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Interview: TURISAS
Titel: Eigenständigkeit durch Abgeschiedenheit

Eine herrlich hymnische Viking/Pagan/Heathen Metal-Individualmischung aus den superben Seefahrer-Sounds von Thyrfing, Ensiferum, Moonsorrow und alten Einherjer? Noch dazu dezent versetzt mit allerlei traditionell nordischer Folklore, quirligen Akkordeonklängen und filigran gespielten Fideln á la Skyclad? Welchem treuen Viking Metal-Anhänger triefen bei dieser lüsternen Vorstellung nicht die Lefzen in Strömen?

Dass es nicht nur bei sehnsüchtiger Träumerei von solcherlei Liedgut bleibt, dafür sorgen nun diese fünf finnischen Feuerherzen und ihr außerordentlich hymnisches Debütalbum mit dem programmatischen Titel „Battle Metal“.

Schon die 2001er Demo-CD „The Heart Of Turisas“ in einer auf 500 Exemplare limitierten Digipak-Version trieb mich aufgrund der überragenden Qualität des enthaltenen Songmaterials zur Raserei.

Mithin eine Wirkung, welche sich auch durch „Battle Metal“ schnell entfaltet.

„Turisas ist ein Kriegsgott, von dem alte Sagen und Überlieferungen unserer Heimat künden. Der Name passte perfekt für unsere Truppe“, gibt Sänger Mathias aka Warlord Nygård eingangs preis.

Mit zwar abartig krächzender, aber doch gut aufgelegt klingender Stimme fügt der aus dem Örtchen Hämeenlinna stammende Vokalist an:

„Ich und unser Gitarrist Jussi Wickström gründeten Turisas 1997. Wir hatten damals nichts Vernünftiges zu tun und überlegten uns, eine Band ins Leben zu rufen“, lacht er.

Von heute sehr bekannten Gruppen wie Finntroll, Moonsorrow oder Ensiferum hat er damals bei Bandgründung jedoch selbst noch gar nichts gewusst, wie Mathias in aller Offenheit bekennt:

„Da wir doch ein Stück außerhalb von Helsinki und der dortigen Metal-Szene leben, zieht Vieles von dort noch immer an uns vorbei; was aber unserer Auffassung nach eigentlich gar nicht mal so schlecht ist, denn so wurden, sind und bleiben wir in erster Linie stilistisch eigenständig und können in aller Unbeeinflusstheit unser Ding durchziehen.“

Wie sich dann im Weiteren auftut, frönen Turisas in ihrer Freizeit ganz anderen Dingen, als sich ständig im tiefen Wald zu treffen, dort die Natur zu preisen und in selbstgebauten Blockhütten vor prasselnden Feuern literweise Met zu kübeln. Der Warlord hat das Wort:

„Wenn wir das ständig täten, würde sicherlich der Reiz daran schnell vergehen. So bleibt es für uns alle eine ganz exklusive Sache, welche wir wirklich nur manchmal und dann auch meistens nur für Gruppenfotos inszenieren. Nicht, dass wir nicht von dieser Thematik immens fasziniert wären, aber es sollte nicht von uns erwartet werden, dass wir unser Bandimage auch privat genau so leben.“ In den Wäldern seiner Heimatstadt geht er aber trotzdem hin und wieder sehr gerne spazieren und genießt dabei die Schönheit der Natur, wie der redselige Krächzer anhängt.

Die künstlerische Kompetenz der Turisas-Horde brauchte eine ganze Weile, um sich bis zu ihrer heutigen Hochform hin zu entwickeln. Lobenswerte Ehrlichkeit:

„Die meistens Bands des Genres gründen sich heutzutage mit Mitgliedern, welche bereits in anderen Truppen gespielt haben und dann schon einige Erfahrung vorweisen. Wir hingegen begannen als total blutige Anfänger und konnten erstmal gar nichts. Unsere musikalischen Anfänge waren wirklich enorm mies.“

Das stachelte die Formation aber im Gegenzug zu einiger Motivation an, um immer noch besser zu werden, wie sich Mathias erinnert.

„Ebenfalls brachte diese anfänglich noch recht leidliche Situation den gravierenden Vorteil mit sich, dass wir uns kompositorisch und spieltechnisch bestmöglich nach und nach gegenseitig kennen lernen konnten. So konnte sich jeder auf den anderen prima einstellen und danach musikalisch vorgehen. Und so wuchsen wir mit unseren gesteigerten Fähigkeiten jedes Mal umso mehr als Gruppe zusammen.“

© Markus Eck, 07.07.2004

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