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Interview: KAAMOS
Titel: Geschlossen einheitliche Geisteskraft

Vier finstere Schwedenrabauken machen sich derzeit auf, mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum die angespannten Lauscher der Fans von ausgefeiltem und mit großer Spielfreude dargebotenem Death Metal zum Glühen zu bringen.

Die Rede ist von den Stockholmer Marterknechten Kaamos und ihrem forschen Erstwerk, welches für jeden etwas beinhalten dürfte, der tiefe innere Befriedigung an endbrutalem und trotzdem intelligent gespielten Todesedelstahl erfährt.

Gitarrenfiesling Konstantin Papavassilou legt für mich seine sechssaitige Geliebte kurz zur Seite und stellt sich in Gegenüberposition mutig zum anregenden Verbalduell.

„In der Vorgängerband, in welcher ich und die anderen spielten, entwickelte ich so einige Ideen, die ich dort nicht verwenden konnte. So fragte ich sie, ob sie mit mir ein Rehearsal machen wollten, in dem ich diese Ideen umsetzen wollte. Nach und nach trafen wir uns immer und immer wieder und gingen mit ständig wachsenden Freuden fremd. Denn unser so entstandenes Songmaterial war mit nichts sonst aus Schweden zu dieser Zeit zu vergleichen. Wir konnten es kaum abwarten, das Zeug endlich aufzunehmen und eine Platte zu veröffentlichen. Und so geschah es: Kaamos war zum Leben erweckt worden. So kann man im Nachhinein sagen, daß die Band aus Ideen heraus entstanden ist – und nicht Ideen aus Kaamos heraus entstanden. Das sichert hat unserem Sound die gewisse erforderliche Authentizität und wird es weiterhin tun.“ Da hat der versierte Axtmann recht, eigenständig sind sie.

Konstantin erinnert sich weiter zurück: „Vom Anfang weg haben mich die dreckigsten und rauhesten Kapellen am meisten beeinflusst. Alben wie `Symphonies Of Sickness`, `Left Hand Path`, ` Mental Funeral` oder `World Downfall`.”

Auch die amerikanischen Knüppelgildemeister Incantation nennt er noch als einst und noch heute inspirierende Truppe für Kaamos.

Der Bandname klingt typisch finnisch und von daher stammt er auch. Wir erfahren:

„Es ist ein finnisches Wort, welches für Dunkelheit steht. Konnten wir einen besseren Bandnamen finden? Ich glaube nicht. Wie auch immer, wir Finnen titulieren so auch noch ein landestypisches, schon uraltes und einmal im Jahr auftauchendes Phänomen. Die Sonnenstrahlung lässt unvermittelt auf einmal nach und die gesamte Landschaft wird in tiefe Dunkelheit getaucht.“

Auch wenn dieses Naturschauspiel laut Konstantin noch immer nicht restlos erforscht ist, kann ich dies gut nachvollziehen.

Denn Ähnliches widerfuhr auch meinem Empfindungsvermögen beim Hören der aktuellen CD. Die Stücke darauf sind in ihrer endlos scheinenden, destruktiven Vehemenz bis zum Extrem getrieben worden.

Konstantin präzisiert: „Wir haben insgesamt neun Songs eingespielt. Einige davon wurden schon auf unserem `Curse Of Aeons` Demo veröffentlicht und noch mal zwei davon auf der vorhergehenden Promo CD. Fünf der aktuellen Stücke sind brandneu und komplett vom heutigen Line-Up erarbeitet worden.“

Erklären will er Sinn und Inhalt der Brutallieder aber leider nicht. „Wir werden unsere Stücke inhaltlich nicht erklären, denn die Leute sollen sich ihr eigenes Bild von ihnen machen und sie somit auch ganz individuell interpretieren.“ Texte sind im kommenden Booklet der CD enthalten, sollte also keine Schwierigkeit darstellen.

Und der Gitarrero fügt dazu an: „Sagen wir es mal so: Diejenigen interessierten Fans, die tief in der Materie des okkulte Thematiken verarbeitenden Death Metal drin sind, werden die Lyrics mit Leichtigkeit verstehen. Denn wir verarbeiten in den Stücken des Albums dunkle Magie, Okkultismus und esoterische Themen, welche sich innerhalb mit typisch gesellschaftlich rationalem Denken unerklärlicher Denkwege befinden. Ich habe natürlich meine ganz speziellen Gründe, warum ich diese Songtexte nicht näher erläutern möchte. Denn ich habe einen starken und unerschütterlichen Glauben an die genannten Dinge. Die suggestive Kraft, die sie entwickeln, ist viel stärker, als man es je mit Erklärungen und Deutungen darstellen könnte.“

Vier Mann in der Band, vier eigenwillige Geister. Doch Spannungen treten laut Konstantin so gut wie gar nicht auf.

„Wie auch, denn ich bin ein Diktator”, scherzt er. „Nein, im Ernst: Wir sind natürlich vier eigenständig denkende Musiker. Jedoch mit einer gemeinsamen Vision. Und für diese Vision haben wir sehr parallel laufende Umsetzungs- und Ausführungsvorstellungen. So münden vier starke Willenskräfte in dieser einen visionären Zielsetzung, was eine unglaublich machtvolle Gemeinsamkeitskraft bei Kaamos erzeugt. Ob man die Zusammenarbeit harmonisch nennen kann, lasse ich mal dahingestellt. Aber wir stellen so das Zentrum des kreierten musikalischen Chaos dar. Wir arbeiten solange an den Stücken, bis alle restlos zufrieden sind. Vorher geben wir nicht auf. Keinerlei Kompromisse!”

So fällt die künstlerische Zielnennung für die nähere Zukunft von Kaamos dann auch recht kurz und knapp aus: „Wir wollen unseren ausgeprägt dunklen Spirit durch die Musik vermitteln, ganz einfach! Beinharten Sterbestahl spielen, der den Tod verherrlicht: Death Metal.“

Pläne für eine Bühnenshow existieren, sind jedoch noch nicht spruchreif. „Für die Existenzdauer der Band haben wir noch nicht sehr viele Gigs bestritten. Vielleicht bin ich nicht so derjenige, der gern im Mittelpunkt auf einer Bühne steht und alle Blicke auf sich zieht. Aber wenn wir mal loslegen, geht es schon ziemlich derb ab.“

Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Abschließend nennt der Gitarrist noch seine ganz persönlichen zukünftigen Vorsätze. „Dunkelheit und Ketzerei kultivieren.“ Dem kann man sich doch problemlos anschließen.

© Markus Eck, 31.05.2002

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