Interview: | WOLFCHANT |
Titel: | Revitalisiert |
Seit dem Anfang 2017 veröffentlichten Langdreher „Bloodwinter“ ist so einiges im Lager der bayerischen Pagan Metaller geschehen.
Doch die Kämpfernaturen gaben nicht auf. Nun kehren Wolfchant wieder episch und dynamisch zurück. Und das neue und siebte Album „Omega : Bestia“ zeigt die Entschlossenheit und Spielfreude der beständigen Formation in ungebrochener Manier.
Hauptsänger Lokhi resümiert: „Es lief für uns mit ‚Bloodwinter‘ ganz gut. Die Scheibe hat den Fans gefallen und wir haben international positives Feedback bekommen. Hinzu kamen die ganzen Konzerte und Festivals, zu denen auch Summer Breeze, Wacken, 70.000 Tons Of Metal und viele mehr gehörten. Touren kamen auch noch hinzu und wir waren eigentlich ganz glücklich. Es war ein guter Erfolg für eine Band unserer Größe die das alles nebenberuflich als Hobby betreibt.“
Der Frontmann fügt mit ernster Miene an:
„Die Krebserkrankung unseres Gitarristen Eddy ‚Gorthrim‘ Groß begleitete uns zu der Zeit schon mehr als ein Jahr und wir dachten eigentlich, dass sich alles auf dem Weg der Besserung befindet. Die ganzen Auftritte gaben Ihm immer sehr viel Kraft und man hat gemerkt dass es ihm auch viel Freude bereitet. Umso überraschter waren wir dann, als er kurz nach dem Auftritt auf dem Dark Troll Festival, auf dem wir zusammen wirklich noch sehr viel Spaß hatten, wieder ins Krankenhaus musste. Unser Gitarrist Skaahl und ich haben Eddy dann ein paar Tage später im Krankenhaus besucht, weil wir mit Ihm besprechen wollten, dass er das direkt eine Woche später folgende Festival, welches wir in Frankreich hätten spielen sollen, bleiben lassen soll, um sich für den Wacken Auftritt zu erholen. Leider ist er direkt an diesem Tag noch gestorben, das war für uns gelinde gesagt eine Katastrophe, die uns extrem mitgenommen hat. Wir haben dann trotzdem weitergemacht und alles durchgezogen - Eddy hat auch immer gesagt, dass wir das machen sollen, wenn er mal nicht mehr kann. Auch seine Eltern hatten uns nach der Beerdigung dazu ermutigt. Aber wir haben dann, als der Stress nachließ, gemerkt dass wir ausgebrannt sind und die Sache nicht richtig verarbeitet hatten. Hinzu kam, dass ein weiterer unser Bandkumpels eine Krankheit mit sich rumschleppte und wir auf keinen Fall wollten, dass sowas nochmal passiert. Dann haben wir die Reißleine gezogen und eine Pause gemacht die uns unglaublich gut tat nach all den Jahren seit 2003. Jetzt sind wir stärker und motivierter zurückgekehrt als wir es jemals waren.“
Mit Drummer Ghust und Gitarrist Seehb wurden 2019 schließlich zwei langjährige Freunde in die Band mit aufgenommen, so der Vokalist.
„Hier wussten wir ganz genau, dass das nicht nur musikalisch sondern auch persönlich sehr gut passen wird. Seehb ist dazu noch ein sehr guter Songwriter, der dem neuen Album seinen Stempel mit aufgedrückt hat. Was uns alle auszeichnet, ist, dass wir ein paar Kumpels sind, die gerne zusammen Musik machen wollen. Da es immer schwieriger wird in der Musikindustrie, wissen wir ganz genau, wie dankbar wir sein müssen immer noch so aktiv mitmischen zu können.“
Die Zusammenarbeit für „Omega : Bestia“ hat prima funktioniert, so ist zu erfahren. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ablauf. Da wir mittlerweile schon einige Jahre verstreut in ganz Deutschland leben, haben wir uns daran gewöhnt alles mögliche über Telefon, PC, Skype usw. zu erledigen. Das hat uns in der jetzigen Phase natürlich sehr geholfen. Wir komponieren immer schon mithilfe der Dropbox als Zwischenspeicher. Jeder von uns kann den aktuellen Stand hören, seine Meinung sagen oder Dinge ändern.“
Für Wolfchant ist es laut Lokhi auch heuer das Wichtigste, dass sie das machen können was ihnen Spaß macht. „Unsere Alben waren immer verschieden und wir haben uns nie vor einer Weiterentwicklung gefürchtet. Es wäre für uns einfach gewesen damals einfach ‚A Pagan Storm‘ Nummer zwei und drei usw. aufzunehmen, aber das wollten wir nie. Wir haben immer schon viele Ideen gehabt und wollten diese auch in die Songs einbauen. Der Fokus lag immer auf Pagan Metal. Wir haben das nie geändert - auch als dieser Stil weniger populär wurde und viele Bands sich dann lieber als Black oder Thrash Metal titulierten um auf Nummer sicher zu gehen.“
Der neue Release bietet Gitarren-lastigen Heavy Metal mit Einflüssen aus Pagan-, Black-, Power- und Thrash Metal, so wird die Formel der Songs dargebracht. „Das Ganze ist wie immer sehr episch und mit eingängigen Refrains versehen. Im Gegensatz zum letzten Album haben wir eine Schippe draufgelegt, was Härte und Geschwindigkeit anbelangt.“
Nennenswerte musikalische Einflüsse, die in den neuen Stücken ihre Facetten haben, nennt der Frontmann wie aus der Pistole geschossen:
„Das sind nach wie vor Bands wie Mithotyn, Manowar, Judas Priest, Iron Maiden, Thyrfing, Iced Earth usw. Die alte Metalgarde hat unseren Sound von Anfang an beeinflusst.“
Der lyrische rote Faden, der sich durch das neue Album zieht, ist das ‚wilde Leben‘ bzw. ‚Wildheit‘ in den unterschiedlichen Aspekten, so lässt Lokhi wissen.
„Die Wildheit der Natur oder von Tieren wie in ‚Der Geist und die Dunkelheit‘, worin das Töten ein Mittel zum Überleben und Stillen des Hungers ist. Bei ‚Komet‘ oder ‚Bestie‘ geht es dann wiederum um den Menschen der tötet um niedere Gelüste zu befriedigen oder sich zu bereichern. Wildheit kann positiv oder negativ, sehr schön oder sehr hässlich sein. Das zeigen die Songs auf unterschiedliche Art und Weise auf.“
Tatsächlich basieren die Texte auf „Omega : Bestia“ sowohl auf Fiktion als auch auf Realität, so der Sänger. „Man muss ja nur einmal den Fernseher einschalten, um zu sehen in welch' einer Welt wir leben. Die Realität ist mittlerweile oft so erschreckend und grausam, dass man sie gerne mit Fiktion verwechselt oder verwechseln würde. Ich hoffe die Menschen bewegen sich wieder auf bessere Zeiten zu und lernen aus ihren den Fehlern der Vergangenheit.“
© Markus Eck, 16.03.2021
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