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Interview: SOILWORK
Titel: The heat of a moment...

...can burn you for a lifetime. Was die schwedischen Death Thrasher Soilwork auf ihrem aktuellen dritten Album „A Predator´s Portrait“ an zündendem Songmaterial abfackeln, versengt passionierten Verehrern dieser Musikrichtung ziemlich schnell gehörig die Trommelfelle. Das schwedische Sextett liefert mit seinem bereits dritten Release ein vor Spielfreude sprühendes Bekenntnis schwerstmetallischer Leidenschaften voller tosender und mächtiger Riffmonster aus dem Bilderbuch ab.

Mittels des 1998er Debüts „Steelbath Suicide“ konnten sich Interessierte schon ein gutes Bild der forschen Formation aus Helsingborg und ihren Fähigkeiten machen. Das Jahr 1999 brachte den spieltechnisch überraschend gereiften Nachfolger „The Chainheart Machine“ hervor, auf welchem Soilwork mit leicht geänderter Besetzung und noch größerem Eifer ans Werk gingen.

Auf „A Predator´s Portrait“ gipfeln nun schließlich alle gemachten Erfahrungen der Vergangenheit in einem speedig-ungestümen und erfreulich vielschichtigen Metal Album, welches eigentlich Death-, Thrash- und aufgrund stellenweisen Klargesangs sogar Power Metal-Fanatiker gleichermaßen ansprechen sollte. Voll von wuchtigen und energiegeladenen Songs, die sich trotz aller vorhandenen Brachialität mit viel Liebe zum Detail erschließen. Als Gründungsmitglied steht Gitarrist Peter Wichers von Anfang an voll und ganz hinter seiner Band.

„Wenn wir einen Song nicht 100%ig mögen, nehmen wir ihn nicht auf ein Album. Wir sind Perfektionisten und nicht so schnell zufrieden zu stellen. Erst wenn man wirklich nichts mehr besser machen kann, erteilen wir die Absolution. Am Material auf der aktuell erscheinenden Scheibe, welches zu circa 80 % aus meiner Feder stammt, haben wir lange getüftelt und ich bin sehr zufrieden damit. Auch die anderen in der Band sind genauso glücklich wie ich mit den neuen Songs. Die aktuellen Stücke präsentieren Soilwork endlich haargenau so, wie ich es mir immer schon vorstellte. Aber es dauert eben seine Zeit, bis dieser Grad der Reife und Erfahrung erreicht ist. Man kann nichts erzwingen und kann immer nur besser werden“, berichtet er mir im Donzdorfer Hauptquartier von Nuclear Blast Records.

Die Musik von Soilwork ist außerordentlich breit gefächert und reflektiert einigen musikalischen Background. Bestimmt holt sich Peter seine Impressionen aus vielerlei Sounds?

„Du wirst es nicht glauben, aber ich stehe auf klassische Hardrock-Bands der 1970er ebenso wie auf gut gemachten Heavy Rock der 1980er bis hin zu modernem Metal, welcher die 1990er dominierte. Acts wie Black Sabbath, Deep Purple und auch Europe haben mich nachhaltig beeinflußt. Wenn es mir danach ist, ziehe ich mir auch schon mal neuzeitlichen Progressive Metal von Bands wie Symphony X rein, um mir dann gleich im nächsten Moment mit Pantera, Entombed oder Dismember die volle Kante zu geben. Gerade als Composer muß ich mir doch viel mehr Open Minded-Mentalität bewahren als jeder andere in der Band. Musikalische Stagnation ist ein furchtbarer Kreativitätskiller. Leider hat die Rockmusik an sich frühere vergötterte Idole wie beispielsweise Jimi Hendrix längst verloren, was ja eben auch nicht zuletzt auch an der stetig gestiegenen globalen Vielfalt an Bands liegt.“

Man kann über den Gruppennamen der Jungs einige Zeit sinnieren, entschlüsselt wird er jetzt von Peter. „Soilwork bedeutet für uns harte und bodenständige Arbeit an der Band und der gespielten Musik. Und vor allem, auf dem Teppich zu bleiben und sich niemals selbst zu überschätzen. Das hat schon manchen unerwartet das Genick gebrochen. Und dazu ist uns Soilwork viel zu wertvoll.“

Seltene und vor allem ehrliche Worte aus berufenem Munde. Denn „A Predator´s Portrait“ ist an Abwechslungsreichtum nur noch schwerlich zu überbieten.

Ein für diese Variante von Metal mustergültiges Songwriting paart sich mit hohem technischen Können an den Instrumenten und so entstand ein mit ungewohnt druckvoller Spritzigkeit daher kommendes Album, welches zu komplex ist, um zwischen Tür und Angel so nebenbei gehört zu werden. Es wäre auch schade darum.

Und Soilwork-Vokalist Björn „Speed“ Strid verwendete diesmal sogar Clear-Vocals, um das harmonische Gleichgewicht seiner markanten Stimme zu offenbaren:

„Björn und ich gründeten die Band 1996. Sein Beiname, unter dem er sehr bekannt geworden ist, resultiert aus seiner Schulzeit. Er war ein quirliger Hektiker und wollte alles mit großer Hetze erledigen. Heute ist er neben Soilwork in mehrere Bands involviert und genießt einiges Ansehen in der Szene. Er entdeckte über die Jahre hinweg das durch hohes Übungspensum stetig wachsende Potential seiner Stimme und so kamen wir auf den Trichter mit den klaren Gesangslinien. Es zeigte sich jeden Tag mehr, daß er mit seiner Art zu Singen auf dem richtigen Weg ist. Er hat nämlich die komplette Palette drauf: Von aggressiv-haßerfülltem und räudigem Growling bis hin zu heroischen und kristallklaren Parts kriegt er so ziemlich alles sehr gut hin. Er wird seinen derzeitigen Stil sogar noch mehr in diese Richtung ausbauen.“

„A Predator´s Portrait“ sollte eigentlich ob seiner qualitativ hochwertigen Grundcharakteristik allerortens sehr gut ankommen. Peter weiß noch zu berichten:

„Mit dem ersten Album wollten wir primär erst mal den Bandnamen ins Spiel bringen und beobachten, wie die Fans uns aufnehmen würden. Wir hatten keinerlei Erwartungen hinsichtlich der Verkäuflichkeit von `Steelbath Suicide` und sind somit darauf auch keinerlei Kompromisse eingegangen. Beim zweiten Album hatten wir neue Mitglieder in der Band, welche Soilwork einen sehr großen Schritt nach vorne ermöglichten. Aber bei unserem alten Label, einer Independent Company, waren wir doch zu sehr eingeschränkt. Nun sind wir bezüglich der neuen Platte schon neugierig, wie sie ankommt, es ist unsere erste Scheibe auf Nuclear Blast Records. Diese Firma hat eine hervorragende Promotion-Maschinerie und ein riesiges Vertriebsnetz. Etwas Besseres konnte uns in Verbindung mit den hervorragenden neuen Kompositionen gar nicht passieren.“

© Markus Eck, 27.01.2001

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