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Interview: THYRFING
Titel: Nordkrieger für Odin

Die superben Epic Viking Metal-Krieger Thyrfing liefern dieser Tage ihr drittes Album ab. Und „Urkraft“ ist haargenau die Angelegenheit geworden, die ich nach dem 1999er Dauerbrenner „Valdr Galga“, dem Viking Metal Album an sich, erwartet hatte. Dieses Meisterwerk an nordisch-epischem Metal offenbarte: Besser kann man in dieser Stilrichtung nicht vorgehen. Es gelang den schwedischen Drachenbootfahrern, ein zeitloses und über allen Normen stehendes Album zu kreieren, welches durch wirklich exzellent ausgearbeitete Kompositionen zu bestechen wußte.

Die gewählte Thematik wurde mit ganzer Leidenschaft und in die Sinne raubender Perfektion umgesetzt. Heidnische Hymnen, welche die antike nordische Barbarei und die glorreichen Raubzüge furchtloser Rotbärte mit dem denkbar mitreißendsten metallischen Soundtrack glorifizieren. Meisterliche und schwelgerische Keyboards, die von Anfang an ein unverkennbar markantes Trademark Thyrfings waren, ergänzen in Vollendung die meterhohen Gitarrenwände, die sich während des Hörens auftürmen. Der Gesang, der starke Death- und Black Metal-Tendenzen aufweist, könnte eine Schlacht zum entscheidenden Sieg führen.

Unüberhörbarer und stärkster Trumpf des Sextetts mit der historischen Fußnote sind die heroischen und einmaligen Melodien, die die Kampfgesänge der kriegerischen Schweden in richtige Ohrwürmer verwandeln können.

Als die Band 1998 ihr selbstbetiteltes Debüt vom Stapel ließ, war jedermann, der dieser Sparte huldigt, sofort klar, daß man es mit einer außergewöhnlich talentierten und entschlossenen Formation zu tun hatte. Allen drei Scheiben sind phantastische Artworks des belgischen Künstlers Kris Verwimp zu eigen; einen besseren Zeichner hätte man auch nicht finden können.

Welche Ehre also für mich, mir direkt von Sänger Thomas Väänänen Erläuterndes berichten zu lassen!

„Wir sind richtig glücklich mit dem neuen Album! Die Produktion, die ich verbrochen habe, ist brillant gelungen, und die Dinge entwickeln sich genau nach unserer Vorstellung“, legt er gleich los.

„Tommy, der Bruder von Peter Tägtgren und Lars Szöke, der Hypocrisy Drummer, halfen mir beim produzieren und die beiden haben sich aufopfernd um alles gekümmert.“

Läßt Peter in seinem Abyss-Studio auch andere an die Regler? „Ja, es geschah ja unter der Ägide von Tommy und Lars, die dort ja sowieso arbeiten. Ich bin so stolz, wenn ich unser neues Album höre. Genau so habe ich es mir vorgestellt“, schwärmt Thomas.

Der Gesang als auch die Tasteninstrumente wurden meines Empfindens nach auf „Urkraft“ etwas gedämpft, oder sieht er das anders?

Thomas: „Eigentlich nicht. Zumindest war es in Bezug auf die Keys nicht beabsichtigt. Sie wurden nur diesmal nicht so in den Vordergrund gemischt. Den Gesang habe ich jedoch etwas entschärft, um manchen Songs etwas mehr Epik und heldenhaftes Pathos zu verleihen. Das Resultat kann sich doch hören lassen, oder?“

In der Tat, die Stücke bekamen eine knisternde Magie eingeimpft, die in die Knie zwingt. Mir gefiel auf den Vorgängeralben jedoch ganz speziell die Rauheit und die Wildheit, mit der man die Tracks intonierte. „Urkraft“ ist auf seine ganz eigene Weise etwas, jedoch nur minimal anders als das bisherige Schaffen der Band, die diesmal wieder alle Arrangements mit größtmöglicher Sorgfalt ausarbeitete. Dennoch gefiel mir die kriegerische und blutdürstige Erscheinung der anderen Werke irgendwie besser. Die triumphale Klasse von „Valdr Galga“ wird mit dem aktuellen Werk nur knapp verfehlt.

Aber wieder zu Thomas: „Die Leute lieben oder hassen uns. Wer wie wir dermaßen extrem dieser Thematik Tribut zollt, muß aber damit leben. Wir sind mit unbändiger Überzeugung Verfechter der gloriosen Vergangenheit unserer heidnischen Vorfahren und leben diese Passion auch kompromißlos in unserer Musik aus. Wir glauben an das, was wir machen!“

Das spürte ich schon damals beim ersten akustischen Date mit der Band. In den Lyrics geht es demzufolge auch ausschließlich um grausame Hörnerhelmträger, Thomas? „Zum Großteil. Aber auch Lieder über das Biertrinken schreiben wir sehr gerne! Wir finden, das gehört einfach zu den Wikingern dazu wie Schwerterklirren und tosende See!“

Man trinkt wohl auch selbst ganz gern ein Horn voll Met? Bevorzugte Marke? Er freut sich: „Oh ja, und wie! Was gibt es schöneres als Metal und Bier? Meine Lieblingssorte ist Freibier in rauhen Mengen! Dann geht’s erst so richtig ab!“, sprudelt es aus ihm heraus.

Na dann mal Prost, alter Schwede. Wenn dabei immer solche Songs wie „Dryckeskväde“ oder „Ways Of A Parasite“ entstehen, welche auf dem neuen Tondokument zu vernehmen sind, ist diese frenetische Verherrlichung der Braukunst auch gerne genehmigt.

Was kann er mir zur Entstehung der Songs berichten? „Wir teilen uns allesamt das Songwriting. Die Melodien werden überwiegend von unserem Drummer erarbeitet, der Rest kommt von allen Beteiligten. Ich schreibe ca. 60 % der Lyrics, unser Trommler den Rest. Unsere Songs klingen deswegen nicht zuletzt so flüssig, weil wir sie in Gemeinsamkeit vollenden. Ich bin sowieso der Meinung, daß eine Band es nicht anders machen sollte, wenn sie gutes und eingängiges Material auf die Beine stellen will!“

Ich kann dem stimmstarken Schweden nur Recht geben. Wo andere sich mit Egotrips und anderen Kreativitätskillern das Musikerleben schwermachen, setzen Thyrfing auf Gleichberechtigung, die sich in vollendeter Harmonie der Songs niederschlägt. Mir bleibt nur ein Fazit: Auch wenn „Urkraft“ eine weitere Glanzleistung Thyrfing´s darstellt, so war der Vorgänger das Nonplusultra in Sachen vertonter nordmännischer Kriegerseele. Hammerheart Records warben für „Valdr Galga“ einst mit der Prämisse: „The best Viking Metal release ever“. Sie sollten recht behalten.

© Markus Eck, 01.09.2000

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