
| Interview: | PARASITE INC. |
| Titel: | Übergreifend multipel |
Ihr neuer Longplayer mit dem ambivalenten Titel „Dead And Alive“ bringt ein mächtig modernes Melodic Death Metal-Fass zum strömenden Überlaufen.
Und dabei setzen die Baden-Württemberger Könner Parasite Inc. soviel an blitzend funkender Originalität frei, dass es zum tosenden Feuerwerk toller Ideen wird. Der aktuelle Nachfolger zum viel beachteten 2013er Debüt „Time Tears Down“ kesselt mit Hochdruck, verzückt mit Virtuosität und rammt mit martialischem Vorschub.
Wie Shouter, Axeman und Maincomposer Kai Bigler mit heller Freude in der Stimme zu berichten weiß, sind Parasite Inc. nach den ersten zwei gemeinsamen Produktionen mittlerweile ganz gut aufeinander eingespielt.
„Das Allermeiste läuft Band-intern zwischen mir und unserem Drummer Benjamin ‚Benni‘ Stelzer. Wenn ich mich zum Vergleich an die doch recht chaotische Produktion von ‚Time Tears Down‘ zurück erinnere, kann man nun guten Gewissens behaupten, das wir für ‚Dead And Alive‘, trotz des sehr viel höheren Arbeitsaufwandes, viel besser auf die Produktion und den Release vorbereitet waren beziehungsweise sind.“
„Natürlich“, so fügt der Gitarrist zynisch grinsend an, gab es auch wieder Rückschläge.
„Größtenteils durch Faktoren von außen. Aber intern und vor allem auch mit unserem neuen Label Reaper Entertainment hat die Zusammenarbeit bisher sehr gut funktioniert.“
Das Debüt der Aalener erschien vor ganzen fünf Jahren. Was hat die Beteiligten aufgehalten, ein weiteres Album zu schreiben, fragt man sich angesichts der aktuellen, mega-dynamischen und quicklebendigen Parasite Inc.-Lieder.
„Mit der Fertigstellung von ‚Time Tears Down‘ verließen uns nacheinander erst unser damaliger Bassist und dann unser damaliger Gitarrist. Danach machte unser Label dicht und zu allem ‚Überfluss‘ waren wir auf den Erfolg dieses ersten Albums auch so gar nicht vorbereitet. Ich weiß noch, dass die ersten eineinhalb Jahre so ziemlich gar nichts mehr ging bezüglich ‚Songwriting‘. Alles hat sich nur noch um die Organisation und das Drumherum gedreht. Erst so Anfang bis Mitte 2015 haben wir dann peu à peu wieder Zeit dafür gefunden, um uns ernsthaft mit neuem Material zu beschäftigen. Und es hat bis 2017 gedauert, um dann etwas konkreter werden zu können mit den Planungen für die Aufnahmen. Man darf ja auch nicht vergessen, dass wir keine Vollzeit-Profimusiker sind und im Alltag manchmal nur wenig Zeit bleibt.“
Trotz ihres sehr eigenständigen Sounds möchten sich Parasite Inc. in keiner bestimmten, stilistischen Strömung platziert sehen, konstatiert der Griffbrettschrubber auf Anfrage. „Weltweit? Ich denke wir können uns am besten dem ‚Melodic Death Metal‘ zuordnen. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass wir einfach nur versuchen, gute Metal-Songs zu schreiben, die wir selber auch gerne hören würden … oder vielleicht auch bei anderen Bands, die wir gerne hören, heutzutage etwas vermissen.“
Seit der Gründung der Band in 2007 sind die Musiker fokussierter geworden, ist weiter von Kai zu erfahren. „Wir achten beispielsweise seit ‚Time Tears Down‘ auch mehr darauf, wie die Dinge live funktionieren könnten. Außerdem versuchen wir ebenfalls noch mehr darauf zu achten, dass die Instrumente und die Lyrics stimmiger zueinander sind. Im Großen und Ganzen sind wir ein Haufen sehr unterschiedlicher Charaktere, die sich trotzdem irgendwie ganz gut organisiert bekommen.“
Wie schon beim Erstling wurde das Songwriting und Arrangieren der Ideen weitestgehend wieder von ihm selbst übernommen, so der wieselflinke Sixstringer. „Mit ‚Red Wine Collider‘ ist diesmal aber auch ein Song mit an Bord, dessen Riffing und Arrangement zu einem großen Teil aus Bennies Feder stammen.“
Und die neuen Songs sind zudem definitiv facettenreicher als zuvor. „Natürlich haben wir auch neue Sachen ausprobiert und im Zuge dessen immer mal wieder auch kleinere Experimente verbaut. Aber vor extremen Genreausbrüchen oder Klargesang, wie ihn viele andere Bands benutzen, braucht man sich auf ‚Dead And Alive‘ nicht zu fürchten. Wer ‚Time Tears Down‘ mochte, wird mit dem aktuellen Release ebenfalls seine Freude haben.“
Die Wahl der Kompositionen für das neue Album „Dead And Alive“ erfolgte nach bewährter Manier, wie Kai wissen lässt.
„Wir sind definitiv keine Band die erstmal 20 Songs für ein Album produziert, sich dann für zehn entscheidet und den Rest in die Tonne klopft. Entsprechend hatten wir auch keine weiteren Lieder aufgenommen und zur Auswahl gestellt. Dafür haben wir uns aber wieder herrlich lange den Kopf darüber zerbrochen wie wir nun die Songs mit ihren unterschiedlichen Einflüssen in eine sinnvolle Reihenfolge und in ein einheitliches Soundgewand bringen.“
Das Wichtigste überhaupt für ihn und seinen lauten Verbund ist laut Aussage des singenden Klampfers die Authentizität des eigenen Schaffens. „Das, was die Leute hören ist auch zu 100 Prozent von uns selbst geschrieben und umgesetzt. Ganz ohne Ghostwriter oder Produzenten, die im Hintergrund die Stellschrauben drehen oder gleich ganze Alben schreiben. Nicht, dass ich diese Arbeitsweise grundsätzlich verteufele - aber so sind wir eben mit dem Metal aufgewachsen und daran halten wir fest. Das ist uns wichtig.“
Als der Dialog noch zu etwaigen musikalischen Einflüssen übergeht, fängt das Gesicht des Saitendehners richtig an zu leuchten. „Als Kind der 80er und 90er hatte ich schon immer ein Faible für Serien und Musik aus dieser Zeit und habe bereits zu ‚Time Tears Down‘-Zeiten angefangen, mich mit dem 80er-Sound auseinanderzusetzen. Das Ganze hat sich dann nach und nach soweit manifestiert, dass ich einfach nicht mehr umhingekommen bin, diese Elemente teilweise mit in unsere Musik einfließen zu lassen.“
In die Zukunft von Parasite Inc. blickt Kai nach all den gemeisterten Anstrengungen mit optimistisch geprägter Stimmung: „Ich hoffe natürlich, wie die anderen in der Band auch, auf ein erfolgreiches Album und viele Konzerte - auch endlich mal in den Ländern in denen wir unsere Fans seit Jahren ständig vertrösten müssen. Und für den Rest von 2018 erhoffe zumindest ich mir endlich wieder mehr Schlaf. Der ging mit Produktionsstart in den Urlaub und ist seither nicht mehr zurück gekommen.“
© Markus Eck, 04.08.2018
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