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Interview: ISOLE
Titel: Vertonte Seelenqualen

So dermaßen verdammt nahe dran am majestätisch hocherlauchten Epic Doom Metal-Gigantismus der beiden ewigen Genre-Ikonen Candlemass und Solitude Aeturnus war wohl noch niemals eine Musikgruppe auf Erden.

Mit ihrem neuen brillant inszenierten Sakral-Lamento in Studioalbumform, mit Bedacht „Silent Ruins“ kongenial betitelt, bieten die immens emotional musizierenden Schweden Isole ihr ganzes elitäres Können auf.

Doch die Spitzenkönner um Gitarrist und Sänger Christer offerieren den Hörern diesmal jedoch auch Gesangliches vom Allerfeinsten. Und darunter sind herrlich entrückt angestimmte Dualvokalisierungen zeitlos anmutiger Erscheinung, veredelnd gekrönt von geradezu verzehrenden Chorpassagen.

Im Gegensatz zum vorhergehenden Tränenteller „Bliss Of Solitude“ nämlich wurden die derben Kehlenmomente beinahe gänzlich reduziert.

In Form des dritten fantastischen Weltuntergangsliedes „Nightfall“ gelang den Kerlen aus Gävle diesmal glatt ein richtiger Smash-Hit, den man nicht nur als passionierter Fan des Metiers nicht vergessen kann.

Während also Abertausende an Metal-Protagonisten im Jahr 2009 an frappierender Ideenlosigkeit leiden, verzaubert das Quartett viel lieber mit sensationellem Kompositionsmaterial.

„Ich selbst höre mir derzeit am liebsten das neue Album von Kreator an. Doch auch das unvergessene Debütwerk von Summoning läuft mir aktuell nach wie vor sehr gut rein. Doch auch Bathory, Darkthrone, Candlemass, Iron Maiden sowie die ersten drei Scheiben von Rainbow läuft hier sehr oft, und neu entdeckt habe ich für mich Portrait und Enforcer, zwei tolle Newcomerbands“, bekennt Tieftöner Henrik Lindenmo in Sachen musikalische Vorlieben.

Dabei favorisiert der Bassist laut folgender eigener Aussage noch immer die Lieder der Landsmänner Candlemass, seitdem sie ihm Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrtausends von seinen Bandkollegen Daniel und Crister erstmals vorgestellt wurden: „Ihr aktuelles letztes Album ist brillant wie immer!“

Und der Bier- und Kaffeetrinker aus Leidenschaft teilt die begeisterte Einschätzung des Autors, dass seiner Band Isole mit „Silent Ruins“ das bislang beste Werk in der Historie der Truppe gelang. „Alles ist uns diesmal besser als vorher geraten: Die Songs, die Produktion, einfach alles.“

Der aktuelle Plattentitel animiert philosophisch empfindende Zeitgenossen unweigerlich zum Sinnieren. Auch Henrik hat sie inne, solche „inneren Ruinen“. Er wird dazu ausnahmsweise sehr persönlich.

„Ich fühle mich allzu oft sehr alleine; auch, wenn ich es eigentlich gar nicht bin. Und das ist es etwas, was ich absolut nicht mag beziehungsweise ertragen mag.“

„Silent Ruins“ war dabei ursprünglich als thematisch hermetisch in sich geschlossene Konzeptveröffentlichung angedacht, wie der skandinavische Schwerenöter sich erinnert.

„Wir sprachen zu Beginn des Erarbeitungsprozesses eine Weile lang immer wieder darüber. Daher schrieb ich anfangs den ersten Teil einer fiktiven Story über eine Person, welche in einer toten und leeren Welt erwacht. Als besagter Mann schließlich durch all die verbliebenen Ruinen und ödes Niemandsland schreitet, fängt er an sich mutmaßend zu erinnern, dass er als einziger Überlebender selbst wohl eigentlich den Niedergang der Welt verursacht hat. Aber die aktuelle Story dreht sich auch sonst um Einsamkeit, Angst, Schmerz, Seelenqual. Aber auch um Reuigkeit beziehungsweise Buße. Wir werden diese fesselnde Geschichte auf mindestens einem folgenden Album weiterführen.“

Wie Henrik weiter dazu ausführt, sind seine Texte nicht selten auch ein wenig abstrakt. „Ich schrieb auch bereits schon über eindringliche Emotionen, welche durch negative Faktoren wie Verlust, Tod oder beispielsweise leidvolle Sehnsüchte ausgelöst werden. Ein Lied hatte gar einmal das Thema Umweltverschmutzung zum Inhalt. Am liebsten ist es mir beziehungsweise der Band, wenn die Hörer die lyrischen Liedinhalte stets nach Möglichkeit völlig individuell für sich interpretieren.“

Die ganze Zeit schon steht während des Dialoges ohnehin das Ergründen im Raum, warum es im Doom Metal bislang eigentlich so wenige wirklich gute Kapellen gibt.

Eine Frage der emotionalen Entfaltungsmöglichkeiten, Henrik?

„Keine Ahnung, ob es daran liegt. So oder so existieren meiner Auffassung nach ohnehin viel zu wenig Bands aus diesem Bereich. Das Genre wurde daneben auch bislang viel weniger verkommerzialisiert und industriell ausgeschlachtet, als dies in vielen anderen Bereichen des Metal der leidige Fall ist – wie beispielsweise im Death- oder Black Metal. Eventuell liegt der Grund genau darin. Für mich persönlich ist dieser Umstand aber ein sehr guter, denn so sind die wenigen wirklich guten Bands im Doom Metal vergleichsweise viel leichter zu finden, als in Bereichen, wo es bald nur noch um blankes Geld und breitenträchtig profitable Berühmtheit geht.“

Wie der Tieftöner abschließt, wird auch das nächste Langwerk seiner Truppe von der grenzenlosen Leidenschaft für gute eigene Musik beseelt sein.

„Wir stehen voll und ganz hinter dem was wir mit Isole tun. Und jedes neue von uns erschaffene Album gibt uns die tolle Chance, uns kritisch mit unseren Schöpfungen auseinandersetzen und nachfolgend zu versuchen, es immer noch besser hinzukriegen.“

© Markus Eck, 30.01.2009

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