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Interview: KRYPTERIA
Titel: Bombastische Emotionalität

Gitarrist Chris Simons, Bassist Frank Stumvoll und Drummer S.C. Kuschnerus gründeten nach jahrelangem Sammeln von Erfahrungen 2001 schließlich ihre „eigene“ Band: Krypteria war geboren.

Ursprünglich als Instrumentalisten für Musical-Rock-Konzerte sowie als Produzenten und Studiomusiker unterwegs, konnten die drei deutschen Beteiligten all ihr Wissen und Können in die ausdrucksstarke Musik von Krypteria einfließen lassen.

Somit stellt das aktuelle Debütalbum „Bloodangel’s Cry“ eine in allen Belangen reife Bombast Metal-Leistung dar. Und inmitten dieser edlen Ansammlung von künstlerischen Souveränitäten samt allerlei orchestraler Opulenz kann sich die halbkoreanische Vokalistin Ji-In mit ihrer bezaubernd variablen Stimme gar faszinierend entfalten.

„Natürlich sind wir alle sehr aufgeregt angesichts der Veröffentlichung unseres neuen Albums am 19. Januar 2007. Tatsächlich ist es aber so, dass wir einander enger stehen als je zuvor und ein enorm eingeschweißter Haufen sind – dazu beigetragen hat sicherlich auch zusätzlich die Deutschlandtour mit Subway To Sally, die eine großartige Erfahrung für uns war. Frank, Chris und ich kennen uns ja eh schon seit Ewigkeiten und Ji-In muss man einfach immer mehr lieben, je besser man sie kennen lernt. Insofern kann man sagen, dass wir uns trotz oder gerade wegen eines turbulenten und auch streckenweise stressigen Jahres 2006 zwischenmenschlich nie näher standen“, eröffnet mir Schlagzeuger S.C. Kuschnerus alias „Kuschi“.

Ich frage anschließend nach, ob Krypteria bei allem derzeitig ansteigenden Erfolg noch immer die nötige Zeit finden, um das Songmaterial ausreichend zu proben. Kuschi hierzu:

„Diese Zeit muss man sich einfach nehmen. Was nützt das tollste Album, wenn das Ganze live nicht zündet? Hier wollen wir auf gar keinen Fall Kompromisse eingehen und versuchen, die in der Tat nicht gerade üppig vorhandene Zeit mit möglichst guter Disziplin möglichst sinnvoll zu nutzen.“

Laut Kuschi war und ist es für die Kölner Gruppe von Anfang an besonders wichtig, ihre musikalische Identität zu dokumentieren. „Dies konnten wir mit unserer EP `Evolution Principle` schon ansatzweise verdeutlichen, allerdings wird `Bloodangel’s Cry` sicherlich am umfassendsten präsentieren, wofür der Name Krypteria steht. Dies ist uns deshalb so wichtig, damit der interessierte Musikfan einschätzen kann, was er von uns auf Platte und live erwarten kann. Und natürlich sind wir sehr glücklich darüber, dass wir alle vier unsere individuellen musikalischen Vorlieben und Ideen auf dem aktuellen Debütalbum wieder finden, was bei den doch sehr unterschiedlichen Charakteren in der Band kein einfaches Unterfangen war, letztlich aber komplett geglückt ist.“

Welches seine persönlichen Favoriten aus dem Bombast Metal-Bereich sind, stellt für den Schlagzeuger eine höchst schwierige Frage dar.

„Da wir nicht wirklich in `Sparten` hören, können wir uns kaum ein fundiertes Urteil über die Arbeit der Kollegenschar anmaßen. Unseren größten Respekt genießen aber solche Künstler, die ihren eigenen Stil gefunden haben und ihren Weg konsequent verfolgen, allen Widerständen zum Trotz. Das ist ja letztlich auch der Anspruch, den wir an uns selbst stellen.“

Laut nachfolgendem Statement des Trommlers wollen Krypteria primär nun erst einmal möglichst viel live spielen. Der Grund:

„Damit das Publikum uns hautnah kennen lernt und dabei gleich selbst entscheiden kann, ob ihm unsere Musik, unsere Art aufzutreten und unsere Persönlichkeiten zusagen. Unsere Zielsetzung bezieht sich immer auf das nächste Konzert oder die nächste Produktion: Wir wollen uns jedes Mal aufs Neue selber übertreffen. In unseren Träumen und Hoffnungen driften wir aber natürlich schon hin und wieder in andere Sphären ab, was wir ja vermutlich mit allen Musikern, denen ihre Kunst am Herzen liegt, gemein haben, oder? Uns treibt die Liebe zur Musik an, die Lust am Geschichtenerzählen. Außerdem sind wir alle vier ganz schöne Spinner mit einem Hang zu ausufernden Phantasien – dies gepaart mit unseren musikalischen Wurzeln ergibt das, was nun auf `Bloodangel’s Cry` zu hören ist.“

Auf der aktuellen Scheibe gibt es mehr Härte, mehr Abwechslung, mehr Facetten, mehr Details, mehr Tiefe und letztlich auch mehr Kawumm, so Kuschi. „Was geblieben ist, sind einerseits die Melodiebögen, eine gehörige Portion Bombast und Ji-In’s mitreißende Emotionalität.“

„Bloodangel’s Cry“ wurde im Studio von Gitarrist Chris aufgenommen, der auch als Produzent für die CD verantwortlich zeichnet:

„Insgesamt haben wir brutto ein gutes halbes Jahr für den kreativen Prozess und die Aufnahmen benötigt, wobei die Arbeit durch Konzerte in Asien, eine Tour mit Deep Purple und unser Live-Debüt in Wacken unterbrochen wurde. Da unsere Plattenfirma uns diesmal vollständige kreative Freiheit eingeräumt hatte, waren die Arbeiten am Album natürlich traumhaft – welcher Musiker wünscht sich nicht diese Freiheit und dazu noch genug Zeit, um seine Ideen und Visionen auf Platte zu bannen? Hin und wieder zehrt solch eine intensive Produktion logischerweise auch am Nervenkostüm, aber wenn man dann aber am Ende das fertige Werk in den Händen hält, sind die ganzen Mühen doch fast vergessen“, so Kuschi.

Bei „Bloodangel’s Cry“ haben sich die Songs jeweils aus einer bestimmten Atmosphäre oder Idee heraus entwickelt, wie von dem Schlagzeuger in Erfahrung zu bringen ist.

„Wir haben uns nicht an einer bestimmten Vorlage orientiert. Wobei man unbewusst sicherlich immer von anderer Musik beeinflusst ist und sei es nur geschmacklich. Bei uns vieren reichen diese Inspirationen von Metallica über Led Zeppelin, Deep Purple, Kiss, Queensrÿche und Iron Maiden bis hin zu leichterer Kost wie ABBA oder Meat Loaf und natürlich klassischer Musik.“

Die Songtexte von „Bloodangel’s Cry“ erzählen die Geschichte einer jungen Frau, die an einem Punkt ihres Lebens vor eine Entscheidung gestellt wird, den falschen Weg wählt und mit den Konsequenzen konfrontiert wird.

„In den Songs verarbeitet sie die emotionale Achterbahn, in der sie gefangen ist, und sucht nach teilweise sehr drastischen Wegen der Flucht beziehungsweise Befreiung. Unser Ziel war es, die Texte zwar sehr bildreich zu gestalten, dem Hörer aber ausreichend Raum für eigene Interpretationen beziehungsweise Assoziationen zu lassen, sodass er im Idealfall sich und eigene Erfahrungen in unseren Songs wieder finden kann. Da die Inspiration für die Geschichte des `Bloodangels` auf autobiographischen Erfahrungen beruht, sind wir in der Tat sehr nah am Thema. Ein wie sich später herausstellen sollte äußerst unseriöser koreanischer Manager hatte sich unser Vertrauen erschlichen, nur um Ji-In von der Band loszueisen und mit ihr eine Solokarriere in Angriff zu nehmen – dies hätte für Ji-In enorme Annehmlichkeiten gebracht, allerdings hätte sie sich sicherlich auch von einigen ihrer Ideale und Ziele verabschieden müssen.“

Lange Rede, kurzer Sinn: „Ji-In entschied sich sofort gegen dieses Angebot und hielt Krypteria die Treue. Zu Beginn der Arbeiten am neuen Album saßen wir vier dann eines Abends zusammen und sinnierten darüber, wie es ihr ergangen wäre, hätte sie das Angebot angenommen. Diese Überlegungen beflügelten unsere Phantasie so stark, dass sie zum inhaltlichen roten Faden von `Bloodangel’s Cry` werden sollten. Dass unsere Geschichte vom Grundansatz her tatsächlich auch Faust’sche Züge trägt, ist uns dann erst recht spät aufgefallen.“

Zusammenfassend könnte man laut Statement des Drummers sagen, dass der Krypteria-Sound auf Platte mit der Live-Identität des Quartetts eins geworden ist:

„Das war sicherlich eines der bestimmenden Ziele, das wir in 2006 erreichen wollten. Wir waren auf der Bühne seit jeher ein ziemlich spielfreudiger, agiler und kerniger Haufen und dem wollten wir nun auch in allen anderen Bereichen Rechnung tragen. Wir haben zwar zu Beginn ein bisschen gebraucht, um komplett in die Spur zu kommen, sicherlich auch, weil wir ja nach wie vor eine recht neue Band sind, jetzt finden die Hörer mit `Bloodangel’s Cry` aber ein Album vor, das unsere Interessen und unsere musikalische Identität nahezu perfekt widerspiegelt.“

Ich hake noch explizit nach, wie Krypteria als eigentliche Newcomer-Band gleich beim etablierten Majorlabel und Branchenriesen EMI landen konnten. Kuschi resümiert hierzu:

„Als wir beschlossen, aus einem abgeschlossenen Musicalstudioprojekt die Band Krypteria zu formieren und mit Ji-In das noch fehlende Glied für uns hatten gewinnen können, bemühten sich eine ganze Reihe von Plattenfirmen um uns. Die von der EMI aufgezeigten Perspektiven überzeugten uns letztlich am meisten, was neben den handelnden Personen auch mit der räumlichen Nähe zusammenhängt, die eine rege Kommunikation ermöglicht. Zwar galt es zunächst noch einige kreative Klippen zu umschiffen, doch konnten wir auch schon früh vom internationalen Netz dieses Majors profitieren. So gelang uns in Zusammenarbeit mit EMI Asien ein ziemlich erfolgreicher Einstieg in Fernost. Allein selig machend ist ein Majorvertrag aber keinesfalls, entscheidend ist doch letztlich immer der persönliche Einsatz aller Beteiligten. Dabei muss man sich schon auch gegenseitig tief in die Augen schauen und auf die Loyalität eines jeden Teammitglieds vertrauen können. Markus, wir sind mehr als dankbar für dein Interesse, das unserer Musik entgegengebracht wird und hoffen, dass die Leser des Metalmessage-Magazins `Bloodangel’s Cry` eine Chance geben und die Gelegenheit nutzen, sich Krypteria mal live anzuschauen. Es könnte ihnen glatt gefallen! [lacht herzhaft] In jedem Fall wünschen Ji-In, Chris, Frank und ich euch allen ein phantastisches Jahr 2007.“

© Markus Eck, 02.01.2007

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