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Interview: FIDDLER’S GREEN
Titel: Einfach machen!

Kaum waren sie mal ganz kurz weg, sind sie auch schon wieder da. Überraschung: Unterm Arm haben die fränkischen Speed Folker ein brandneues Album mit lauter eigenen Songs, welches Ende 2023 veröffentlicht wird!

Und die gewohnt fröhlichen Erlanger haben für „The Green Machine“ erneut spritzigstes Material kreiert, wie das unterhaltsame Video zur veröffentlichten Vorab-Single „Shanghaied In Portsmouth“ offenbart.

Tieftöner Rainer Schulz ist derzeit sowieso bester Dinge. „Es fühlt sich wieder so richtig klasse an! In den letzten vier Jahren haben wir zwar auch bereits zwei Alben veröffentlicht – diesmal sind es aber praktisch nur eigene Songs. Die letzten Veröffentlichungen waren ein Best Of der irischen Folksongs und ein Weihnachtsalbum. Beides stand schon lange auf der Bucketlist – aber so ein richtiges, neues Studioalbum ist dann doch eben was anderes! Wir hatten dank der besonderen Umstände der letzten Jahre auch recht viel Zeit für die Songs.“

Das Video wurde mit über 60k an Views in gerade mal drei Wochen durchweg positiv aufgenommen. Rainer grinst: „Man muss ja inzwischen einen gefühlten Blockbuster als Clip abliefern um die Wahrnehmungsschwelle zu überwinden. Und die Lyrics hatten ja auch so einiges vorgegeben!“

Die allermeisten waren von den phantastischen Bildern begeistert, informiert der Bassist dazu. „Die leicht unruhige See, das wundervolle Schiff und natürlich auch das sehr einladende Pub. Hier wollten die meisten gleich am liebsten mehrere Drinks zu sich nehmen! Und die sehr überzeugende ‚Dame‘ hat auch viele Fans gefunden“, wie lachend berichtet wird.

Der Song hatte sich schon bei der Vorproduktion recht hartnäckig in die Gehirnwindungen der Band gebohrt, wird preisgegeben.

„Und er wollte auch so schnell nicht wieder raus! Da war recht schnell klar, dass wir hier einen Singlekandidaten haben. Das wussten wir deutlich bevor wir die restlichen Songs für das Album fertig produziert hatten!“

Raue See-Sitten
Über die Kooperation dafür mit Mr. Hurley & Die Pulveraffen ist zu erfahren:

„Die Thematik des Shanghaiens, das Segelschiff und die entsprechende Besatzung haben uns sehr schnell auf Mr. Hurley gebracht. Wir sind ja bereits seit vielen Jahren gute Freunde: wir waren schon oft bei den gleichen Festivals, sind zusammen klettern gegangen oder wir haben einfach nur viel Pfeffi getrunken! Da gab’s auch seitens Mr. Hurley kein Zögern. Und die Kombination ist ja auch wirklich perfekt!“

Der Song entstand laut Rainer zuerst aus der Idee heraus, sich der Thematik des Shanghaiens musikalisch zu widmen.

„Also der fragwürdigen Praxis vergangener Tage, sich manche Teile der Mannschaft für den nächsten Beutezug auf See mittels viel Alkohol letztendlich wenig freiwillig in den Hafenkneipen zu rekrutieren. Als sich dann auch noch das traditionelle ‚Portsmouth‘ als Melodieteil anbot war auch schon der Songtitel fertig. Und dann mussten wir nur noch die entsprechende Story erzählen.“

Zu dem ganzen Drum-und-dran beim Videodreh: „Wir sind für zwei Tage ans Ijesselmeer und nach Amsterdam gefahren. Wir hatten Megaglück mit dem Wetter: Es hätte nicht besser sein können. Eine Woche vorher waren Versengold an der Nordsee und mussten ihren Dreh wegen einer Sturmwarnung komplett umplanen. Bei uns war dann nur noch leichter Seegang – für ein paar Stunden Seekrankheit hat es bei einem Crewmitglied dann aber doch gereicht.“

„The Green Machine“, eine köstliche Idee - immer wieder Originelles von den lebhaften Fiddlers! „Wir sehen uns ja selbst als einen Teil dieser ‚Green Machine‘. Wenn man beim Cover genau hinsieht, kann man erkennen, dass die gesamte Maschine aus Musikinstrumenten aufgebaut ist. Und natürlich auch noch aus anderen Dingen die man z.B. aus diversen Pubs kennen mag. Franz Hoegl, ein Schulfreund von uns, der auch bereits das Artwork unseres Weihnachtsalbums gezeichnet hatte konnte hier wieder ein Meisterwerk abliefern!“

Apropos, mit ihrem neuesten Muntermacher können Fiddler's Green sämtliche Rekorde brechen, wenn es um blitzartig verbreitete Gute-Laune-Animation geht.

Schließlich darf das taufrisch trumpfende Studioalbum „The Green Machine“ ganz eindeutig auch zum bislang besten Auswurf der dauerfidelen Formation hochgezählt werden, deren zutiefst beherzte Irland-Liebe mit jedem Jahr immer noch größer wird.

„Gute Laune ist unser Auftrag“, benennt der Bassist das Motto seiner immens spielfreudigen Mannschaft, welches natürlich auch für die große „The Green Machine“-Tournee gilt, mit welcher das aktuelle Werk im Frühjahr 2024 emsig bespielt wird. Da werden die Bühnenbretter beben, denn mit den zwölf neuen Songs präsentiert sich das quirlige Erlanger Sextett frischer, lebendiger und aufgeweckter, aber auch komprimierter und mehr catchy als je zuvor.

„Und Dank unserer langjährigen Lebenserfahrung in Sachen Fiddler's Green, können wir da durchaus so Einiges einbringen. Die Bühnenabstinenz der zurückliegenden Zeit hat zwar geschmerzt, unseren kreativen Ideen aber mehr denn je Raum gegeben. Manchmal ist es vielleicht gar nicht so schlecht, mal kurz innezuhalten und dann wieder loszulegen. Man ist frischer, fideler und aufgeweckter. Und zu merken, dass einem gewisse Dinge in Fleisch und Blut übergegangen sind, ist ein tolles Gefühl. Wie Muttersprache oder bestimmte Instinkte, die man irgendwann so verinnerlicht hat, dass man sie auch abrufen kann, wenn man Mitten in der Nacht geweckt wird, obwohl man davor ein paar Stunden im Pub war. Oder vielleicht sogar gerade weil man im Pub war! Ich würde dem Album aufgrund der längeren Produktionszeit wie sonst auch eine gewisse Reife zusprechen. Viele anfängliche Ideen gab es, die wieder verworfen wurden, oder am Ende so waren, wie man sie wirklich haben wollte. Ein Prozess, der nicht immer einfach ist und auch ‚kill your darlings‘ genannt wird, aber im Dienste der Musik steht.“

Respekt! Beeindruckende 25 Alben bislang - wie kann man nur so lange so dermaßen beschwingt und spritzig als Musikervereinigung bleiben, fragt sich der Autor - und gibt es direkt weiter an den Musikus.

„Indem sich die Vereinigung einig ist und daran arbeitet es auch zu bleiben. Eine Band und deren Umfeld kann aus so vielen unterschiedlichen Menschen und Meinungen bestehen, dass es ab und an nicht ganz einfach ist, einen gemeinsamen Weg zu gehen. Man schaue sich die ganzen Bandauflösungen der Musikgeschichte an. Gescheitert an zu viel Ego und fehlender Bereitschaft Kompromisse einzugehen. Ein schlauer Mann hat mir einmal gesagt, das man nur ein guter Teamplayer ist, wenn man auch die komplizierten Seiten seiner Mitspieler respektiert und annimmt. Nur so wächst meiner Meinung nach auch der eigene Charakter. Man sollte auch Spaß daran haben, die schönen und die schlechten Momente zu teilen. Ich persönlich war schon immer gerne in einer Gruppe und könnte mir niemals eine Solokarriere vorstellen. Das war damals im Fußballverein schon so. Und zum Glück bin ich als Geiger nicht im Orchestergraben gelandet, sondern auf einer Bühne. Mit Musik, die lebensbejahender und positiver nicht sein kann. Das hält beschwingt und spritzig.“

Rainer nickt selig, als der Verfasser „The Green Machine“ im Weiteren ganz klar auch als das effizienteste und ansteckendste Werk bislang umschreibt, und das auch in den eher besinnlichen Momenten.

Der bei der Band bestens bewährte Produzent Jörg Umbreit, bekannt durch seine Arbeiten für In Extremo, Grave Digger und Die Toten Hosen, trug seinen Anteil maßgeblich dazu bei.

„Ja, mit dem finalen Endergebnis bin ich auf allen Ebenen sehr zufrieden. Mir gefallen die anderen Alben von uns auch sehr und das versteht man, wenn man Kinder hat. Jedes ist so einzigartig und wichtig, dass man jedes auf eine andere Art liebt. Man mag ihre Unterschiede und Besonderheiten, lernt ihre Eigenarten zu schätzen und vermisst jedes gleich. Dieses hier hat sich vieles von den Vorgängern abgeschaut und ist vielleicht dadurch effizienter und ansteckender. Sowas nennt man dann wohl Evolution. Und klar nicht nur auf der rein kreativen Ebene, sondern bestimmt auch im arrangement- und produktionstechnischen Bereich. Durch die lange Zusammenarbeit mit dem von uns sehr geschätzten Produzenten Jörg Umbreit, ist ein gewisses Verständnis gewachsen, Dinge effektiver und zielstrebiger anzugehen. Musikalische sowie auch textliche Inhalte und Themen, die nach so langer Zeit immer wieder neu überlegt und gut präsentiert werden wollen. Dazu gehören natürlich auch unbedingt besinnliche Momente.“

Die stilistische Mixtur auf „The Green Machine“ kann beinahe im Minutentakt überschäumend überraschen - ob beschwingt folkrockend, eksatisch ab-speedend, leichtfüßig poppig, hitverdächtig, etc. - die breiten Einflüsse machen konstant Staunen. Mit Country- bzw. Western-Reminiszenzen und sogar auch latenten Ska-Querverweisen wird dabei nicht gerade gegeizt.

Rainer: „Das Schöne an unserem Job ist die Freiheit das zu tun was man gerne tut. Und wo bekommt man schon dafür auch noch reichlich Applaus und unmittelbare Anerkennung? Perfekt wird es dann, wenn man als Band auch noch musikalische Grenzen überwinden darf. Und dabei eben nicht reduziert wird auf einen Hit oder eine bestimmte Art Musik zu machen. Die Fans von Fiddler's Green sind es von Anfang an gewohnt eine wilde Mischung verschiedener Stilelemente zu bekommen. Die große Klammer ist natürlich der irische Geist, der dem Ganzen dann seine persönliche Note einhaucht. Natürlich haben wir zum Teil auch unterschiedliche Musikgeschmäcker, aber jeder darf mal seinen Mund aufmachen und es den anderen mitteilen. So entstehen zum Teil aus unterschiedlichen musikalischen Rezepten spannende Produkte. Ich höre zum Beispiel beim Autofahren sehr gerne Radio, weil mich das entspannt und ich immer wieder von Songs überrascht werde. Die Schlechten vergesse ich und die Guten behalte ich im Kopf.“

Vielen wird schnell auffallen, dass sich die unaufhaltsamen Fiddler’s auch gesanglich hörbar gesteigert haben in Richtung ausgefeilterer, harmonischerer und einfach auch cleverer arrangierter Beiträge.

Die Fragestellung, ob sich dies schon automatisch durch die Songs an sich so ergab oder ob die neuen Vocals bewusst von den Beteiligten so flüssig funktionierend konzipiert wurden, zaubert dem Tieftöner ein Strahlen aufs Antlitz.

„Wie in einer langjährigen Beziehung ist es so, dass man oft nicht mehr viele Worte braucht um sich zu verstehen. Also, um genau das auszudrücken, was man sich zu sagen hat und dabei gewisse Themen schneller und besser auf den Punkt zu bringen imstande ist. Das klappt auch beim Musik machen. Gesangslinien werden schnörkelloser und Arrangements konkreter. Das beginnt auch schon beim Aufbau eines neuen Songs. Viele Strukturen sind klarer und vertrauter und man bekommt natürlich auch mehr handwerkliche Kniffe mit der Zeit. Routine. die einem bei der Umsetzung hilft und Fähigkeiten die einem die Arbeit erleichtern. Das ist bei Sängern sicherlich nicht anders als bei Instrumentalisten. Und an Übung oder vielmehr Praxis hat es uns die letzten 33 Jahre nicht gefehlt. Vielleicht kann man das nicht lernen. Das kommt mit der Zeit. Man muss es machen. Manchmal ohne nachzudenken. Soll heißen, dass wir nicht jede Note auf dem Reißbrett entwerfen, sondern immer noch Musik machen aus einer gesunden Kreativität heraus.“

So geht’s mit dem neuen Release eindeutig kommerzieller ‚than ever‘ ab - was viele Fans immens freuen wird! Dass dieser musikalische Vorstoß auch einige von der ‚Hardcore-Early-Days-Fiddler’s-Front‘ vielleicht auch vergraulen könnte, darüber macht sich Rainer keine Gedanken.

„Ich sehe das nicht so schwarz-weiß. Klar hat sich unsere Musik entwickelt und ist von unserem jeweiligen Entwicklungsstand und Alter abhängig. Im Großen und Ganzen sind wir uns, unserer Philosophie und der irischen Seele treu geblieben. Die Fans der ersten Stunde ziehen ja auch nicht mehr ihre Hosen von damals an. Und sie sind mit uns älter geworden. Das vermute ich zumindest - so lange man dabei jung und flexibel bleibt! Alles ist im Wandel und durch Moden geprägt. Da darf man schon mal mit der Zeit gehen. Muss man sogar. Wir laden alle ein mit uns zu gehen. Ist doch sonst langweilig. Die ‚Früher war alles besser‘-Einstellung mag ich ohnehin nicht. Wobei ich natürlich keinem Fan seine Favoriten absprechen möchte. Es ist auch legitim zu sagen ‚früher war geil aber heute ist halt anders geil‘. Man sollte da kein Politikum draus machen und alles Neue zu sehr verachten und vergleichen. Was ich mir gut vorstellen kann ist, dass viele Menschen das Gefühl der Jugend von damals vermissen. Freiheit, wenig bis keine Verantwortung und Party. Das Letztere können wir auf jeden Fall mit unserer Musik noch bieten. Und wer auf ein Fiddler's Green-Konzert kommt oder die neue CD zuhause hört, kann sich bestimmt auch noch frei fühlen.“

Kompositorisch in der Tat nur Knaller und Knüller diesmal, man glaubt es kaum. Zum gesamten Songwriting, das sich ja tatsächlich über drei Jahre zog, wird bilanzierend berichtet:

„Wie bereits erwähnt, hat uns die Pause konzerttechnisch zwar nicht geschmeckt, aber der Kreativität Raum und Zeit gegeben. Wir waren immer mal wieder für ein paar Tage Vorproduktion im Prinzipal Studio zu Gast und haben die Köpfe zusammengesteckt. Und wenn die neuen Ideen etwas Luft hatten abzuhängen, wurden sie beim nächsten Mal wieder von der Leine genommen und neu aufgehängt. Aufhängen, abhängen, aufhängen, abhängen. Bis die Leine am Ende voller Knaller und Knüller hing. Voll der Luxus. Gut Ding braucht Weile.“

Welche der neuen Songs in dem Zeitraum die markanteste Metamorphose durchmachten, ist schwer zu sagen für Rainer.

„Da fällt mir jetzt leider kein bestimmter ein, weil ich über jeden etwas schreiben könnte. Und das würde den Rahmen hier sprengen. Eine schöne Erinnerung an den Song ‚May The Road Rise Up To Meet You‘ ist diese, dass ich mir auf der Couch im Regieraum eine Gitarre geschnappt habe um eine Idee vorzuspielen und dabei noch ein paar Worte zu meiner inhaltlichen Vision losgeworden bin. Ich musste dann aber kurz weg zum Einkaufen und als ich wieder zurückgekommen bin, wurde mir ein fast vollständig arrangierter Song präsentiert. Das war ein schöner Moment an den ich mich gerne zurückerinnere. Noch einen Melopart dazu eingespielt und das Grundgerüst stand. Das war, wie gesagt nicht bei allen Songs so einfach. Da wurden verschieden Rhythmen ausprobiert, unterschiedliche Strophen- und Refrainmelos und sogar verschiedene Tonarten.“

Wie gut und auf welche individuelle Weise die kompositorische Zusammenarbeit für das neue Material verlief, lautet die nächste Frage.

„Es gibt da immer unterschiedliche Arbeitsgruppen, die zum Teil an Melos basteln oder an Chords und, was nicht zu vernachlässigen ist, an Textvisionen. Der Inhalt oder die Message eines Songs bestimmt oft die musikalische Richtung und hat oft großen Anteil an der Wirkung und Größe daran. Zum Teil bauen sich da im Vorfeld schon Bilder im Kopf auf, wo die Reise hingehen kann und wie es live auf der Bühne funktioniert. Ein wesentlicher Bestandteil unseres Songwritings. Es muss in unser Bühnenkonzept passen, weil wir uns ja seit eh und je als Live-Band sehen und die Fans tun das auch, denke ich. Nicht zuletzt hat unser Produzent einen nicht kleinen Anteil daran, all unsere Ideen, Vorschläge und Eingebungen schnellstmöglich festzuhalten und als Vorlage umzusetzen. Ein Job, der nicht immer zu beneiden ist und der oftmals Geduld und ein ruhiges Gemüt verlangt.“

Der schönste Moment für ihn ist immer der, sagt Rainer auch im aktuellen Rückblick, wenn die komplette Vorproduktion steht. „Wenn ich alle meine Parts ganz klassisch mit Bleistift auf Notenpapier rausgeschrieben habe und vor dem Mikro stehe, um die Sachen einzuspielen. Ein Gefühl wie wenn man stundenlang gekocht hat und sich dann das ganze Essen schmecken lässt. Einen abschließenden Gemeinschaftscharakter hat dann auch noch immer unser Chormoment. Da stehen alle Texte und Arrangements, die Leadvocals sind zumeist eingesungen, die Melos eingespielt, Schlagzeug, Bass und Gitarre auch. Und dann kommt unser großer Auftritt. Alle um ein Mikro und singen. Nach dem Motto ‚das Haus steht, mach’ noch Farbe drauf!‘“

In Sachen Höhen oder Tiefen bei all den Arbeits-Passagen für die Lieder auf „The Green Machine“ gibt es nichts Nennenswertes. „Klar gibt es immer mal wieder unterschiedliche Phasen, wo dir ein Song mal besser, mal weniger gut gefällt. Da arbeitet man dann dran, oder lässt erstmal sacken und macht etwas anderes. Oft ist es nicht leicht einen textlichen Konsens zu finden. Aber da lernt man mit der Zeit umzugehen und wird geduldiger und weniger aufbrausend, so wie es früher manchmal der Fall war. Als man das Feuer in sich noch nicht so zügeln konnte und dachte, man hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen. Alles eine Frage der Balance und innerer Mitte heute. Vieles ist natürlich auch durch jahrelanges miteinander Musizieren und Produzieren eingespielt und Zuständigkeiten sind dementsprechend verteilt und unterbewusst zugewiesen. Da pfuscht man dann nicht mehr mit aller Gewalt in die Arbeitsbereiche hinein, weil man Vertrauen hat in die Stärken des Anderen.“

Über all die Etappen der Studiozeit mit Jörg Umbreit in den Münsteraner Principal Studios ist zu erfahren:

„Obwohl es für uns immer einen großen Fahraufwand bedeutet nach Münster ins Studio zu fahren, ist es doch immer lohnenswert und gut. Zimmer, Küche und Billardplatte warten in vertrauter Dreifaltigkeit auf uns und geben uns immer das Gefühl wieder nachhause gekommen zu sein. In ein anderes Zuhause. Wo man nichts weiter zu tun hat, als zusammen Musik machen und eine schöne Zeit zu haben. Jörg ist ein toller Produzent und Freund und manchmal denke ich mir er vermisst uns, wenn wir nicht da sind. Im Sommer wird auch schon mal nach getaner Arbeit abends gegrillt oder auf einer Riesenleinwand zusammen mit anderen Bands Fußball geschaut. Sind ja auch viele andere nicht nur uns bekannte Bands dort im Studio. Wie eine große Familie.“

Jörg hat ja als Produzent sehr viel Erfahrung mittlerweile - so hat er keinen unwesentlichen Anteil am Prozess und oft sitzt er an seinem Keyboard, den Quintenzirkel zur Hand und hilft den Fiddler’s bei Findung und Wahl der richtigen Akkorde, wie Einblick gegeben wird.

„Wir haben diesmal Vieles zusammen entworfen, was nicht immer leicht war, aber im Nachhinein ein schönes Gefühl ist. Vielleicht ist gerade deshalb jeder einzelne Song ein Abbild von uns allen und die CD im Gesamten homogen und rund geworden. Und die Qualitäten im Bereich Mix und Master stehen da natürlich sowieso außer Frage. Da kann man schon noch viel rausholen und dem Ganzen das Sahnehäubchen aufsetzen. Oft hat dieser Prozess noch Einfluss auf die Wahl der Singles und die Reihenfolge der Lieder auf der CD. Verrückt.“

Üblicherweise dauert die Vorproduktion immer länger wie das finale Einspielen. „Wenn alles steht ist der Drops meist gelutscht und nach der Pflicht kommt die Kür, die wir als gestandene Musiker zumeist mit Bravour bestehen. Arbeit steckt dann natürlich noch im Editieren, Mix und Master. Da wird dann auf unterschiedlichen Anlagen quer gehört, werden Meinungen gesammelt und Wünsche geäußert. Fertig ist man, wenn das Master für Vinyl und CD im Presswerk ist und dann geht es ja schon weiter mit Layout und Aufmachung von Booklet und weiteren diversen Dingen, die zu einem Release dazugehören. Man befindet sich eigentlich ständig in einer Diskussions- und Entscheidungsphase - die dann zu Ende ist, wenn man am ersten Abend der geplanten Tour im Hotelzimmer im Bett liegt und sein letztes Bier runterkippt. Aber eigentlich geht es immer weiter.“

Die produktive Kooperation mit der Band Dritte Wahl bei den Chören war umfangreich - von der Fiddler’s-PR-Abteilung wird diesbezüglich „Hangover“, „Good Old Irish Bar“ und das irische Traditional „Mursheen Durkin“ gelistet.

„Also eigentlich haben sie überall mitgesungen. Da haben wir sie ganz schön gefordert. Ich glaube aber, das ‚Gefidel‘ war etwas zu viel für sie. War jedenfalls eine lustige und spannende Erfahrung. Das sind nette Jungs in unserem Alter. Da versteht man sich blind und hat den selben Humor. Das Szenario bestand aus einem Mikro, zehn Männern und viel Bier. Letzteres braucht man zum Ölen der Stimmbänder. Ganz wichtig beim Chor singen. Unser Pat hat vor geraumer Zeit ja die Supergroup Universum 25 gegründet. Unter anderem zusammen mit dem Micha von In Extremo und eben auch dem Gunnar von Dritte Wahl. So besteht natürlich eine Verbindung und freundschaftliches Verhältnis beider Bands und da die Jungs zufällig auch im Studio waren und wir eh gerade Chöre aufgenommen haben, hat es sich angeboten. Wir haben übrigens auch bei ihren Chören mitgesungen. Hat Spaß gemacht und warum sollte man sich das entgehen lassen. Wie gesagt, man läuft vielen Bands dort über den Weg und hilft auch gern untereinander aus oder trinkt zusammen einen über den Durst. Eine Win-win-Situation. Der Micha hat ja auch schon mal für uns einen Song eingesungen. Gemeinsamer Nenner ist wie so oft der Produzent.“

© Markus Eck, 28.11.2023

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