Interview: | THYESTEAN FEAST |
Titel: | Der süße Kuss des schwarzen Todes |
Diese unheilbar besessenen Finnen sind wirklich von allen guten Geistern verlassen, wie es auf ihrem aktuellen Nachtopus „Cycles Of World Burn“ scheint. Die Band agiert darauf mit einer fast schon unheimlichen Hingabe an die favorisierte Musikrichtung: Musikalisch wertvoller, diabolisch-blasphemischer Black Metal von erlesener Reinheit.
Mitunter erschreckend apokalyptisch und rasend schnell, lassen Thyestean Feast ihren ungezügelten Aggressionen komplett freien Lauf. Und metzeln nach boshafter Herzenslust drauflos. Diese zweifellos geniale Band jedoch daraufhin nun vorschnell als sich auf ihre enthemmten Wutausbrüche reduzierende Potentaten des unbarmherzigen Bösen abzukanzeln, sollte sich schnell als grundlegend falsch erweisen.
Denn die forschen Finnenfürsten des Dunklen musizieren trotz aller gehässigen Direktive nach einem erfrischenden kompositorischen Grundmuster, welches sich auf „Cycles Of World Burn“ als schier grenzenlos und vielschichtig erweist... Der süße Kuss des schwarzen Todes berührt die faszinierten Sinne demnach mit aller teuflischen Verführungskunst. Thyestean Feast Frontkreischer Mikko Häkkinen öffnete die pandorische Büchse seiner finsteren Schurkendelegation, welcher gefährlich reiner und unverfälschter Hass entströmte.
„Der Kern der Band formierte sich schon viele Jahre zuvor. Ich vermute mal, es war so um 1996 herum. Ich war zu dieser Zeit noch nicht in Thyestean Feast involviert. Die Jungs spielten vor meiner Zeit als Sänger auch noch rein für sich selbst und um tiefe innere Befriedigung durch ihre Musik zu erlangen. Und um auch den Zusammenhalt in der Band zu festigen, bevor irgendwelche Business-Scheiße Querelen in die eingeschworene Gemeinschaft bringen konnte.“
Und genau das ist seiner Meinung nach auch eine ihrer stärksten Seiten: „Ein solides Line-Up zu haben, in dem alle Bandmitglieder sich sehr gut kennen und willens sind, mit aller Kraft an den festgelegten musikalischen wie auch ideellen Zielen zu arbeiten. Ohne Kompromisse.“
Guter Einstieg in den Dialog. Ja, kompromißlos sind Thyestean Feast auf alle Fälle. Mikko stieß 1999 zur Band. „Mir hätte gar nichts besseres passieren können, denn die Truppe ist wirklich super aufeinander eingespielt. Es herrscht hier große Eintracht hinsichtlich der gespielten Stilistik.“
Das liegt aber schließlich nicht zuletzt auch an der Herkunft der höllischen Horde: „Wir kommen alle aus Helsinki, was für mich persönlich auch von immenser, essentieller Wichtigkeit ist. Mein Herz schlägt für die rauhe und unberührte Wildnis der naturbelassenen Randbereiche dieser großartigen Stadt. Wir haben es hier wirklich sehr gut erwischt. Denn Helsinki ist gleichzeitig auch meiner Meinung nach die pulsierende Mitte der finnischen Metal-Szene, wobei mir sicher auch eine ganze Menge Leute zustimmen werden.“
Finnland ist überhaupt ein sehr geeignetes Land für das Spielen solcherlei harter Klänge, welches sich demnach auch in der Vergangenheit mehr und mehr als Zubringer wirklich überragender Acts erwies. Kamen doch aus diesem schönen Fleckchen Erde eine ganze Menge begeisternde dunkle Stahlkocher wie u.a. Algazanth, Count de Nocte, Funeris Nocturnum, Horna, Throes Of Dawn, Thyrane oder auch Thy Serpent, um nur einige von sehr vielen zu nennen.
Mikko stimmt hier gerne zu: „Ja, wir können stolz auf diese hochrangige metallische Präsenz unseres Landes sein. Es wären sogar noch mehr Bands an der Oberfläche der Szene, wenn nicht manches Mal das größte Problem die mangelnde Verständigung vieler Kapellen mit der Außenwelt wäre. Im Underground sind diese Bands meist sowieso schon überaus bekannt und gleichermaßen beliebt wie auch respektiert. Die meisten sind eben elitäre Musiker, aber schlechte Werber in eigener Sache im eigenen Lande. Sicher gibt es auch hier Ausnahmen wie beispielsweise Impaled Nazarene, aber diese sind ja bei einem ausländischen Label unter Vertrag. Deswegen wählten wir unser aktuelles deutsches Label aus. Ergänzen möchte ich die genannten Bands unserer Heimat noch um Moonsorrow, Finntroll und Ensiferum. Sie sind zwar nicht ganz so tiefschwarz veranlagt wie wir, aber dennoch Wert, davon Notiz zu nehmen.“
Auch Thyestean Feast ließen sich anfangs von Idolen beeinflussen, wie Mikko berichtet. „Wir haben alle differierende musikalische Historien, aber ich bin der Einzige, der pure Black Metal-Wurzeln hat. Um ehrlich zu sein, habe ich `normalen` Metal schon lange von meiner Liste gestrichen, da er mir einfach gesagt schon seit längerem überhaupt nichts mehr zu geben hatte. Was mich also anbelangt, so übte beispielsweise Emperor´s `In The Nightside Eclipse` Album einen nicht von der Hand zu weisenden Einfluß auf mich aus, dem ich mich nicht entziehen konnte. Und was die anderen Mitglieder in Thyestean Feast betrifft, so weiß ich, daß Bands wie frühe Cradle Of Filth, aber auch Morbid Angel einen maßgeblichen Einfluß auf die kreativen Geschicke unserer Band nahmen. Aber natürlich hat sich der Geschmack der gesamten Truppe insgesamt mit den Jahren auf verschiedene Metal-Genres ausgedehnt. So hören wir alle hin und wieder Gothic, Industrial, Folk und manchmal auch Dark Wave.“
Der Schreihals bringt den Lesern abschließend noch den aussagekräftigen Albumtitel näher. „`Cycles Of Worldburn` trägt dem beharrlichen Gedanken in uns Rechnung, daß die Zeit im Laufe der Ewigkeit sich zyklisch widerholende Perioden mit sich bringt, welche die Welt verbrennen. Und danach der Erneuerung Raum gewähren. Im altgriechischen wird dies als Ekpyrosis bezeichnet. Auf der Platte sollen die Lyrics unsere diesbezüglichen apokalyptischen Visionen erläutern. Das mächtige große Feuer ist doch immer wieder Herr über das Universum.“
© Markus Eck, 04.02.2002
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