Heidentruppe eingereiht hat, berichtet zunächst von gemeisterten Besetzungswechseln, die seit dem 2015er Vorgängeralbum „Velua“ einhergingen.

„Drei der Bandmitglieder konnten ihre Tätigkeiten bei Heidevolk zeitlich nicht mit ihren Familien und Arbeitsstellen auf einen Nenner bringen. Sänger Mark Splintervuyscht wurde durch Jacco Bühnebeest ersetzt, für Gitarrist Reamon Bomenbreker kam Kevin Storm und Koen Vuurdichter löste Gitarrist Kevin Vruchtbaert ab. Die drei Ausgeschiedenen sind natürlich nach wie vor Teil unserer Bruderschaft, das lief ganz harmonisch ab. Und mit den Neuen spielten wir bereits ganze 110 Shows, was uns zu einem richtig guten Team gemacht hat!“

Jedes neue Heidevolk-Album, so sagt Rowan im Namen der Band, sollte den Vorgänger irgendwie übertreffen. „Wir denken, dass uns dies mit ‚Vuur Van Verzet‘ auch gelungen ist. Die Lieder sind zwar nach unserer ureigenen, sehr speziellen und bestens bewährten Machart entstanden, doch es gibt auch etwas Neues und Frisches in unserem Sound zu entdecken. Das Werk soll ganz alleine für sich stehen und unsere aktuelle Essenz auf einen Punkt bringen. Wir verfolgten schließlich treu den musikalischen Pfad, den wir mit ‚Velua‘ eingeschlagen haben. Man vernimmt mehr Ambitionen, mehr Instrumente, mehr klangliche Schichten, stets aber ohne, dass ein Lied davon ertränkt wird.“

So kann man auch ein deutliches Mehr in den Variationen der Kompositionen registrieren, wie der Tieftöner wissen lässt. „Die neue Scheibe reflektiert die heutigen Heidevolk einfach perfekt“, freut sich der Mann aus voller Brust, „die Leider repräsentieren die austariert-gebündelte Konsolidierung unseres Stiles. Alles klingt wie aus einem Guss, obwohl die Songs mit ihren verschiedenen Emotionen und darin erzählten Geschichten grundsätzlich eigentlich alle ziemlich unterschiedlich sind. Das Ganze ist jeweils völlig eigenständig sowie aufrichtig und verkündet unsere Botschaft somit mit individueller Stimme.“

Als der Dialog den aktuellen Albumtitel thematisiert, fangen die Augen des Bassisten und Maincomposers so richtig an zu strahlen.

„Übersetzt bedeutet er ‚Feuer des Widerstands‘, und genau das brennt tief in uns allen! Für ‚Vuur Van Verzet‘ habe ich mich in die reizvolle Story von Woden beziehungsweise Odin, der altgermanischen Gottheit, und der Magie der Runen vertieft. So entstand eine Art Konzeptgeschichte, die sich durch das ganze Album zieht. Interessanterweise nutzte ich den inhaltlichen Verlauf in metaphorischer Weise für Ereignisse aus meinen eigenen Dasein. Es ist ein zeitloses Gleichnis: Woden suchte hungrig und rastlos nach dem Zauber der Runen, opferte sich dabei selbst auf - und als er dann wieder in seinen eigenen, realen Weg trat, schien es ihm, als ob diese ersehnte magische Kraft immer schon in ihm ruhte, obwohl er nichts davon sehen oder spüren konnte. Wir müssen uns einfach selbst ‚opfern‘, bevor wir die gewünschte Erkenntnis erlangen. Oft suchen wir Menschen gierig nach den Antworten im Außen, während die eigentliche Antwort längst tief mitten in uns selbst liegt.“

Den Kompositionsprozess erlebte er allerdings wie eine Achterbahnfahrt, offenbart Rowan.

„Ich legte im Sommer 2015 los, die Basisarbeit begann so ziemlich direkt nach der Veröffentlichung von ‚Velua‘. Dann ereilte mich 2016 … es sollte ein sehr schweres Jahr für mich werden. Mein ganzes Leben wurde auf einmal auf den Kopf gestellt. Ich arbeitete zwar so gut es ging weiter an den Stücken, stellte aber keines fertig. Am ersten Januar 2017 fand ich dann endlich die erneuerte Energie, um für Heidevolk so richtig weiter zu werken. Song für Song und Text für Text wurden fertig. Danach lud ich die neuen Band-Mitstreiter dazu ein, auch noch mitzumischen und ihre jeweiligen Beiträge beizusteuern. Zusammen hievten wir das Album auf ein neues Level. Ich denke, dass genau diese innige Zusammenarbeit und auch mein längeres Arbeiten mit all den verschiedenen Stimmungen den Liedern sehr viel mehr Seele gegeben hat. Musik und Text sind eng miteinander verbunden.“

© Markus Eck, 02.01.2018

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