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Interview: ZWIELICHT
Titel: In Gemeinsamkeit

1995 kam Christof Uhlmann laut eigenem Bekunden erstmals mit traditioneller Volksmusik in Berührung, und der notenfreudige Bayer war auch gleich von Anfang an davon sehr begeistert.

So entstand, was entstehen musste. Und Uhlmann, welcher bereits im Alter von gerade mal fünf Jahren mit dem Geigenunterricht begann, reifte über die Jahre zu einem versierten Musikus.

Und besagter, schlagartig entstandener Begeisterung für ebenjene traditionelle Volksmusik folgten über die Jahre großes musikalisches Interesse und das Trachten nach Verwirklichung eigener künstlerischer Visionen. Gemündet haben diese schließlich in der Mittelalter Rock-Formation Zwielicht, einem noch relativ unbekannten Septett aus dem Raum Regensburg.

Der Mann agiert in seiner Gruppe, flotten Mittelalterrockern, als Geiger und Sänger. Aktuelles Schaffenszeugnis seiner musikalischen Visionen ist das feine aktuelle Album „Das Tiefste“.

„Der Reiz für uns ist denke ich zum einen, dass man hierbei seine Kreativität ausleben kann. Jeder kann seinen Beitrag zu einem neuen Song leisten und man kann im viel zitierten ‚Teamwork’ etwas richtig Greifbares produzieren. Auf der anderen Seite ist es natürlich ein unbeschreibliches Gefühl, auf einer Bühne zu stehen und mit den Bandmitgliedern, die auch zu engen Freunden geworden sind, ein Konzert zu spielen. Jeder leistet seinen Anteil und es funktioniert nur, wenn wirklich genau wir sieben da oben stehen und gemeinsam Musik machen. Diese ‚individuelle Gemeinsamkeit’ macht dieses Hobby für uns auch so einzigartig“, legt Geiger und Sänger Christof das Credo seiner Newcomer-Spielmannsmeute dar.

Und wenn er an die neuesten Zwielicht-Songs denkt, dann geht jederzeit sehr viel in seinem Kopf vor, wie der Mann offenbart.

„Ich denke, diese Kompositionen sprechen die verschiedensten Gefühlslagen an, die jeder von sich selbst kennt. Natürlich erlebt man Musik auch viel intensiver, wenn man sie gerade selbst spielt, aber man fühlt gerade in Liedern wie beispielsweise ‚Die Zypresse’ oder ‚Der Vertrag’ immer wieder aufs Neue mit den Charakteren mit, leidet mit ihnen und durchlebt diese Gefühlswelten, die wir versucht haben darzustellen. Die aktuellen Stücke sind denke ich länger gereift, die Arrangements runder geschliffen und der Sound ausgewogener als dies noch auf unserem ersten Album der Fall war.“

Christof weiß weiter zu berichten: „Wir haben uns definitiv seit dem ersten Album weiterentwickelt. Die Arrangements sind runder, durchdachter, großteils auch anspruchsvoller. Dabei liefern allen voran unser Fagottist und Flötist Bene oder unser Sänger Oli die musikalischen Grundschemen, die endgültigen Arrangements entstehen dann in gemeinsamer Probenraumarbeit. Dabei hat vor allem unser Schlagzeuger Benni ein Händchen für stimmige Arrangements. Aber auch die übrigen Bandmitglieder bringen ab und an rohe Songstrukturen mit ein, die dann fein in die Lieder eingeschliffen oder leider oft auch wieder verworfen werden.“ [grinst]

In Form des Songs „Nixen“ hat die Formation sogar ein Gedicht von Heinrich Heine vertont, wie in Erfahrung zu bringen ist.

„Es war eine Idee von unserer Harfenfee Ginie, die den Song auch geschrieben hat. Bei der ‚Zypresse’ hingegen geht es um einen Baum, der in verschiedenen Mythologien unterschiedliche Bedeutungen hat, vom Baum des Lebens bis hin zum Baum des Todes und vielen weiteren Interpretationen. Das hat uns fasziniert und dem Bene letztendlich die Inspiration zu einem meiner persönlichen Lieblings-Zwielicht-Lieder verschafft. Unsere Songs sind aber auch von alltäglichen Themen wie Alpträumen inspiriert.“

Zwielicht haben in dem Sinne neue Wege beschritten, so mein Gegenüber, dass jeder etwas in die Kompositionen mit eingebracht hat und auch die Grundideen diesmal von verschiedenen Bandmitgliedern kamen.

„Häufig hört man das den Songs auch an und bringt einfach eine gewisse Vielfalt mit in das Repertoire. Ehrlich gesagt ist das Songschreiben aber nicht meine Stärke, das überlasse ich lieber besseren Leuten in der Band“, verlässt es seinen Mund unter lautem Lachen.

Alles in Allem, so der Regensburger Musikant, steht bei Zwielicht nach wie vor der Spaß an der Musik im Vordergrund:

„Wenn wir einen richtig guten Song nach wochenlanger Bastelei rundgespielt haben und diesen dann auch zum ersten Mal live darbieten, hoffen wir einfach, dass es außer uns auch noch den Leuten vor der Bühne gefällt. Schön ist, dass wir meist ein recht bunt gemischtes Publikum bei unseren Auftritten haben, sowohl Alters- als auch in Sachen Musikgeschmack. Wenn dann ein hart gesottener Metaller neben einem älteren Herren oder einem Kind im Publikum steht und allen ist die ‚Zuhörfreude’ anzusehen, dann ist für uns schon ein großes Ziel erreicht.“

Die Beteiligten haben sich für die Aufnahmen zur neuen Platte laut Aussage von Christof zwar ausreichend Zeit genommen, aber sie haben auch gemeinsam mit ihrem Studiotechniker Fimmie viel am Gesamtsound gefeilt, um möglichst das Beste herauszuholen.

„Die meisten Songs haben wir ja im vergangenen Sommer schon bei unseren Auftritten gespielt, so dass wir glücklicherweise schon mit einer gewissen Routine ins Studio gehen konnten.“

Wir setzen uns mit dem neuen Albumtitel „Das Tiefste“ auseinander, was dieser zu bedeuten hat beziehungsweise welcher spezielle Themenkontext dahinter steckt.

„Der Titel spielt auf Gefühle, Gedanken und Erlebnisse an, die unter die Oberfläche gehen. Jeder kann sich beispielsweise höflich amüsieren oder sich kollektiv über Dinge wie Politik ärgern, aber uns ging es um Gefühlsregungen, die tiefer gehen, um Schicksale, Albträume oder Ähnliches. Dinge eben, die einen nicht oberflächlich berühren, sondern eben aus dem ‚tiefsten Ich’ kommen.“

Die inspirative Zeit des Mittelalters: Für unseren beflissenen Musikus ist es laut eigener Aussage weniger die Epoche, die ihn als Künstler reizt, auch wenn sie für ihn gerade in der romantisierten Form, wie sie heutzutage zelebriert wird, durchaus ihre Reize hat.

Er lässt die interessierten Leser dazu gerne tiefer blicken: „Toll finde ich eher die musikalische Seite des Mittelalter Rock. Es ist eine Stilrichtung, die sehr offen ist für das Ungewöhnliche. Ob es musikalische Einflüsse, Instrumente, Bühnenshows oder Kostüme sind, es ist nahezu alles erlaubt und dadurch birgt dieses Genre eine für mich sehr reizvolle, abwechslungsreiche und spannende Atmosphäre.“

Aber an erster Stelle seines täglichen Gedankenhaushaltes steht für Christof natürlich stets die Musik: „Ursprünglich komme ich ja von der Klassik und der traditionellen Alpenländischen Volksmusik, höre aber selber gern und hauptsächlich Metal. Da kommt es schon mal vor, dass ich kurze Zeit hintereinander in einem klassischen Konzert und ein paar Tage später bei einem In Flames-Auftritt bin. Für uns zählt der Spaß an der Musik, die Möglichkeit, mit Freunden ein gemeinsames Hobby auszuüben. Und natürlich freut es uns auch, wenn unsere Musik bei ein paar Leuten Anklang findet. Ansonsten klettere ich gerne und gehe ab und an Wandern.“

Was Mittelaltermärkte anbelangt, so besucht der fidelnde Vokalist persönlich kommerzielle Veranstaltungen aus diesem Bereich ebenso gerne wie auch kleinere und exklusivere Märkte.

„Es gibt kleine Märkte wie beispielsweise das Spectaculum in Regensburg, die sehr liebevoll aufgebaut und gepflegt sind. Aber beispielsweise auch auf Schloss Hexenagger kann man gut Mittelalterluft schnuppern. Es gibt natürlich sehr viele solcher Märkte, von denen sicher auch viele besuchenswert wären, aber ich selbst besuche nur ab und an welche bei mir in der Nähe.“

Abschließend dreht sich der Gesprächsinhalt noch um kommende Live-Auftritte 2011. „Einiges ist dazu noch in der Planungsphase. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf den ‚Drachenstich’ in Furth im Wald, wo wir von 19. bis 21. August spielen dürfen, oder auch auf das Heimspiel beim ‚Spectaculum’ in Regensburg am 23. Juli.“

Zwielicht sind ohnehin vor kurzem bei einer Booking-Agentur untergekommen, so Christof, die sich auch sehr engagiert um Auftritte für die Gruppe bemüht. Der Mann freut sich: „Das war für uns ein großer und wichtiger Schritt, und wir sind sehr gespannt wie es dann 2012 mit Zwielicht weitergeht.“

© Markus Eck, 15.05.2011

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