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Interview: HEIDEVOLK
Titel: Im Vorfeld von Walhalla

Der Mann ist ein richtiger Glücksfall für diese aufstrebende Horde: Denn Gitarrenschinder Reamon Bomenbreker, seit einiger Zeit beim musikalischen Heidevolk dabei, kann wahrlich komponieren wie ein junger Gott.

Für „Walhalla Wacht“, das neue und zweite Studioalbum dieser niederländischen Pagan Folk Metal-Repräsentanten, ging der emsige Saitenmann beherzt und unverzagt aufs Ganze.

Er schrieb Hit um Hit. Und das aktuelle Ergebnis ist eine Wucht, ein regelrechter qualitativer Quantensprung gegenüber dem Vorgänger-Langeisen „De Strijdlust Is Geboren”! Bereits bei den holländischen Battle Metal-Großmeistern Thronar sorgten die unleugbar famosen Songwriter-Qualitäten von Instinktkönner Bomenbreker für zahllose hymnische Wonnemomente.

Hochgradig unverbraucht, dabei pfiffig erfrischend und letztlich völlig frei von falschem Pathos, stimuliert auch „Walhalla Wacht“ die Genussnerven mit gleichfalls packend schmissig aufrhythmisiertem wie auch hochgradig heroisch-maskulinem Liedgut.

Dem Sextett stehen also gegenwärtig alle Türen offen.

Ein offenes Ohr hingegen leihe ich gerne Ohrwurm-Spezialist Reamon.

„Ich stieg genau nach der Veröffentlichung des ersten Albums bei Heidevolk ein, der alte Gitarrist verließ die Band aus Zeitgründen, dem wurde das Ganze auf persönlicher Ebene einfach zuviel mit all den Auftritten, Touren etc. Heidevolk suchten dann im weiteren Verlauf des Jahres 2005 anschließend jemanden, der diese Art von Musik liebt und der auch gerne auf der Bühne steht. Da ich bei beziehungsweise mit Thronar in einschlägigen Kreisen recht bekannt wurde, fragte die Band auch bei mir für den vakanten Posten an. Da brauchte ich nicht lange zu zögern, denn ich mag die Musik von Heidevolk von ganzem Herzen“, verlässt es den Mund des Begabten.

Wie der 26-jährige Enthusiast im Anschluss daran mit aller liebenswerten Bescheidenheit zu Protokoll gibt, schießt beziehungsweise spielt er seit seinem 14. Lebensjahr auf der sechssaitigen Flinte.

„Das kommt mir sehr zugute beim Schreiben meiner Kompositionen. Dennoch, es soll hier nicht der Eindruck entstehen“, legt der Mann Wert darauf, „dass ich eine Chef-Position in Sachen Songwriting bei Heidevolk innehabe. Bei uns geht es demokratisch zu: Unser zweiter Gitarrist Sebastian beispielsweise schreibt auch kräftig mit bei uns. Er komponiert seine Sachen stets auf der Akustik-Klampfe, ich werke hingegen am allerliebsten auf meiner elektrischen Saitenbraut. Beide präsentieren wir unsere Grundgerüste für neue Lieder immer bei den ergiebigen Proben, die dann im Kollektiv ausgearbeitet werden. Eine absolut optimale und recht reibungsfreie Arbeitsweise, die sich immer wieder bestens bewährt. Ganz genau so entstanden daher auch die neuen Lieder für das neue Album `Walhalla Wacht`.“

Zuletzt Genannter agiert bei diesen niederländischen Pagan Folk Metal-Aufsteigern unter dem Vertrauen erweckenden Pseudonym Sebas Bloeddorst.

Und wie mein Gesprächspartner mir dahingehend anvertraut, haben alle Künstlernamen bei Heidevolk jeweilig ihre ganz spezielle Bedeutung. Es darf im Folgenden gerne geschmunzelt werden:

„Ich beispielsweise bekam meinen, als ich das erste Mal zur Band selbst kam. Ich hockte mich da recht locker auf eine ziemlich klobige Holzbank, welche aus alten Baumstämmen zusammen gezimmert wurde. Und, die brach ein, ich lag auf dem Boden, und alle lachten wir blitzartig aus vollem Halse. Kurz danach war ich eben ` Bomenbreker` [Deutsch: `Baumbrecher`; A.d.A.]. Die Namen der anderen Bandmitglieder sind auch auf diese Weise entstanden, schließlich wissen wir ja auch, wie man Humor schreibt.“

Trotz aller dargelegten Harmonie in der so spielfreudigen Horde nahm das Songwriting für die neue Platte nicht wenig an Zeit in Anspruch, so der holländische Holzknacker:

„Ja, am Ende belief sich das Ganze irgendwann auf zwei Jahre Gesamtaufwand. Was nicht zuletzt an den ausgefeilten Vokal-Arrangements liegt, denn unsere beiden Kämpferkehlen Joris Boghtdrincker und Mark Splintervuyscht hatten wirklich ständig Verbesserungen parat, denen wir natürlich bestmöglich gerecht werden wollten. Aber am Ende hat es sich vollauf gelohnt, den Gesangspassagen solch hohen Aufwand zukommen zu lassen, wie man auf `Walhalla Wacht` deutlich hören kann.“

Derart also gleichsam eingängig wie variantenreich ausgefeilt am Start, sollten die sechs Holländer keinerlei Mühe haben, zahllose Live-Schlachten siegreich zu schlagen.

Zuvor erörtert der Gitarrist hier gerne noch ein wenig den Gehalt der neuen Lyriken:

„`Walhalla Wacht` bedeutet übersetzt `Walhalla wartet`. Demnach drehen sich die aktuellen Liedertexte darum, wie man sein Leben lebt beziehungsweise leben sollte: Möglichst edel und ehrlich. Der Song `Wodan Heerst` beispielsweise basiert dementsprechend auch auf altnordisch-mythologischen Aspekten. Oder der Album-Opener `Saksenland`: Dessen Text behandelt eine historische Schlacht der Sachsen gegen die Franken. Die Franken wollten damals das Christentum mit Zwang und Gewalt verbreiten, gerade über die Friesen. Was sich Friesen und auch Sachsen halt nicht so ohne weiteres gefallen ließen; sie taten sich zusammen und bündelten ihre Kräfte gegen die Franken. Im Jahr 784 kam es dadurch zur berühmten Schlacht im Dreingau.“

Tja, und damit sich so was nicht wiederholt, wurde von Seiten der Sieger im Namen des Herrn bekanntlich bis heute so allerhand getan.

© Markus Eck, 16.04.2008

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