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Interview: WHILE HEAVEN WEPT
Titel: Herzensangelegenheiten

Dann und wann gerät selbst ein Interview im Metal-Bereich zur äußerst sentimentalen Angelegenheit. Voraussetzung in diesem Falle: Mit Gitarrist, Keyboarder, Songwriter und Bandgründer Tom Phillips über seine Musik zu sprechen.

Denn der außergewöhnlich emotionale Charakter aus Virginia, USA, der mit seiner famosen Ausnahmeband While Heaven Wept seit ganzen 20 Jahren bewegend grandiosen Epic Doom Metal kreiert, nimmt wahrlich kein Blatt vor den Mund, wenn es um seine persönlichsten Gefühle geht.

Und die verarbeitet Phillips eben auf schier unnachahmliche Art und Weise in theatralischen und hochdramaturgischen Kompositionen, wie man sie in dieser speziellen ästhetischen Ausführung im gesamten Doom Metal-Feld wohl sonst nirgends hört.

Konnte das amerikanische Melancholiker-Sextett also bereits mit dem fantastischen Vorgängeralbum „Vast Oceans Lachrymose“ die vor Rührung zitternden Augen vieler passionierter Fans mit salziger Nässe fluten, so kommt der neue Langspieler „Fear Of Infinity“ sogar noch ein Quäntchen vielschichtiger und progressiver daher.

Der gefühlvolle Meister imposant vertonter großer und kleinerer Tragödien stöhnt zur Abwechslung erst mal überglücklich auf:

„Dieser Tage habe ich eine Unmenge an Promotion-Arbeit für die neue Veröffentlichung zu absolvieren, was mich viel Energie und Zeit kostet. Vieles hierbei ist neu für mich, da wir ja für das aktuelle Album ‚Fear Of Infinity’ glücklicherweise erstmals einen Plattenvertrag bei einem Major Label ergattern konnten. So derart viele Interviews hatte ich noch zu keinem While Heaven Wept-Album zu geben. Viele Telefonbefragungen und auch viele Fragen per Email sind derzeit zu stemmen, und all dies muss ich ja neben meinem regulären Job als Gitarrenlehrer erledigen. Seit Tagen mache ich ehrlich gesagt beinahe gar nichts mehr anderes als all diese Interviews und Promo-Arbeit. Gerade habe ich ein fast einstündiges Gespräch mit einem renommierten norwegischen Magazin hinter mir. Aber ich freue mich natürlich sehr darüber, nun endlich auch mal auf gesteigerte Möglichkeiten zur Verbreitung unserer Musik blicken und greifen zu können. Und es ist zudem echt toll, mit so vielen coolen und netten Leuten und aufrichtigen Interessenten so explizit über unsere Stücke sprechen zu können.“

Und wie der höchst beflissene Musikus und 24-Stunden-Vollblutmensch im Weiteren mit dem Brustton absoluter Überzeugung ausführt, ist der Metal für ihn ohnehin sein ganz persönlicher „Way of life“.

„Diese Musik bedeutet alles für mich. Alles was ich tue, dreht sich um Musik. Wenn ich nicht für die Band komponiere oder mich um ihre Belange kümmere, gebe ich wie gesagt Gitarrenstunden, um meine Brötchen zu verdienen. Dennoch habe ich es niemals satt, sogar ganz im Gegenteil. Es ist eben meine ganz große Leidenschaft.“

Seit der damaligen Gründung von While Heaven Wept im Jahr 1991, über viele Underground-Veröffentlichungen etc. bis hin zum heutigen aktuellen hohen Stand der Gruppe war es laut Aussage von Saitenheld Tom ein ebenso steiniger wie beschwerlicher Weg für die Mitwirkenden:

„Es fühlt sich gegenwärtig für mich so an, als wären alle Beschwerlichkeiten wie beispielsweise all die Konzerte in verräucherten und eklig versifften Kellerlöchern und auf so vielen Mini-Festivals, Bankrott gegangene Labels usw. letztlich vonnöten gewesen, damit While Heaven Wept dahin kommt, wo wir nun sind. All die Entbehrungen, all die Enttäuschungen und Rückschläge, seien sie noch hart und desillusionierend gewesen, sind in dem Moment vergessen, in dem ich an die Gegenwart der Gruppe denke. Mir gefällt der Gedankengang.“

Dabei hatten er und seine treue Dramatikertruppe trotz interner kollektiver Geldnot sämtliche für das aktuelle Album und die Produktion etc. anfallenden Kosten zunächst selbst schultern müssen.

„Dieser für Künstler eigentlich sehr unglückliche Umstand brachte nicht wenig an aufreibenden Gegebenheiten und Befindlichkeiten im gesamten Line-Up mit sich. Ich meine, von uns ist keiner reich. Wir sind durch und durch Idealisten. Ich könnte sowieso gar keine anders empfindenden Geister in der Band haben. Bei uns geht es um aufrichtige, um authentische Musik. Doch auch diese monetären Sorgen, wie sonstige erwähnte negative und eher hinderliche Umstände um While Heaven Wept, manifestierten sich letztlich in der inhaltlichen Tiefe und der Authentizität der neuen Songs. Jeder Ärger, jeder Verdruss, jede Angst; sprich, sämtlicher Kummer floss in diese Kompositionen vollständig ein. Ich denke, es sollte bei uns ohnehin eigentlich gar nicht anders sein. Wer weiß, wie die neuen Nummern auf ‚Fear Of Infinity’ am Ende geworden wären, hätten wir sie komplett sorgenfrei und gelassen ausarbeiten können. Nein, dann schon viel lieber die enorm mühevolle und vollauf beschwerliche Variante, wenn es schlussendlich zum ergiebigen Wohle unserer über alles geliebten Musik ist.“

© Markus Eck, 27.03.2011

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