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Interview: SAVN
Titel: Harmonischer Dreier

Als sie 1998 mit dem erzfeinen Debütalbum „Lake Of Sorrow“ an den Start gingen, zeigten The Sins Of Thy Beloved schon gleich sehr viel Liebe und Hingabe zu niveauvollstem Gothic Metal.

Obwohl damit der Nerv der damaligen Zeit perfekt getroffen wurde, lief es nachfolgend leider nicht gerade rosig für die norwegische Band. Direkt nach der finalen Auflösung der Gruppe im letzten Jahr kontaktierte TSOTB-Gründungsmitglied und Multi-Instrumentalist Stig Johansen eine langjährigen Freundin: Midnattsol-Sängerin Carmen Elise Espenaes, die Schwester von Liv Kristine.

Carmen sollte nur ein Lied als Test einsingen. Doch Stig und Keyboarder Anders Thue waren so begeistert, dass die drei das geplante Debütalbum letztlich als Trio-Kooperative erarbeiteten.

Einzigartige Mixtur
Laut Carmen muss jeder für sich entscheiden, welchem Typ von Musik dieses selbstbetitelte Album entspricht.

„Da gibt es schon jetzt viele Meinungen. Wir sind der Ansicht, dass es sich zwischen Metal und Rock bewegt, und dass man sowohl Gothic- als auch Folklore-Elemente hören kann. Von daher denke ich, dass unsere neue Musik auch Fans aus verschiedenen Bereichen gefallen kann. Für Fans von Midnattsol und The Sins Of Thy Beloved ist es sicherlich interessant, dass Savn keinerlei Kopie von diesen Bands ist. Und es ist auch nicht sehr ähnlich, was wir nun machen, sondern eine unvergleichbare Zusammensetzung unserer verschiedenen Inspirationen.“ 


Drei in Einem
Stig selbst hat zu Beginn fast alles im Alleingang begonnen, was auf „Savn“ zu vernehmen ist, wie die blonde Sängerin erläutert.

„Seine Riffs und Gitarrenmelodien sind die Basisideen der allermeisten Songs. Anders kam nach einer Weile dazu mit seinen Pianomelodien, und sie haben vier Lieder zusammen geschrieben. Die Zusammenarbeit war jedoch so toll und wir haben menschlich und musikalisch so gut zusammengepasst, dass wir nach einiger Zeit beschlossen haben, dass ich festes Mitglied sein soll. Ab dieser Entscheidung bekamen wir einen richtigen Schub im Songwriting. Und nach ungefähr einem halben Jahr waren wir auch schon zusammen im Studio. Noch nie in meinem Leben kamen mir die Ideen so schnell, und ich habe mich noch nie so kreativ gefühlt. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass die Platte einige der allerbesten Melodien beinhaltet, die ich je geschrieben habe.“

Savn arrangierten dann die meisten Lieder um, so Carmen, und schrieben auch neue Stücke. „Anders und ich schrieben auch jeweils ein Lied. Zum ersten Mal in meinem Leben erarbeitete ich die Melodien für ein Violinorchester [das Lingua Mortis Orchestra von Rage-Gitarrist Victor Smolski; A.d.A.] und zusammen mit Anders die Fiddle-Melodien. Und ich konnte kaum meinen Ohren trauen, dass es so gut wurde. Sie haben es sehr schön umgesetzt. Es ist echt toll an neuen musikalischen Herausforderungen zu arbeiten!“ 


Ganz persönlich
Sowohl direkt als auch indirekt handeln alle Texte in irgendeiner Form über Entbehrung und Verlust. Die Sängerin erklärt dies als einen lyrischen roten Faden, der sich durch alle Songs zieht.

„Das ist auch der Grund, warum unser Debüt denselben Namen bekam wie die Band. Denn ,Savn‘ bedeutet übersetzt ,Entbehrung‘. Auf der einen Seite reflektieren die Texte persönliche Gedanken, Erfahrungen und Erlebnisse von uns Dreien. Das heißt, die Songs kommen direkt aus unseren Seelen. Wir können uns mit der Musik also vollauf identifizieren. Auf der anderen Seite beinhaltet jedes Lied ein anderes Thema. Es geht um Bereiche, von denen ich denke und hoffe, dass die Hörer einen Bezug dazu bekommen und mitfühlen können. Beispielsweise das Alleinsein und das Vermissen einer bestimmten Person. Oder das Gefühl, dabei ständig von negativen Gedanken geplagt zu werden. Auch die damit verbundene Hoffnungslosigkeit wegen einer endgültig verlorenen Liebe wird thematisiert. Wer von uns allerdings was genau gedacht oder erlebt hat, das bleibt unser Geheimnis.“

Aufwühlend emotionale Momente
Natürlicherweise hat sie sich mit dem Thema Entbehrung sehr auseinandergesetzt und versucht, das Ganze zu beschreiben, so die Dame.

„Es geschah auf verschiedene Art und Weise. Ein sehr gefühlvoller Prozess. Ich habe versucht, mich in viele Situationen hineinzuversetzen. Die perfekte Stimmung dazu finde ich immer in dem Wald in der Nähe bei mir, durch den kleine Flüsse fließen und wo man komplette Ruhe findet. Da gibt es einfach nur mich, die Natur, die Gedanken und meine Musik. Kerzenlicht, Badewanne und Chili-Tee waren auch gute Stimmungsgeber zum Schreiben. Manchmal sind Tränen geflossen, muss ich zugeben. Die Leute, die mich kennen, wissen jedoch, dass ich ein Optimist bin, und deswegen findet man auch kleine Lichtblicke in meiner Songlyrik.“

Vollendete Einigkeit
Der Spaß und die Freude, die sie als Gruppe haben, wenn sie zusammen Musik schreiben und machen, ist für die Vokalistin das Wichtigste bei Savn.

Und vor allem auch, so Carmen, dass die Beteiligten menschlich so gut zueinander passen, wie sie rasch noch anfügt.

„Wir sind richtig gute Freunde geworden während der kurzen Zeit. Und ich freue mich jedes Mal riesig, sie wieder zu sehen. Außerdem sind wir uns 100 % darüber einig, welche Musik wir machen wollen und wo wir hin wollen, das ist natürlich extrem wichtig. Kaum zu glauben, aber wir waren uns noch in keiner Entscheidung der Band uneinig. Savn macht es mir möglich, mich in voller Weise musikalisch zu entfalten. Und Ideen, die ich habe, sind in der Band begrüßt. Ich kann hier einfach ich selbst sein und genau die Musik machen die ich möchte. Ich bin sehr dankbar dafür. Das bereichert mein Leben. Hoffentlich können wir mit dem Debütalbum auch für das Leben anderer etwas geben, das ist eigentlich unser größtes Ziel mit der Platte.“

Aufmunternde Unterstützung
Danach befragt, ob sie unter den neuen Songs einen persönlichen Favoriten hat, kommt sie etwas verlegen ins Stocken.

„Das ist nicht einfach! Bei uns allen ist es meistens unterschiedlich, je nach Phase, es ändert sich auch mit der Zeit. Ein Favorit, der wir alle haben, ist ,Hang On‘. Es hilft mir, wenn ich mal traurig bin oder neue Kraft brauche, und ich werde nicht satt daran. Ich hoffe, das Lied kann auch anderen helfen. Etwas Besonderes für mich ist auch das Lied ,I Am Free‘, da es das erste Mal ist, wo meine Schwester bei einem meiner Songs singt. Das bedeutet mir unglaublich viel, und sie hat es so wunderbar umgesetzt. Genau wie ich mir das vorgestellt habe, nur besser! [schmunzelt] Ich finde, unsere Stimmen passen sehr gut zusammen, auch wenn wir in dem Lied sehr unterschiedlich singen. Wenn es zum Gesang kommt, sagen bislang viele, dass das norwegische Akustiklied ,Lengselens Hånd‘ am besten ist auf der Platte. Vielleicht haben sie damit ja sogar recht.“

© Markus Eck, 05.04.2014

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