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Interview: ANCIENT
Titel: Astrale Aspekte

Dieser Tage lassen die betont episch angehauchten Schwarzstahl-Okkultisten Ancient wieder ein neues Album von der bis zum Bersten gespannten Kette.

Ein blitzschnell zündender Release, der sich rasch als gemeingefährlicher Angriff auf das zentrale Nervensystem erweist.

Schuld daran sind zwölf neue bis zum Letzten ausgefeilte Hammersongs, die allesamt mit der arglistigen Perfidie des Sündenfalls durch die Schlange ertönen.

Die abartig faszinierende Scheibe entfaltet – wie gewohnt – schon nach den ersten Takten ihr ganz spezielles durchtriebenes Charisma; sie ist eine der bislang besten von Ancient überhaupt. Und sie eröffnet den Hörern – deren Innerstes sie mittels vielschichtiger Stimmungsmomente mühelos nach außen zu stülpen vermag.

Ein wahres Panoptikum des Grauens, aus dem man nur schwerlich wieder nach draußen findet. Man kann es nicht anders sagen: „Proxima Centauri“ lotet die ganze Pracht des Bösen mit einer geradezu verschwenderischen festlichen Opulenz aus.

Bandboß Aphazel ist laut eigener Aussage mit der aktuellen Situation seiner Musikantenschaft sehr zufrieden:

„Unser Line-Up ist immer noch dasselbe, seit Grom letztes Jahr als Ersatz für Krisge in die Band kam. Ich denke und hoffe, dass die aktuelle Besetzung von Ancient konstant bleibt, weil wir bis jetzt sehr gut zusammenarbeiten und ich im Moment wirklich keinen Grund habe, mich wieder nach anderen Mitstreitern umzusehen. Die musikalischen Differenzen, die es bisher zwischen uns gegeben hat, waren alle rein konstruktiver Natur. Nichts also, was irgendwelchen Zwist zwischen uns gestreut hätte. Augenblicklich sind wir sowieso alle damit beschäftigt, für das neue Album Interviews zu geben und uns außerdem auf die anstehende Tour vorzubereiten.“

Die altgediente und beständige Kapelle ist zwar schon sehr neugierig auf die Reaktionen der Presse und auch der Fans, sieht der Veröffentlichung von „Proxima Centauri“ eher gelassen entgegen.

„Die bisherige Meinung der damit vertrauten Personen war zum überwiegenden Großteil positiv. So teilten uns ca. 98 % von denen mit, dass das aktuelle Album unser bestes sei, was uns alle natürlich sehr zufrieden gestimmt hat.“

Nicht, dass Aphazel sich groß um die Kritiken der Presse kümmern würde, aber:

„Es ist natürlich immer schön, wenn andere deine Kunst bewundern und dich dafür letztendlich auch. Für mich war es eigentlich schon immer das Wichtigste, mich nach getaner Arbeit mit der Gewissheit hinzusetzen, das Beste gegeben zu haben und darauf stolz zu sein.“

Hundertprozentige Zufriedenheit ist seiner Meinung nach natürlich sowieso niemals möglich.

„Weil man seine Ansprüche nach Erreichen einer Leistung als anspruchsvoller Künstler sofort wieder höher schraubt. Aber wir sind diesmal schon verdammt knapp dran, vollends zufrieden zu sein.“

Was in der Tat schon eine Menge heißen will, wenn ein berufener Musiker und Komponist wie Aphazel so eine Aussage von sich gibt. Und der Ancient-Anführer ergänzt:

„Das neue Album beinhaltet auch eine stilistische Modifizierung. Doch ich möchte hier nicht näher drauf eingehen. Hört euch die neue Scheibe an und macht euch euer eigenes akustisches Bild.“ Er haßt solche Vergleiche mit Vorgängeralben sowieso, wie er sagt. „Weil die Leute sich im Allgemeinen schnell daran hochziehen und einen dann immer darauf festnageln.“

Die nachfolgenden Interviewfragen sind dann auch seiner Meinung nach immer nur auf solche Aussagen ausgerichtet und langweilen ihn endlos.

Dennoch ist der in der Vergangenheit nicht mehr ohne seinen prägnanten nietenbesetzten Lederkopfschmuck erscheinende Frontmann eindeutig der Meinung, mit „Proxima Centauri“ das bisher beste und qualitativste Werk seiner Musikerkarriere hinbekommen zu haben, wie er noch wissen lässt.

Ob er damit Recht hat, das wird sich zeigen. Erste Hörproben ließen dies schon mal gar nicht so abwegig erscheinen.

Ancient ist jedenfalls ein Bandname, der zu vielerlei Deutungsmöglichkeiten anregt. Der thematische Hintergrund dazu wurde auch bisher nicht eindeutig erklärt, was Aphazel jetzt ändert.

„Alles, worüber wir je sangen, waren uralte Thematiken mythologischer oder paganischer Natur. Über das uralte Universum, lang zurückliegende Träume der Menschheit oder auch die seit jeher in den Köpfen der Leute vorhandene Angst hinsichtlich des Ungewissen. Und die war früher weitaus stärker ausgeprägt als heute.“

Die Band dachte laut Aphazel somit: „Der Bandname würde also sehr gut zu uns passen. Schon allein deshalb, weil das Uralte auch den Hauch des Ewigen nach sich zieht.“

Soviel dazu, leiten wir doch gleich über zum Titel des aktuellen Tonträgers, der nicht minder interessant anmutet. Hier klinkt sich nun Grom ein:

„Der aktuelle Albumtitel ist stark inspiriert vom Film `Event Horizon`, der seit ich ihn sah zu meinen absoluten Faves gehört. Um es kurz zu machen: Er handelt von dem unserer Sonne am nächsten stehenden Stern mit Namen `Proxima Centauri`. Ihn umgibt eine sagenumwobene Mystik, die seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergetragen wird.“

Man sagt, so Grom weiter, dass in diesem Planeten eine Art Sternentor existiert, welches den Weg in eine Dimension öffnet, in der pures Chaos und die reine Bösheit herrschen.

„Und auch, dass diese pulsierende und mächtige, astrale Dimension auch maßgeblichen Einfluß auf das Leben auf unserer Erde haben würde. Wenn man den Text des Titeltracks studiert, dann kommt man den lyrischen Intentionen schon entscheidend näher.“

Man sollte dieses fesselnde Thema laut Meinung von Grom auch nicht mit modernen Science Fiction-Denkweisen angehen, sondern viel eher von der Horror-Fantasy-Schiene her, um den Reiz zu erhöhen.

„Wir schreiben derzeit ganz gerne solche Texte, denn die Gestirne sind teilweise schon seit - unsere Vorstellungskraft bei weitem übersteigenden - gigantisch langen Zeiträumen im Universum vorhanden, was ja auch wieder sehr gut zu unserer Gesamtkonzeption passt.“ Auf jeden Fall.

Der Sound der „Neuen“ ist auffällig zweckdienlich ausgefallen. Aphazel übernimmt wieder: „Wir nahmen `Proxima Centauri` in den Los Angered-Studios in Schweden zusammen mit Jacob Hansen auf. Er war die beste Wahl, weil er unsere Musik von Grund auf versteht und genau weiß, worauf es ankommt. So mussten wir keinerlei wertvolle Zeit verschwenden, erst einmal den richtigen Gesamtsound zu finden und konnten uns innerhalb sehr kurzer Zeit auf die relevanten Dinge konzentrieren.“

© Markus Eck, 25.09.2001

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