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Special: Knüppel aus dem Sack • 2022
Titel: Multiple Partizipation

Mit ihrem neuen Album, dem elften Langspieler, erfinden sich die Münchner Pioniere und Genre-Eminenzen einmal mehr neu - und wie! Schandmaul liefern auf „Knüppel aus dem Sack“ ausnahmslos Mittelalter Folk Rock-Hochkaräter.

Ben Metzner - wenn ein Feuerschwanz auf ein Schandmaul trifft, dann kann es ja nur fidel und unterhaltsam werden! Dementsprechend hört sich der gesangliche Beitrag von Songwriter und Multiinstrumentalist Ben, der auch als Musketier-Rocker bei dArtagnan mitwirkt, im Song „Königsgarde“ auch so köstlich an.

Wann genau bist du zum ersten Mal mit der Musik von Schandmaul in Berührung gekommen?

Irgendwann zwischen 2004 und 2005 beim Kumpel im Keller zur Dungeons&Dragons-Runde!

Was hat das damals in dir ausgelöst?

Atmosphäre, Gänsehaut und Eskapismus.

Wieviele Hundertstelsekunden musstest du überlegen, um in „Königsgarde“ als Gastmusikant mitzumischen?

42.

Wie kam diese Kooperation zustande?

Wir haben ein Jahr zuvor mit dArtagnan und Schandmaul für „Tafelrunde“ eine tolle Kooperation aus dem Boden gestampft - dadurch war der Kontakt schon da.

Wie und wie gut lief die Zusammenarbeit mit Schandmaul dafür ab?

Völlig easy und entspannt - Feuerschwanz und Schandmaul teilt sich mit Simon Michael denselben Produzenten, da war der Weg nicht weit.

Wie lange kennt man sich bereits und was gibt es sonst noch dazu zu berichten?

Die erste gemeinsame Tour haben wir 2014 mit Feuerschwanz gespielt! Ich erinnere mich an einen spontanen Gastauftritt, wo Hauptmann FS und ich bei Schandmaul mit einem Aufblas-Schlauchboot die Bühne gestürmt hatten. Wir haben dann einen Song gesungen und das Schlauchboot auf heißen Scheinwerfern zwischengelagert ... schön, dass Schandmaul trotzdem noch bereit zu Kooperationen sind! [lacht]

Wie gefällt dir das neue Schandmaul Album?

Es kommen definitiv die alten Dungeons&Dragons-Vibes wieder auf, bei manchen Songs fühle ich mich wieder wie ein pubertärer Fantasy-Nerd.

Was nichts Schlechtes ist - ganz im Gegenteil!

Was möchtest du noch anfügen, was aktuell von Relevanz ist?

Im Namen der gesamten Spielmannszunft bedanke ich mich bei jedem, der unser aller Musik die Treue hält, auf Konzerte kommt und damit die Szene am Leben hält!


Fiddler’s Green - die beiden Sänger und Gitarristen Ralf ‚Albi‘ Albers und Patrick ‚Pat‘ Prziwara sowie Akkordeonist Stefan Klug von den Erlanger Speedfolkern machen als Gastmusikanten im Track „Glück auf!“ erwartungsgemäß eine ebenso gute wie spritzige Figur. Schließlich kennen und schätzen sich beide Bands gegenseitig schon länger.

Wer hat welchen Beitrag von euch dazu gemacht?

Albi: Ich habe die Bridge gesungen und beim Refrain eine hohe Harmoniestimme beigesteuert.

Stefan: Beim Instrumental-Zwischenteil habe ich Bodhrán (eine irische Rahmentrommel) gespielt und Pat hat eine Strophe beigetragen.

Wie kam diese Kooperation zustande?

Albi: Birgit Muggenthaler-Schmack hat uns während ihrer Arbeit am neuen Album ein Demo von „Glück auf!“ geschickt und uns gefragt, ob wir nicht spontan Lust hätten, an dem Song mitzuwirken. War ja auch nicht das erste Mal, dass wir musikalisch zusammengearbeitet haben.

Wie und wie gut lief die Zusammenarbeit mit Schandmaul dafür ab?

Albi: Ich habe meine Parts Corona-bedingt bei mir im Heimstudio aufgenommen und die Tracks dann zu Schandmauls Produzenten Simon Michael geschickt. Ich hatte dazu ein Layout der Stimmen von Schandmaul bekommen, an dem ich mich orientiert habe - der Refrain war übrigens harmonisch ziemlich ungewöhnlich und ausgefuchst, hat mich schon eine Weile beschäftigt ...

Stefan: Da Simon sein Studio gleich bei uns um die Ecke in der Fränkischen Schweiz hat, sind Pat und ich zusammen hingefahren, um unsere Parts zusammen mit Simon, Saskia und Birgit zu arrangieren und dann auch gleich aufzunehmen. Es war ein großes Wiedersehen nach langer Zeit, denn keiner von uns war ja seit mehr als einem Jahr als Musiker unterwegs gewesen. Schon allein deshalb haben wir uns ganz besonders über diese Gelegenheit gefreut.

Wie lange kennt man sich bereits und was gibt es sonst noch dazu zu berichten?

Stefan: Lange, lange, lange! Unser allererstes Zusammentreffen war beim ersten Feuertanz-Festival überhaupt im Jahr 2001. Dann erinnere ich mich noch gut an den Schandmaul-Auftritt in unserer Heimat Erlangen beim Stadtjubiläum 2003, als wir nach der Show noch bis in die frühen Morgenstunden um die Häuser gezogen sind.

Albi: Und so sind wir uns im Lauf der Jahre regelmäßig auf diversen Festivals begegnet, und im Lauf unserer musikalischen Freundschaft haben wir immer wieder gegenseitig bei musikalischen Projekten mitgewirkt, z.B. Birgit als Gast auf der Bühne bei unserer Jubiläums-DVD 2010, wir als Chor beim Video „Der Teufel hat den Schnaps gemacht“ ein paare Jahre später, dann unser Geiger Tobi als Schwangerschaftsvertretung bei diversen Schandmaul-Konzerten, bis hin zu unserer Teilnahme an der riesigen Jubiläums-Show 2018 in der Kölner Lanxess-Arena, die übrigens der absolute Hammer war. Man sieht schon, über die Jahre erlebt man dann schon so einiges zusammen.

Wie gefällt euch das neue Schandmaul Album?

Stefan: Wir als alte Folkies finden es natürlich gut, dass es wieder ein sehr flottes Album geworden ist, das mich in positiver Weise an die Anfänge der Band erinnert.

Albi: Ganz genau. Es gibt aber auch neue Töne: Beim ersten Hören des Titelsongs habe ich aufgehorcht, weil ich eine so klare Härte im Sound in der Form bislang nicht von der Band gehört habe. Steht ihnen auch sehr gut. Gerne mehr davon!

Was möchtet ihr noch anfügen, was aktuell von Relevanz ist?

Stefan: Es ist ganz wunderbar, nach der langen Durststrecke wieder ausgiebig als Band auf Tour zu sein. Wir treffen neben anderen wunderbaren Bands auch Schandmaul einige Male! Ganz klar, dieser Festivalsommer verspricht für uns Musiker ein ganz besonderer zu werden.


Rotersand - 2002 von Sänger und Frontmann Rascal Nikov und dem textenden Musiker Gunther ‚Gun’ Gerl ins Leben gerufen, erfreuen sich diese Future Pop-Eigenwilligen über anhaltend hohe Alternative Charts-Erfolge.

DJ und Produzent Krischan Jan Erik Wesenberg, der noch im Gründungsjahr auch zu Rotersand stieß, peppte den Titelsong des neuen Schandmaul-Albums für die spezielle Sonic Seducer-Single entsprechend auf - hier(zu) steht Krischan Rede und Antwort.

Wie kam die Kooperation für das spezielle ‚Alternative Rework‘ von Schandmauls neuem Song „Knüppel aus dem Sack“ mit Rotersand zustande?

Na ja, offenbar hat es sich bis zum Sonic Seducer rumgesprochen, dass wir ganz gerne remixen, auch Kapellen, die musikalisch eher in anderen Fahrwassern schippern, als wir es tun.

Was genau habt ihr als Band in den Song zusätzlich eingebracht?

Im Kern alles, was elektronische Klangfarbe ist. Der Originalsong bot in Bass und Gitarren Strukturen und Patterns, also Muster an, die durchaus auch in eher elektronischem Soundgewand funktionierten und sich in eine etwas deutlichere Tanzbodenfreudigkeit umgestalten ließen. Das, was wir von Schandmaul als Ausgangsmaterial bekamen war auch wirklich von handwerklich erlesener Qualität, da machte das Remixen auch Freude und entfaltete sich fast automatisch.

Wie gefällt euch das speziell für die Sonic Seducer-Single bearbeitete Lied?

Da sind wir genau die Falschen für die Frage. Wir haben Tage und Stunden mit dem Remix verbracht, sind dahingehend also komplett ‚betriebsblind‘ und einfach auch zu nah an den Einzelteilen des Songs dran, um den als Gesamtsong rein geschmacklich noch unvoreingenommen beurteilen zu können.

Wie lange hat es gedauert, bis das Ding stand und auch Schandmaul ihr finales OK dazu gaben?

Circa eine ganze Woche.

Ist aufgrund dessen auch einmal ein gemeinsamer Bühnenauftritt zu erwarten?

Wir sind uns auf diversen Festivals bereits über den Weg gelaufen und haben auch mal das ein oder andere Wort bislang gewechselt. Außer bei einem Festival also, wo dies, wenn, dann eher zufällig geschieht, sehen wir im Publikum wenig Überschneidungen - neben dem Punkt, dass Schandmaul einfach die um Längen größere und bekanntere Band sind.

Was verbindet euch beide als Bands am meisten?

Musikalisch verbindet uns erstmal gar nichts, was jedoch fürs Remixen an sich ein hervorragender Ausgangspunkt ist, den wir sehr mögen. Soweit wir Menschliches beurteilen können, wirken die Schandmäuler stets irrsinnig sympathisch, fröhlich und ‚down to earth‘, was von vielen, aber nun beileibe nicht allen Kapellen, die wir so treffen, zu sagen ist. Mit dem Remix haben wir jetzt einen Aufhänger, um bei Gelegenheit mal einen ausgedehnteren Schnack zu halten.


Saltatio Mortis - als langjährige Weggefährten und Genre-Mitstreiter wirkten auch einige der (Mittelalter)Rocker von Saltatio Mortis nur zu gerne als Gastmusikanten für das neue Schandmaul-Werk mit.

So erfuhr die Nummer „Königsgarde“ eine gleichfalls illustre wie stimmige Bereicherung.

Auch Saltatio Mortis-Frontquirl Alea ließ sich von mir nicht zweimal bitten, dazu ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern.

Wann genau bist du zum allerersten Mal mit der Musik von Schandmaul in Berührung gekommen?

Mein erster Kontakt mit der Musik von Schandmaul war zur Zeit ihrer zweiten Platte - „Von Spitzbuben und anderen Halunken“. Ich fand den erzählerischen Style von Thomas in Kombination mit Instrumentalisierung gleich sehr geil.

Was hat das damals alles so in dir ausgelöst und im Weiteren bewirkt?

Für mich hatte Schandmaul immer die Fähigkeit, mich in ferne Welten zu entführen und mich den Alltag vergessen zu lassen.

Da ihr euch als altgediente Bands bereits seit ganzen 20 Jahren kennt und schätzt, war es für euch ohnehin eine tiefe Freude, in „Königsgarde“ als Gastmusikanten und sogar im Video mitzuwirken! Hättest du damals gedacht, dass es jemals so weit kommen wird?

Vor 20 Jahren hätte ich nicht mal davon geträumt, dass Bands wie wir überhaupt mal so groß werden und dieser Musikstil eine so weitreichende Relevanz bekommt. Wir waren nunmal die Jungs und Mädels mit den komischen Instrumenten.

Welche Beiträge habt ihr den Schandmäulern aktuell spendiert?

Zu „Königsgarde“ haben Luzi und Elsi mit den Dudelsäcken für ein fettes Fundament gesorgt und ich durfte singen.

Wie habt ihr den Video-Dreh zu dem Song erlebt - war euch auch so kalt an dem Wochenende im März wie den Schandmäulern selbst?

Es war definitiv saukalt. Ich erinnere mich an Restschnee auf Bäumen und vereiste Wege. Zum Glück hatte eine Kneipe in der Nähe offen. Da gab es sogar Glühwein!

Wie gefällt dir das fertige Musikvideo dazu - und was geht in dir vor, wenn du es ansiehst?

Ich finde das Video hat Style. Die Videosequenzen, die hinter der Live-Performance der Band zu sehen sind und auch das Stock-Footage sind echt geil.

Und wie gefällt dir das neue Schandmaul-Album generell - sicherlich begrüßt du neben der Qualität der Songs an sich auch die partiell vorherrschenden Härtegrade?

Schandmaul sind zurück! Ein druckvoller Sound und starke Melodien, gespielt von Menschen, die mit Herz und Seele dabei sind. Um den Härtegrad von Musik zu erreichen, die ich selbst komplett abfeiere, müsste die Daumenschraube um einige Prozent angezogen werden. Aber dann wäre es nicht mehr Schandmaul.

Was möchtest du noch anfügen, was dir dabei aktuell von Relevanz ist?

Ich wünsche unseren lieben Kollegen von Schandmaul viel Freude und Erfolg mit ihrem neuen Album, wunderschöne Zeiten auf Tour, jeden Abend einen Abriss und alles Glück der Erde!


Simon Michael - als Schlagzeuger von Subway to Sally sorgt er dort für kernige Rhythmen, doch Simon hat sich auch als Komponist und Produzent mit seinem Great Hall Music Studio einen respektierten Namen machen können.

Ob Subway To Sally selbst, Feuerschwanz, Faun, Versengold, Vroudenspil oder Coppelius, sie alle bekamen passende Klanggewänder vom Regler-Maestro geschneidert.

Zusammen mit Schandmal ging der Vielseitige exakt am Beginn der Coronakrise die Produktion für „Knüppel aus dem Sack“ an - das Mastering übernahm Christoph Beyerlein vom Separate Sound Studio. Für mich bilanziert der trommelnde Sympathikus Simon das Geschaffene sehr gerne.

„Ich teilte mir die Arbeit gewissermaßen mit Fabio Trentini, der damals in Italien wegen Covid festsaß. Mit ihm haben Schandmaul all die Demos vorproduziert, derer ich mich im Weiteren dann annahm in Form von Aufnahmen und dem Mix. Prinzipiell war es natürlich schon ein wenig schwierig diesmal, weil die Pandemie uns übel beutelte. Wenn man wie wir Beteiligte in verschiedenen Regionen bzw. Ländern lebt, hat das natürlich Auswirkungen - man konnte da nicht einfach mal von Deutschland nach Italien fahren oder umgekehrt. So zog sich das Ganze doch in die Länge, aber wir haben die zusätzliche Zeit optimal genutzt.“

Die allererste größere Aufnahme-Session musste tatsächlich abgesagt werden, weil diese laut Simon genau im ersten Lockdown stattfinden sollte. „Am Freitag begann der Lockdown und ab Sonntag wollten wir aufnehmen, ich erinnere mich da noch ganz genau. Nachfolgend traten dadurch echt kuriose Situationen auf, beispielsweise eine Online-Aufnahme des Basses. Fabio saß in Italien vor seinem Rechner und war also zwar dabei, aber er bekam lediglich per Zoom-Meeting in Echtzeit den Monitorsound rüber gestreamt bekommen und hat dann über’s Netz mit einer zusätzlichen Bass-Line mitgewirkt. Für uns war das alles komplettes Neuland und echt auch super spannend! Dennoch, für die Zukunft haben wir alle was dabei gelernt.“

Wie Simon sagt, leben Musik und Kunst primär von Interaktion, von daher wurden alle Schwierigkeiten gut gemeistert. „Schandmaul und ich kennen uns schon lange, somit klappten alle Improvisationen zum Glück ganz hervorragend. Seit 15 Jahren sind wir beste Freunde. Das hat wirklich riesig viel geholfen, es gab null Defizite in Sachen Mitarbeit, Verlässlichkeit, Kommunikation etc. Die Band ist sagenhaft zuverlässig und half ambitioniert mit, wo es nur ging. Man muss mit solchen Situationen eben so souverän wie möglich umgehen. Für Schandmaul war es auch völlig neu, nicht als Kollektiv, sondern in kleinen Grüppchen mit mir zu arbeiten, aber es war anders einfach nicht möglich.“

Der enorm knackige Gesamtsound des neuen Albums war von Anfang an genau so geplant, entsinnt sich Simon. „Als wir die ersten Sessions absolvierten, war klar, da mussten wir überhaupt nicht um den heißen Brei reden, sondern wollten uns auf die Dinge fokussieren, welche in der Band vorhanden sind. Wir wollten dahingehend wenig bis kein Programming, keine Backing-Tracks - alles sollte sich auf die Stärken der Musiker konzentrieren. Schandmaul sind eine sehr druckvolle und sehr gut klingende Live-Band - und genau das sollte auch so fürs Album eingefangen werden. Alle Signale von der Band wurden daher sozusagen ganz natürlich ‚empfangen‘ und flossen entsprechend ein. Die gewisse Härte kommt primär daher, dass das neue Songmaterial dies auch so vorgab, da kam nahtlos eins zum anderen. Schandmaul hatten in Sachen Songwriting definitiv einen Gang höher geschaltet. Abgeschlossen waren die Arbeiten im letzten Herbst und ich blicke gerne darauf zurück - es war ungewöhnlich und herausfordernd, aber auch produktiv, erfüllend und lehrreich.“

© Markus Eck, 10.05.2022

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