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Interview: MINUSHUMAN
Titel: Ungekünstelte Schwere

Emotional stark aufgeladenen Melancholic Metal mit einer mordsdick beladenen Kelle an Groove zelebriert dieser französische Haufen an notorischen Schwerenötern.

Und nachdem bereits das 2008er Debütalbum „Watch The World Die“ mit dem Mut der Verzweiflung in das beplagte musikalische Metier gemörtelt wurde, mauern Minushuman jetzt den nicht minder gehaltvollen Nachfolger „Bloodthrone“ mit effizientem Thrash-Härter noch mit drauf. Allein schon der extrem einprägsame Gruppenname spricht ja ohnehin schon Bände, ohne eine einzige Note vom überwiegend schleppenden Klagesound der lyrisch betont tiefsinnigen Meute vernommen zu haben.

Und das Quintett aus Bergerac, einem überaus kelterfreudigen Kaff in der französischen Region Aquitanien, kann die vorab entstandenen Assoziationen in sämtlichen Hörerhirnen bestens erfüllen.

Denn wer sich bei den auf teils recht harte Weise ergreifenden Trauerliedern von Minushuman nicht massiv mitschuldig am beängstigenden Moralverfall der heutigen Menschheit fühlt, der muss sich wohl eindeutig stark ausgeprägten Egoismus vorwerfen lassen.

Für Gitarrist Thomas Billerey ist es jedenfalls das Allerwichtigste und auch Heiligste in seinem Leben, die Balance nicht zu verlieren.

„Und das ist bei meiner Sichtweise und Philosophie gar nicht einfach für mich. Denn ich bin der Ansicht, dass alles auf dieser Welt, zumindest in meinen Augen und in einem gewissen Sinne, gleich relevant ist. Vom Kleinsten bis zum Größten. Alles auf diesem Planeten und dahinter ist miteinander auf irgendeine Weise verbunden und somit auch total voneinander abhängig. Auch wir Menschen sind somit Teil eines großen Zusammenspiels, in dem alles seinen speziellen Platz hat. Die Welt, die wir kennen, ist daher auf absolute Balance in genanntem Zusammenspiel ausgerichtet. Wenn diese Balance zerstört wird, ändert sich das Verhältnis der Dinge zueinander, je nach Einwirkung. Daher ist mir auch persönlich in meinem Dasein auf jeder noch so kleinen Ebene eine gute Balance von großer Bedeutung.“

Was die Veröffentlichung des neuen und zweiten Albums seiner Gruppe angeht, so sieht der Saitenkerl dem mit einiger positiv gestimmter Hoffnung entgegen, wie er gleich darauf bekennt.

„Dieses Jahr gestaltete sich für uns als Band bislang außerordentlich gut. Wir konnten beispielsweise bei unserem neuen Label einen guten Vertrag unterzeichnen, was glücklicherweise sogar die Produktion eines tollen Videoclips zum Song ‚The Day We Died’ mit sich brachte. Und die ersten Feedbacks zu den neuen Tracks von Minushuman waren bislang sehr begeistert! Wir wären unermesslich froh darüber, wenn diese neue Platte uns als Gruppe den wichtigen und viel zitierten nächsten Schritt ermöglichen könnte beziehungsweise uns und unsere Musik in der weltweiten Metal-Szene bekannter machen würde.“

Simultan zu den zu bewältigenden Mühen des derzeitigen Promotion-Trubels arbeiten die fünf Protagonisten aus Bergerac emsig an ihrem Live-Set, wie mein Gesprächspartner mir eröffnet. „Wir üben und studieren das Material ein, so viel es uns derzeit möglich ist. Denn wir hoffen inständig, dass wir später in diesem Jahr noch massiv auf Tour gehen können.“

Mit letzterem Statement liefert dieser Denker unserem Dialog eine sehr gute Überleitung, um sich den neuen Minushuman-Songs, die allesamt das große Plus an Intensität mit sich bringen, näher zu widmen. Thomas erzählt dazu:

„Bei uns entwickelten sich Stil und Attitüde wie von selbst, auf ganz natürliche Art eigentlich. Bereits beim Songwriting zu ‚Watch The World Die’ hatten wir ja das Verlangen nach besonders schweren und besonders aggressiven Passagen in unserer stabil errichteten Soundmauer. Und für diese neue Platte wollten wir klanglich schon ganz genau so bleiben, aber auch um sehr viel mehr ‚organischer’ anmuten. Es dürstete uns dabei sozusagen, die Hitze der Verstärker im Probenraum noch heißer in uns zu spüren. So gestaltete sich das Ganze aktuell schlicht gesagt einfach noch intensiver als zuvor, ohne aber auf gezielt inszenierte musikalische Extreme zurückgreifen zu müssen. Das Ganze entsteht ungekünstelt. Wir machen das nämlich lieber auf unsere eigene Art.“

Und daher ließen die fünf Minusmänner die Produktion für ihren neuen Lamentierdiskus auch in entsprechender „Voll in die Fresse“-Weise fahren.

Der Gitarrist bringt es auf den Punkt:

„Dennoch achteten wir wie erwähnt beflissen darauf, dass sich nicht in Härteorgien verzettelt wurde. Die unendlich vielen emotionalen Nuancen in unseren Kompositionen sollten für die Hörer da draupen schließlich auch auf dem Album deutlich zu hören und auch explizit zu spüren sein, nicht nur vorab beim Ausarbeiten derselben.“

Und Produzent Mobo aus dem Conkrete Studio fand laut Aussage des Gitarristen positiver Weise auch genau heraus, wie Minushuman es sich allesamt vorstellten beziehungsweise wie ihre dahinter stehenden kreativen Intentionen letztendlich in bestmöglicher repräsentativer Manier erschallen sollten.

„Mobo fand für uns die genau passende Mixtur im Klang aus Aggression und Klarheit. Er hat wirklich verdammt gute Arbeit für uns geleistet, wofür wir dem guten Kerl mächtig dankbar sind. Ich kann nur hoffen, dass unsere neue Liedersammlung hier und da zu heftigem Headbanging führen wird“, verabschiedet sich der Klampfer fürs Erste mit einem sympathischen Grinsen.

© Markus Eck, 20.07.2011

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