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Interview: VINTERRIKET
Titel: Selbstvergessenheit im Dunkelreich von Mutter Natur

„A tribute to the dark side of nature…“ umschreibt Christoph Ziegler das hochatmosphärische Schaffen seines Einmannprojektes, welches er seit 1996 unter dem norwegischstämmigen Namen Vinterriket zusammenfasst; was übersetzt Winterreich bedeutet.

Der aus dem Baden-Württembergischen Laupheim stammende Natur-Visionär mit den talentierten Händen erschafft großartig-majestätische und von tiefgehenden melancholischen Stimmungen getränkte Dark Ambient-Soundlandschaften von grenzen- und zeitloser Schönheit zugleich. Seine betörenden Schwelgewerke werden nicht selten mit Mortiis oder späten Burzum verglichen. Doch hier wird eindeutig absolut Unvergleichliches geboten.

Die an den verschiedensten Tonträgerformaten recht umfangreiche Veröffentlichungsliste von Vinterriket scheint länger als der Gebirgsbach eines Zweitausenders in den bayerischen Alpen – und auch die ergiebigen Inspirationen Zieglers scheinen so schnell nicht zu versiegen, denn aktuell wird wieder ein neues Album veröffentlicht.

Aufgenommen anfangs Januar 2005, verdeutlichen erneut allein schon die Songtitel von „Der letzte Winter – Der Ewigkeit entgegen“ die zivilisationsmüden Intentionen des ausdrucksstarken Urhebers: „Herbststürme“, „Tannenmeer“, „In den unendlichen Weiten der weißen Trostlosigkeit“ oder „Winternebel – Graue Schleier der Ewigkeit“.

Zum Zeitpunkt des Interviews fühlt sich der passionierte Naturliebhaber „irgendwie gestresst und hungrig“, wir er mir bekundet. „Hungrig“ jedoch in Bezug auf leeren Magen. Er blickt zurück:

„Die Geschichte von Vinterriket ist nicht besonders spannend, wie ich finde. Das Projekt wurde irgendwann gegen Ende 1996 namenlos ins Leben gerufen. Damals war das ganze Unterfangen bei weitem noch nicht so ernst wie es heute ist. Ich hatte schwer mit den entsprechenden Gerätschaften zu kämpfen, da einfach hinten und vorne das Geld fehlte und die Instrumente dementsprechend schlecht waren. Auch die Aufnahmemöglichkeiten waren stark beschränkt, weshalb ich mir ab und an die nötige Ausrüstung ausgeliehen habe. Es existieren sogar noch irgendwo alte Tonbänder mit Material aus der damaligen Zeit, wenn mich nicht alles täuscht. In den darauf folgenden Jahren bis 1999 entstand dann mühsam das Tonband #1, welches Anfang 2000 auf die Menschheit losgelassen wurde. Einige Liedfragmente stammten sogar noch aus der Zeit von Ende 1996/Anfang 1997. Der Name des Projektes entstand während den Arbeiten an der ersten Veröffentlichung. Die Geschichte nach der Veröffentlichung der ersten Kassette bis zum heutigen Tage erspare ich mir an dieser Stelle.“

Es gibt wohl nur eine einzige Inspirations- und Einflussquelle für seine Texte, Titel und Musik, wie der Klangmagier mit dem signifikanten Hang zur Dunkelheit mir erzählt:

„Mutter Natur fasziniert mich, die dunkle Seite der Natur. Klar, man wird von allem inspiriert was um einen herum so passiert und ist: Freunde, Filme, Bücher, Gespräche, Musik, etc. aber wohl eher unbewusst, zumindest was Vinterriket betrifft. Am meisten Inspiration für meine Musik erhalte ich durch die Natur, in jeglicher Form: Durch stimmungsvolle Fotografien, durch Bilder, unzählige Wanderungen in der Natur usw. Die Liste ist lang. Auf dem 2001er Tonband "Stürme der letzten Stille" habe ich zusätzlich zu den Natur-Themen einige astrale Elemente, sowie Themen über die dunklen Abgründe der menschlichen Seele mit eingebunden, sowie auch Gedanken, Träume und die Psyche. Musikalisch wirken darauf, für mich zumindest, auch einige Passagen beziehungsweise Lieder mehr astral. Auch in anderen Texten auf anderen Tonträgern kommen zum Teil viele persönliche Gedanken zum Ausdruck. Die Texte sind eigentlich nie nur eine simple Natur- oder Landschaftsbeschreibung, da steckt schon mehr dahinter.“

Vinterriket hat sich seit Beginn völlig natürlich und ohne Zwang entwickelt.

„Die einzige konkrete Vorstellung, die ich zu Anfang (und auch noch immer) habe, war die Umsetzung der dunklen Seite der Natur, nicht mehr und nicht weniger. Dies kann sowohl durch reinen Ambient als auch durch Schwarzmetall erfolgen. Bezüglich der musikalischen Richtung von Vinterriket bin ich rein vom Gefühl geleitet: Ich mache wozu ich gerade in der Stimmung bin und was mir gefällt. Für mich ist Individualität, Originalität und Entwicklung sehr wichtig. Ich hasse Gruppen, die über Jahre hinweg das Gleiche machen: Jedes Lied könnte bei ihnen auf jeder x-beliebigen CD zu finden sein. Ich war beispielsweise einfach in der Stimmung, ein Tonband wie „Stürme...“ zu machen, mehr nicht – da sich dieses doch recht von allen anderen Sachen von mir unterscheidet. Auch diese Kassette stellt eine musikalische Umsetzung der dunklen Seite der Natur dar. Auch wenn sich der Stil gewandelt hatte. Vinterriket wird sich auch in der Zukunft entwickeln, da bin ich mir sicher. Ob das nun den Leuten gefällt oder auch nicht ist mir vollkommen egal: Ich mache Musik ausschließlich für mich selber. Wenn diese dann anderen Leuten ebenfalls zusagt – in Ordnung. Wenn nicht, ist mir das auch gleichgültig. Eine Grenze zu definieren, fällt mir schwer. Auf alle Fälle wird die Musik Vinterriket’s stets dunkel, kalt, majestätisch, melancholisch und finster sein. Solange diese Parameter erfüllt sind, gibt es musikalisch gesehen keine Grenzen. Der Name des Projektes entstand während den Arbeiten am Tonband #1. Mir war von vorneherein klar, dass ich auf keinen Fall einen dämlichen englischen Namen verwenden werde, wie es 99,9 % aller Gruppen machen. Dies hängt neben der erhöhten Originalität auch mit meiner Aversion gegen die zunehmende Amerikanisierung der deutschen Kultur und speziell mit der Unterwanderung der deutschen Sprache durch Anglizismen zusammen. Es standen sowohl deutsche, lateinische, wie auch schwedische und norwegische Namen für das Projekt zur Auswahl. Letztendlich fiel die Entscheidung dann auf "Vinterriket". Ich war und bin noch immer der Meinung, dass dieser Name perfekt zur Musik passt.“

Mit einer der Gründe für die Wahl des norwegischen Namens war laut Christoph die Tatsache, dass sowohl das Titelbild des ersten Tonbandes wie auch das Bild seiner Wenigkeit darauf mit Norwegen zu tun hat.

„Das Bild auf der Frontseite des ersten Tonbandes ziert ein Meisterwerk des norwegischen Künstlers Kittelsen und das Bild des Protagonisten entstand ebenfalls in Norwegen. Ich hatte in der Vergangenheit des Öfteren mit Vorwürfen bezüglich des Namens zu "kämpfen". Viele Leute verkennen schlichtweg, dass der norwegische Name des Projektes rein überhaupt nichts mit irgendeiner Schwarzmetall- Bewegung dieses Landes zu tun hat. Selbst wenn der Name irgendjemandem nicht passen sollte, ist mir das schlichtweg egal, denn ich ziehe mein Ding durch, ob dies anderen nun gefällt oder nicht. Wenn ja, in Ordnung, wenn nein kümmere ich mich nicht weiter darum. Vinterriket ist eine Hommage an die "Nacht- und Schattenseite der Natur", wie ich es gerne bezeichne. Dies hat nicht speziell etwas mit Norwegen zu tun. Sicherlich kommt man um Norwegen nicht herum, wenn man sich für die dunkle Seite der Natur so sehr interessiert wie ich.“

Es natürlich immer sehr schwer, sich selber zu charakterisieren. Mein Interviewpartner ist laut eigenem Bekennen in erster Linie ein überaus disziplinierter Mensch.

„Obwohl diese Eigenschaft früher fast Allgemeingültigkeit in Bezug auf Deutsche besaß. Heute ist dem bei weitem nicht mehr so. Als relativ ruhig würde ich mich auch betrachten, obwohl es dennoch aufbrausende Momente gibt, wenn es die Situation erfordert. Du weißt ja, in der Ruhe liegt die Kraft. Freundlichkeit und Höflichkeit sollten zu den Eigenschaften aller gehören... Mehr möchte ich dazu nicht sagen.“

Unser Dialog schlägt im Folgenden dazu über, dass der „Mensch“ sich immer noch weiter von seinem einstigen Ursprung, von der Mutter Natur, entfernt.

„Diese Entwicklung ist wohl leider nicht mehr aufzuhalten. Durch Fortschritt, Technologie und die allgemeine Schnelllebigkeit unserer Zeit wird der Mensch immer mehr denaturalisiert, richtig. Mich persönlich stört das nicht weiter, da es bei mir eben nicht so ist. Und was andere tun und lassen, ist mir ohnehin vollkommen egal. Viele sehen Vinterriket als „heidnische Musik“, nur weil sich die Thematik um Natur dreht. Der Gedanke bezüglich der Assoziation zwischen Vinterriket und heidnischer Musik liegt eigentlich auf der Hand, wobei ich dem nicht zustimmen würde. Wenn man sich die ursprüngliche Bedeutung des Wortes "Heidentum" vor Augen führt, welches seit der Aufklärung eigentlich nur "nicht der christlichen Religion angehörig" meint, so ist dieser Begriff im Zusammenhang mit Vinterriket recht unpassend. Vinterriket hat weder mit der christlichen noch mit irgendeiner anderen Religion irgendetwas zu tun. Vor der Aufklärung wurde der Begriff "Heiden" von den Israeliten geprägt, die darin die Andersartigkeit der Anschauungen, der Sitten und der Bräuche anderer Völker zum Ausdruck brachten. In der heutigen Zeit wird unter "heidnischer Musik" ohnehin wieder etwas anderes verstanden, wobei meist eine gewisse Naturverbundenheit zum Ausdruck gebracht wird. Ich bin kein Mensch, der die Vergangenheit glorifiziert. Was einmal war, ist mir relativ egal. Ich lebe im 'hier und jetzt', und versuche mich auch hier so gut es geht zurechtzufinden… – auch wenn sich die Menschheit immer weiter von der Natur abwendet. Ändern kann ich dies ohnehin nicht, also finde ich mich schlichtweg damit ab. Leben wie vor 2000 Jahren würde heutzutage wohl auch keiner wollen… Ich würde nur allzu gerne all die Leute sehen, die beispielsweise gerne im Mittelalter oder in sonst irgendeiner Zeit leben wollen. Denen würde das Lachen wohl schnell vergehen... Es gibt nichts Besseres, als alleine durch die Natur zu streifen und ihre Macht, ihre majestätische Gewalt zu spüren. Dies am besten im Winter oder im Herbst. Die kalte, endlose Winterszeit ist die Zeit, in der ich erst richtig aufblühe und in der ich am meisten Inspiration habe. Es gibt wohl nichts, was vollkommener ist, als im Winter alleine durch die Natur zu streifen: Durch tiefe, dunkle Wälder, über schneebedeckte, endlos wirkende Landschaften und Berge, durch neblige Täler und über endlose weiße Ebenen. Im Winter zeigt die Natur ihr wahres, kaltes und grausames Gesicht in voller Pracht. Übrigens hat der Natur-Aspekt in Bezug auf Vinterriket rein gar nichts mit der "herkömmlichen" Umwelt und den damit verbundenen derzeitigen Problemen zu tun. Wie bereits an anderer Stelle dieses Zwiegesprächs erwähnt, geht es bei Vinterriket lediglich um die Vertonung der dunklen Seite der Natur, nicht mehr und nicht weniger. Ich bin in keiner Umweltschutzorganisation oder dergleichen aktiv, dennoch sehe ich der Entwicklung der Umwelt beziehungsweise Natur düsteren Seiten entgegen.“

Wie er mir weiter kundtut, vergeht für den Mann hinter Vinterriket eigentlich kein einziger Tag in der Woche, an dem er kein Instrument spielt.

„Pro Tag verwende ich einige Stunden um Musik zu komponieren beziehungsweise um Instrumente zu spielen. Es gibt Tage, da sprudeln die Ideen nur so aus mir heraus, und es gibt auf der anderen Seite auch Tage, da geht rein gar nichts. Vinterriket füllt in der Zwischenzeit fast komplett meine Freizeit aus, weswegen man durchaus sagen kann, dass ich mit Vinterriket ins Bett gehe und mit Vinterriket wieder aufstehe. Man macht sich eben ständig irgendwelche Gedanken über Lieder, Liedteile, Texte oder sonst was. Auch 99 % aller meiner elektronischen Nachrichten die ich schreibe oder beantworte, drehen sich um Vinterriket, um nichts anderes. Des Weiteren arbeite ich eigentlich fast jeden Tag an neuen Liedern.“

Ich bezichtige ihn nachfolgend aufgrund seiner gebotenen Dunkelklänge als einen ein Künstler und Musiker, der sich zweifelsohne so richtig in seine Lieder hinein lebt, bis zur Selbstvergessenheit. Zustimmung folgt:

„Ja, um gute, stimmungsvolle, gefühlvolle und ausdrucksstarke Musik zu machen, sollte man sich bis zur Selbstvergessenheit, wie du es auszudrücken pflegst, aufopfern und in die Klanglandschaften eintauchen – sozusagen Teil des Ganzen werden. Dies verhält sich bei mir auf alle Fälle so. Andernfalls würde wohl lediglich oberflächliches Tongut dabei herauskommen, wie bei so manch’ anderen Gruppierungen. Meine Lieder stellen mehr oder weniger einen Spiegel meiner selbst dar, meiner Seele, meiner Gedanken, meiner Stimmungen. Um dies zu erreichen, ist „Selbstvergessung“ zwingend nötig.“

Das neue Album „Der letzte Winter – Der Ewigkeit entgegen“ wurde im Jahre 2004 komponiert und auf Band gebannt. „Die finale Klangkorrektur wurde von T. Kvalsvoll im Strype Audio Tonstudio in Oslo, Norwegen, durchgeführt. Das Album ist seit Januar 2005 fertig gestellt und wartet leider noch immer auf die Veröffentlichung. Allerdings ist die Amerika-Version der Scheibe im September 2005 über Flood The Earth Records bereits erschienen. Zum vierten Lied der Platte `Vergänglichkeit` existiert ein Musik-Video, welches die Musik auf der Scheibe bildlich repräsentiert. „Der letzte Winter – Der Ewigkeit entgegen“ beinhaltet neun Lider voller Melancholie, Kälte, Einsamkeit und Dunkelheit, wobei 75 % der Musik dieses mal dem Schwarzmetall-Sektor zuzuordnen sind. Der Rest stellt bekannte kalte synthetische Landschaften dar, welche ausschließlich auf der Stromorgel komponiert worden sind. Mehr gibt es zur neuen Scheibe allerdings nicht zu berichten.“

Die enthaltenen neuen Lieder unterscheiden sich erneut von allem, was er bisher gemacht hat, so Christoph. „Am ehesten sind die neuen Stücke mit den ersten beiden Liedern der „Winterschatten“- Scheibe aus dem Jahre 2003 zu vergleichen. Die reinen synthetischen Klanglandschaften auf dem neuen Album gehen in die „Landschaften ewiger Einsamkeit“-Richtung, wobei das neue Album auf alle Fälle aggressiver und grimmiger ausgefallen ist als die Vorgängeralben. Den düsteren, melancholischen und depressiven Grundtenor der Stimmung blenden wir bei dieser Betrachtung aus, da dieser auf allen Scheiben vorhanden ist. Das neue Album ist im Allgemeinen, wie bereits erwähnt, grimmiger und aggressiver… Mehr eigentlich nicht. Alles in allem eine typische Vinterriket-Scheibe, wie ich finde. Es wurden lediglich andere Gefühle, Stimmungen und Szenerien als auf den Vorgängeralben vertont. Die Scheibe besitzt eine Art Endzeit-Stimmung… kalt und misanthropisch irgendwie. Die ruhigen Passagen auf dem neuen Album stellen die Ruhe vor dem Sturm dar.“

Was seine zahlreichen Vorgängerwerke betrifft, so ist der Meister selbst im Grossen und Ganzen mit seinen alten Ergüssen recht zufrieden, wie in Erfahrung zu bringen ist.

„Da ich ein Perfektionist und großer Kritiker meiner selbst bin, würde ich eigentlich in jeder Tonträgergestaltung und in jedem Lied im Nachhinein noch irgendwas ändern, beziehungsweise heute – teils komplett – anders machen. Der Kreislauf beginnt bereits, wenn beispielsweise ein neues Lied oder eine neue CD im Kasten ist: Ich lege die fertige CD-R zum ersten Mal in die Stereoanlage ein und bin unzufrieden. Dies hätte ich anders machen sollen, jenes hätte vielleicht doch lieber so klingen sollen, usw. Meist lasse ich das Endresultat dann dabei bewenden, denn wenn ich anfange irgendwas zu ändern, hört der Kreislauf nie auf.“

Mit dem aktuellen Endresultat von „Der letzte Winter – Der Ewigkeit entgegen“ ist er jedoch sehr zufrieden: „Die Produktion ist gut. Klar, aber dennoch neblig, etwas undifferenziert und kratzig. Genau wie ich es wollte. Für die finale Klangkorrektur, neudeutsch auch „Mastering“ genannt, zeigte sich wie bereits erwähnt ja mal wieder Tom Kvalsvoll verantwortlich, vom Strype Audio Tonstudio in Oslo, Norwegen. Er hat einmal mehr sehr gute Arbeit geleistet. Auch die kommende Scheibe wird dort ihren finalen Schliff erhalten. Mit den Texten bin ich ebenfalls sehr zufrieden. Ich meine, wenn mir diese selber nicht zusagen würden, wären diese niemals verwendet worden, geschweige denn abgedruckt worden. Die enthaltenen Lieder selbst stellen meiner Meinung nach – neben „Landschaften ewiger Einsamkeit“ – das Beste dar, was jemals unter dem Namen Vinterriket das Licht der Welt erblickt hat.“

Dieses Album stellt eine Art Konzeptalbum dar, welches sich mit der dunklen Seite des Herbstes und des Winters beschäftigt. Mit der Zeit, in der die Kälte die letzten Strahlen des Lichtes bedeckt und der Winter Einzug hält. Verzweiflung, Leere, Dunkelheit und Melancholie.

„Das Album handelt von der kalten und dunklen Schönheit von Gletschern, Bergen und der Mystik des nebligen Herbstes. Wie bei jeder Vinterriket-Scheibe hatte ich die Intention, die Nacht- und Schattenseite der Natur zu vertonen und in Töne zu kleiden.“

Dazu ein kleiner Auszug aus dem Beiheft zu „Landschaften ewiger Einsamkeit“, welcher die Sache ganz gut auf den Punkt bringt: „Landschaften ewiger Einsamkeit“ stellt ausschließlich ein Tribut an die Nacht- und Schattenseite der Natur dar und will auch als ein solches verstanden werden. Es ist ein konzeptionelles Werk, das mit der Intention erschaffen wurde, die Nacht- und Schattenseite der Natur musikalisch zu beschreiben und in Töne zu kleiden. Dennoch ist dessen Inhalt keine Musik im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr dunkle, naturmystische Kunst. Wie bereits der Titel des Werkes vermuten lässt, beinhaltet dieser Tonträger landschaftsmalerische Klangwelten, musikalische Interpretationen verlassener, dunkler und mystischer Landschaften, nicht mehr und nicht weniger. Wie die finstere Seite der Natur unterschiedliche Stimmungen zum Ausdruck bringen kann, reflektiert auch „Landschaften ewiger Einsamkeit“ verschiedenartige Szenarien, Stimmungen sowie Landschaften und lebt ausschließlich von dieser melancholischen, dunklen, kalten, stimmungsvollen ja einzigartigen Atmosphäre der Nacht- und Schattenseite der Natur und sollte darüber hinaus keineswegs an technischen Maßstäben gemessen werden, geschweige denn mit solchen in Verbindung gebracht werden. Es wurde bewusst darauf verzichtet: Getragene, erhabene Stille, Kälte und Einsamkeit sind stattdessen omnipräsent. Es wurde ebenfalls bewusst darauf verzichtet, den sechs enthaltenen bedrückenden Klangwelten Titel zuzuschreiben. „Landschaften ewiger Einsamkeit“ ist zeitlos und sollte als Gesamtwerk angesehen werden. Ein jeder, der beim Anhören dieses Werkes den Weg in dieses geheimnisvolle und finstere Reich findet, hat „Landschaften ewiger Einsamkeit“ verstanden. Alle anderen mögen diesen Tonträger schlichtweg ignorieren.“ Dem ist laut Christoph auch nichts mehr hinzuzufügen.

Der Kompositionsprozess für „Der letzte Winter – Der Ewigkeit entgegen“ ging meinem Gesprächspartner wie üblich stets überhaupt nicht vorhersehbar von der Hand.

„Natürlich muss man beim Komponieren neuer Stücke in der „richtigen“ Verfassung sein. Depressiv, melancholisch, nachdenklich usw. Ich kann keine kalte, dunkle, finstere, melancholische und depressive Musik schreiben, wenn ich mich „super toll“ fühle – wenn du verstehst was ich meine. Hört sich irgendwie komisch an, ist aber so. Wie erwähnt vergeht eigentlich kein einziger Tag in der Woche an dem ich kein Instrument spiele. Pro Tag verwende ich einige Stunden um Musik zu komponieren beziehungsweise um Instrumente zu spielen. Es gibt Tage, da sprudeln die Ideen nur so aus mir heraus, und es gibt auf der anderen Seite auch Tage da geht rein gar nichts. Wenn man sonst nebenher kaum etwas anderes tut als Musik zu erschaffen, dann entstehen eben viele Lieder... Aber wie gesagt: Manchmal sprudeln die Ideen, und manchmal geht rein gar nichts. So habe ich beispielsweise den Sommer über kaum etwas Neues komponiert. Meist entsteht die Idee für ein Lied im Kopf, welches danach in der Realität umgesetzt wird. Sicher entstehen manche Teile beziehungsweise ganz Lieder auch genau umgekehrt: Die Ideen kommen zufällig beim Spielen auf. Es ist ganz verschieden. So entstehen viele Lieder auf der Gitarre, andere wiederum primär auf dem Synthesizer. Je nach Lust und Laune eben.“

Viele Leute fragen immer wieder nach der Interpretation oder nach dem Sinngehalt von Vinterriket-Texten.

Den meisten davon würde der Urheber laut eigenem Bekunden dann immer gerne die kleine Geschichte des deutschen Malers Max Beckmann erzählen:

„Diesen rief eines Tages sein Galerist an und fragte ihn nach der Interpretation eines Bildes. Ein Kunde, der dieses Bild gekauft hatte stand in der Galerie und fragte danach. Beckmann erwiderte nur, dass der Galerist das Bild zurückkaufen soll, denn der Kunde hatte in den Augen Beckmanns rein gar nichts verstanden... Ich denke, dass diese kleine Geschichte die Sache auf den Punkt trifft. Die Basis aller meiner Texte bilden aber noch immer Naturthemen der dunklen Seite der Natur. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Jeder sollte sich selber seine Gedanken zu den Texten machen. Ich meide es stets, meine eigenen, doch sehr persönlichen Texte zu interpretieren. Diese Aufgabe überlasse ich dem interessierten Leser, beziehungsweise Hörer. So sollte jeder versuchen seine eigene Interpretation meiner Zeilen zu finden…“

Visionen beim Erstellen der Texte im Geiste waren Kälte, Schnee, Eis & Dunkelheit. „Ähnlich wie die Texte zur „Winterschatten“- Scheibe, würde ich sagen. Wie beispielsweise im darauf enthaltenen Lied 'Schneesturm/ Einbruch der weißen Dunkelheit' geht es um einen apokalyptischen, grauenhaften Winter. Ich bin nicht der Meinung, dass die Musik Vinterriket's besonders 'romantisch' ist, obwohl durchaus einige romantische Aspekte darin enthalten sind. Es ist eben immer Auslegungssache, wie man Romantik definiert. Für die einen ist der Palmenstrand bei Sonnenuntergang romantisch, für mich unter anderem eben die bereits mehrfach erwähnte dunkle Seite der Natur. Die Musik Vinterriket's reflektiert vielerlei Stimmungen und bringt unterschiedliche Szenerien zum Ausdruck: Melancholie, Depression, Kälte, Romantik, Dunkelheit, Herbst, Winter... Im Lauf der Jahreszeiten steht für mich der Winter eindeutig für den Tod, der Herbst für den Lebensabend, der Sommer für das Leben an sich und das Frühjahr für die Geburt. Dies drückt sich meiner Meinung nach auch sehr deutlich in der Natur aus: Im Frühjahr erwacht die Natur, Knospen sprießen, das Land wird langsam grün. Im Sommer erlebt die Natur ihren Höhepunkt, während im Herbst langsam die Blätter fallen, und das Grün verschwindet. Im Winter ist alles tot... Hier setzt Vinterriket an…“

Ich hake nach, ob das aktuelle Album eventuell auf der Bühne beworben wird.

„Seit einigen Monaten existieren bereits tatsächlich Pläne, Vinterriket irgendwann auf die Bühne zu stellen. Die Pläne sind irgendwann letztes Jahr jedoch abrupt gestorben, da ein temporäres Bühnen-Mitglied ausgestiegen ist. Hierzu noch eine wenige Monate alte, offizielle Presse-Erklärung: `As Vinterriket has mentioned in several interviews over the last months, plans existed to bring Vinterriket on stage this spring 2005 with the help of some session members. Unfortunately those plans are dead now due to one session member leaving the live line-up a few days ago because of several reasons. With his departure the plans to bring Vinterriket on stage are laid on ice now.... Maybe the plan has died forever...` Momentan bin ich dabei, mich nach neuen Leuten umzusehen. Ich versuche dies jedoch nicht zwanghaft oder exzessiv. Ich schau mich eben ein wenig um. Eventuell bin ich auch schon fündig geworden. Mal sehen was daraus wird. Die Proben, sollte es soweit kommen, werden wohl erst 2006 beginnen. Die Ambient- Stücke werde ich ohnehin wohl niemals auf der Bühne präsentieren. Das wäre wohl der falsche Ort. Diese Art von Musik hört man individuell, in der richtigen Stimmung, bei Dunkelheit. Und nicht auf einem Konzert. Die Lieder, dir wir vorhaben zu spielen werden ausschließlich Schwarzmetall- Kompositionen sein. Aber wie gesagt: Versprechen kann ich derzeit noch nichts. Ich bin selber gespannt ob das was wird mit den Auftritten. Muss man sehen...“

Bisher stand er sowieso erst zwei Mal auf der Bühne, wie er mir berichtet. „Ich spielte vor der Gründung Vinterrikets in einer lokalen Schwarzmetall-Gruppe, die ich damals sogar selber ins Leben gerufen hatte. Der Namen tut nichts zur Sache und wird vermutlich auch niemanden wirklich interessieren. Ein Tonband oder ähnliches sprang aber niemals heraus. Ich habe lediglich eine Proberaumaufnahme auf Kassette noch irgendwo hier herumliegen. Ferner existiert auch noch ein Video unseres einzigen lokalen Auftrittes. Das ganze Unterfangen hat sich dann, aufgrund Desinteresses und falscher Einstellungen der anderen Mitglieder, wieder relativ schnell in Luft aufgelöst. Des Weiteren spielte ich noch eine Zeit lang bei Graven, ex-Totenreich, Gitarre. Das muss so um 1999/2000 gewesen sein, wenn mich nicht alles täuscht. Mit denen stand ich auch ein Mal auf der Bühne. Ich lege nicht so sehr wert darauf, auf der Bühne zu stehen, um ehrlich zu sein. Wie bereits vorhin erwähnt, ist die Musik von Vinterriket ohnehin eher nicht dafür konzipiert, um in Massenveranstaltungen präsentiert zu werden. Aber wie gesagt, es wird es vielleicht nächstes Jahr 2006 ein Konzert geben… Als Versuch, als neue Erfahrung... Aber bis dahin ist noch ein langer Weg.“

Momentan arbeitet der Naturliebhaber bereits an einer neuen Veröffentlichung, die nächstes Jahr 2006 veröffentlicht wird. „Mehr kann ich dazu leider noch nicht sagen, da es einfach noch zu früh ist. Ich werde mich nächstes Jahr auch vermehrt um meine anderen Projekte kümmern, wie beispielsweise Nebelkorona: Ich habe bereits einige Angebote für die Veröffentlichung einer vollen Scheibe. Aber dazu wird es erst gegen Mitte/Ende 2006 kommen. Die erste volle Scheibe von Atomtrakt ist bereits aufgenommen und wird Anfang 2006 über Mercenary Musik US im Papptonträgerverpackungs-Format erscheinen. Stilistisch bewegt sich das Ganze im Fahrwasser von „Verwüstung“. Also keine großen Überraschungen. Es wird eine typische Atomtrakt-Scheibe sein, die den Namen „Schutt & Asche“ trägt. Zum Abschluss sei hier noch ein Auszug aus dem 1905er Gedicht "Im Nebel" von Hermann Hesse genannt: "Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt".“

© Markus Eck, 11.12.2005

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