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Interview: KUOLEMANLAAKSO
Titel: Glück im Unglück

Als sich diese finnischen Untergangspropheten 2010 zusammentaten, war allen Beteiligten glasklar, dass es einzig extrem abgründig werden sollte.

Zwei Jahre später erschien das Debütalbum „Uljas Uusi Maailma“, womit Kuolemanlaakso die erste Etappe der eigenen Death Doom Metal-Verzweiflung dunkel beseelt genommen hatten.

Nun hievt das fünfköpfige Depressionsbündel um Sänger Kotamäki, bekannt von den Kollegen Swallow The Sun, den fröstelnd nasskalt klingenden Nachfolger „Tulijoutsen“ aus dämonischen Untiefen nach oben.


Wie Gitarrist Kouta bestätigen kann, hegt die Band tatsächlich ein Faible für alte Lieder von Amorphis.

„Ich persönlich verehre deren Alben ,Tales From The Thousand Lakes‘ und ,Elegy‘, das sind meine absoluten Favoriten. Die Melodien darauf sind so wunderbar flüssig ins Ohr gehend, was diese beiden großartigen Platten von so vielen anderen unterscheidet.“ 



Sein Kollege Laakso, ebenfalls Klampfer bei Kuolemanlaakso, hält gar die ganze Amorphis-Discographie für eine regelrechte Schatzkiste.

„Ich finde es aufregend, wie sehr und wie toll diese Band ihre Weiterentwicklung in vielerlei Hinsicht und vor allem auch mit variabler Stilistik gemeistert haben. Und dabei sind sie auch noch anhaltend gut geblieben, eine echte Ausnahmeerscheinung. Vielleicht haben sie unsere Melodien ja wirklich beeinflusst?“ [grinst verschmitzt]

Kouta beschreibt die Musik auf „Tulijoutsen“ als irrwitzig schwer, brutal und irgendwie schön in einem. „Einige der Riffs auf dem Album sind so verdammt schwer geworden, dass wir einfach lachen mussten. Wie eben Laakso direkt nach der Beendigung der Studioaufnahmen zum ersten Album lachend dazu meinte: ,Ultrabrutal‘.“ 


Letzterer schaltet sich nahtlos wieder ein.

„Und im Gegensatz zum Albumvorgänger wollten wir diesmal mehr Gitarrenmelodien und auch klare Gesänge dabei haben. Die erste Scheibe war böse und heavy, während die neue Veröffentlichung viel melancholischer, noch unglücklicher und letztlich ganz einfach tragisch schön ist. Wie man hören kann, mögen wir auch Überraschungen in unserer Musik. Schließlich beziehen wir unsere Einflüsse aus einem stilistisch ziemlich weiten Spektrum.“


Wie Laakso noch mit besonnener Stimme zu berichten weiß, üben auch Faktoren wie Literatur, Filme, Folklore und die Erhabenheit der Natur ihren Einfluss auf diese Band aus.

„Ebenso finnische Poesie des frühen 20. Jahrhunderts und reale Erlebnisse, die uns widerfahren. Wir möchten uns nicht limitieren, was die eigene Kunst angeht. Dennoch schreiben wir wohl wirklich niemals glücklich oder froh gestimmte Kompositionen.“

Kouta, der gegenwärtig in Helsinki wohnhaft ist, nickt zur angesprochenen Naturverbundenheit seiner Dramatikertruppe.

„So sind wir Finnen allesamt. Ich vermisse hier in der Großstadt die Natur und die Wälder doch sehr, die unser Land zu bieten hat. Immer, wenn ich mal von der Arbeit und anderen Pflichten frei habe, packe ich meinen Kram zusammen und fahre zu unserer Sommerhütte, die nicht weit von Kuopio in der Region Savo liegt, der für mich besten Stadt auf der ganzen Welt!“

Auch Laakso ist fasziniert von der prächtigen Flora und Fauna seines Heimatlandes, wie er bekennt.

„Vor allem für die teils ziemlich poetisch und spirituell angelegten Songtexte, die ich schreibe, inspirieren mich die schönsten und zeitgleich geheimnisvollsten Plätze stets tiefgreifend. Auf gewisse Weise versuche ich, die unheilvoll betörende Dunkelheit und die majestätische Aura der finnischen Wälder mit meinen Worten einzufangen.“

Und Kouta liebt es, wie er wissen lässt, die eigenen Songs anzuhören und dabei an seine Bandkumpels zu denken. „Es fühlt sich fantastisch an, dabei zu entspannen. Für mich ist das wie sich Fotos anzusehen und sich dabei an den speziellen Moment der Aufnahme zu erinnern, an entweder gute oder miese Zeiten.“

© Markus Eck, 11.02.2014

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