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Interview: ARKONA
Titel: Unvergleichlich

Viel zu lange fristeten diese erfreulich herzhaften russischen Pagan Folk Metal-Meister in ihrer Heimat ein Schattendasein, was Popularität und Erfolg in deutschen Gefilden anbelangt.

Als Arkona dann vor einigen Jahren endlich zur konzertierten Attacke auf unsere Gefilde bliesen, konnte ein Triumph nach dem anderen verbucht werden.

Kein Wunder, denn die gigantisch spielfreudige Heidenhorde um die enorm charismatische Vokalistin Masha Scream hat das ganz gewisse Etwas im Sound: Pfiffig gemixt werden nämlich schön verspielte traditionelle Folklore-Elemente mit beinhartem Metal und einer atemberaubenden Vielzahl an griffigen Songwriting-Ideen. Das Endresultat verblüfft Fans dieser Musikrichtung von Album zu Album.

Apropos, nun veröffentlicht der auch außerhalb des Pagan Folk Metal-Metiers immer beliebter werdende Haufen die schmissige EP „Stenka Na Stenku“. Gedacht als Übergang zum nächsten Langspiel-Fest, zeigt diese neue Veröffentlichung das Schaffen der Russen von der wohl bislang melodischsten Seite.

„Die Zeit vergeht auch für uns wie im Flug und je mehr wir gegenwärtig über die Vergangenheit der Band nachdenken, desto mehr wird uns bewusst, dass viele einst geplante Dinge noch immer nicht von uns realisiert worden sind. Doch wir gewannen eine ganze Menge an musikalischen Erfahrungen, ohne dass davon die Atmosphäre in unseren Liedern beeinträchtigt wurde. So wird unser kreativer Weg auch weiterhin das Ziel verfolgen, unsere Ideen so gut als möglich umzusetzen. Ideen, an die wir seit der damaligen Gründung von Arkona glauben“, offenbart Frontfurie Masha ,Scream‘ Arhipova auf die Frage, was ihr beim Sinnieren über die bereits zehnjährige Existenz ihrer Gruppe primär durch den Kopf geht.

Niemals hat die Mutter und Künstlerin jemals daran auch nur ansatzweise gedacht, Arkona zu verlassen oder die Band gar aufzulösen:

„Allein diese Frage erachte ich schon als überflüssig. Denn man kann einem Krieger auch nicht den Kopf abschlagen, um ihn nachfolgend danach zu fragen, was er nun darüber denkt. Arkona ist schließlich eine absolut perfekte Möglichkeit zur individuellen schöpferischen Umsetzung meiner Ansichten, Gedanken und Sehnsüchte. Somit ist die Band mit jedem Tag meines Daseins sehr eng verbunden und ich mit ihr. Es ist sozusagen unmöglich, dass ich Arkona jemals verlassen werde.“

Solchermaßen puristisch eingestimmt, bewegt sich der Dialog direkt zur neuen Veröffentlichung „Stenka Na Stenku“. Masha hierzu:

„Wir sind immer bemüht, unseren Anhängern etwas zu bieten, was sich von dem musikalischen Treiben anderer Truppen unterscheidet. Die neue EP enthält sechs Songs, die sich allesamt sehr voneinander unterscheiden. Ein Lied ist vom kommenden Album, und zwar der enthaltene Titeltrack. Dann haben wir vier Coverversionen draufgepackt: Und zwar das traditionelle Stück ‚Valenki’ sowie Nachspielversionen namens ‚Noviy Mir (Odda Mailbmi)’ der Band Shaman und ‚Duren’ von Svarga als auch eine Akustikversion unseres älteren Liedes ‚Goi, Rode, Goi’. Und schließlich werden die Hörer eine sehr humorige Komposition namens ‚Skal’ vernehmen können, welche wir mit der deutschen Viking Metal-Gruppe Varg zusammen aufgenommen haben. Doch dieser Song ist der einzige lustig und ausgelassen gestimmte, denn wir wollten die epische Grundnote der EP nicht verwässern.“

So ist sich die Sängerin laut eigenem Bekunden in einem ganz sicher:

„Die Fans werden auch diese neue Scheibe lieben, weil wir Arkona sind und weil man uns mit keiner anderen Band auf dieser Welt vergleichen kann. Und nicht zuletzt haben wir natürlich auch für diese EP verdammt hart an den Songs gearbeitet, um das maximal mögliche qualitative Resultat zu erzielen. Alle unsere Platten, wie auch diese EP, haben eine ganz spezielle individuelle kompositorische Anmut und einen speziellen Sound. Doch genauso genommen entwickelt sich dies immer wieder auf ganz natürliche Weise, weil wir uns auf völlig unverkrampfte Weise von neuen Ideen leiten lassen.“

Mittlerweile außergewöhnlich erfolgreich und trotzdem nach wie vor voll und ganz hinter ihrer epischen Musik stehend, so kennt man das Szene-Phänomen Arkona.

Und dass die ebenso stürmischen wie talentierten russischen Pagan Folk Metal-Idealisten um ihre wirklich extrem charismatische Sängerin Masha auch Sinn für Humor haben, das beweisen sie mittels der aktuellen EP-Veröffentlichung „Stenka Na Stenku“.

Eine wie eingangs erwähnt als Überbrückung zum kommenden Studioalbum konzipierte Heidenscheibe, welche in Form von „Skal“ gar eine feuchtfröhliche Säuferhymne der lyrisch überaus derben Sorte enthält.

Doch wer nun aufgrund dessen allzu vorschnell mutmaßt, es hierbei mit gedankenlosen und einfach gestrickten Klischeereitern zu tun zu haben, den belehrt Vollblutweib Masha im Nu eines Besseren.

„Meine beiden Kinder sind neben dem Heidentum ganz klar das Allerwichtigste für mich auf dieser Welt. Sie sind schließlich die Weiterführung meines Lebens, was könnte also noch mehr von Bedeutung sein für mich? Leute ohne Kinder sind der lebende Tod, wie ich finde. Sie sind dazu verdammt, nach ihrem Tod dem Vergessen ausgesetzt zu sein. Denn unser aller Seelenleben und unser inneres Feuer werden in unseren Kindern weiter existieren, nachdem wir Menschen nach dem Sterben in einen anderen, in einen weiteren Zustand übergehen. Mich macht es oft sehr traurig, wenn ich an die vielen europäischen Zeitgenossen denke, die nur noch für sich leben. Auch bedaure ich die unzähligen heutigen Mütter sehr, die ihren Ungeborenen den Tod bringen beziehungsweise bringen lassen. Abtreibung ist meiner persönlichen Ansicht nach Doppelmord, denn die Seele wird dabei auch gleich getötet“, konstatiert die entschlossene und kämpferische Frau mit dem großen Selbstwertgefühl, die bei den Bühnenauftritten ihrer spielfreudigen Horde immer wieder einem Wirbelwind gleicht.

Und wie sie weiter zu berichten weiß, teilen ihre Sprösslinge bereits die musikalischen Leidenschaften von Mama.

„Natürlich habe ich die beiden mit der Musik von Arkona vertraut gemacht! Der ältere meiner beiden Söhne wird sogar auf dem kommenden Album zu hören sein, im Song ‚Potomok’! Der andere ist mit seinen gerade mal zwei Jahren ja noch sehr klein, aber er zeigt sich bereits sehr interessiert, wenn er seine Mutter auf den Alben von Arkona singen hört.“

Mittlerweile sind diese Russen und ihre frenetischen Kompositionen so sehr gefragt, dass sie vor allem in den Sommermonaten beinahe jedes Wochenende irgendwo einen Konzertauftritt zu absolvieren haben. Masha erläutert:

„Wir bespielten dieses Jahr bereits solch’ tolle Festivals wie beispielsweise Hellfest, Graspop oder auch With Full Force, und es war jedes Mal eine fantastische Zeit für Arkona und unsere Anhänger. Dieser Umstand bringt trotz aller Freude darüber aber auch eine ganze Menge an Entbehrungen für uns mit sich. Viele Termine und vor allem heidnische Festivitäten in unserer Heimat können wir dadurch leider nicht wahrnehmen, doch als einer von uns trägt man den alten heidnischen Glauben stets tief in sich, egal, wo man sich gerade aufhält.“

Ein bevorzugtes Land, in dem sie mit ihrer Truppe auftritt, kann die standhafte Kehlenfurie nicht nennen.

„Die Leute sind ja überall sehr verschieden. Beispielsweise spielten wir dieses Jahr zwei Shows in Spanien, eine in Madrid und eine in Barcelona. In Madrid ging es wild und ausgelassen zu, die Fans gaben uns restlos alles, was sie an Begeisterung und Enthusiasmus zu bieten hatten. Aber in Barcelona rührte sich da sehr viel weniger, obwohl der dortige Auftrittsplatz eindeutig allen Anwesenden sehr viel bessere Möglichkeiten zum Austoben bot. Genauso verhält es sich übrigens mit dem deutschen Publikum, wo wir immer wieder auf überraschend gegensätzliche Zustände der Entfaltung stoßen.“

Apropos, wie die Vokalistin nachfolgend informiert, zeigen sich gegenwärtig nicht alle Verehrer von Arkona beziehungsweise vom musikalischen Inhalt der aktuellen EP angetan.

„Einige Fans konnten wir nicht zufrieden stellen, gerade eben diejenigen, welche das Epische in unseren Liedern favorisieren. Aber die, welche es gerne fröhlich serviert bekommen, loben uns für ‚Stenka Na Stenku’.“

Aus aktuellem Anlass geht der weitere gemeinsame Interview-Dialog hin zum in absehbarer Zeit erscheinenden neuen Langspielspektakel dieser so faszinierend verschworenen Russenrotte.

Masha verkündet in diesem Zusammenhang:

„Dieses neue Arkona-Album wird hoffentlich zeitnah fertig gestellt werden! Geplant ist es, unserem Label im kommenden Juni das Mastertape zu ‚Slovo’ zu übergeben, so der Titel des Werkes. Auch sämtliche grafischen Vorlagen möchten wir der Plattenfirma zu dem Zeitpunkt dann überreichen. Für das kommende Album haben wir die bislang größten Anstrengungen und Mühen unternommen. Beispielsweise wird ein professioneller Chor mitsamt einem echten Kammerorchester zu hören sein. Viele Musikanten sind beteiligt und nicht minder viele Instrumente. Veröffentlichung von ‚Slovo’ wird der 27. August sein.“

© Markus Eck, 20.04.2011

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