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Interview: PENUMBRA
Titel: Verhexende Klangbetörung

Aus Frankreich stammen diese Gothic Metal Ästheten, welche mit ihrem nun erscheinenden zweiten Album „The Last Bewitchment“ die Aufmerksamkeit der nach metallischer Dramatik verlangenden Hörer erlangen wollen. Penumbra erschaffen grandiose orchestrale Dramen von zeitlos anmutender Unvergänglichkeit.

Mittels einer ausgewogen gemischten Schnittmenge aus den Stilen solcher Erfolgsgiganten wie Therion und Tristania haben sich diese Franzosen ihre eigene Nische geschaffen. Für Fans der genannten beiden Acts dürften die mit mannigfaltigem symphonischen Bombast arrangierten und durch bezaubernden Sopran veredelten Kompositionen von Penumbra ein höchst willkommener Beitrag sein.

Sänger und Oboist Maxime Meheust alias Jarlaath gründete Penumbra 1996. „Als die Band durch mich und unseren Gitarristen Dorian ins Leben gerufen wurde, interessierten wir uns sehr für Tiamat und ihr `Wildhoney`-Album. Auch Theatre Of Tragedy und Celestial Season beeinflußten uns damals sehr. Wir wollten eine Band auf die Beine stellen, welche der Stilistik der genannten Acts gerecht wird und eine massive Dosis klassischer Musik damit vereint. Da ich damals schon Oboe spielte, war ich von der Vorstellung besessen, auch dieses Instrument in Penumbra einzubringen. Mit unseren stilistischen Plänen fanden wir schnell weitere Mitmusiker, von denen ein Teil noch heute in der Band ist.“

Der Standort der Band scheint wie geschaffen, die Dinge bestmöglich zu handhaben.

„Wir kommen alle aus Paris und das macht die Sache mit Penumbra um einiges einfacher für uns. Paris ist die in Sachen Metal aktivste Stadt Frankreichs. Man kann hier fast immer und überall live spielen und wird demnach auch um einiges schneller bekannter, als wenn man von der Provinz aus operiert.“

Jarlaath nennt nachfolgend nur zu gerne einige seiner einheimischen Faves.

„Bands wie Misanthrope, Anorexia Nervosa oder SUP finde ich wirklich klasse. Auch Symbiosis, Dying Tears oder Akin sind wirklich sehr gute Truppen, die ich den deutschen Metalfans empfehlen möchte. Französische Bands haben in den letzten Jahren immer mehr verstanden, daß sie nicht die erfolgreichen Metal Sounds aus anderen Ländern kopieren müssen, um selbst erfolgreich zu sein, sondern daß sie auch mit einem eigenständigen Musikstil Erfolg haben können. Was in Frankreich jedoch immer noch fehlt, ist eine Band von internationaler Dimension. Wer weiß, vielleicht sind das ja bald wir?“

Zu gönnen wäre es Penumbra, die einen wirklich eigenständigen Gothic Metal zaubern. Und dieser entsteht nicht nur aus metallischen Einflüssen heraus, wie Jarlaath offenbart.

„Da ich und Dorian zu Zeiten der Bandgründung noch aufs Konservatorium gingen, waren wir von klassischer Musik sehr beeindruckt. Dies hat sich bis heute nicht im geringsten geändert. Sie erscheint uns noch jetzt über allen Dingen stehend und vor allem zeitlos und mächtig. Beethoven, Mozart, Haydn und Strauss sind wahre Idole für uns. Und wir hören neben dem Metal gerne nichteiserne Bands wie Dire Straits oder Pink Floyd, wegen der großartigen Atmosphären auf deren Alben. Auch keltische Musik ist von enormer Wichtigkeit für uns, um daraus Impressionen in unseren Songs zu verarbeiten.“

Selbst Literatur dient mitunter als Schaffensgrundlage.

„Ich liebe Science Fiction Themen und heroische Fantasy Romane, die mich ungemein inspirieren. Obwohl diese nichts mit anspruchsvoller Kunst zu tun haben, lasse ich mich gerne von ihnen beeinflussen. Viele solcher Bücher erschaffen ihre eigene phantastische Welt, wie es auch mit Penumbra unser Ziel ist. Hier kreieren wir unseren eigenen fiktiven Kosmos aus unseren Frustrationen, Leidenschaften und Ängsten heraus. Dazu ist Musik erfunden worden, und dazu soll sie dienen! Die Songs von Penumbra reflektieren uns als feinfühlige und darum sehr verletzliche Menschen.“

Das war zu erahnen, und für solche scheinen die Songs von Penumbra auch wie geschaffen, um sich darin zu verlieren.

Da die Kompositionen der Band enorm eigenständig klingen, ordnet Jarlaath Penumbra irgendwo zwischen vielen Sparten des Metal ein.

„Wir sind bemüht, eine gutklingende und vor allem zeitlose Musik zu machen, die eine Symbiose zwischen den Genres Gothic, Black, Heavy und Doom Metal als auch klassischer Musik darstellt. Penumbra´s Musik soll die genannten Styles miteinander verbinden und basiert nicht nur auf dem Antagonismus zwischen den weiblichen Sopranstimmen und tiefen oder kreischenden, haßerfüllten Metalgesang. Viele der bestehenden, in diesem Metier agierenden Bands arbeiten nach dieser Vorgabe, unsere musikalischen Visionen blicken jedoch um einiges weiter in die künstlerische Ferne.“

Dank der sehr guten Kontakte in die Musikindustrie war es nicht allzu schwer für Jarlaath, die Gastmusiker für die orchestralen Parts zu finden.

„So konnten wir mit wirklichen Profimusikern arbeiten. Die meisten von ihnen studieren auch auf Konservatorien oder unterrichten dort sogar. Einige Members von Penumbra arbeiten in der Musikbranche und stellten so den Kontakt her, was auch die Kosten vergleichsweise niedrig hielt. Die Aufnahmen mit den Gastmusikern verliefen daher reibungslos und gingen ziemlich schnell über die Bühne. Der überwiegende Teil von ihnen mag Metal, weil er oft von Bands wie der unseren in Verbindung mit Elementen klassischer Musik kombiniert wird. Sie brachten dadurch gerne einige eigene Ideen mit ein, wenn wir manchmal vor kleineren oder größeren Umsetzungsproblemen standen. An solchen wichtigen Punkten der ergiebigen Zusammenarbeit schien es uns, als wenn die Gastmusiker genau das einbrachten, was uns an manchen Stellen der Stücke gefehlt zu haben schien. Solche Momente sind für jeden Musiker unvergeßlich.“

© Markus Eck, 04.06.2002

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