Interview: | PARADOX |
Titel: | Rundum frisch |
Kaum hatten sich die langjährigen Fans dieser Würzburger Thrash Metal-Heroen über die 2000er Comeback-CD „Collision Course“ gefreut, mussten sie nachfolgend schon wieder einige Jahre auf eine weitere Paradox-Veröffentlichung warten.
Hinderliche Rotationen des Besetzungs-Karussells waren daran ebenso schuld wie der zeitweise nicht optimale Gesundheitszustand von Gruppenboss und -Gründer Charly Steinhauer.
Doch Aufgeben war für den manischen Idealisten Steinhauer und seine Mannschaft glücklicher Weise nicht drin. Resultat solcherlei tapferer Beständigkeit ist das nagelneue Studioalbum „Electrify“: Eine hochexplosive Thrash Speed-Granate, deren immense kreative Sprengkraft jeden noch so kleinen Zweifel an dieser noch immer brillanten Band blitzschnell zersprengt. Gitarrist Kai Pasemann ging mit mir in Deckung.
„Wir hatten nach "Collision Course" zunächst das Problem, dass unser alter Bassist Oliver und unser vorheriger Schlagzeuger, sein Bruder Alex Holzwarth, zu sehr mit Blind Guardian beziehungsweise Rhapsody beschäftigt waren und dann kam uns auch noch Charlys lange Krankheit dazwischen. Während einer Zeit von drei weiteren Jahren waren wir deswegen "kampfunfähig". Doch Paradox steht immer noch für schnellen Metal, und es kommen sogar immer mehr monumentale Riffs und progressive Elemente hinzu. Auch ein langsames Stück kann bei uns sehr hart sein. Bei "Electrify" wurde bewusst darauf geachtet, dass viel Abwechslung vorhanden ist, so dass man die CD ganz durchhören kann, ohne dass es langweilig wird. Sogar ich höre mir die Scheibe jetzt noch gerne an. Das hatte ich noch bei keiner eigenen CD vorher“, berichtet mir der Saitenkünstler.
Er ergänzt dazu: „Wir waren leider viel zu lange schon wieder weg von der Basis, deshalb sind wir momentan keinesfalls zufrieden. Denn ich denke, wir müssen viele Fans neu gewinnen und alte gleichsam erst wieder überzeugen. Ich hoffe, dass niemand erwartet, dass wir uns nicht weiterentwickelt haben, also nur Old School Thrash spielen. Denn das überlassen wir lieber anderen.“
Für ihn steht daher fest: „Wir wollen in erster Linie frisch klingen! Der Sound ist daher viel moderner geworden. Die neuen Stücke sind viel durchdachter und in jahrelanger Feinarbeit immer wieder überarbeitet worden.“
Zu den aktuellen Lyriken, für die Kai verantwortlich ist, erzählt er mir, dass er konkrete Texte geschrieben hat: „Es sind echte und verständliche Geschichten beziehungsweise Aussagen geworden, in die man nicht hineininterpretieren muss. Als primäre Einflüsse zu den Texten mussten diesmal Steven Kings "Rasenmäher Mann" und die "Matrix"-Filme herhalten. Und Charly und ich hören nicht nur klassischen Speed Metal gerne, wie beispielsweise Exodus, Heathen und auch Forbidden, sondern auch schwedisches progressiveres Zeug wie Opeth oder Extol. Das sind somit auch unsere neueren Einflüsse.“
Kai ist ohnehin welt- und sozialkritisch eingestellt, wie er darlegt.
„Ich lese jeden Tag meine Zeitung, höre Nachrichten – ich brauche mich nicht "tiefgehend" mit alltäglichen Themen beschäftigen. Der ganze Müll um uns herum ist doch stets da und wird von uns beobachtet. Aber nicht alle der neuen Lyrics sind grundsätzlich weltkritisch – es geht beispielsweise bei `Bridge To Silence` um einen Selbstmörder, der sich letztlich anders entschließt und dabei erkennt, dass sein Vorhaben sinnlos ist. Bei `Monument` hingegen geht es um die abscheuliche Machthaberei, den Willen, sich selbst unter Aufbringung von Opfern ein Monument zu erbauen und unsterblich zu werden. `Electrify` handelt beispielsweise von einem Matrix-Szenario, in welchem Computer die Menschen angreifen.“
Das neue Plattencover von „Electrifiy“ spricht eine deutliche und sehr kritische Sprache.
„Das Cover ist Claudio Bergamins Idee zu einer Kurzbeschreibung meiner Texte, die ich ihm via Email sendete, als es darum ging, Coverskizzen zu machen. Er hat das fantastisch umgesetzt. Erstaunlicherweise komme auch ich auf ähnliche Gedanken, wie du, wenn ich das Cover sehe. Der Grundgedanke ist nicht so tiefsinnig, sondern die Fantasie, dass wir eines Tages vom Computer beherrscht werden könnten und unser Ich immer schwächer werden könnte. Mein elfjähriger Sohn kann stundenlang vorm PC hängen, der sieht dann fast – na ja, nur fast – so aus wie der Typ vorne auf dem Cover aus, so dass es ein Stück Realität geworden ist. Ich hoffe, dass wir Menschen uns in Zukunft nicht zu sehr abhängig von der künstlichen Intelligenz machen. Aber natürlich ist sie auch nicht wegzudenken und nützlich.“
Ich frage den Musiker in diesem Zusammenhang danach, ob die allgegenwärtige Amerikanisierung samt all ihren wundersamen „Segnungen“ überhaupt noch aufgehalten werden kann. Kai hierzu:
„Aber klar! Die Amerikaner merken langsam, dass sie sich ausgrenzen. Ich hoffe bloß, dass dann nicht als nächstes eine "Chinaisierung" oder so etwas auf uns zukommt. Die von angesprochene Verblödung der Leute allerdings, fürchte ich, lässt sich nicht aufhalten – schau nur mal ins TV-Programm: Auswanderungssendungen, Familienproblemsendungen, Verdummungsshows am laufenden Band. Der Schrott kommt an. Die Verblödung lässt sich, solange es legal ist, derartiges auszustrahlen, nicht aufhalten.“
Nachfolgend geht es uns um das überaus relevante Thema Ökologie, auch dazu waren Autor und Musiker einer Meinung:
„Genau das ist für mich persönlich eines der heikelsten Themen unserer Zeit überhaupt. Wir Menschen würden uns so gerne ökologisch verhalten, aber die Hindernisse sind zu groß und die Verlockungen des Luxus ebenso. Hier ist echt die Politik gefragt, welche die Industrie zwingen muss, ökologischer zu handeln und zu produzieren und entsprechende Produkte zu fertigen. Ich denke, dies sollte auch mit dem einzig funktionierenden "Belohnungssystem" funktionieren, und damit meine ich Steuervergünstigungen und Subventionen für ökologische Produkte beziehungsweise deren Herstellung. Und du hast Recht: Dem Menschen muss der Respekt vor der Natur wieder beigebracht werden, egal ob über Religion oder Wissenschaft.“
Der für vieles Negative verantwortliche Turbo-Kapitalismus an sich ist schon lange nicht mehr nur amerikanisch, auch EU und fernöstliche Länder machen da fröhlich mit, so Kai:
„Ich finde das Ganze zum Heulen, habe aber keine Hoffnung parat, dass es zu regeln ist. Ich fürchte, es kommt irgendwann zur Selbstregulierung, entweder durch Finanzstürze, Krieg oder Volksaufstand. Ich habe als Anwalt jeden Tag mit den kleinen Problemen der Menschen zu kämpfen, und die nötige Kraft, über Globales, was die Politik angeht, nachzudenken, ist bei mir zurzeit nicht da. Ich bin quasi mental ausgelaugt, nicht jedoch marode. Ich bin ganz ehrlich: Ich wurstele insoweit vor mich hin und versuche, zu überleben. Soll heißen, vor lauter Stress nicht den gefürchteten Herzanfall oder Kreislaufzusammenbruch zu bekommen. Ich meine damit letztlich, dass ich keine politische Lösung gegen die global ansteigende Marodisierung parat habe.“
Hoffnung für die Zukunft schöpft mein Gesprächspartner aus seinem Willen, seinen Kindern ein schönes Leben, zunächst aber erstmal eine schöne Kindheit zu bieten.
Und daraus, Freunde seiner kreierten Musik zu haben, wie der Mann mir in aller Offenheit kundtut.
In den letzten Jahren waren die Würzburger schon etwas abseits der Szene.
„Aber die alten Hasen sind alle noch da: Bands, Presse, usw. Wir freuen uns darauf, im Jahr 2008 da so Einiges wieder wett zu machen, vor allem im Hinblick darauf, dass wir vorhaben, nicht nur in Deutschland wieder präsent zu sein“, so Kai.
Erfolg in Bezugnahme auf Paradox bedeutete für den Saitenschrubber:
„Viel Fanpost beziehungsweise Emails sowie viele Einträge in unserem Gästebuch! Sowie keine negativen Kritiken, wenn sie auch nicht vermeidbar sind – außerdem habe ich nichts gegen konstruktive Kritik.“
Antrieb zu seinem Tun erhält der Gitarrist laut eigener Aussage alleine aus seiner gigantischen Liebe zur Musik. Er bekennt: „Und aus meinem Traum, Musik zu machen, die auch andere antörnt. Sowie aus der Freude heraus, positive Kraftschübe bei Konzerten heraus zu blasen und umgekehrt zu bekommen.“
Apropos, demnächst treten Paradox als Headliner in Athen im AN Club auf. Kai freut sich sehr darauf: „Das wird lustig. Mal sehen, wie die Tour mit Mekong Delta wird. Man sagt uns nach, dass wir nach wie vor ein Live-Brett fahren. Wir sind ja so hungrig“ gibt er laut lachend von sich, „und wir hoffen, bald mit den Kompositionen für die nächste Scheibe anfangen zu können. Charly zieht gegenwärtig noch um und wir machen noch circa 2000 Interviews und dann geht es los. [grinst] Wir wollen vor allem 2008 noch einiges an Gigs mitnehmen, eine kleine Europa-Tour steht auch an im April. Vielen Dank für alles, Markus! Ich hoffe, den Lesern gefällt "Electrify". Mosh it!“
© Markus Eck, 30.12.2007
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