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Interview: HAMMERFALL
Titel: Energie-Rückgewinnung

Dieser schwedische Power Metal-Fünfer, der schon kurz nach seiner Gründung Ende des Jahres 1993 aus ersten musikalischen Gehversuchen zum forcierten Stechschritt gelangte, ist unter Insidern als eine der spielfreudigsten und auch besten Connections bereits bestens bekannt. Die beständige, weil mit Leidenschaft agierende Gruppe um Ausnahmesänger Joacim Cans veröffentlicht aktuell das neue Album „Threshold“, welches im anvisierten Fan-Lager wohl bereits mit überschäumender Begeisterung erwartet wird.

„Threshold“, ein weiteres melodisches Noten-Bombardement der anspruchsvollen Klasse, verfolgt in atemberaubender Konsequenz die mit dem damaligen Erstwerk „Glory To The Brave“ eingeschlagene niveauvolle Schwermetall-Route. Diese spieltechnisch äußerst wendige Elch-Reiter-Truppe hält nun schon seit 13 Jahren die stilistische Stellung.

Und genau so klingt das neue Werk auch: Wie die logische Weiterentwicklung einer hart an sich arbeitenden Band, die viel für ihr abgestecktes Ziel zu tun bereit ist. Die Scheibe ist ein wahrer Ohrenschmaus für einen Verehrer dieser Stilistik; verwenden Hammerfall doch auch diesmal keinerlei gewohnte und abgedroschene Songfragmente, wie in dieser Richtung sonst so oft zu beobachten.

Flitzefinger-Gitarrengreifer Stefan Elmgren lässt sich gerne von mir in seine kreativen Karten schauen.

„Jeder Hörer wird das neue Album von Hammerfall wohl anders einschätzen beziehungsweise bewerten. Manchen Hörern, so wie dir, gefallen lediglich unsere ersten beiden Alben ausnahmslos gut, andere begrüßen unsere Entwicklung in musikalisch mehr ausgefeilte Ebenen. Meiner persönlichen Meinung nach hat „Threshold“ sogar massive inspirative Einflüsse aus unseren frühen Tagen inne, also aus alten Zeiten, während das erste und zweite Hammerfall-Album erschienen ist. Manche der brandneuen Kompositionen haben Parts integriert, die noch aus dieser Ära stammen. Man könnte auch sagen, die alte Energie ist wieder da.“

Und wie der spielfreudige Glatzkopf dazu in aller Beflissenheit ergänzt, ist der eigentliche Grund für die genannte Entwicklung, dass viele der auf dem neuen Albumwerk enthaltenen Parts damals einfach nicht in die alten Songs gepasst haben.

„Darum haben wir sie über die Jahre ganz einfach in der kompositorischen `Requisitenkammer` von Hammerfall belassen. Zum neuen Album „Threshold“ samt seiner musikalisch eher vielfältigen und auch in Sachen Arrangements eher umfangreichen Ausrichtung passen sie jedoch perfekt, wie wir finden. Nehmen wir beispielsweise mal den Instrumentalsong `Reign Of The Hammer`, die neunte Nummer auf dem neuen Album: Den habe ich bereits 1996 geschrieben, als ich noch gar nicht offiziell bei Hammerfall Bandmitglied war. Das war ich erst ab Januar 1997. Ebenfalls aus meiner Feder stammen die Kompositionen `Genocide` und `Shadow Empire`, was wohl nicht wenige Hörer und Fans sehr überraschen wird.“

Das kann der redselige Griffbrett-Artist aber sehr laut sagen, zumal `Genocide` auch einer der allerbesten und hitverdächtigsten Tracks auf dem neuen Hammerfall-Langspieler überhaupt ist. Stefan blickt zurück:

„Eigentlich ist die zugrunde liegende Einleitung zu diesem Song aber von unserem Gitarristen Oscar Dronjak. Viele Hörer werden wohl mutmaßen, dass sie von mir ist, weil sie in ihren Einzelheiten so dermaßen typisch nach mir klingt – ursprünglich sollte besagtes Intro aber für das Lied `Shadow Empire` verwendet werden. Oscar kam eines Tages mit Einzelteilen des von ihm dafür geschaffenen Intros bei mir an und meinte, er käme auf kompositorischer Ebene nicht so recht weiter damit und ob ich ihm nicht mit helfender Gitarren-Hand assistieren könne. Er gab mir einige seiner restlichen Ideen und Ansätze noch mit dazu auf meinen bevorstehenden kreativen Weg – und er verließ mich recht hektisch wieder an diesem Tag, da der Songwriting-Prozess für das neue Studioalbum terminlich eigentlich schon so ziemlich abgeschlossen hätte sein sollen. So machte ich mich nachfolgend zwar nicht minder hektisch, aber doch sehr frohgemut an mein mir aufgetragenes Werk. Irrtümlicherweise hielt ich das Ganze aber halt als Basis- beziehungsweise Grundidee für einen kompletten Hammerfall-Song und komplettierte die Komposition auch darauf zugrunde legend. Ich war dabei stets sehr ambitioniert bei der Sache, schließlich hatte ich mal wieder was zu beweisen. Das werde ich nie vergessen. So wurde aus der eigentlichen Introduktion letztendlich doch ein ganzer langer Song“, lacht der im Interviewgespräch sehr sympathisch erscheinende Schwede in herzerfrischender Manier.

Diese beinahe Funken sprühende gute Laune steckte an und so plauderten wir munter weiter. Der Gitarrist knüpft zu diesem Zusammenhang noch schmunzelnd an:

„Oscar war anfänglich nicht wenig überrascht ob dieser Tatsache, wie man sich nur allzu leicht vorstellen kann; er kam ehrlich gesagt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Aber er fand meine Arbeit dann doch so dermaßen überzeugend, dass wir `meinen` Song in der Form auf das neue Album packten. Wir freuten uns schließlich zusammen darüber und arbeiteten sogar den Songtext dazu gemeinsam aus. Ergänzend feilten Oscar und ich auch noch an diversen Melodienfeinheiten des Stücks. Letztlich geriet das Lied noch sehr kraftvoll, mit guter alter Hammerfall-Power und haufenweise ungestüm bollernden Doublebass-Attacken. Wir lieben es allesamt sehr. Wir nahmen diese witzige Gegebenheit darüber hinaus auch gleich noch als erfreulichen Anlass, mich zukünftig mehr in das Songwriting für Hammerfall einzugliedern. Darüber bin ich sehr begeistert, wie man sich leicht vorstellen kann. Eine schönere Herausforderung könnte ich mir innerhalb dieser Band, zumal als zweiter Gitarrist, gar nicht vorstellen.“ Recht so, genau so spricht ein echter und ehrlicher Vollblutmusiker. Und wer wünscht ihm dabei nicht alles erdenkliche Gute?

© Markus Eck, 16.10.2006

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