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Interview: KINETIK CONTROL
Titel: Ergiebige Metamorphose

Alles andere als kreativ zurückhaltende Reduktionisten sind diese Gefühle liebenden Finnen, wenn es darum geht, raffinierte elektronische Sounds mit stampfendem Electro Metal-Klangkolorit zu verquicken.

Der mit einiger melancholischer Schwere konturierte Mix aus den bittersüßesten Sehnsuchtsmomenten von potenten Rammstein und der poppig federnden Unbeschwertheit von guten alten Depeche Mode-Hits hat es jedenfalls ziemlich in sich. Daher geriet Kinetik Control ihr genussvoll eingängiger Industrial Dark Metal auf dem aktuellen Debütalbum „Lack Of Divine Inspiration“ auch alles andere als herzlos.

Und Gitarrist Tweak macht dabei auch als Vokalmann eine gute Figur. Ich konnte beziehungsweise wollte da nicht widerstehen und quetschte den skandinavischen Schwerenöter ein wenig zum neuen Werk seiner Gruppe aus.

Der erklärt sich erstmal selbst als kreativer Geist, welcher in allererster Lebenslinie für den Moment lebt:

„Und ich versuche nach Kräften, also so gut es eben geht, die Dinge nicht mit meinem Gehirn zu beurteilen, sondern ausschließlich mit dem Herzen. Ich denke auch ständig daran beziehungsweise darüber nach, entweder etwas Lustiges oder etwas Schöpferisches anzustellen“, gibt er lauthals lachend zu.

Doch, so Tweak in der erwünschten Aufrichtigkeit, das war beileibe nicht schon immer so. Er gibt mir mit liebenswerter Schüchternheit dazu preis:

„Früher, als ich jünger war, gebrach es mir wirklich noch massiv an Selbstvertrauen. Ich hatte sogar eine Zeitlang Angst, ich selbst zu sein. Als ich dann irgendwann im Laufe der Zeit meiner eigenen Entwicklung realisierte, wer ich wirklich war und wer ich im Weiteren noch werden könnte, begann ich damit, mein Leben in einer völlig anderen Art und Weise zu gestalten – ich fühlte eine Kraft in mir, über die ich Kontrolle ausüben konnte. Ein herrliches Gefühl.“

Ich gestatte mir die vermeintliche Dreistigkeit und stellte dem singenden finnischen Klampfer anschließend die Frage, warum die Fans solcherlei Musik nun denn genau das neue Album seiner Truppe erstehen sollten. Der kontert dazu überraschend prompt, voller deutlich spürbarem Enthusiasmus:

„Weil die Platte die Welt der Hörer rockt! Wir versuchten, mannigfaltige Einflüsse hierfür miteinander passend zu kombinieren, um eine groovig-melancholische Totalität zu erreichen. Das vorliegende Ergebnis in Form des Albums ist schön abwechslungsreich und voller einprägsamer Erinnerungsmomente, doch es fordert vom Hörer auch dessen völlige geistige und musikgeschmackliche Offenheit. Meiner Meinung nach sollte aber sowieso jeder Mensch den Künsten, also auch der Musik, so geistig offen als nur möglich gegenüberstehen. Denn es gibt so viel gute Musik in all den unzähligen Stilen, sodass man sich selbst doch massiv limitieren würde, wenn man sich auf ein Genre beschränken würde.“

Mit letzterem Statement hat der sympathisch offenherzige Finne so ganz nebenbei eine der menschlichen Hauptdefizite der Moderne überhaupt beschrieben. Er selbst erklärt nachfolgend auch gerne, warum er mit seiner Band genau diese Sorte von Musik kreiert:

„Ich liebe seit jeher zu gleichen Teilen Rockmusik und elektronische Sounds. Meine Intention für Kinetik Contrl war es von Beginn an, dies bestmöglich miteinander zu kombinieren – sodass es Fans beider Lager problemlos konsumieren beziehungsweise im optimalen Falle genießen können. Es gibt nämlich keinen Grund, sich für Rock oder Electro zu entscheiden: Man kann ja uns wählen!“

© Markus Eck, 25.12.2008

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