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Interview: MORGUL
Titel: Experimentell

Einige Zeit war es ruhig um diesen Ende der 90er Jahre in gut informierten Schwarzmetallerkreisen recht bekannten Bandnamen.

Was in Norwegen vor mehr als einer Dekade in Form von Morgul als verführerisch melodische Black Metal-Hoffnung begann, war bedauerlicher Weise bereits nach zwei Studioalben massiver Uneinigkeit der Urheber unterworfen. Aus Bandleader Charmock wurde somit im Weiteren Jack D. Ripper, der sich aktuell nun wiederum J Maestro Discordia tituliert.

Letzteres schien bitter nötig. Denn vom einstigen Bilderbuch-Black Metal ist der inzwischen ins amerikanische Michigan emigrierte Dunkelmeister und Solo-Entertainer auch auf seinem neuesten Dark Metal-Horroralbum „All Dead Here...“ leider meilenweit entfernt.

„Momentan bin ich sehr kreativ und fleißig, was mir auch insgesamt sehr gut tut. Ich bereite mich daher schon wieder auf das nächste Morgul-Album vor.“

Denn eine so lange Veröffentlichungspause möchte er für Morgul nicht mehr so schnell erleiden müssen, wie er offenbart.

„Je nachdem, wie gut `All Dead Here...` von den Fans aufgenommen wird, erscheint der Nachfolger dann früher oder eher später.“

Kein Zweifel: J Maestro Discordia meint es ernst, seine Kreativität scheint definitiv zurückgekehrt zu sein.

In die vereinigten Staaten ist er nicht nur wegen seiner Frau ausgewandert, wie er wissen lässt.

„Ich hätte diese geografische Veränderung schon viel früher vollziehen sollen, das habe ich erst jüngst gemerkt. Außerdem haben die hier wirklich den allerbesten Zimtkaugummi, der mir je untergekommen ist“, scherzt er mit ganz speziellem Humor. Er, der Morgul ja eigentlich für immer begraben wollte, wir er mir vor einigen Jahren noch versicherte.

„Ja, aber ich habe es ohne Musik zu machen ehrlich gesagt nicht sehr lange ausgehalten. Obwohl ich mit der ganzen Musikbranche und vielen Leuten aus der Szene zum Schluss hin echt fix und fertig war und auch überhaupt keine Leidenschaft mehr dafür verspürte, je wieder eigene Songs zu kreieren. Ich kann bis heute nicht genau sagen, warum ich mich damals so sehr von meinen negativen Erfahrungen habe vereinnahmen lassen.“

Der Ärger verflog aber irgendwann und die Passion für dunklen und atmosphärischen Metal kehrte wieder zurück:

„Neue Lieder entstanden nach und nach. Als ich dann die Möglichkeit hatte, ein neues Album aufzunehmen, nutzte ich sie. Glücklicherweise zeigte sogar eine Plattenfirma Interesse daran. Ich wollte anfangs eigentlich nur aufnehmen, was ich so an Songmaterial beisammen hatte. Dabei noch ein klein wenig experimentieren und sehen, was so alles am Ende herauskommt.“

Ein wenig Nervosität gibt der Wahlamerikaner allerdings schon zu, was die Veröffentlichung seines neuen Werkes anbelangt.

„Man kann speziell in dieser extremen Branche ja niemals genau vorhersagen, wie die Leute auf neue Songs reagieren. Aber jeder Musiker möchte die Hörer schließlich in möglichst positiver Weise auf sich aufmerksam machen. Außerdem erschien das letzte Morgul-Album `Sketch Of Supposed Murderer` bereits 2001, eine wie gesagt sehr lange Pause bis zur aktuellen Scheibe. So bin ich simultan auch verdammt neugierig, ob sich überhaupt noch jemand da draußen an mich und Morgul erinnert.“

Aufgrund der kompositorischen Abstinenz fiel es J Maestro Discordia zu Beginn seiner wiedererwachten schöpferischen Geschicke nicht gerade leicht, neue Lieder zu erarbeiten, wie er in aller Offenheit bekennt:

„Ich hatte zu Anfang keine richtig klare Vision vor meinem geistigen Auge, wie mein neues Material klingen sollte und was ich überhaupt erreichen wollte. Ich hatte kleine und größere Bruchstücke an einzelnen Song-Ideen sowie einige niedergeschriebene Textsplitter, doch ich war erst nicht in der Lage, diese zu einem homogenen Ganzen zusammenzufügen. Als ich dann mit meinen ganzen musikalischen Basics erneut ins SoundSuite Studio zu Produzent Terje Refsnes kam, mehrten sich meine Geistesblitze mit einem Mal massiv. Intuitiv wusste ich das jedoch schon, denn viele Songs von Morgul wuchsen exakt auf diese Weise immer wieder erst zu ihrer bestmöglichen Erscheinung heran.“

Die Songtexte von „All Dead Here...“ berichten die Visionen des eigenwilligen Komponisten darüber, was mittlerweile aus der Menschheit geworden ist. „Es geht darum, wie wir in der Moderne alle denken und handeln – gesehen aus der Sicht eines Überlebenden der verheerenden Apokalypse.“

© Markus Eck, 05.04.2005

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