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Interview: WISDOM CALL
Titel: Gebührende Huldigung alter Werte

Christian Liljegren ist der charismatische Sänger der melodischen Edelmetaller Narnia, welche gerade mit ihrem dritten Album „Desert Land“ erneute Erfolge verbuchen können. Ich habe ihn höchstpersönlich als ungemein sympathischen, aber auch spirituell sehr belesenen Menschen kennen gelernt. Groß war daher meine Freude, als dieser Könner im August 1999 eine neue Band mit Namen Wisdom Call gründete.

Und sind Narnia in der Sparte melodisch konzipierter Metal der eher ästhetischen Gangart eine der besten Bands ihres Betätigungsfeldes, die in weiträumigen Malmsteen-Gefilden agiert, so haben sich Wisdom Call nun dem bewährt kraftvollen Power Metal der alten und ehrenvollen Schule verschrieben. Die musikalische Direktive der unter Liljegrens Protektorat stehenden Schwedentruppe geht daher stark in Richtung Mitte der 80er Jahre, es wird dem klassischen Heavy Metal von Ikonen wie Judas Priest, Iron Maiden oder auch Dio gefrönt. Christian ist ein großer Anhänger dieser Bands.

So findet man auf ihrem dieser Tage erscheinenden selbstbetitelten Debütalbum auch einen großen Fundus an Kreativität vor, welcher sich durch enorme Abwechslung in allen Songs der schwedischen Neustarter definiert.

Neben Christian mischt noch Narnia-Drummer Andreas Johansson mit und auch die beiden Stormwind-Recken Andreas Olsson sowie Per Hallmann geben sich die Ehre.

Der Vokalist stürzt sich ebenso erfreut wie ich in den Dialog.

„Ich habe Wisdom Call zusammen mit Gitarrist Stefan Olsson im August 1999 gegründet. Nach kurzer Zeit gesellten sich uns Narnia Drummer Andreas Johansson und die beiden Stormwind-Recken Andreas Olsson am Bass und Keyboarder Per Hallman hinzu. Per ist allerdings bei Stormwind nun endgültig ausgestiegen, um sich mehr auf Wisdom Call konzentrieren zu können. Und dann wäre da noch Fredrik Åberg, unser zweiter Gitarrist. Wir sind in Stockholm `stationiert`. Der Grund für die Bandgründung war, daß ich mit der Zeit immer mehr von mir geschriebene Stücke übrig hatte, welche aufgrund vielerlei Gründen nicht zu Narnia passten und die für zwei Gitarristen komponiert waren. Ich liebe den klassisch-melodischen Metal in der Tradition solcher Helden wie Priest, Helloween, Accept, Maiden, Dio oder Pretty Maids. Und so wurde nun Wisdom Call geboren“, erläutert mir der sanftmütige Sänger eingangs mit leicht nachvollziehbaren Worten.

Narnia-Fans müssen jetzt aber nicht um ihren geliebten Frontmann bangen. „Natürlich bleibe ich bei Narnia dabei. Ich liebe die Band nach wie vor wie mein eigenes Kind“, bekennt er, „stehe aber auch vollauf zu meiner neuen Band, weil auch diese mein Innerstes reflektiert. Die beiden Bands spielen differierende Stilistikarten, die ich beide ganz einfach restlos ausleben möchte.“

Hat der sympathische Schwede denn keinerlei Sorgen, dass die bisher vorherrschende hohe Qualität der Narnia-Stücke unter der drohenden Doppelbelastung ein wenig leiden wird?

„Überhaupt nicht“, beruhigt er, und knüpft an: „Ganz im Gegenteil, meine unbändige Kreativität schien mir vorher stellenweise gar nicht richtig ausgelastet. Zudem bin ich schon lange im Musikgeschäft und meine Planung ist daher nahezu perfekt.“

Der Bandname Wisdom Call regt zwar zu vielerlei Spekulationen an, bedeutet aber laut Aussage von Christian die Suche nach innerer Weisheit und reflektiert somit in gewisser Hinsicht das Leben an sich.

Falls man Wisdom Call also mit einer anderen Band vergleichen möchte, so sollte man das seiner Ansicht nach mit Saxon, Priest, Maiden, Pretty Maids oder Dio tun. Das bei Narnia inmitten toll komponierter Stücke leider vorherrschende und vom christlichen Irrglauben dominierte lyrische Konzept findet man bei Wisdom Call nicht vor. Christian hierzu:

„Ich lese so oft es mir möglich ist eine Menge Bücher von J.R.R. Tolkien und C.S Lewis. Mich reizen an solcherlei Lektüren die fiktiven Welten, in denen man während des Lesens versinken kann. Beide Autoren waren wie ich bekennende Christen, die meine Ansichten über viele Dinge im Leben teilten.“

Der Sänger sieht der Zukunft dementsprechend optimistisch entgegen und nimmt meiner kritischen Anmerkung überzeugend die Berechtigung.

„Ich bin mir durchaus bewusst, dass eigentlich schon zu viele ähnlich klingende Gruppen solche Musik machen. Aber wenn die Qualitätsanforderungen erfüllt werden, sollte jede ihren verdienten Platz haben.“

Wie haben Wisdom Call denn überhaupt zu Massacre Records nach Abstatt gefunden? „Nun, das geschah über unser Management MCM Music, welches auch schon Saviour Machine und Rob Rock nach Abstatt brachte und welches auch für Narnia tätig ist.“

Christian hat keine Zukunftssorgen hinsichtlich seiner neu ins Leben gerufenen Band, weil die Szene seiner Meinung nach eigentlich schon viel zu überfüllt ist mit Veröffentlichungen, denen in den meisten Fällen eine stark defizitäre Eigenständigkeit innewohnt. Wir erfahren:

„Wisdom Call bemühen sich dem entgegen sehr um Eigenständigkeit, aber wir schauen auch gleichzeitig schon in die Zukunft dieser Musik. So klingen wir zwar sehr zeitgemäß, verleugnen aber zu keiner Sekunde unsere inspirativen Wurzeln. Es ist für uns aber kein Zwang, sondern eine Selbstverständlichkeit, da wir unsere gespielte Stilistik über alles lieben.“

Die Stücke des aktuellen Albums entwickeln nach und nach eine kraftvolle Eigendynamik, und können sich zu richtigen Ohrwürmern entwickeln. Der Skandinavier offenbart:

„Wir haben trotz vieler anderweitiger Verpflichtungen sehr hart an den Tracks gearbeitet. Ich habe sie mit Unterstützung von einigen Leuten geschrieben, unter denen sich auch Lars Chriss von Lion's Share befand. Auch Andreas Johansson ging mir kompositorisch bei einem Song sehr zur Hand. Aber die meisten Lieder auf der Scheibe wurden von mir und Stefan Olsson komponiert, außer der Europe-Coverversion `Wings Of Tomorrow`.“

Auf die Lyrics von Wisdom Call trifft dies ebenfalls zu, wie mein Gesprächspartner im Weiteren darlegt. „Diese handeln in der Regel von den kleineren und größeren Begebenheiten des Lebens, die es allesamt wert sind, besungen zu werden. So stellen die Songtexte auf dem aktuellen Debütalbum für mich auch nicht zuletzt einen nicht versiegenden Quell an Inspirationen dar, welcher mir täglich mit neuen interessanten Impulsen dienen kann.“

© Markus Eck, 23.05.2001

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