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Interview: POWERGOD
Titel: Zur Attacke!

Eine der allergrößten Überraschungen im Power Metal des schicksalsträchtigen letzten Jahres vor der medial omnipräsenten Jahrtausendwende war ohne den geringsten aufkommenden Zweifel das spritzige und tolldreiste Trio Powergod.

Der flinke und äußerst agile Ruhrpott-Dreier mit dem auf der Zunge zergehenden Bandnamen hat mit dem Sensations-Debüt „Evilution Pt. I“ einen zündenden Kracher in die Meute geschleudert, den in dieser wirklich atemberaubenden Brillanz wohl niemand erwartet hätte.

Wer meine diesbezügliche Mega-Rezension gelesen hat, weiß, daß diese Band mein Herz mit Leichtigkeit im Sturm erobert hat. Kein Wunder, gehörten die Tracks des phänomenalen Erstlings doch zu der seit jeher heiß geliebten Sorte von Songs, die man schon während des ersten Durchlaufes als schwermetallische Blockbuster und Alltime-Faves einzuordnen weiß.

Dermaßen unverbrauchte und einschlagende Kompositionen hatte man schon seit einer Ewigkeit nicht mehr in die geschundenen Gehörgänge geblasen bekommen; und das aus Deutschland!

Ich fühlte gerührt und ergriffen stolzen Patriotismus in mir aufsteigen, der mich auch beim Lauschen des nun erscheinenden Follow-Up´s von der ersten Minute an beschleicht.

Der speedig nach vorne preschende schwermetallische Drilling, bestehend aus Gitarrenhexer Riff Randall, welchem Kesselwart Hama Hart und der neue Shouter President Evil tapfer assistieren, hat einen wahrlich würdigen Nachfolger eingezimmert.

„Back To Attack- Evilution Pt. II“, so der Titel des aktuellen Werkes, trifft den Nagel auf den Kopf und haut ihn glatt durch die Wand! Und wahrlich, die jetzt in Kürze geblasene metallische Attacke zeigt eine verheerende Wirkung, wenn man auf knackigen und rifforientierten Power Metal von elitären Gnaden abfährt. Die Band, die allergrößten Wert auf die Geheimhaltung der bürgerlichen Namen der Members legt, hat mit ihrem neuen Hammeralbum ein eternales Artefakt ihrer besessenen Kunst vorgelegt. Power Metal in Reinkultur, der keine qualitativen Limits zu kennen scheint.

Axeman Riff Randall, der mit richtigem Namen als Andy Brings durchs Leben geht und damit bereits von Sodom her bekannt ist, bringt etwas Licht ins Dunkel um die Ausnahmetruppe Powergod. „Auf keinen Fall wollten auf Nummer Sicher gehen und haargenau die selbe Platte noch einmal machen“, eröffnet der sympathische und eloquente Saitenquäler den Dialog, auf das etwas andere Strickmuster der „Neuen“ von mir angesprochen.

„Und doch ist es unverkennbar Powergod, was du auf der neuen Scheibe zu hören bekommst. Die Refrains haben wir sehr eingängig ausgearbeitet. Manche Songs haben einen etwas anderen Beat, was aber schon nach kurzer Zeit nicht mehr auffällt, da diese schon recht schnell ihre volle Tragweite entfalten.“

Keine Widerrede von meiner Seite. Es sind nur Brecher mit Ohrwurmqualitäten auf „Back To Attack“ drauf. Ich will die amüsanten Künstlernamen ja auch gar nicht weiter groß entzaubern, aber das Interesse über die Hintergründe besteht sicher nicht nur bei mir.

„Diese Namen wurden gewählt, weil wir, wie hinlänglich bekannt sein dürfte, aus jeweilig anderen, sehr erfolgreichen Bands stammen und durch das Verschleiern unserer wahren Namen bewußt davon ablenken wollen, um uns eine Wertung mit falschen und unangebrachten Parametern zu ersparen und vor allem nur die Musik für sich sprechen lassen wollen.“ So soll hier auch anstandshalber keinerlei zusätzliche Entmystifizierung betrieben werden.

Aber die Taufe auf den Bandnamen an sich für eine Kapelle dieses Genres interessiert mich nun doch. Riff: „Wir begannen als Axtasy, machten irgendwann als Stormbringer weiter. Unter diesem Namen landeten wir auch auf dem Rock Hard-`Unerhört-Sampler Vol. 2` mit einem Song. Dann kam `Er` einfach eines Tages. Und es fiel uns dabei wie Schuppen von den Augen. Ja, wir fühlten uns wie Powergod. Das Drängeln der Plattenfirmen nach Erscheinen des Unerhört-Samplers gab uns schließlich recht. Die standen wirklich Schlange.“

Vokalist Leo L. Sing, welcher auf dem Debütalbum seinem facettenreiches Organ das Letzte abverlangte, wurde bei Powergod bekanntlich gegen President Evil ausgetauscht, einen nicht minder talentierten Schreihals, welcher nun als adäquater Ersatz unter diesem köstlichen Pseudonym bei der Band firmiert. Gab es böses Blut, Riff?

„Es waren die vielzitierten persönlichen Differenzen. Wir hatten ein kurzes, aber heftiges Zerwürfnis mit Leo vor dem ersten Wacken-Gig. Da haben wir uns kurzerhand voneinander getrennt. Mit President Evil haben wir nur kurz unsere Stücke geprobt. Wir wußten aber sofort, daß wir instinktiv das Richtige getan hatten. President ist ein sehr kumpelhafter Schwabe. Das war Schicksal mit ihm. Er ist uns einfach zugelaufen. Und er ist meiner Meinung nach um einiges variabler als Leo. Wie der sein Zeug beim ersten Rehearsal eingesungen hat … wir hatten uns fast in die Hosen geschissen vor Freude!“

Ich komme nicht umhin, Riff nach dem Entstehen der tollen und einprägsamen zahlreichen Melodien im Sound von Powergod zu fragen. „Ja, die sind mir schon sehr wichtig in unserer Musik. Ich bin natürlich als überzeugter Metalhead auch von vielen anderen Bands beeinflußt worden. Im Grunde gibt es eigentlich nichts, was einem akribischen Nörgler und Erbsenzähler nicht Grund gibt, über uns zu lästern. Manche unserer Melodien dürfen ruhig ein wenig bekannt vorkommen. Mir gefällt der Pizza-Vergleich immer ganz gut. Die schmeckt über kurz oder lang auch irgendwie immer wieder gleich. Nur die Zutaten wechseln. Um eine ganz neue, andere Pizza zu kreieren, müßte man schon einen doppelten Belag mit allerlei abstrusem Zeug draufkleistern.“

Nicht hinter dem Berg halten kann ich mich auch mit der Frage nach anstehenden Live-Attacken. Wir erfahren von Riff: „An einer Tour wird im Moment noch gebastelt! Am liebsten mit einer größeren, bekannteren Band. So kann man mehr Leute erreichen. Bei Sacred Steel beispielsweise würde ich nicht gerade feucht im Schritt werden. Die sind zwar musikalisch eigentlich unsere Schiene, aber die kennt die breite Masse doch kaum. Ich kann´s kaum abwarten, mal wieder live so richtig Gas zu geben. Auf der Bühne sind wir immer mit zwei Mann verstärkt, um besser und auch transparenter zu klingen. So habe ich Unterstützung an Gitarre und Baß, welche mir mehr Bewegungsfreiheit und Konzentration auf mein Spiel erlaubt. Jedoch wollen wir drei auch in Zukunft ein Trio bleiben, da wir so einfach am besten klarkommen. Wir proben auch niemals vor anstehenden Live-Battles. Denn wer probt, kann nichts und wer übt, hintergeht seine Bandkollegen!“

© Markus Eck, 09.04.2000

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