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Interview: ABSU
Titel: Authentischer Paganismus

Absu stellen einen der ersten Acts dar, welcher sich trotz enthusiastisch gespielter Black Metal Stilistik nicht in deren lyrische Konventionen hineinzwängen lassen wollte.

Die bereits vor mehr als zwölf langen Jahren in Dallas als damaliges Duo gegründete eigenwillige Band machte schon damals auf ihrem überragenden 1993er Debüt „Barathrum V.I.T.R.I.O.L.“ weitreichend von sich reden, auf dem ein dem Okkultismus restlos verfallenes dunkles Quintett ans unheilige Werk ging.

Dieses wirklich unheimliche Album stellt eine in sieben Akte unterteilte Black Metal-Oper der Superlative dar, deren musikalischen Stil das auch heute noch zuständige französische Label der Band als „Majestic mythological occult Metal with a dark touch“ ziemlich treffsicher zu umschreiben verstand.

Der sofortiges Interesse zeitigende Bandname stammt aus der überlieferten mesopotamischen Mythologie. Absu wird auch im Buch des Necronomicon erwähnt und versinnbildlicht den wogenden Ozean der Unterwelt. Über die nachfolgenden und nicht minder faszinierenden Alben „The Sun Of Tipareth“ und The Third Storm Of Cythraul“ vollzogen die texanischen Schwarzmagiker eine ereignisreiche Entwicklung.

So markiert auch das neue Opus „Tara“, ein schneller und härter denn je erschallendes Manifest heidnischer Passionen, einen markanten Punkt in der Historie von Absu.

Drummer Proscriptor, der außerdem auch auf der kürzlich erschienenen Scheibe von Melechesh seine versierte Kunst zum Besten gab, hat als Halbschotte einen großen Anteil solcherlei Blutes in seinen Venen.

Der sehr auf schottisches Traditionsbewußtsein bedachte Stickswinger und Kiltträger stieß 1991 dazu und ist laut eigenem Bekenntnis bis zum heutigen Tage mit voller Überzeugung dabei.

Der 28-jährige Trommler wurde in der letzten Zeit oft gefragt, welchem Sample das am Anfang von `Tara` zu hörende Dudelsackintro entnommen wurde.

„Dieses wurde von einem stolzen Iren auf einem waschechten Dudelsack extra für uns eingespielt. Ich traf den Kerl namens Sir Don Chanon einige Zeit vor den Aufnahmen zum aktuellen Absu-Album auf einem irischen Festival, auf welchem es keltische Musik zu hören gab. Wir beide verstanden uns prächtig. So fragte ich ihn nach einer kurzen und harmonischen Unterhaltung, ob er nicht Lust hätte, für unsere anstehende Platte etwas auf seiner Sackpfeife einzuspielen. Mir schwebte etwas vor, was sich nach Mut verschaffender Kriegsbegleitung anhört. Sir Don Chanon ließ sich nicht lange bitten und nahm meine Einladung ins Studio gerne an. Er ist ein echter und auch viel beschäftigter Profi. So komponierte er seine Takes dann erst direkt im Studio ein und spielte sie anschließend fehlerfrei runter. Wir sind ihm sehr dankbar und werden ihm auch eine Kopie von `Tara` senden.“

Mit dem aktuellen Resultat der harten und auch anstrengenden Arbeit in den Nomad Recording Studios in seinem Heimatort Dallas ist der Schlagzeuger sehr zufrieden, wie er im Weiteren berichtet.

„Die Nomad Studios sind wirklich sehr professionell, hier nahmen u.a. in der letzten Zeit King Diamond, Mercyful Fate und Usurper ihre letzten Alben auf. Werke, welche allesamt einen sehr guten Sound bekamen. OK, im Nachhinein und mit zeitlich bedingten Abstand findet wohl jeder Künstler etwas an seinem Werk auszusetzen, doch hätten wir es nicht besser machen können. Auch unser Endmix ist nahezu perfekt ausgefallen, wie man deutlich hören kann.“

Proscriptor verneint meine nachfolgenden Anmerkungen bezüglich neuerlich angezogener Gesamthärte keinesfalls, denn das war absolut beabsichtigt, wie zu erfahren ist. So platzt es aus ihm heraus:

„Weil wir ja auch schließlich auf dem neuen Album die Historie eines in der Vergangenheit hart umkämpften Platzes in Irland umgesetzt haben. Und da es um blutige Fehden und gnadenlose Kämpfe geht, kann es eigentlich gar nicht hart genug sein. Und auch wollten wir uns keinesfalls wiederholen und dasselbe Album noch einmal machen“, kommt er auch schon gleich auf den lyrischen Inhalt von „Tara“ zu sprechen.

„Ich bin sehr stolz auf meine Herkunft und studiere schon seit circa 15 Jahren alle erdenklichen Bücher über schottische und auch irische Geschichte. Diese Länder waren so vielen Kriegen ausgesetzt, in denen es fast immer um die Wiederherstellung verlorener Ehre ging. Das hat mich schon seit jeher fasziniert. So griff ich auch irgendwann die Story um Tara auf. Tara wird in der irischen Geschichte eine sagenumwobene Bergkette inmitten einer irischen Inselgruppe voller unberührter Landschaft genannt. Auch dort lieferten sich die alten Stämme unzählige erbitterte Gefechte. Dies ist das unserem aktuellen Album zugrundeliegende Konzept.“

Diese zweifellos fesselnde konzeptionelle Umsetzung solcherlei geschichtlich authentischer Ereignisse verlangte auch größtmögliches Engagement des erneut für die Band tätigen belgischen Coverzeichners Kris Verwimp, welcher zweifellos als einer der Besten seiner Zunft eingestuft werden muß.

„Kris hat uns noch niemals enttäuscht und hat sich auch diesmal wieder einmal selbst übertroffen. Wir können ihm wirklich nicht genug danken. Er hat ganze drei Gemälde für uns angefertigt, welche alle in der neuen CD Verwendung finden werden. Und ein bisheriges Novum stellt die Verfahrensweise für das Frontcover dar: Kris bestieg nämlich bei einem Irlandaufenthalt Tara und setzte sich auf den dortigen höchsten Punkt, um die prächtige umgebende Landschaft unter Einbezug der historischen Vergangenheit auf sich wirken zu lassen. Nach einiger Zeit des meditativen Verweilens sammelte er dortige Erde und Steine ein, um sie mit nach Belgien zu nehmen. Zu Hause stampfte er alles in einem Mörser zusammen und mischte es danach unter die verwendete Farbe, bis der entstandene braune Farbton identisch mit der Farbe des heiligen Bodens von Tara war. So stellt das Bild ein reales Stück paganischer Geschichte dieses sagenhaften Ortes dar.“

Eine wunderbare Vorgehensweise des Pinselmeisters. In allen Belangen somit „absu-lut“ vorbildlich, was die verdienten texanischen Black Metal-Barden nun für ein reiz- und gehaltvolles Gesamtkunstwerk an extremer als auch anspruchsvoller Musik veröffentlichen.

© Markus Eck, 02.09.2001

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