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Interview: SEASONS IN BLACK
Titel: Ernste Themen

Aus dem Städtchen Neukirchen beim Heiligen Blut, ein Ortsname, der wohl jeden aufrechten Schwarzmetaller weit fern hält, stammen diese überaus einfallsreichen Dark Metal-Lieferanten. In bester beziehungsweise schwerster Type O Negative- und Crematory-Manier kreierte das Quintett für sein aktuelles Debütalbum „Deadtime Stories“ sehr markant wirkende Verfalls-Lieder.

Aus dieser trendverdächtigen musikalischen Ecke kamen in der Vergangenheit viel zu viele unterdurchschnittliche Newcomer. Doch Seasons In Black wissen sich davon mit überzeugenden Kompositionen recht positiv abzuheben. Auch der ergötzlich straffe Härtefaktor des bayerischen Apokalypse-Ensembles dürfte zudem viele Anhänger von eher modernem Material dieser Stilrichtung effektiv anlocken.

Laut Sänger und Bassist Luck hat „Deadtime Stories“ bereits einen langen Reifeprozess hinter sich.

„Wir haben all unser Herzblut in die Scheibe, deren Produktion, Layout und Konzeption gesteckt, so dass wir letztlich voll hinter der Platte und deren Umsetzung stehen und auch stolz auf das Ergebnis sind. Die Reviews fielen überwiegend positiv aus; was mich daran sehr gefreut hat, war, dass alle Redakteure sich die Mühe gemacht haben, die Scheibe auch von der lyrischen und visuellen Konzeption her als stimmiges Gesamtwerk zu betrachten.“

Und wie Luck weiter berichtet, besteht die Band seit 1996 und er ist mittlerweile der einzige aus der Urbesetzung Verbliebene. „Ich habe so einige Musiker kommen und gehen sehen, die ihre Einflüsse in unsere Musik einbrachten und so den Sound von Seasons In Black stetig reifen ließen. Das Momentane Line-Up ist aber definitiv das Beste, mit dem ich bisher zusammengearbeitet habe.“

Für den Vokalist und Viersaitenmann steht laut eigener Aussage an allererster Stelle das Streben, ernste Themen mit bitterbösem Humor und der dazugehörigen musikalischen Stimmung zu inszenieren, wie er anschließend mitteilt. „Dabei war uns wichtig, dass wir jedem Song ein Gesicht verleihen. Die Musik soll das lyrische Konzept stützen und so die Stimmung des Textes untermauern. Natürlich sind dabei sowohl politische als auch menschliche Seitenhiebe unverzichtbar, um die sozialkritischen Inhalte entsprechend deutlich zu machen.“

Inspirationen für die Texte in den neuen Songs holten sich die Bayern laut Aussage des Sängers und Bassisten aus dem täglichen Leben und dem was in jedem Moment auf dieser Welt passiert:

„Man muss sich nur mal die Nachrichten ansehen oder die Tageszeitung in die Hand nehmen und man hat genügend Material für mindestens zwei Alben. Man könnte sagen, Gottfried Ben trifft bei uns auf Marquis de Sade und Country Joe Mc Donald. Böses, Ekliges und Perverses trifft auf puren Sarkasmus. Am besten bedient man sich an der Realität, denn diese bietet reichlich Stoff zur Umsetzung unseres lyrischen Konzepts und so entstanden Songs wie `Sweet Armageddon` oder `Borderline My Sunshine`. Der Albumtitel „Deadtime Stories“ ist mit einem Augenzwinkern angelehnt an Madonna's „Bedtime Stories“. Wir zogen ein Resümee über all die kranken Ereignisse, die sich auf unserem Planeten tagtäglich abspielen und gaben diesem Resümee einen Namen: „Deadtime Stories“.“

Als wir auf bisherige Seasons In Black-Touren zu sprechen kommen, bringt sich Keyboarder Maxx erstmals ein:

„Als Underground-Band hat jedes Konzert seinen eigenen Charme, da man oft im Vorfeld nie weiß, wo es einen hin verschlägt und unter welchen Voraussetzungen der Gig gespielt werden wird. Dabei spielt natürlich auch die jeweilige Chemie der Bandmitglieder untereinander eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, ob das Konzert schlussendlich mit positiven oder negativen Erinnerungen zu verbinden ist. Meiner Meinung nach stimmt die Chemie bei uns zurzeit bestens, was uns auf eine geile Tour im Herbst hoffen lässt.“

Luck ergänzt seinen Bandkollegen zu diesem Kontext: „Natürlich gibt es einige gute Erinnerungen, beispielsweise im Vorprogramm von Bands wie Amon Amarth oder Grave gespielt zu haben und sich so als Underground-Truppe ohne Platten-Deal einem größeren Publikum vorgestellt zu haben. Letztendlich kann man aber auch in einem kleinen Club vor wenigen Leuten eine Show mit der passenden Chemie zwischen Band und Publikum erzeugen. Schlechte Erinnerungen an unsere Konzerte verknüpfen wir wohl eher mit technischen und musikalischen Problemen, aber auch schlechter Performance aufgrund überhöhten Alkoholkonsums. Gerade bei den Konzerten der letzten Zeit lief aber im Prinzip alles bestens für uns und die Musik wurde vom Publikum gut aufgenommen.“

Tastenspieler Maxx hängt dazu gleich noch an: „Meiner Meinung nach haben wir bisher überwiegend positive Resonanzen auf die bisherigen Shows bekommen und freuen uns jedes Mal, egal vor welchem Publikum, ordentlich Gas zu geben.“

Wie Vokalist und Tieftöner Luck in diesem Kontext anschließend noch vorausblickt, werden die anstehenden Shows von Seasons In Black wie gewohnt ablaufen, obwohl sie gerne mit mehr Licht und Effekten arbeiten würden. Für die Tour im September werden die Jungs sich allerdings noch einiges einfallen lassen. Maxx bekennt: „Oftmals scheiterten unser bisherigen Ideen einfach am Budget oder schlichtweg am vorhanden Platz auf der Bühne, aber wir arbeiten daran.“

Maxx merkt ergänzend an, dass kürzlich einer ihrer Gigs mit dem Auftreten von Spielleuten verglichen wurde. Das findet der Keyboarder sehr passend:

„Schließlich wollen wir den Leuten einen Sound bieten, der sie daheim beim Hören der Scheibe zum Nachdenken anregt und live richtig gut unterhält. Wir wollen den Zuschauern für ihr Geld eine starke Show liefern, bei der vor allem der Spaß an der Musik und die Interaktion mit dem Publikum eine wichtige Rolle spielen. Kurzum, wir wollen als Musiker Musik schaffen, die wir selbst gerne hören und sie so präsentieren, wie wir sie selbst gern als Zuschauer erleben möchten.“

Laut nachfolgendem Statement von Luck ist es natürlich nicht immer einfach, fünf verschiedene Charaktere in einer Band wie Seasons In Black unter einen Hut zu bringen.

„Aber meistens handelt es sich bei den Dingen, die bei uns schier zu Tode diskutiert werden, ohnehin nur um Nichtigkeiten. Die bisherigen Texte und ein Großteil der Musik entstammt meinem Geist, aber die Ausarbeitung der Songs haben wir gemeinsam als Band vollzogen. Für das kommende Album haben Maxx und ich das Konzept bereits grob entworfen. Beim Ausarbeiten wird jeder seine Stärken einfließen lassen können und so denke ich, werden wir es schaffen, einen würdigen Album-Nachfolger für „Deadtime Stories“ zu kreieren.“

Der Sänger und Viersaitenspieler ließ sich von mir noch in die Karten schauen, was Zukunftspläne anbelangt: „Momentan läuft alles sehr, sehr gut. Wir spielen dieses Jahr 2005 eine gute Festivalsaison, haben einen frischen Deal beim Label Black Attakk, spielen dann im September eine Tour dazu und arbeiten bereits intensiv am Nachfolger von „Deadtime Stories“. Also alles gemäß dem Untertitel unserer aktuellen Scheibe: `And after there`s not nothing!`“  

© Markus Eck, 06.06.2005

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