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Interview: PAIN OF SALVATION
Titel: Elementare Imaginationen

Diese schwedische Progressive Metal-Band mit dem scheinbar paradoxen Namen Pain Of Salvation kann just ein weiteres Album ins eigene Geschichtsbuch schreiben. „The Perfect Element Part I“, so der Titel des schon dritten Monumentalwerkes der enorm beschlagenen Schweden, kann den Albumtitel musikalisch auch völlig würdig repräsentieren.

Restlos durchdachte, vielschichtige und betont emotionale Musik, die man beliebig oft konsumieren kann, um dann nach dem x-ten Hören immer noch neue und unentdeckte Facetten wahrzunehmen, enthalten auch die beiden Vorgänger.

Das 1997er Debüt der belesenen Klangperfektionisten, „Entropia“, das auf dem japanischen Label Avalon veröffentlicht wurde sowie dessen Follow-Up „One Hour By The Concrete Lake“, welcher schon ein Jahr später in die Läden wanderte, waren qualitativ schon in der obersten Liga dieser Musikrichtung anzusiedeln.

Trademarks des anspruchsvollen Quintetts waren seit jeher die äußerst komplexen und auf den ersten Höreindruck eher schwierig zu erschließenden Songstrukturen, die jedoch immer wieder von wunderschönen Melodien erfreulich akzentuiert werden.

Die Band nivelliert durch gerade diese signifikante Melodik ihre Sounds auf ein gesundes Maß an Kompatibilität, welches sich in großer Hörfreude der Alben von Pain Of Salvation äußert.

Erstmal erschlossen, lassen einen die Kompositionen so schnell nicht wieder los, wenn man freilich an dieser Art von Musik Gefallen findet.

Lead-Vocalist und Gitarrenzauberer Daniel Gildenlöw stammt wie der Großteil der Jungs aus dem schwedischen Städtchen Eskilstuna. Er kann das aufgekommene Interesse an seiner Formation erfreut stillen.

„Die Band wurde 1991 ins Leben gerufen und wir sind derzeit die einzige Metal-Truppe in unserer Stadt. Früher gab es mal eine Band mit Namen Crystal Pride, aber die existiert schon lange nicht mehr“, beginnt Daniel den unterhaltsamen Dialog. Mehr:

„Ich bin stolz auf das Erreichte. Rock und Metal, ich meine damit gute, anspruchsvolle und vor allem intelligente Rockmusik, stellen mein Leben dar. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt, in dem ich als Gitarren- und Gesangslehrer arbeite. Im Moment unterrichte ich allerdings eher die Jugendlichen aus meiner Gegend, die sich für diese Belange interessieren. Doch ich habe großen Spaß daran, da ich mir nichts Schöneres vorstellen kann, als das, was ich tue.“

Der Mann ist wirklich zu beneiden. Aber das ist gut für die Musik der Band, die von Daniels großen Idealismus zu leben scheint, der auch seine Bandkollegen ansteckt.

Gildenlöw komponierte im Alleingang das ganze aktuelle Album, was angehörs der enthaltenen Songs schon eine reife Leistung darstellt.

Ziemlich rätselhaft erscheint es, wie Daniel solches zustande gebracht hat. Aber auch der Bandname Pain Of Salvation ist zum Rätseln.

„Ja, jeder staunt, wenn er ihn liest. Das war auch das Ziel des Namens. Seine Bedeutung ist aber eher im übertragenen Sinne zu sehen. Was er für uns bedeutet, sollen die Fans ergründen. So regen wir sie zum Nachdenken an. Den Schlüssel zum restlosen Verstehen kann man auch beim genauen Studium unserer Lyrics entdecken“, gibt er mit verschmitztem Lächeln zu verstehen.

Das Line-Up scheint ja seit vielen Jahren mit personeller Konstanz gesegnet zu sein?

„Ja, wir sind alle sehr gute Freunde, die sich blendend verstehen. Auch musikalisch. Wir investieren unsere gesamte Freizeit in die Band. Einzig nach dem ersten Album verließ uns unser damaliger Gitarrist, die Gründe waren persönlicher Natur. Er paßte eben nicht ins Team. Ansonsten sind wir wie eine harmonische Familie. Fehlt einer, vermissen ihn die anderen.“

Das aktuelle Werk ist der Beginn einer folgenden Serie, oder was kann man unter „Part I“ verstehen? „The Perfect Element Pt. I“ ist der erste Teil von zwei. Es geht im Wesentlichen um die bekannten Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Die fiktive Story vom perfekten Element schildert die Schaffung des sozial perfekten Menschen. Aber das Konzept hier komplett zu erläutern, würde den Rahmen bei weitem sprengen. Es ist auf jeden Fall eine hochinteressante Geschichte, die sehr lesenswert ist und die zum Nachdenken anregt.“

Ich habe mich nicht in der Band getäuscht. Sie wollen etwas aus ihrer Gedankenwelt vermitteln, doch gleichzeitig auch die Sinne anregen, um sich etwas mehr mit der Welt, in der wir alle leben, zu beschäftigen. Eine durchaus lobenswerte musikalische Mission, die Aufmerksamkeit verdient.

Möchte Daniel seine musikalischen Einflüsse nennen?

„Also, mein größter Einfluß der letzten Zeit war eigentlich Faith No More´s `Album Of The Year`, das ich mir tagelang am Stück ziehen könnte. Ansonsten höre ich alles, was in meinen Ohren gut klingt.“

Und nur so soll es auch sein, wenn man als Musiker nicht stagnieren will.

Was mir an Pain Of Salvation auch besonders gut gefällt, ist die variable Stimme von Daniel, die von kräftigem Shouting bis hin zu glockenhellen Schreien alles draufzuhaben zu scheint.

„Ich entdeckte schon im zarten Alter mein Talent zum Singen. Das heißt, eigentlich mein damaliger Musiklehrer. Er bot mir immer einen symbolischen Preis von umgerechnet einem Pfennig an, damit ich vor der Klasse ein paar Kinderlieder vortrage, was ich nach anfänglichem Zögern dann auch mit stetig gesteigertem Selbstbewußtsein tat. So klingt es im nachhinein zwar ein wenig kitschig, aber ich denke, das dies der auslösende Faktor war, überhaupt Musiker werden zu wollen. So bin ich dem alten Herrn auch viele Jahre später noch dankbar für seine Unnachgiebigkeit.“

© Markus Eck, 14.11.2000

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