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Interview: ADORNED BROOD
Titel: Getreu den Anfängen

Einst jahrelang als Aushängeschild des deutschen Pagan Folk Metal unterwegs, beglückten diese Düsseldorfer Musikanten passionierte Anhänger des Genres mit vier lobenswert eigenständigen Langeisen: „Hiltia“, „Wigand“, „Asgard“ und schließlich dem bisherigen eindeutigen Meisterwerk namens „Erdenkraft“.

Als nach einer längeren Schaffenspause von ganzen vier Jahren 2006 in Form von „Heldentat“ endlich wieder ein Langspieler dieses Haufens das Licht der heidnischen Welt erblickte, zeigten sich nicht nur die Fans der Band ziemlich verdutzt ob dessen stilistischer Modifikationen.

Der Teutonentrupp hatte sein neues Material nämlich rücksichtslos in Richtung Mittelalter Rock- beziehungsweise Metal verlagert. Man erkannte beziehungsweise erhörte sie schier nicht wieder. Offenbar teilte die beständige Horde die überwiegend zwiespältige Meinung der Hörer dazu – denn nun steht plötzlich ein brandneues Studioalbum nach bewährter guter alter Adorned Brood-Machart ins Haus: „Noor“. Herrlich: Wie in den allerbesten schöpferischen Zeiten dieser Band wird darauf genau das zelebriert, was den hohen Reiz am Sound der Düsseldorfer schon seit jeher ausmachte.

Frontmann Frost hat vor einiger Zeit die Schwester vom Zarathustra-Gitarristen Kerberos geheiratet und einen Sohn, Gabriel, mit ihr bekommen.

„Wie man sieht, ist also alles in bester Ordnung bei mir. Jetzt muss nur noch die neue Adorned Brood-CD bei den Metalheads gut ankommen“, äußert sich der Sänger mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.

Pagan Metal ist ja in den letzten Jahren eine regelrechte Kommerzmusik geworden. Als Adorned Brood damals Ende 1993 damit angefangen haben, war das ja beileibe noch nicht so.

Allzu viele Hörer beziehungsweise „Spaß-Fans“ nehmen das Ganze ja leider nicht so sehr ernst, wie sich das die tiefgründig agierenden Künstler im Metier oftmals wünschen. Wie also steht Frost der heutigen einschlägigen Szene gegenüber? Er persönlich sieht diese Entwicklung durchaus positiv, wie er berichtet:

„Durch dieses Wachstum haben auch wir immer mehr Möglichkeiten, auf größeren Konzerten beziehungsweise Festivals zu spielen und dadurch auch Gelegenheiten, um mehr Leute mit unserer Musik zu erreichen. Ich würde auch nicht von Kommerz sprechen, sondern von einer positiven Entwicklung dieser Musiksparte. Es ist immer schön mit vielen Leuten seine Musik zu teilen.“

Diese ehrliche Aussage kann mich durchaus überzeugen. Positiv ist es auch um das Band-Gefüge bei Adorned Brood bestellt, ja, laut Aussage des Vokalisten ist es momentan sogar besser denn je.

„Wir haben mit „Noor“ eine, unserer Meinung nach, sehr gute CD aufgenommen und verstehen uns super. Durch Mirko kam neuer Wind in die Band und das tut der Kreativität gut.“

In der Tat, der alte Gitarrist Mirko Klier kehrte ja vor einiger Zeit zur Gruppe zurück. Frost resümiert hierzu voller Freude:

„Nachdem wir die Nachricht erhielten, dass Benny aussteigen will, habe ich sofort zum Telefonhörer gegriffen und Mirko angerufen. Wir standen die ganze Zeit über in Kontakt. Ich erzählte ihm, dass Benny aus persönlichen Gründen, die Band verlassen wird. Als ich Mirko dann fragte ob er nicht wieder mit uns musizieren möchte, sagte er mir schmunzelnd: „Ich dachte schon ihr fragt mich nie mehr.“ Mit anderen Worten, er hatte schon auf den Anruf gewartet. So ist er wieder zu uns gestoßen.“

Die neuen Bandfotos sehen wirklich gut aus, da hat sich die Horde um Frost ja mächtig Mühe gegeben. Ich erkundige mich im Zuge dessen, wo und von wem die Bilder gemacht wurden. Frost hierzu:

„Ja, die neuen Fotos sind echt gut geworden. Ich freue mich, dass sie dir auch gefallen. Wir haben das Fotoshooting an der Aggertalsperre im wunderschönen Gummersbach mit Tom und Bianca von TB-Fotostyles gemacht. Der Tag war sehr witzig, vor allem als ich das 16 Kilogramm schwere Kettenhemd tragen musste. [lacht] Um zur Location zu kommen mussten wir mit Sack und Pack einen gefühlten 90° Abhang runter und haben uns dabei fast die Gräten gebrochen.“

Glücklicherweise kehrten also alle Beteiligten im Vollbesitz ihrer gesamten Gesundheit danach in ihre jeweiligen Heimatbasen zurück.

Ich komme im Weiteren wahrlich nicht umhin, meinen Gesprächspartner endlich mal auf das letzte Album „Heldentat“ anzuhauen, welches für mich bekanntermaßen noch immer eine wirklich stark zwiespältige Scheibe darstellt. Wie steht die Band selbst also im Nachhinein dazu?

Frost fasst sich sportlich kurz: „In der Zeit, in der die Songs für die „Heldentat“ geschrieben worden sind, war es ganz einfach so, dass diese CD dabei entstanden ist. Wir haben uns nicht vorgenommen diese Art von Musik zu machen.“

Das war knapp formuliert. Trotzdem: Wie kam es, dass sich Adorned Brood für die neue Scheibe „Noor“ auf einmal wieder auf ihren einstigen musikalischen Wurzeln besannen? Und: Welche Rolle spielte erwähnter Mirko eigentlich dabei?

„Durch Mirko kam der alte Spirit wieder zurück in die Band, wie man auf der neuen Scheibe hören wird. Ich persönlich fühle mich wieder so wie zu alten „Asgard“-Zeiten. Mirko und der zweite Gitarrist Thorsten verstehen sich beim Songwriting blind. Für die Texte, bei „Noor“ ist ausschließlich meine Wenigkeit verantwortlich. Dadurch sind die Texte auch wieder kriegerischer ausgefallen.“

Das erklärt natürlich so Einiges. Warum hat es eigentlich so lange gedauert, bis das neue Album fertig war, werden sich viele Fans fragen. Hatten die Düsseldorfer nach ihrer „Heldentat“ am Ende keine wirkliche Motivation mehr beziehungsweise interne Meinungsverschiedenheiten, wie es stilistisch nun bei Adorned Brood weitergehen soll? Frost expliziert:

„Nach der „Heldentat“ ist Benny ja ausgestiegen und Mirko wieder eingestiegen. Mirko musste natürlich alle Songs neu lernen, weil er sie seit Jahren nicht mehr gespielt hatte. Da er schon mal mit dabei war, ging das ganze zwar schneller als normal, aber trotzdem ging daher doch einige Zeit für das Songwriting verloren.“

Was alles sollten die Leser der Meinung des Sängers nach sonst noch zur Entstehungsgeschichte des aktuellen Silberschildes wissen? „Silberschild ist schon mal gut getroffen, weil die CD selber ein Schild darstellen wird. Nun, wir haben viel Zeit investiert, viel Stress gehabt, eine Menge an Nerven verloren aber auch sehr viel Spaß dabei gehabt. Aufgenommen haben wir im Studio von Jan Nitsche in Gummersbach, abgemischt wurde die CD in Köln bei Guido Mauss und gemastert im DMS Mastering Studio in Marl. Insgesamt haben wir, nur für die Aufnahmen, circa drei bis vier Wochen gebraucht. Wobei nicht jeden Tag alle zusammen im Studio waren. Dazu kamen nochmals zwei Wochen abmischen und das Mastering. Die Aufnahmen eines neuen Albums sind ja immer mit viel Arbeit verbunden. Man investiert Zeit und Nerven. Aber dabei sollte man nie den Spaß an der Sache verlieren.“

Mit dem vorliegenden Endresultat ist der Vokalist insgesamt sehr zufrieden.

„Ich fühle mich super dabei, wenn ich mir die CD anhöre. Wir sind sehr stolz auf dieses Werk und hoffen, dass es bei den Fans genauso gut ankommen wird. Unserer Meinung nach gehört „Noor“ zum Besten und am meisten Ausgereiften, was wir bisher mit der Band überhaupt aufgenommen haben“, platzt es noch aus ihm heraus.

In erster Linie haben Adorned Brood bei den Arbeiten zu „Noor“ wie immer ihr eigenes Ding durchgezogen, wie Meister Frost mir erläutert.

„Inspiriert wurden wir da aber schon von Bands wie beispielsweise Moonsorrow oder Týr, aber auch von Turisas. Mit all diesen Bands haben wir live spielen dürfen und ich persönlich muss sagen, genau diese Horden haben mich live echt vom Hocker gehauen.“

Wir kommen auf das Front-Cover zum kommenden Album zu sprechen.

„Erstellt wurde das Cover von Bianca und Tom von TB-Fotostyles. Die Idee dazu hatten wir zusammen mit unserem Plattenboss Dirk eigentlich schon vor längerer Zeit, da meine neuen Texte über die Seefahrt erzählen. „Noor“ ist aber kein Konzeptalbum. Wenn man genau hinhört wird man viel über uns und unseren Werdegang in Erfahrung bringen können.“ „Noor“ steht für „Bucht“, so Frost im Anschluss.

„Für unsere Heimatbucht beziehungsweise unseren Heimathafen. Es soll ausdrücken, dass wir wieder zu Hause sind. Dahin zurückgekehrt wo unsere Anfänge liegen. Die neuen Liedertexte handeln im Großen und Ganzen über unsere Vorväter und deren Seefahrten und Schlachten. Das Interesse an diesem Thema war bei mir nie weg. Ich selbst habe für die „Heldentat“ ja ohnehin keine Texte geschrieben, außer einen, glaube ich. Hätte ich auch dafür die Texte geschrieben, wären sie genau wie alle meine Texte ausgefallen.“

Apropos, welche Bücher oder Filme kann der Düsseldorfer Schreihals den Pagan-, Viking- und Folk Metal-Fans empfehlen? Seit der grandiosen „Herr der Ringe“-Verfilmung kam ja irgendwie nichts Tolles mehr auf den Markt.

„Ich selbst habe viele Bücher über dieses Thema. Eines kann ich da sehr empfehlen, und zwar „Die Germanen“ von Ernst F. Jung. Filme inspirieren mich dazu eher weniger, meine Texte entspringen ja immer meiner Fantasie und komischerweise fallen mir immer wieder auch beim Autofahren welche ein. Um die neuen Lyriken schreiben zu können, habe ich mich jedenfalls sehr mit mir, der Band und der Vergangenheit auseinander gesetzt. Wie schon gesagt, die Leute sollen genau hinhören.“

Germanen und Wikinger sowie deren Götter sind also die definitiven Themen, die Gevatter Frost inspirieren, seine Texte zu schreiben und seine Musik zu machen.

„Meiner Meinung nach kann dabei nur diese Art von Musik entstehen. Außerdem liebe ich das ausgelassene Feiern der Fans vor der Bühne. Das ist das, was jeder Musiker zum Überleben braucht. Ich möchte einfach nur weiterhin gute Musik machen und diese mit den Leuten teilen. Ich bin Realist und weiß, dass wir nicht davon leben können – aber mit der Musik möchte ich noch lange leben.“ Das hat er schön formuliert.

Ist Kreischhahn Frost selbst denn auch noch immer so begeisterter Hörer wie noch vor beispielsweise zehn Jahren? Er bekennt:

„Oh ja, sogar mehr denn je. Ich finde diese Art von Musik hat nie ihren Spirit verloren und mittlerweile hole ich auch die alten Scheiben wie beispielsweise Mithotyn wieder aus der Schublade und höre sie mit Begeisterung.“

Nachfolgend dreht sich unser Diskussionskontext um vergangene und noch kommende Live Aktivitäten.

„Wir hatten 2007/2008 viele schöne und erfolgreiche Konzerte mit genialen Bands, so haben wir beispielsweise auf dem Wave Gotik Treffen in Leipzig, dem Paganfest in Essen oder dem Hörnerfest gespielt, es gab eine Co-Headliner Tour mit Catamenia und zahlreiche Einzelgigs. In Zukunft soll sich das auch nicht ändern. Wir werden dieses Jahr noch eine Release-Party zum neuen Album „Noor“ im kleinen Rahmen geben und ein Jubiläums-Konzert zu unserem 15-jährigen in einem etwas größeren Rahmen. Die Release-Party wird am 15.11.08 im Valhalla Celtic Pub zu Gummersbach stattfinden und das Jubiläums-Konzert am 19.12.08 im Spektakulum zu Düsseldorf/Benrath. Darüber hinaus sind wir auf den kommenden Großveranstaltungen des Genres vertreten, wie dem Ultima Ratio 2008 und dem Ragnarök 2009. Alle weiteren Informationen können auf unserer Homepage oder auf unserer MySpace-Seite entnommen werden.“

Ansonsten harrt der sympathische Barde laut eigenem Bekunden hoffnungsvoll der Dinge, die da noch kommen mögen.

„Ich hoffe natürlich wie eingangs gesagt, dass „Noor“ gut ankommen wird und die Metalheads weiterhin viel Freude mit uns haben werden. Es wäre schön, wenn wir auch mal die Chance dazu bekämen, auf den großen Metal-Festivals wie beispielsweise Wacken, SummerBreeze oder With Full Force zu spielen. Leider hat man da als deutsche Band und ohne größere Plattenfirma im Rücken recht wenige Chancen. Wir freuen uns auf jeden Fall auf das kommende Jahr 2009. Stay Brood!“

© Markus Eck, 15.10.2008

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