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Interview: SEAR BLISS
Titel: Beseelt

Nichts weniger als ein majestätisches Meisterwerk gelang den linientreuen Ungarn-Seelen um Tieftöner und Kehlenkönner András Nagy mit dem neuen Dramaturgie-Manifest „The Arcane Odyssey“.

So verlief der zugrunde liegende Kompositionsprozess zu dieser sensationell melodischen Ästhetenscheibe beileibe nicht als kreative Odyssee. Denn Sear Bliss, bereits 1993 gegründet, sehen sich noch immer mit Recht als stilistisch absolut unbeirrbarer Männerbund. Also als ideenreicher Edeltrupp, welcher von Plagiaten überhaupt nichts hält.

Endlich ist das erstklassige Epic Black Metal-Quintett samt der zum Markenzeichen gewordenen integrierten Zugposaune nun auch bei einer leistungsstarken Plattenfirma untergekommen.

Gut so, denn nicht nur Meister Nagy gibt hier mal wieder restlos alles.

Er, der künstlerisch so anspruchsvolle Obertragiker und sein fähiges Poeten-Ensemble hieven mit ihren neuen eigenständigen Mystikliedern zahl- und vor allem zeitlose Großatmosphären in den imaginären Hörerkosmos kraftvoll hinauf.

Ein wenig Erholung von solcherlei aufwendigen Schaffensmühen bietet dem musikalisch löblich standfesten Sear Bliss-Mann ein entspannender Interview-Dialog.

„Da wir bis zum heutigen Tage von musikalischen Trends rein gar nichts wissen wollen, hatten wir es als Schwarzmetall-Gruppe über die Jahre nie leicht. Zumal wir durch unsere, für dieses Genre eher `ungünstige` geographische Lage stets hohen zusätzlichen Aufwand hatten, unseren Bandnamen und unseren speziellen Sound zu etablieren. Wir hielten jedoch stets an unserer ureigenen Vision fest. Glücklicherweise fanden wir vor einiger Zeit eine starke und sehr erfahrene Tonträger-Firma, welche unser aktuelles Album nun entsprechend bewirbt“, verkündet mir András.

Man kann ihm somit getrost Folgendes glauben: „Es tut uns allen in der Gruppe daher verdammt gut, uns jetzt endlich mal vollkommen gelassen auf unsere Musik konzentrieren zu können, ohne den ganzen Tag zu überlegen, wie wir mehr Leute damit erreichen können.“

Im verschworenen Untergrund des Metiers schon lange ein ehrfürchtig geflüsterter Geheimtipp, sollten nun also schon bald verdientermaßen bessere Zeiten für diese ausgesprochenen Vollblutmusikanten anbrechen.

„Es wurde zudem höchste Zeit, dass wir mit unseren Scheiben in einem vernünftigen Vertriebsnetz untergebracht werden. Denn bislang hatte nicht wenige Interessenten ein echtes Problem, wenn sie eine Veröffentlichung von Sear Bliss erstehen wollten. Man kann unsere Lieder zwar hier und da im Internet herunterladen, doch mit dieser Situation waren wir nicht gerade glücklich bislang.“

Das aktuelle Studioalbum „The Arcane Odyssey“ hat da riesiges Glück: Ihm wird die wohl bislang größte mediale Aufmerksamkeit zuteil.

Verdient hat es dieser silberfarbene Flachteller allemal, dessen Inhalt doch nach gestrengen Metier-Qualitätsmaßstäben genau genommen eigentlich reinstes Klanggold ist. Der Bassist schließt sich meiner Meinung nur allzu gerne an:

„Gar nichts kommt hier von ungefähr. So viel kompositorischen Aufwand und auch derart hohe instrumentelle Energien investierten wir bisher noch in keine Platte von uns. All unsere über die Jahre gemachten Erfahrungen, all unsere dadurch erworbene Reife und unser sämtliches erlerntes musikalisches Können steckten wir mit aller denkbaren Hingabe in `The Arcane Odyssey`. Wir haben unseren eigenen Schaffens-Pfad in dieser großen und breit gefächerten Musikszene gefunden – und wenn man weiß, in welche kreative Richtung man genau zu gehen hat, kann man eben sehr kraftvolle und vor allem entschlossene Schritte machen.“

Die geneigten Hörer werden dieses Statement vor allem an den zutiefst verführerischen Gänsehaut-Melodien von „The Arcane Odyssey“ nachvollziehen beziehungsweise überprüfen können. Denn solcherlei nachhaltig betörend schöne, ja, geradezu magisch wirkende Tonfolgen entstehen eindeutig nur in einer ideell in sich komplett gefestigten Musikantenhorde wie den Parade-Individualisten Sear Bliss.

Und nicht nur allein die liedgestalterischen Vorbereitungen erstreckten sich über einen für diese absolute Ausnahmegruppe unverhältnismäßig langen Zeitraum.

Auch nachfolgend im Tonstudio wurde verdammt lange für die aktuell entstandene Oberperfektion gewerkt, so der ungarische Viersaiten-Artist rückblickend:

„Wenn man so lange wie wir dabei ist, und wenn man so lange wie wir immer nur aus der Ferne all den anderen Bands bei ihren großen Erfolgen zuhören und -sehen muss, dann wird man wohl ganz automatisch immer entschlossener, dasselbe irgendwann auch zu erreichen. Klar, nicht um jeden Preis. Aber doch mit allen zur Verfügung stehenden künstlerischen Mitteln, sofern sie einem selbst aus ehrlichen Ambitionen heraus entspringen. Potenzial muss schließlich ausgeschöpft werden. Eine Weile lief das also bei uns ganz gut, und es reichte uns, unsere eigenen Ansprüche befriedigt zu sehen. Doch irgendwann bemerkten wir die Tatsache ganz explizit, dass wir im Untergrund trotz guter Alben und vieler Bühnenshows ganz einfach nicht mehr erfolgreicher werden können – somit nahmen wir die insgesamt gut zuträgliche Vertragsofferte von Candlelight Records auch nur zu gerne an.“

Recht so, denn wenn eine gleichfalls kontinuierlich fleißige wie jederzeit aufrichtig agierende Band solch einen Kontrakt verdient hat, dann ja wohl auf jeden Fall Sear Bliss.

© Markus Eck, 18.10.2007

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