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Interview: ZED YAGO
Titel: Nicht tot zu kriegen

Mit ihren ersten beiden Alben, dem 1988er Debüt „From Over Yonder“ sowie „Pilgrimage“ aus dem Jahr 1989 schrieben diese 1986 gegründeten Schwermetaller ein ruhmreiches Stück deutsche Heavy Metal-Geschichte.

Mit der damaligen Sängerin Jutta Weinhold, welche als ausdrucks- und stimmstarke Frontfrau agierte, entstanden so zwei Platten, die dramatischen und epischen Metal der Sonderklasse enthielten. Das gebotene lyrische Konzept umfasste die Story um Zed Yago, der imaginären Tochter des berühmten „fliegenden Holländers“. Weinhold, seit jeher als ebenso eigenwilliger wie starrköpfiger Charakter bekannt, stieg nach einer damaligen Tour mit Deep Purple aus. Sie machte unter dem neuem Namen Velvet Viper samt Drummer Bubi weiter und veröffentlichte zwei Alben, welche musikalisch an Zed Yago angelehnt waren.

Doch die Band Zed Yago brach auseinander. 2002 erschien lediglich noch die Best Of-Veröffentlichung „From the Twilight Zone“. Als sich 1997 die Zed Yago-Reunion vollzieht, besteht das Line-Up aus der neuen französischen Sängerin Yvonne, ihrem Ehemann, Maincomposer und Gitarristen Jimmy Durand sowie Tieftöner Marzo.

Angeschlossen haben sich auch Bubi der Schmied und Keyboarder Hansi Kecker. Erst acht Jahre später, also 2005, erschien dann mit „The Invisible Guide“ endlich wieder ein neues Zed Yago-Studioalbum. Allerhöchste Zeit, den guten Jimmy in Hamburg mal ordentlich zur aktuellen Situation seiner unverwüstlichen Epiker-Truppe auszuhorchen.

„Aktuell bestehen Zed Yago aus Yvonne Durand als Sängerin, Bubi The Schmied an den Drums, C. Shark am Bass und meine Wenigkeit an der Gitarre. Für Studioarbeiten haben wir gelegentlich verschiedene Keyboarder und Streicher“, erläutert mir Jimmy.

Zed Yago entstand laut Statement des Axemans aus einer Gemeinschaft von Musikern die Lust hatten eine andere Richtung einzugehen. Denn zur Gründungszeit gab es, so der Gitarrero, eigentlich mehr Thrash- und Speed Metal-Bands auf dem Markt beziehungsweise war damals kaum eine Truppe langsam unterwegs:

„So kam es das Zed Yago wohl zu der Zeit die langsamste Band der Welt war. Träume? Was wäre diese Welt ohne Träume? Natürlich hat jeder seine Träume und bestimmt auch seine Ziele. Es war nur sehr beeindruckend zu sehen wie wir anfangs belächelt wurden und dann später als Platte des Monats im Metal Hammer gewählt wurden. Es war für mich nur der Beweis: Glaube an deine Sache 100%ig und du wirst überzeugen. Musik ist so facettenreich und es gibt immer wieder die Möglichkeit eigene Sachen zu schreiben.“

Es sind nicht Gerüchte, es sind Lügen, die verbreitet wurden nur um irgendwelche Solokarrieren zu fördern, so Jimmy, rückblickend. „Jutta hatte seit 1988 immer wieder versucht mich davon zu überzeugen, den Rest der Band zu kündigen um dann das ersparte Geld besser zu teilen. Doch dies waren nicht meine Ambitionen – eine Band zu führen um andere Mitmusiker zu bescheißen. Durch böse Intrigen wurde erst Bubi the Schmied der Drummer aus der Band befördert und dann Gunnar der andere Gitarrist. Erst als Jutta merkte, dass sie so nicht weiterkommt, veranlasste sie das Management andere Musiker zu suchen um so eine neue Band zusammen zu stellen. Gerichtlich wurde den restlichen Mitmusikern der Band der Name Zed Yago zugeschrieben und Jutta musste sich einen anderen Namen einfallen lassen. Peinlich fand ich nur, das Jutta über die Hälfte meiner Songs mit auf diese Valium-Viper-Scheiben genommen hat, nur weil sie keine anderen Songs hatte. Egal, es ist Schnee von gestern. Komisch ist nur, das Jutta nach der Trennung es nicht geschafft hat mit ihrem Namen zu höherem Erfolg zu kommen und sich noch heute mit den Namen Zed Yago brüsten muss. Für die Fans war es bestimmt Scheiße, wie es früher bei uns abging – aber es war nicht zu verhindern. Wir als Band hatten eben das große Problem, dass wir lange suchen mussten um eine Sängerin zu finden, mit der wir Zed Yago weiterführen konnten. Dieses passierte erst 1996 mit dem Einstieg von Yvonne Durand.“

Und Jimmy hat das ganze Hickhack mittlerweile gründlich satt, wie er darlegt:

„Es geht doch in erster Linie um die Musik und nicht um das hin und her in einer Band. Es ist wie in einer Ehe: Wenn es nicht mehr geht, sollte man sich trennen. Schmutzige Wäsche ist etwas für Waschweiber und hat in der Musik nicht zu suchen.“ Eine Gemeinschaft ist immer schön, das ständige Austauschen, das ist das, was in einer Band am Ende wirklich wichtig ist, findet Jimmy. Er stellt klar: „Wenn ich keine Lust hätte mit einer Band zusammenzuarbeiten, hätte ich auch solo weiterarbeiten können. Und so wie unsere Band sich jetzt anfühlt macht es uns einen Riesenspaß – und den wollte ich mir nicht nehmen lassen.“

Seine erste Gitarre hat der blonde Saitenmann laut eigener Aussage im Alter von drei Jahren bekommen, und selbige hatte ihre Funktionstüchtigkeit auch nicht länger als eine Stunde überstanden, wie er noch offen zugibt:

„Da war es für meine Eltern klar: „Der wird nie Gitarrist“. Es war bei mir Deep Purple und die Platte „In Rock“, welche mich auf Musik gebracht hat. Und es war schon ein super Gefühl, später mit den Musikern auf einer Bühne zu stehen, die mich einst mal dazu inspiriert haben.“

Die Bezeichung „Dramatic Rock“ kommt dem Sound von Zed Yago auch heute noch sehr gut nahe. Meiner Meinung nach sollte es eher „Epic Dramatik Metal“ heißen. Auf jeden Fall steht für Jimmy fest:

„Es handelt sich bei uns um sehr powervolle Musik die meist sehr schwerfällig ist, so wie auch unsere Mentalität. Alles ist sehr der Klassik angelehnt, ohne diese zu kopieren. Und unsere Musik gibt es jetzt schon über 20 Jahre, anscheinend sind wir nicht tot zu kriegen. In erster Line machen wir genau die Musik, auf die wir auch Bock haben und jeder der im Gegenzug Lust auf unsere Musik hat, soll diese auch hören.“

Zed Yago kümmern sich laut Bekunden von Jimmy eigentlich nicht um das Treiben anderer Künstler oder Konkurrenten, dadurch das sie täglich mit sich selber mehr als genügend beschäftigt sind. „Aber das es heute mehr Veröffentlichungen gibt als früher ist uns schon aufgefallen. Nur der Konsument wird am Ende entscheiden ob Bands bestehen können oder nicht. Die Plattenfirmen versuchen natürlich auch im Metal-Bereich Kommerz zu machen, was ihnen auch gut gelingt. Nur, was Trend wird, das ist auch bald mal wieder out. Es wäre schade für die Metal-Musik, wenn dieses irgendwann mal tatsächlich eintritt. Metal war mal Revolution genauso wie Rock´n´Roll, rebellieren gegen die Norm, herausschreien was einem nicht gefällt. Blümchensex hat für mich im Metal überhaupt nichts zu suchen. Sehr schade finde ich auch, dass vieles lediglich kopiert wird und daher so viele Metal-Bands mehr oder weniger gleich klingen.“

Zed Yago ist bekanntermaßen ein Fantasiename:

„Hierzu gibt es seit der ersten Platte eine Story, in der Zed Yago die imaginäre Tochter des „Fliegenden Holländers“ ist und auf der Reise von der „Twilight Zone“ dieser Welt ihre Geschichten erzählt über die verloren gegangene Fantasie der Menschen, eine „Neverending Story“ und ein Leitfaden durch unsere Texte.“ Das aktuelle Album „The Invisible Guide“ wurde von Zed Yago selbst produziert. „Wir produzieren seit Jahren in unserem eigenen Studio namens „Goldstuff“ in Hamburg, nur so können wir jederzeit etwas aufs Band bringen. Zum Mastern gehen wir zu Tommy Newton ins „Area 51“, mit ihm kommen wir sehr gut klar.“

„The Invisible Guide“ wurde unter anderen im Flash Magazin in Italien zur Platte des Monats gewählt, so Jimmy:

„Nur um eines mitzuteilen: Die CD kommt international sehr gut an. Es ist glaube ich auch mehr in Deutschland so, dass man uns an unserer ersten Platte misst, das war schon zur „Pilgrimage“-Zeit so. Du machst ein Debütalbum und dann gibt es für die meisten nichts Neues mehr. Aber das eine Band immer wieder wächst, verstehen die meisten Hörer nicht. „The Invisible Guide“ ist nach 15 Jahren unser drittes Studioalbum. Ist doch klar, dass sich in dieser Zeit vieles ändert und dass man dieses auch mit auf seiner neuen CD verarbeitet. Dadurch dass ich über 90 % aller Zed Yago-Titel geschrieben habe sehe ich mich auch nicht veranlasst, es anders zu tun.“

Das Songwriting verläuft dabei immer wieder ganz unterschiedlich, wie in Erfahrung zu bringen war: „Es gab auch schon Songs, die ich geträumt habe bevor ich einen Ton gespielt habe. Andersrum entstehen viele Songs durch ein Gitarrenriff, welches dann zu anderen Sachen inspiriert. Die Entstehungsgeschichte jedes einzelnen Titels ist individuell und dadurch sehr spannend. Du selber bist Schmied deiner eigenen Songs und kannst dich natürlich über ein fertiges Werk sehr freuen. Diese Möglichkeit haben leider nicht viele Menschen und darum bin ich selber auch sehr froh darüber, dass ich dieses immer wieder erleben darf.“

Der Zed Yago-Sound ist natürlich im Jahre 2006 anders als zuvor, also härter und druckvoller, wie Jimmy mir weiter berichtet:

„Bei den neuen Songs merkt man schon, dass diese aus meiner Feder kommen. Ich habe es sehr gerne, wenn die Riffs grooven und schleppend sind. Es ist eben eine eigene Richtung die sehr leicht wieder zu erkennen ist. Ich denke, kein Mensch kann sich von äußerlichen Einflüssen frei machen. Im Unterbewusstsein spielen sich bestimmt viele Sachen ab. Man sollte sich auch nicht zu viele Gedanken darüber machen. Ehrlichkeit und eigene Treue sollten mehr die Maßstäbe sein. Es sind tägliche Stimmungen die uns beeinflussen aber auch Medien. Trends sind schadhaft, vorgefertigte Meinungen, die man befolgen soll um in der Masse nicht aufzufallen. Warum machen wir denn unsere Musik? Wir versuchen nicht in Trends zu denken, dafür war und ist Zed Yago bekannt. Warum sollten wir jetzt beispielsweise anfangen deutsch zu singen? Wir haben zwar französische Textpassagen mit auf unserer neuen CD aber auch nur weil unsere Sängerin Yvonne aus Frankreich stammt. Es kann gut angehen, dass wir auf anderen CDs irgendwann mal in spanisch singen aber auch nur weil so viele Menschen auf dieser Welt spanisch sprechen. Unsere Sängerin Yvonne ist ein Sprachtalent sie spricht fünf Sprachen fließend.“

Texte sind für ihn genauso wichtig wie die Musik, wie der Hamburger Gitarrist mir offenbart:

„Beides kommt ohne den anderen nicht aus. Yvonne findet schon die richtigen Worte, wenn sie unsere Musik hört. Bei Zed Yago-Texten geht es überwiegend um Mystik und Fantasie. Denn wir stehen nicht auf die Zeigefinger-Mentalität, und dass sich irgend jemand vorschreiben lassen sollte, sich mit Texten zu beschäftigen. Macht ein Zuhörer dieses, wird er schon das finden wonach er sucht. Druck macht gegen Druck. Und es ist immer wieder schön zu beobachten, wie dann Fans ankommen und verborgende Botschaften lesen und hören. Wir stehen nicht auf Lesersitzungen während des Konzertes – bei uns muss es krachen. Die Message der Songs wird dann jeder selber spüren. Wie schon gesagt handeln unsere Texte überwiegend von mystischen Texten, aus anderen Welten oder Sagen aber auch sozialkritische Texte sind von der Partie.“

Da die Songs von Zed Yago ja primär mit Fantasy-Lyriken versehen sind, fragte ich Jimmy, ob er daran glaubt, dass die heutigen Schafsherden-Menschen überhaupt noch einen „wirklichen" Zugang zur Spiritualität und den Mythen der Vergangenheit haben. Die Antwort ließ uns beide schmunzeln:

„Seit „Herr der Ringe“ und „Harry Potter“ glaube ich es wirklich.“ Die Website der Band ist unter www.zed-yago.com gelistet. Jimmy hierzu: „Eine gute Möglichkeit ohne viel Trara an unsere Fans zu kommen, hier hat jeder die Möglichkeit sich Informationen zu saugen die er gerne wissen möchte.“

Die Hamburger Epik-Metaller haben gerade eine Promotion-Tour in Deutschland absolviert, mit der sie ihre neue CD dem Publikum präsentiert haben. „Wir laden die Leute bei unseren Konzerten in eine andere Welt ein, in unsere „Twilight Zone“ – und dort wird viel genebelt und mit Feuer gespielt. Aber unser Lichtblick ist Yvonne, sie ist mit so viel Power geladen, das man glaubt, sie muss irgendwann explodieren. Wir können schon sehr stolz sein, eine solch talentierte Sängerin in unserer Mitte zu haben. Zur Zeit sind wir wieder im Studio und arbeiten unaufhaltsam an neuen Material. Wir machen eine neue CD, denn schließlich ist dieses Jahr unser „20th Anniversary“. Ein Grund zum Feiern.“

© Markus Eck, 21.02.2006

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