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Interview: TRISTANIA
Titel: Bewusst und eigenständig

Viel zitiertes frisches Blut belebt den künstlerischen Organismus dieser langjährig aktiven Norweger auf deren im Sommer 2010 veröffentlichtem Album „Rubicon“.

Und in der Tat erzielten die populären Gothic Metal-Bekanntheiten mit der Rekrutierung der sardinischen Vokalistin Mariangela Demurtas einen echten Glückstreffer.

Letztere besitzt einiges an Stimmcharisma und kann zudem beachtlich vielfältigen Emotionsfacetten gesanglich vorzüglichen Ausdruck verleihen, was den Abschied ihrer fähigen Vorgängerin Vibeke Stene um einiges leichter verschmerzen lässt.

Markierte das 2007er Album „Illumination“ also trotz hörenswerter Momente das bislang eigentlich schwächste Schaffenszeugnis der beständigen Skandinavier, geht es seit einigen Monaten endlich wieder so richtig aufwärts für Tristania.

So konnten die schöpferischen Seelen der Beteiligten offenbar durch das feurige Temperament, welches Demurtas in die Band brachte, auch wieder zu anhaltendem Lodern gebracht werden.

„Ein echt toller Kinofilm, welcher mich 2010 sehr bewegt hat, ist `The Wolfman`, also das Remake des gleichnamigen Klassikers aus dem Jahr 1941. Regisseur Joe Johnston hat ganze Arbeit geleistet und Benicio del Toro als auch Anthony Hopkins spielen brillant“, weiß die ansehnliche Frontfrau zu erzählen.

Vom Filmgenre geht es direkt über zu musikalischen Wonnen. Mariangela hat neben ihrer speziellen Stimme auch einen ganz individuellen Geschmack, wie sie gerne offenbart.

„Für mich persönlich war im letzten Jahr das am meisten überzeugende und auch interessanteste Album ganz klar von Dimmu Borgir: `Abrahadabra` kann mich noch immer verzücken. An zweiter Stelle rangiert da `We Are Here Because We Here` von Anathema, einer Band, deren Werdegang und stilistischer Wandel sehr bemerkenswert ist. `Blackjazz` von Shining hat es mir auch sehr angetan, ein sehr aufwühlendes Werk; bei mir persönlich dicht gefolgt von Porcupine Tree, die mich mit ihrer Veröffentlichung `The Incident` zum Staunen gebracht haben.“

Sie fährt angeregt fort: „Und dann möchte ich an dieser Stelle unbedingt noch die norwegische Sängerin und Songwriterin Susanne Aartun Sundfør aus Oslo zu Ehren kommen lassen, deren Album `The Brothel` mir großartige Hörmomente ermöglicht. Der Titelsong daraus ist einfach fantastisch. Ja, ich höre eben sehr viel verschiedene Musik, das hält meine Kreativität am besten lebendig.“

Was die sardinische Sängerin 2010 laut nachfolgender eigener Aussage auch sehr beschäftigt hat, war beziehungsweise ist noch immer das Album „Onix“ der Avantgarde Dark Metal-Gruppe Ava Inferi. Wir erfahren dazu:

„Die kannte ich vorher noch gar nicht, für mich waren sie die Neuentdeckung an sich letztes Jahr. Wunderbare Musik!“

Kommerzielles Radioprogramm kann Fräulein Demurtas verständlicherweise nach wie vor nicht ansatzweise ertragen, wie sie eindeutig konstatiert. „Das war auch im letzten Jahr wie immer: Es macht mich schier verrückt, so viel unglaublich schlechte Musik und dann auch noch all die nervige Werbung. Blanker Wahnsinn, sage ich!“

Da sie mit Tristania seit ihrem Beitritt zur Band nun auch im Live-Geschehen sehr aktiv ist, galt es für die Vokalistin in 2010, so manche anstrengende Konzerttour zu absolvieren. Und wie sie rückblickend einschätzt, geriet ihr der Auftritt im niederländischen Hengelo zum bislang größten persönlichen Bühnenerfolg:

„Insgesamt bin ich mit der Tour zu `Rubicon` sehr zufrieden, es gab da so einige wirklich gute Shows, die wir gespielt haben. Doch Hengelo sticht da absolut heraus. Es war einfach ein magischer Abend, an dem viele günstige Umstände bestens zusammenkamen. Alles in allem lief es aber gut für mich beziehungsweise für Tristania: Selbst in Frankfurt, als uns technische Probleme auf der Bühne wirklich sehr zu schaffen machten, machten wir das Beste daraus und hatten das Publikum auf unserer Seite. Zum großen Glück sind meine Mitmusiker so routiniert“, platzt es lauthals lachend noch aus ihr heraus.

© Markus Eck, 10.01.2011

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