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Interview: ODROERIR
Titel: Im Geiste der Götter

Multiinstrumentalist, Altertumsverehrer und Bardenkehle Fix weiß noch immer ganz genau, wie man Leidenschaft schreibt.

Er gab sein immens naturverbundenes Vollblutherz einmal mehr der altnordischen Edda hin und komponierte mit unermesslich viel Hingabe neues faszinierendes Liedgut. So entstanden erneut hochhymnische Huldigungen an das bis heute so sehr in seinen Bann ziehende lehrreiche Treiben der alten Götter und ihrer nicht selten (arg)listigen mythischen Gefährten.

Höchst unterhaltsame Geschichten aus uralten und bewegten Zeiten, belebend kraftvoll und berührend inniglich vertont – sowie anmutig erhaben zelebriert in allerfeinster epischer Pagan Folk Metal-Manier. Eben so, wie es letztlich nur Odroerir selbst in dieser ganz speziellen, ganz edlen Erscheinung zu erbringen vermögen.

Mit ihrer neuen Liederkollektion „Götterlieder II“ kredenzen die sechs ostdeutschen Genre-Vorreiter nun also den zweiten Teil ihrer großartigen Eddavertonung.

Ein famoses Album, erfreulich erfüllt von betont schöngeistigen Kompositionen, welche die Sinne mit Klang und Wort so wirkungsvoll zu berauschen wissen wie allerfeinster Met.

„Von uns beschäftigt sich der eine mehr und der andere weniger mit dieser ganzen Thematik. So muss ich auch gleich vorwegnehmen, dass wir nun mal keine bigotten Asatruer sind, oder uns auch nicht sonstigen fanatisch verschrobenen neuheidnischen Weltanschauungen unterwerfen. Wir sind allesamt ganz „normale“ Menschen mit unterschiedlichsten Interessen, die im Hier und Jetzt leben. Uns beziehungsweise mir geht es primär darum, die mittel- und nordeuropäische Geschichte, Sagen und Mythologien mit ihren wissenschaftlichen und vielleicht auch noch archäologischen Erkenntnissen, objektiv an Wissbegierige rüberzubringen, ohne dabei irgendwelche religiösen Dogmen oder gar einen pangermanischen Synkretismus verbreiten zu wollen. „Heide“ ist nun mal ein christlicher Begriff. Er bezeichnet jene, die noch nicht dem monotheistischen Glauben angehörten. Da in unseren Breitengraden so gut wie fast alles von den indigenen Religionen und Denkweisen zerstört wurde beziehungsweise nur lapidar als Folklore oder in wenigen bruchstückhaften Überlieferungen überlebt hat, kann dir auch keiner genau sagen, wie das ursprüngliche Heidentum, oder besser gesagt die Urreligion in bestimmten Gebieten in der Vergangenheit nun wirklich praktiziert wurde. Auch alle neuheidnischen Organisationen, egal wie gut und authentisch sie es nun meinen oder nicht, können nur ein Konstrukt von Angelesenem (meist auch nur von sporadischem Halbwissen) und vergleichender Mythologie anbieten. Dies muss aber nicht gleich heißen, dass man sich dieser Materie und den anderen Mysterien dieser Welt, die augenscheinlich auch nicht naturwissenschaftlich erklärt werden können, ganz und gar verschließen soll. Auch dürfte man dies nicht, wie es in der allgemein doch so aufgeklärten Öffentlichkeit geschieht, als Nonsens oder primitiven und weltfremden Aberglauben abstempeln. Wie weit sich da nun aber jemand seine Erkenntnisse, Lebensweisheiten, religiösen Erfahrungen usw. herauszieht, sei jedem selber überlassen und unterliegt meiner Ansicht nach keiner Obrigkeit, keinem Dogma und erst recht nicht einer selbsternannten Institution“, konkretisiert Fix detailliert und scharfsinnig den Themenkontext, was für ihn und Odroerir das Heidentum in Vergangenheit und Gegenwart bedeutet.

Nur sehr wenige Künstler aus dieser stilistischen Ecke „leben“ diese Art von Musik auch im realen Dasein bekanntlich so authentisch und so aufrichtig aus wie die beflissenen Thüringer Musikanten um Fix. Ich erkundigte mich, wie das bei Odroerir entstanden ist. Fix expliziert hierzu:

„Der ausschlaggebende Punkt war, jedenfalls bei mir, das Interesse an Geschichte, Heimat und Natur. Man informierte sich darüber, schmökerte viele Bücher oder sonstige Abhandlungen und besuchte beziehungsweise erforschte gleichzeitig jene Stätten, die in direktem Zusammenhang damit standen. Die Beschäftigung mit der ganzen Thematik intensivierte sich immer mehr und die Kulmination von allem war, Musik darüber zu kreieren, mit den passenden profunden Texten ohne gleich in einem esoterischen, stereotypischen Fantasy-Mischmaschgeschwulst zu enden, wie man es leider heute immer noch bei manchen Bands in diesem Metier vernimmt. Für mich ist die Frage ja aber nun, was ist authentisch-aufrichtig? Sich mit Regenwasser die Haare waschen, mit einer Wurzel die Zähne putzen oder sich gar mit einheimischem Blätterwerk nach der Notdurft den Arsch abwischen? Vielleicht noch den unliebsamen Nachbarn oder sonstige Gegner mit einem handgeschmiedeten Damastschwert zum Holmgang auffordern?! Wir leben nun mal in der heutigen modernen Zeit und können beziehungsweise wollen ja auch gar nicht die Uhr zurück drehen. Jeder nutzt nun mal die Errungenschaften der Zivilisation und will sie gar nicht mehr missen. Ansonsten könnten wir auf diese Art gar nicht musizieren beziehungsweise auf einem Computer oder im Internet agieren. Mein Anliegen ist ja auch, keinen Atavismus zu propagieren, sondern ich möchte andere einfach nur anregen, sich mit ihrer eigenen Vergangenheit und Geschichte zu beschäftigen, egal aus welchem Land oder aus welcher Region sie dabei kommen. Weiterhin ist für mich wichtig, die Natur soweit wie es geht zu schützen und die Hinterlassenschaften der alten Kulturen respektvoll zu ehren, sodass sie am besten noch für die zukünftigen Generationen erhalten bleiben. Wie weit das nun mit fundamentalistischem Heidentum oder einfach nur mit gesundem Menschverstand zu tun hat, sei jedem selbst überlassen. Und glaub’ mir, da draußen gibt es kaum eine Band, die so ist, wie sie sich so gerne authentisch, pathetisch und stereotyp wiedergibt. Denn Dekadenz, Falschheit und der schnöde Mammon beherrschen auch diese Welt.“

Spricht’s gelassen und hat sich gleich meiner anschließenden Frage zu stellen, wie es ihm persönlich auf künstlerischer Ebene innerhalb des Kompositionsprozesses zum aktuellen Album ergangen ist. „Ich konnte mich halt wieder musikalisch richtig austoben und verwirklichen beziehungsweise meine Ideen mit Odroerir realisieren. Was will man mehr? Außer dass es ruhig ein bissel schneller hätte gehen können, aber dies ist mittlerweile schon fast ein Markenzeichen von uns geworden.“

Die Gruppe spielt aktuell fast noch in der gleichen Besetzung wie dies zuvor beim ersten Teil von „Götterlieder“ der Fall war – ich bat den ostdeutschen Individualisten, kurz über den vollzogenen Besetzungswechsel beim weiblichen Gesang zu berichten:

„Ganz einfach, unsere alte Sängerin war raus und ich suchte nach einer Neuen. Bei Natalie wusste ich, dass sie bereits gesanglich in verschiedenen Bands agierte, ergo hatte ich sie irgendwann mal gefragt. Nach ersten Zweifeln ihrerseits bekam ich aber kurze Zeit später ihr Jawort. Seitdem ist sie ein Teil unserer Familie, wie wir es immer so schön euphemistisch ausdrücken. Die erste Zeit wollte zwar ihr eigener Stil nicht so richtig passen, aber mittlerweile und gerade auf der neuen Platte hat sie uns allesamt mit ihrer Leistung in den Schatten gestellt. Besetzungswechsel sind nun mal eine natürliche Selektion bei fast allen Bands und dementsprechend bin auch ich dem nicht gefeit. Mittlerweile sind wir in dieser aktuellen Besetzung seit über fünf Jahren zusammen und zu einer festen sowie freundschaftlichen Konstellation zusammengewachsen – und dies bei sechs krass unterschiedlichen Charakteren und Interessensgebieten. Ich könnte mir zurzeit Odroerir gar nicht mehr anders vorstellen und bin außer mit ein paar musikalischen Defiziten äußerst zufrieden mit dieser in guter Freundschaft verbundenen Rasselbande.“

Wir philosophieren im Anschluss daran über einen idealen Tag. Und Fix erläutert ihn aus seiner ganz ureigenen Sicht. „Gesund und sorgenfrei in den Armen einer schönen kongenialen Frau ausgeschlafen aufzuwachen, nicht konventionell arbeiten gehen zu müssen, keine Verpflichtungen zu haben, einfach nur frei zu sein, mit Freunden philosophieren und dummes Zeug labern, in schöner Landschaft Fahrrad fahren beziehungsweise wandern gehen und wenn möglich dabei noch was historisch Interessantes zu erkunden, ab und zu musizieren beziehungsweise die Ideen davon umzusetzen. Über den Tag verteilt Sex, Sex und nochmals Sex und abends bei gemütlicher besinnlicher Runde einen deftigen Umtrunk. Außer dem Alkohol könnte das meinetwegen jeden Tag so ablaufen. Ein herrliches Leben halt nach hedonistischer Bohème-Art.“ Der eine oder andere Leser wird bei solcherlei Vorstellungen sicher ins andächtige Schwelgen geraten.

Neben dem neuen Album „Götterlieder II“ gibt es auch sonstiges wichtiges Neues bei den Musikanten von Odroerir, wie mein Gesprächspartner nicht ohne schelmische Selbstironie zu erzählen weiß.

„Marley und Veit sind in der Zwischenzeit stolze Väter geworden. Unser Diplom-Geograph Philipp und Frau Dr. Natalie Nebel haben mittlerweile ihr Studium erfolgreich beendet und unsereins geht nun auch endlich einer geregelten Tätigkeit nach. Ein paar Wohnungs- und Ortswechsel wurden auch noch vollzogen, ansonsten hat sich nicht viel geändert, außer dass wir allesamt älter, fetter und hässlicher geworden sind.“

Was genau die Hörer nun auf musikalischer Ebene auf „Götterlieder II“ erwartet, bringt Fix nun gerne für Interessierte auf den Punkt: „Es sind noch mehr Folk- und auch diesmal richtige Perkussionsinstrumente zu hören, im Gegensatz zu den Albumvorgängern. Desweiteren habe ich die Chorpassagen fulminant weiter ausgebaut. Ansonsten ist es der typische Odroerir-Stil wie eh und je, halt ein Potpourri aus klassischen Metal-Anteilen, endlosem Akustikgeklimper, Rock- und Folkelementen in einem episch-rezitatorischen Gewand. Mir ist dabei auch aufgefallen, dass ich überhaupt gar keine kürzeren Songs mehr schreiben kann.“

Musikalische Einflüsse für die neue Veröffentlichung kamen laut folgender Aussage von Fix keine direkten zum Tragen, außer vielleicht ein paar Anleihen und Anreize von Loreena McKennitt, The Voice Squad und Annie Ebrel. Er ergänzt: „Und ganz allgemein von guten Folkloresachen, diverser Filmmusik, sowie eh und je Bathory’s glorreiche Zeit. Ein paar Inspirationen von irgendwelchen Gitarrenhelden für die Soli sind wohl auch mit dabei.“

Wie dann in Erfahrung zu bringen ist, hat Gevatter Fix höchstpersönlich sämtliche der neuen Lieder auf „Götterlieder II“ zu 100 % erarbeitet – er offenbart dazu: „Und die werden der Gruppe auch Note für Note strikt vorgegeben. Nur die einzelnen Soli von Stickel und auch diesmal von Veit sind deren Eigenkreationen, hier fungiere ich nur als Berater. Die Schlagzeugparts arrangiere ich mit Philipp zusammen, wobei meine Vorstellungen hier schon sehr konkret sind. Somit bekommen die einzelnen Lieder insgesamt dann doch noch mehr Abwechslung beziehungsweise fließen auch mal andere Elemente mit ein.“

Ich hake dazu gleich auch noch nach, wie ihm der dazugehörige Kompositionsprozess von der Hand ging. Und das lief, so Fix, wie eh und je: „Ich kasper’ mir halt daheim, wenn ich Lust, Zeit, Inspiration und Laune habe, die einzelnen Riffs und Songideen aus, nehme die dementsprechenden Rhythmen, Melodien und Instrumente dazu auf und irgendwann ist dann mal ein Song fertig – oder die Idee wird ganz und gar verworfen beziehungsweise erstmal brach gelegt. Der Text ist eigentlich immer das Letzte, was dazu beigesteuert wird, obwohl der Inhalt mir meistens beim Komponieren schon latent vorschwebt und die Gesangslinien zum größten Teil auch schon fertig sind. Wenn der Song auch live umsetzbar ist, studieren wir ihn dann gemeinsam im Proberaum ein. Die restlichen Lieder werden für jeden einzeln, beziehungsweise wie und was er wo zu spielen hat, dann während der Aufnahmen eingearbeitet.“

Wie hoch insgesamt hatte der passionierte Liedschreiber seine künstlerischen Ziele für das aktuelle Werk eigentlich angesiedelt?

„Eigentlich zu hoch, da das meiste mit der aktuellen Besetzung (zu wenig Leute) einfach nicht mehr live umsetzbar ist. Schade eigentlich, außer wir arbeiten, wie so viele Bands, mit digitaler Technik und lassen die einzelnen Spuren (der Song „Allvater“ hatte alleine schon über 80 Spuren) vom Band ablaufen. Probleme gab’s halt auch wie immer im Studio selber, da wir nun mal keine Profimusiker sind, ich aber so gut wie möglich Perfektionismus anstrebe. So wurde solange immer wieder neu aufgenommen, bis ich beziehungsweise unser Produzent mit dem Ergebnis leben konnten. Im Endeffekt sind nun alle Beteiligten mit dem Resultat zufrieden und der Aufwand, die Mühen und die ganzen Strapazen haben sich mehr als gelohnt. Meine persönlichen Ziele hinsichtlich des neuen Werkes sehe ich auf der Platte selbst also auf jeden Fall erfüllt. Da sind nur noch Kleinigkeiten, die mir nicht so richtig behagen, die aber nicht weiter ins Gewicht fallen – jetzt müssen wir es nur noch genauso live rüberbringen!? [lacht spitzbübisch] Es hatte ja auch wieder mal endlos gedauert, bis wir zu einem Ergebnis gekommen sind. So wurden beispielsweise Chorpassagen, welche in einem Zeitraum von über einem Monat aufgenommen wurden und irgendwie noch nicht so richtig die Krönung waren, einfach mal komplett gelöscht, beziehungsweise wurden die Rhythmusgitarren während des Mixens der gesamten Platte noch mal neu eingespielt, da sie nicht mehr zum Rest der Aufnahmen passten.“

Und was sagen seine sonstigen Bekannten, außerhalb der Musikszene, zu seinem Mitwirken beziehungsweise zur Musik von Odroerir? Fix gibt sich dazu eher lapidar. „Keine Ahnung – ein paar wissen zwar, dass ich Musik mache, aber was da nun genau abgeht oder um was es sich da primär handelt, interessiert die meisten erst gar nicht und ist eigentlich auch nie ein größeres Thema.“

Wie sehr beziehungsweise ob Odroerir eigentlich auch weltweit erfolgreich sind, das entzieht sich der Kenntnis des Thüringer Individualisten.

„Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht so richtig. Zwar bekommen wir einige Statements und Anfragen aus dem Ausland, aber wie weit wir dort erfolgreich sind oder uns überhaupt jemand kennt, wissen wahrscheinlich nur die einheimischen Götter selber.“

Fix fährt fort: „Wir sind ohnehin eine der wenigen unangepassten Bands, die nicht den momentanen Trends hinterherhinken beziehungsweise sich in die Reihen der vielen Raubkopisten eingliedern, die zum Leidwesen der Szene da draußen ihr Unwesen treiben. Dadurch, dass die Texte in unserer Muttersprache verfasst sind, wir mehr in den ruhigeren Gefilden zuhause sind und der Markt im Allgemeinen mehr als nur überschwemmt ist, werden wir wahrscheinlich auch nie eine so übermäßige Resonanz erwarten können.“

Wir gehen über zu Einflüssen und Inspirationen, welche für die Lyriken der neuen Kompositionen neben der Edda von Relevanz gewesen sein könnten. Fix berichtet diesbezüglich mit ernsthafter Stimme.

„Eigentlich nur die Edda selbst mit ihren mir vorliegenden verschiedenen Übersetzungen und anderweitigen Abhandlungen über jene Materie. Ein paar bestimmte Reimformen habe ich mir über die Zeit auch angeeignet, aber woher die nun genau stammen, kann ich dir nicht wirklich sagen.“

Auf „Götterlieder II“ geht es somit weiterhin um das Pantheon und die Sagas aus der den beteiligten Musikern bekannten nordischen Mythologie und Überlieferungen, ohne sie dabei zu entfremden, so Meister Fix.

„Es sind darauf insgesamt sieben Lieder zu vernehmen. Das erste Stück ist dem Asen Heimdall gewidmet, welcher aber auf der nächsten Platte in seiner Beziehung als Riger, wo er die Stände der Menschen inszeniert, nochmals ein separates Lied bekommt. „Bifröst“ spricht für sich selber und gehört eigentlich noch thematisch zum ersten Song dazu. Im darauf folgenden Lied geht es um die Geschichte, in der Thor seinen vermissten Hammer versucht mit aller Macht und List wieder zu erlangen. Lied Nr. vier „Idunas Äpfel“ sowie das folgende „Skadis Rache“ behandeln das Thema über den Verlust der Äpfel, welche den Asen die ewige Jugend bescheren, wie sie sie wieder ergattern und die Konsequenzen davon. Beim „Riesenbaumeister“ (welcher chronologisch gesehen eigentlich auf Teil I von „Götterlieder“ gehört hätte) wird erzählt, wie die Götter ihr Bollwerk für Asgard bekommen und wie das achtbeinige Pferd Sleipnir daraus entsteht. Das letzte Stück ist mein bis dato längstes Lied, welches ich je geschrieben habe. Es ist keinem anderen gewidmet als Allvater persönlich – quasi eine Ode an Odin selbst und stellt den krönenden Abschluss des fast einstündigen Albums dar. Da somit immer noch nicht alle Geschichten aus der Edda abgehandelt wurden und ich auch nicht glaube, es beim nächsten Teil zu schaffen, schätze ich mal ganz grob, dass sich „Götterlieder“ über vier Alben hinziehen wird.“

Odroerir musizieren deutlich hörbar noch immer mit grenzenlos viel Herzblut und inszenieren ihre Stücke voll von bebender Seele, wie man aktuell sehr deutlich aus den neuen Kompositionen heraushören kann. Und wie von Überzeugungstäter Fix zu erfahren ist, spielt er sich damit auch so manches Mal inneres Leid und so manche Wut von der Seele:

„Musizieren ist nun mal für mich und allgemein für fast jeden Künstler zum großen Teil eine Art Katharsis. Dies vollzieht sich bei mir zumindest eigentlich nur beim Kompositionsprozess. Hier fließen alle meine Gedanken, Gefühle und jeweilige Stimmungen mit hinein und das Ganze ist ergo eine Sublimierung meiner selbst. Dieses subtil auch noch aufs Band zu bekommen und jemandem begreiflich zu machen, ist dann auch immer das Schwierigste, da dabei viel Spirit zerstört werden kann oder wir es nicht schaffen, diesen Spirit auf einer Aufnahme zu transportieren. Deswegen hört man dies meiner Meinung nach auch bei vielen Bands, die unter Druck arbeiten oder durch irgendwelche Vertragsklauseln rigoros gebunden sind, einfach nur heraus, also, dass nicht mehr mit viel Herzblut gearbeitet wird. Auch bei Musikern, die aus rein kommerziellen Absichten heraus operieren und sich irgendwelchen Trends konform anbiedern, finde ich ist nichts Ursprüngliches, Wahres und Glaubhaftes zu vernehmen – und dies berührt beileibe nicht nur die Metal- beziehungsweise Pagan-Szene.“

Dennoch ist auch Fix vor Frust nicht gefeit, wie er vor mir in aller Offenheit bekennt. „Aber sicherlich, leider auch mehr als genug und er wird mich (wie eigentlich jeden Erdenbürger) definitiv das ganze Leben zu allem Trotz begleiten. Jener entsteht fast immer nur aus rein menschlicher Natur heraus und verärgert einen stetig wieder aufs Neue. Gemeint ist, in was für einer schäbigen, falschen und krankhaften Welt man sich tagtäglich behaupten muss und mit was für schrecklichen, illoyalen, verlogenen und kleingeistigen Menschen man des Öfteren konfrontiert wird. Das ist nun mal so und damit muss man sich auch einigermaßen arrangieren beziehungsweise umgehen können, ohne aber dabei gleich jedem und allen gegenüber konform zu sein. Unsereins versucht daraus die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen und demzufolge sein eigenes Ding zu leben, auch wenn einem das etwaige Nachteile und Anfeindungen einbringt.“

Auftritte auf Bühnen vor Publikum empfand der löblich vielseitige Multiinstrumentalist und Vokalist laut persönlichem Bekunden bislang überwiegend positiv, jedoch:

„Wenn’s mal nicht so richtig klappt beziehungsweise der Auftritt durch irgendwelche Parameter versaut wird, ist es schon frustrierend. Das kann soweit gehen, dass ich sogar nach einem Gig immer mal wieder die Band auflösen wollte. Aber im Endeffekt macht es meistens sehr viel Spaß auf den Brettern, die die Welt bedeuten zu agieren. Live-Auftritte sind eigentlich allgemein immer eine sehr schöne Sache und gehören meines Erachtens zu einem Höhepunkt eines Musikerdaseins dazu. Sie sollten daher so oft angestrebt werden wie möglich. Gerade unsere Touren sind immer wieder ein Highlight des entsprechenden Jahres, in dem sie stattfinden. Wir möchten sie einfach nicht missen, auch wenn ich mit meiner introvertierten Art danach doch froh bin, endlich wieder nach Hause zu kommen.“

Im September sind Odroerir laut Fix gemeinsam mit den ebenso spielfreudigen Konsorten von Skyforger, XIV Dark Centuries, Gernotshagen und Tarabas bei der „Light A Pagan Fire II“ Europa-Tour unterwegs. „Die genauen Daten und Austragungsorte sind dann auf den jeweiligen Internetseiten zu erkunden. Zwischendurch sind noch ein paar Einzel-Gigs in Planung und eine Release-Party zum neuen Album ist auch schon sehr bald beabsichtigt.“

Wie dem vollauf lebensbewussten Recken im Weiteren noch zu entlocken ist, ruhen die Mitglieder von Odroerir auf kreativer Ebene mit großer Selbstsicherheit in sich selbst. „Auf jeden Fall denke ich das, da die meisten von uns ja eh noch in anderen Bands aktiv sind, wo sie sich auch kreativ und anderweitig austoben können. Bei Odroerir müssen sie quasi nur noch ihr musikalisches Feedback beisteuern beziehungsweise können auch mal etwas anderes spielen und sind so mit Sicherheit in allen Belangen genug ausgewogen.“

Unser angenehmer Dialog neigt sich dem Ende zu. Ich frage Fix, was genau er sich für Odroerir vom aktuellen Jahr 2010 erhofft. Er feixt: „Einen Nr. 1 Hit in den deutschen…, ach was, in den weltweiten Charts, reichlich Reibach einheimsen, Eklats in der Öffentlichkeit inszenieren, um auch ja nicht aus den Köpfen des Mobs raus zu kommen, verbunden natürlich mit den dementsprechenden Drogenexzessen!“

Dann wird er jedoch rasch wieder ernst. „Insgesamt mache ich da sowieso nicht allzu viel Gedanken darüber, außer darum, was sich vielleicht jeder eigenständige Musiker wünscht, wie positive Resonanz, objektive Kritik, eine erfolgreiche Tour, viel Spaß, allgemein gute Konzerte, reichlich Alkohol und dass die Musik infolgedessen bei einem bestimmten Auditorium gewürdigt ankommt.“

© Markus Eck, 13.05.2010

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