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Interview: BLUES PILLS
Titel: Schillernd rockiger Eskapismus

Für ihr neues Album „Lady In Gold“ gingen die immer beliebter werdenden Bluesrocker um Sängerin Elin vor allem im emotionalen Bereich tiefer in sich als zuvor.

Auch die bewusst vollzogene Intensivierung von den wichtigsten, klassischen Blues-Tugenden wird von den neuen Liedern ganz hervorragend offenbart.

Dazu forderte auch die aus Schweden stammende Frontfrau Elin Larsson ihrer sagenhaften Stimme das Letzte ab, was das frische Material der multi-nationalen Ausnahmeband umso authentischer erklingen lässt.

So stellt der aktuelle Nachfolger zum 2014er Debütalbum eine rundum gelungene und vor allem auch vollauf glaubwürdige Angelegenheit dar. Um die wichtigsten Hintergründe zur kommenden Veröffentlichungen ein wenig auszuleuchten, geht es für mich an einem sonnigen Tag in die Landeshauptstadt des Freistaates Bayern.


Dort sitze ich mit Elin und dem französischen Gitarristen Dorian Sorriaux am Mittwoch, den 11. Mai in einem Konferenzraum des dortigen Exquisit Hotels in München gut gelaunt zusammen.

„Ja, es ist definitiv mehr ‚Seele’ im wahrsten Sinne des Wortes auf dieser neuen Platte als es auf dem ersten Album der Fall war“, bestätigt Dorian mit sanfter Stimme.

Elin bringt sich rasch und impulsiv ein zum Kontext:

„Diesmal wurde den dafür typischen Instrumenten Wurlitzer, Orgel und Piano viel mehr Raum ermöglicht, um die ganz spezielle, bluesige Atmosphäre gezielt zu erhöhen. Selbst ein Mellotron ist mit dabei. Für Vielfalt ist also gut gesorgt. Aber auch die Produktion für ‚Lady In Gold‘ wurde auf den Blues-lastigen Faktor ausgelegt.“

Im Gegensatz zum selbstbetitelten Debütalbum arbeiteten die beteiligten Musiker diesmal mit extra zuvor aufgenommenen Demos, um das Material so weit wie möglich reifen zu lassen, bevor es ins Studio ging. Elin freut sich sehr:

„Und das hat sich wirklich optimal bewährt! Denn bis zu den finalen Aufnahmen fiel uns doch noch die eine oder andere Song-Verbesserung ein. Es ist einfach etwas anderes, wenn man den eigenen Song in verschiedenen Stimmungslagen immer mal wieder in Ruhe anhört und auf sich wirken lässt. Gerade für die neuen Stücke war uns dies ganz besonders wichtig, denn die emotionale Ausrichtung sollte ja verstärkt werden. Wir möchten diese Arbeitsweise daher beibehalten.“



Wie Dorian daran anschließt, hatten er und die anderen in der Band für „Lady In Gold“ von Anfang an ganz klar im Sinn, mehr Keyboards einzubringen.

„Das stand bereits relativ kurze Zeit nach dem Debüt für uns fest. Unsere Nummern verlangen einfach geradezu danach. Glücklicherweise gibt uns unsere Plattenfirma für die Kompositionen stets totale künstlerische Freiheit, was uns den ganzen Songwriting-Prozess stets mit sehr viel Freude im Herzen erleben lässt.“

Elin spricht auch noch die relevanten Einflüsse aus dem traditionellen Gospel- und Psychedelic-Bereich an.

„Wir vier in der Gruppe stehen da voll drauf, was man diesmal noch deutlicher heraushören kann. Auf dem Debüt schoben wir diese Elemente eher noch beiseite, um druckvoller nach vorne bluesrocken zu können.“

Doch für ‚Lady In Gold‘ sollte das nicht mehr so sein, wie die Vokalistin erzählt.

Es sollte nämlich eine größere Variantenbreite erreicht werden:

„Dieses Mal gingen wir ohnehin absolut ‚open minded‘ vor, was die erweiterten Facetten dann eigentlich ganz automatisch mit einbrachte.“



Auf die neuerdings noch stärkere, stimmliche Darbietung angesprochen, erhellt sich das Gesicht der ebenso ansehnlichen wie charismatischen Skandinavierin schlagartig zu einem strahlenden Antlitz:

„Ich hatte vorab die Vision, was auch eben durch die Demos so entstand und sich verfestigte, dass ich meinen Gesang sozusagen sehr viel ‚spielerischer‘ entwickeln möchte. Ich hatte im Sinn, einiges mehr damit auszuprobieren, Grenzen zu überschreiten. Einigen Anteil an dieser Weiterentwicklung hatte unser Produzent Don Alsterberg, der mich wie den Rest der Band an ihren Instrumenten jederzeit wunderbar unterstützte. Er forderte mich oft energisch und unnachgiebig zu Höchstleistungen. Wir sind Don sehr dankbar für seine überaus wertvolle Hilfe. Ohne ihn würde ‚Lady In Gold‘ nicht so klingen wie es jetzt ist.“ 



Ihr persönlicher Favorit auf dem neuen Langspieler ist für sie eindeutig der Titelsong des Albums, wie die Sängerin preisgibt.

Und „Lady In Gold“ ist eine Komposition, die sämtliche angesprochenen Merkmale ihrer Aussage perfekt wiedergibt.

„Es ist einfach ein wunderbar feierliches Lied, für die Musik und das Singen an sich gleichermaßen, wie ich finde. Ich kann mich selbst einfach nicht dran satt hören.“



Dorian wiederum favorisiert momentan das Stück „Gone So Long“ wie er sagt.

Er und Elin, im Interview ein sehr harmonisch agierendes Duo, stimmen sich nachfolgend gegenseitig darin zu, dass sie auch „Little Boy Preacher“ sehr lieben.

Der Gitarrist blickt mit verzückter Haltung zurück:

„Wir sind immer wieder aufs Neue zutiefst berührt davon, was uns zeigt, dass es richtig war, diesen ziemlich intuitiven Song ganz genau so werden zu lassen, wie er ist. Entstanden ist dieses Lied sogar aus einer angenehm lockeren Jam-Session, die sich vor lauter ansteigender Spielfreude und hochschraubender Begeisterung über 15 Minuten hinzog. Ich werde das nie vergessen, der reinste Zauber.“

© Markus Eck, 14.05.2016

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